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Den Streik der Lehrerinnen und Lehrer der Niederlande wollte die Regierung um jeden Preis vermeiden. Die Gewerkschaften: Auch

Die große Lehrerdemonstration in Den Haag am 15.3.2019 war ein Höhepunkt der ungewohnten aktuellen streikwelle in den Niederlanden„… Insgesamt 4.100 Schulen bleiben heute geschlossen. In anderen, noch offenen Schulen fällt der Unterricht ganz oder nur zum Teil aus. Der Grund hierfür ist der angekündigte Lehrerstreik, an dem sich heute viele Lehrkräfte auf unterschiedlichste Weise beteiligen. Neben diversen Lehrermärschen in verschiedenen niederländischen Städten, arbeiten andere Lehrer heute für lokale Unternehmen wie Bäckereien oder Blumenläden. Eltern von Schülern übernehmen ihren Unterricht. Die Gewerkschaft Leraren in Actie blockiert derweil in Anlehnung an die Bauernproteste den Eingang des Bildungsministeriums in Den Haag mit lauter kleinen Spielzeugtraktoren. Das Hauptaugenmerk des Lehrerstreiks liegt heute allerdings in Rotterdam. (…) Doch was genau ist eigentlich der Grund für den Streik? Mit dem heutigen Streik wollen die Lehrkräfte des basis- und middelbaar onderwijs ihre Unzufriedenheit bezüglich ihrer Berufssituation verdeutlichen und haben dafür in Vorfeld verschiedene Aktionen in Leeuwarden, Einhoven, Amsterdam, Almere, Zwolle, Arnhem, Goes und Den Haag geplant. Die zwei großen Themen, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftreten, sind zum einen die schlechte Bezahlung ausgebildeter Lehrkräfte und zum anderen der große Lehrermangel. Dieser hat sich inzwischen so stark ausgeprägt, dass sich Schulbehörden bereits an den niederländischen Bildungsminister Arie Slob (ChristenUnie) gewandt haben. In den Briefen an Minister Slob war zu lesen, dass sich Schulen aufgrund des Lehrermangels inzwischen gezwungen sehen, Maßnahmen zu ergreifen, unter denen die Qualität des Unterrichts leide…“ – aus der Meldung „Streikende Lehrer fordern mehr Geld für den Bildungssektor“ am 06. November 2019 im Niederlande Net externer Link der WWU Münster über Entwicklung und Gründe dieses erneuten Schulstreiks in den Niederlanden. Siehe dazu zwei weitere Beiträge über die Haltung der Gewerkschaften zum Streik, dem – negativen – Echo auf ihr Abkommen mit der Regierung und dem Rücktritt einer Gewerkschaftsvorsitzenden:

  • „Niederländische Lehrer treten gegen den Widerstand der Gewerkschaften in eintägigen Streik“ von Harm Zonderland und Parwini Zora am 11. November 2019 bei wsws externer Link hebt unter anderem hervor: „… Am 6. November beteiligten sich in den Niederlanden Tausende von Lehrern an 4.300 Grund- und Sekundarschulen (d. h. an 80 Prozent aller Schulen im Land) an einem eintägigen Streik. Diese Aktion war die jüngste in einer Reihe von Massenprotesten im ganzen Land, die „Herbst der Unzufriedenheit“ genannt werden. Zeitgleich dazu fand im Parlament eine zweitägige Debatte über den Etat des Bildungsministeriums für 2020 statt. Der Lehrerstreik von Mittwoch ist schon der zweite nach dem Ausstand der Lehrer Anfang Februar. Schon seit längerem kämpfen sie für bessere Bezahlung und kürzere Arbeitszeiten. Da 84 Prozent der Grundschulen zu wenig Vertretungslehrer haben und 20 bis 29 Prozent der offenen Stellen im Jahr 2018 unbesetzt geblieben sind, arbeitet die Mehrheit der Grundschullehrer auch im Krankheitsfall weiter. In vier von zehn Schulen gibt es keine Vertretungslehrer, und in jeder fünften Grundschule sowie in jeder vierten Sekundarschule sind Stellen unbesetzt. (…) Vor dem Lehrerstreik in den Niederlanden hatte die größte Gewerkschaft im Bildungswesen, die AOb (Algemene Onderwijsbond) ihre Unterstützung für Arbeitskampfmaßnahmen zurückgezogen, nachdem das Kabinett ihrer Forderung nach einer einmaligen Geldspritze von 460 Millionen Euro nachgekommen war. Die AOb behauptete, dies würde ausreichen, um das Lohngefälle zwischen Grund- und Sekundarschullehrern für zwei Jahre zu schließen und die Arbeitsbelastung zu verringern. Laut einigen Berichten sind von dieser ohnehin kläglichen Summe allerdings nur 363 Millionen Euro tatsächlich neue Mittel. Doch trotz dieses betrügerischen Deals zwischen der Lehrergewerkschaft und der Regierung von Premierminister Mark Rutte traten die Lehrer am 6. November in den Streik. Allerdings geschah dies nun unorganisiert, und sie mussten individuell darüber entscheiden, ob sie sich an dem Ausstand beteiligen. Ursprünglich geplante Massenproteste in wichtigen niederländischen Städten wurden abgesagt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=157117
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