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Eisenbahnstreik in Kanada: Gegen abenteuerliche Arbeitsbedingungen – die per Unternehmensdiktat noch verschlechtert werden sollen

Dossier

Eisenbahnstreik Italien 2013„… Mehr als 3.200 Zug- und Güterbahnhofpersonale haben am Dienstag (19.11.2019) ihre Arbeit bei der Canadian National Railway Co. (CN) abgebrochen und den Gütertransport in einem Land gestört, das stark von zwei großen Eisenbahnunternehmen abhängig ist, um Öl, Getreide und Konsumgüter aus seinen Binnenpräparaten für den Export in die USA und die Welt zu transportieren. Aufgerufen zum Streik hatte die Gewerkschaft Teamsters Canada Rail Conference Union (TCRC), die sich seit sieben Monaten mit dem Unternehmen nicht über Fragen wie Arbeitsbedingungen und Medikamente einigen konnte. In der Begründung heisst es: „CN verlangt derzeit von den TCRC-Mitgliedern, dass sie Züge allein von außerhalb der Lokomotive bedienen und sich dabei mit der einen Hand an den fahrenden Zügen festhalten, während sie mit der anderen eine ferngesteuerte Lokomotive betreiben. Von den Eisenbahnern wird erwartet, dass sie dies bei Regen und bei eisigen Temperaturen tun, manchmal über Entfernungen von bis zu etwa 17 Meilen.“ (…) „Wir fordern die kanadische Regierung auf, das Parlament unverzüglich daran zu erinnern, eine Notfall-Gesetzgebung für CN-Bahnbedienstete einzuführen“, sagten Alberta-Energieministerin Sonya Savage und andere Minister in einem Schreiben an Bundesarbeitsministerin Filomena Tassi. „Das Warten auf die geplante Tätigkeitsaufnahme des Parlaments am 5. Dezember hätte verheerende Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft.“...“ – aus der Meldung „Kanada: Streik legt Öl- und Getreidetransporte lahm“ am 22. November 2019 im Lok-Report externer Link über eine Auseinandersetzung, bei der das Unternehmen seinerseits den Beschäftigten lebenslang gültige Medikamenten-Obergrenze diktieren will… Siehe dazu auch einen Beitrag, der die Streikgründe zusammenfasst, eine aktuelle Meldung vom Ende der ersten Streikwoche sowie eine Solidaritätserklärung des alternativen gewerkschaftlichen Netzwerkes (dem auch LabourNet Germany angehört) und nun das Abkommen:

  • Was das Abkommen, mit dem der Eisenbahnstreik in Kanada beendet werden soll, bedeutet – bleibt unklar New
    Nach rund einer Woche war der Eisenbahnstreik in Kanada beendet – mit einem Abkommen, das unter anderem durch die Schlichtungsbemühungen der Regierung zustande gekommen sei, wie verschiedentlich gemeldet wurde. Aber noch nach dem offiziell vereinbarten Abkommen, das von der Gewerkschaftsmitgliedern in einer Urabstimmung entweder angenommen oder abgelehnt werden wird (wobei letzteres, nach Wiederaufnahme der Arbeit vor der Abstimmung, eher unwahrscheinlich ist), waren die Stellungnahmen von Gewerkschaft und Unternehmen konträr. Im Gegensatz zu dem, was das Unternehmen verlautbarte, beharrte die Gewerkschaft der Teamster auf der Positionierung, bei dem Streik sei es vor allem um die Arbeitsbedingungen gegangen, sprich überlange Arbeitszeiten mit kürzester Vorankündigung gegangen. In dem Gespräch „Tentative CN Rail deal ‚will bring back respect for our workers‘, says Teamsters Canada president“ am 26. November 2019 bei der CBC externer Link – das Laura Lynch für den Sender mit François Laporte, dem Vorsitzenden von Teamsters Canada führte, bleibt dieser weitgehend unkonkret über die wirklichen Inhalte des vereinbarten Abkommens, vertritt aber die These, dass die Vereinbarungen sowohl die Arbeitszeit begrenzten, als auch die Möglichkeit der Beschäftigten, sich krank zu melden – die ihnen vom Unternehmen genommen werden sollten – verteidigt worden sei. Siehe dazu auch einen weiteren Beitrag über das innergewerkschaftliche Vorgehen:

  • Eisenbahnstreik in Kanada nach knapp zwei Wochen beendet: Mit einem bisher nicht bekannt gegebenen Abkommen
    Nach 8 Streiktagen haben das Eisenbahnunternehmen Canada National und die Gewerkschaft Teamsters ein Abkommen geschlossen, das jetzt den 3.200 Streikenden zur Urabstimmung gestellt wird – ob die mehr darüber wissen, als die Öffentlichkeit, ist nicht bekannt. In dem Bericht „Canada rail strike ends after eight days with tentative agreement“ von Reuters Canada am 26. November 2019 externer Link (hier im Guardian) wird vor allen Dingen nochmals auf die breite Anti-Streikkampagne verschiedener Unternehmensverbände hingewiesen, die mit serienweisen Meldungen über wegen Transport-Problemen anstehenden Entlassungen in ihren jeweiligen Branchen versuchten, sowohl öffentlich Stimmung zu machen, als auch die Regierung dazu zu bewegen, gegen den Streik vorzugehen, was laut Aussagen der Gewerkschaft nicht geschehen sei.
  • „La grève du CN en cinq questions“ von Jean-François Codère am 20. November 2019 bei La Presse externer Link fasst die wesentlichen Punkte der Auseinandersetzung, die zum Streik geführt hat, zusammen: Dabei wird deutlich, dass die Frage der Lohnerhöhung eher sekundär ist, aber im Zentrum die Arbeitssicherheit und die Arbeitszeiten stehen. Ansonsten kommen darin noch mehrere klagende Stimmen von Unternehmerverbänden zu Wort, die allesamt versuchen, Druck auf die Regierung zu machen, den Streik zu beenden.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=157773
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