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Kahlschlag bei Opel in Polen – PSA-Gruppe narrt Gewerkschaft

Grafik von Joachim Römer zum Artikel "Schlachtfest. Die Übernahme von Opel durch PSA wird zu einer brutalen Rationalisierungswelle in der gesamten Autobranche beitragen" in der Lunapark21, Heft 37Im Opel-Werk in Gliwice müssen 800 von 2000 Mitarbeitern gehen. Über einen Trick sinken künftig die Entgelte. Die Mitbestimmung wird ausgehebelt. (…) Tavares will die französische PSA-Gruppe mit dem italienisch-amerikanischen Fiat-Chrysler-Konzern zum viertgrößten Autobauer der Welt fusionieren und dabei Synergien von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr heben, ohne ein einziges der 120 Werke zu schließen oder eine der 14 Marken zu opfern. Angesichts der hohen Überkapazitäten, die die Konzerne schon heute in ihren Produktionsstätten ausweisen, stellt sich die Frage: Wie soll das funktionieren? Eine trickreiche Antwort darauf liefert Tavares gerade im polnischen Gliwice (Gleiwitz). Dort baut Opel seit mehr als zwei Jahrzehnten den Astra. Doch 2021 endet die Produktion des Kleinwagens in Schlesien, das Nachfolgemodell wird am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim montiert. In Polen sollen stattdessen mit Finanzhilfen der Landesregierung in zwei Jahren bis zu 100.000 Transporter per annum vom Band rollen, wie PSA im Mai bekanntgab. Eigentlich eine gute Nachricht für die Opel-Beschäftigten. Doch die Sache hat einen Haken. Tavares‘ Truppe investiert in Schlesien nämlich nicht in die bestehende Gesellschaft (Opel Manufacturing Poland), sondern baut offenbar über die Firma PSA Manufacturing Poland eine neue Fabrik auf der bestehenden Werksfläche in Gliwice auf. (…) „Mit der Schaffung des Transporter-Werks beabsichtigt PSA, nur einen Bruchteil der ehemaligen Arbeitnehmer des aktuellen Opel-Werks auf Basis von neuen Arbeitsverträgen mit ungünstigeren Bedingungen zu beschäftigten“, heißt es in einer Resolution des Europäischen Betriebsrats von Opel (…) „Keine der aktuellen Tarif- und Betriebsvereinbarungen aus dem Opel-Werk werden im PSA-Werk gültig sein, obwohl es sich an der gleichen Adresse befindet“, wettern die Betriebsräte…“ Artikel von Franz Hubik vom 19.11.2019 beim Handelsblatt online externer Link, siehe dazu:

  • Peugeots Schurkenstück New
    Automobilkonzern PSA plant Kündigung von 40 Prozent seiner Beschäftigten im polnischen Gliwice. Entgelte sollen durch Trick gesenkt werden (…) Die Sprecherin des Opel-Werks in Gliwice dementierte gegenüber der Gazeta Wyborcza (Donnerstagausgabe) den Bericht des Handelsblatts in wesentlichen Teilen. Der Abbau von 800 Jobs sei bereits seit zwei Jahren im Gange und erfolge »sozialverträglich« zu für die Beschäftigten »sehr vorteilhaften Konditionen«. Und die 30 Leute, die auf dem Gelände im Auftrag der neuen Gesellschaft »PSA Manufacturing Poland« den Aufbau des neuen Betriebs koordinieren, hätten Verträge zu denselben Bedingungen wie die bisherigen Opel-Beschäftigten. Ob dies auch für die spätere eigentliche Autoproduktion in Gliwice gelten wird, ließ sie offen. Die Umstrukturierungspläne von Tavares haben zwei Hintergründe: einerseits den schlechten Absatz des Astra, andererseits die Absicht des Managers, den italienisch-amerikanischen Konzern Fiat-Chrysler zu übernehmen. Diese Pläne sind offenbar weit fortgeschritten und von den französischen Gewerkschaften bereits akzeptiert; sie würden den neuen Konzern zum viertgrößten Autoproduzenten weltweit machen. (…) Die Opel-Gewerkschafter, deren Aussagen dem Artikel des Handelsblatts in weiten Teilen zugrunde liegen, warfen der Unternehmensleitung auch vor, den »Dialog« mit der Belegschaft abgebrochen zu haben und den Betriebsrat vor vollendete Tatsachen zu stellen. Keine der geltenden tariflichen Regelungen bei Opel solle im künftigen Nutzfahrzeugwerk mehr gelten, obwohl es sich in der gleichen Adresse befinden würde. Vielmehr habe PSA bereits Limits für die künftigen Entgelte vorgegeben, ohne sie mit den Gewerkschaften auszuhandeln. Ein Konzernsprecher wies diese Kritik zurück: PSA handle stets im Einklang mit geltendem Recht. Die Gewerkschafter bestreiten dies nicht, weisen aber darauf hin, dass Carlos Tavares ein Meister darin sei, Gesetzeslücken zu finden und auszunutzen.“ Artikel von Reinhard Lauterbach in der jungen Welt vom 23.11.2019 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=157635
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