Arbeiter berichten über miese Arbeitsbedingungen und üble Hygienezustände bei Wilke

"Fleischindustrie enteignen - Kapitalismus abschaffen!“Nicht nur die Hygiene-, auch die Arbeitsbedingungen beim nordhessischen Wursthersteller Wilke waren offenbar katastrophal. Ein rumänischer Arbeiter berichtet von überlangen Arbeitszeiten und umverpackter Gammel-Wurst. Florin ist einer von vielen Rumänen und Ungarn, die beim mittlerweile geschlossenen Wurstfabrikanten Wilke externer Link in Twistetal (Waldeck-Frankenberg) gearbeitet haben. Der 24-Jährige war in seiner Heimat angeworben worden und wollte in Deutschland gutes Geld verdienen. Dafür musste er allerdings ranklotzen. „Von Anfang an habe ich fast immer zwölf Stunden gearbeitet, sechs bis sieben Tage am Stück“, berichtet Florin am Dienstag dem hr. So wie ihm sei es vielen der rumänischen und ungarischen Arbeiter bei Wilke ergangen. Eine Lohnabrechnung, die dem hr vorliegt, weist eine monatliche Arbeitszeit eines Arbeiters von mehr als 318 Stunden aus. Erlaubt seien maximal 48 Stunden pro Woche, gerechnet auf sechs Tage, sagte Matthias Schulz, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Das ergibt pro Tag acht zulässige Stunden – bei 26 Arbeitstagen käme man auf 208 Stunden. Selbst wenn man mit fünf vollen Wochen im Monat rechnet, kommt man bloß auf 240 Arbeitsstunden. Widersetzen habe er sich dem gewaltigen Pensum nicht können, sagt Florin: „Es gab Druck, ich konnte gar nicht anders.“ Er und viele andere hätten auch ohne Vertrag bei Wilke gearbeitet. (…) Derzeit warten noch einige der Arbeiter auf ausstehende Lohnzahlungen. Ohne diese können sie nicht in ihre Heimat zurückkehren, wie sie dem hr sagen. Der Betrieb ist seit Anfang Oktober geschlossen. Wie die Behörden dem Wurstskandal bei Wilke auf die Spur kamen, steht hier externer Link.“ Beitrag und Video vom 15.10.2019 bei HR-Hessenschau externer Link . Siehe dazu:

  • Behördenbericht zu Wurstfirma Wilke: „Großflächig kontaminiert“ New
    “… Im Skandal um listerienverseuchte Fleischwaren der Firma Wilke wirft die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch den Behörden unzureichendes und zu spätes Eingreifen vor. Die erneuten Anschuldigungen stützt Foodwatch auf einen Bericht der Taskforce Lebensmittelsicherheit, die beim Regierungspräsidium Darmstadt angesiedelt ist. Der gut 30-seitige Bericht bezieht sich auf eine Betriebskontrolle am 2. Oktober bei Wilke in Twistetal-Berndorf, einen Tag nach der vom Kreis Waldeck-Frankenberg angeordneten Schließung des inzwischen insolventen Betriebs. (…) Der Taskforce zufolge wurden bei Wilke seit Jahren immer wieder Hygienemängel festgestellt. So war bereits im September 2013 Salami-Aufschnitt in sechs Bundesländern zurückgerufen worden, weil in einer Probe Salmonellen gefunden wurden. Zwischen Mai 2018 und Mai 2019 führte Wilke eigene Kontrollen seiner Produkte durch, darunter Bacon, Teewurst und Bauchspeck. In allen sieben Stichproben fand Wilke der Taskforce zufolge Listerien, jedoch unter dem erlaubten Grenzwert. Der Fleischereibetrieb habe das Veterinäramt aber erst im September dieses Jahres darüber informiert. (…) Mehrmals wurde der Betrieb in den vergangenen Jahren laut Bericht grundgereinigt, langfristig hatte die Firma aber offenbar große Probleme, für eine hygienische Produktion zu sorgen. Am 2. Oktober fanden die Kontrolleure laut Taskforce „ideale Bedingungen für eine persistierende Ansiedlung, Vermehrung und Verbreitung von Listerien“ vor. Dabei gebe es keine punktuelle Quelle der Keime, vielmehr müsse „der gesamte Produktionsbereich als großflächig kontaminiert angesehen werden“…“ Artikel von Katharina Koerth vom 28.10.2019 beim Spiegel online externer Link
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