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Der Widerstand gegen eine neue Goldmine in der Türkei: Bis jetzt sind sie noch keine Terroristen…

gold_kirgisistan„… Das sonntägliche Konzert im Wald des Ida-Gebirges ist der vorläufige Höhepunkt einer Protestkampagne gegen die Zerstörung der Natur durch eine Goldmine. Vor Wochen ist hier in den Bergen ein sogenanntes Widerstands­camp entstanden. Es wird täglich größer. Alle großen türkischen Umweltverbände sind vertreten, aber auch viele kleine Initiativen, die in der Umgebung von Canakkale ökologischen Landbau betreiben, wollen mithelfen, ein „Massaker an der Natur“, wie es heißt, zu verhindern. Die Ouvertüre zu diesem Massaker hat allerdings bereits stattgefunden. Zunächst unbemerkt von der Öffentlichkeit, begann die kanadische Bergbaufirma Alamos Gold schon im Juni damit, eine riesige Fläche mitten in den bis dahin weitgehend unberührten Bergen kahlschlagen zu lassen. Erst auf Satellitenbildern, die die Umweltorganisation Tema erstellen ließ, war zu erkennen, dass das Goldabbauunternehmen rund 200.000 Bäume gefällt hat, mindestens viermal so viel wie nach dem Genehmigungsbescheid zulässig. Diese Bilder von dieser Wüste mitten in einer der größten zusammenhängenden Waldregionen der Türkei haben die Menschen mobilisiert…“ – aus dem Bericht „Nicht alles Gold glänzt“ von Jürgen Gottschlich am 21. August 2019 in der taz online externer Link über eine weitere der Protest- und Widerstandsaktionen gegen das Projekt der kanadischen Bergbaufirma Alamos Gold. Zu den Protesten gegen die Goldmine drei weitere Beiträge aus dem August 2019:

  • „“Kommt nicht her, wenn ihr Gold liebt““ von Christiane Schlötzer am 09. August 2019 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link zu Parallelen und Vorgeschichte: „… In der Türkei heißt der Bergzug Kaz Dağlari, er wird nun sogar in Istanbul verteidigt. Am Donnerstag tauchten an der Galata-Brücke Plakate auf, die zum „Widerstand“ gegen Naturzerstörung in der 400 Kilometer entfernten Bergregion aufriefen. Sie erinnerten auch an ein Staudammprojekt im Südosten, für das die antike Stadt Hasankeyf geopfert wurde. Istanbuls Bürgermeister Ekrem İmamoğlu, seit seiner Wahl im Juni die Hoffnung der Opposition, hat auch schon dem kanadischen Botschafter Chris Cooter seine Bedenken gegen die „Naturzerstörung“ vorgetragen. (…) Ob der Kanadier damit die Stimmung in der Türkei trifft? In den sozialen Medien werden Bilder anderer Kahlschläge geteilt: für den Istanbuler Flughafen, das Atomkraftwerk bei Sinop am Schwarzen Meer, Villenviertel im Badeort Bodrum…“
  • „Droht Erdogan ein zweites Gezi?“ von Maximilian Popp und Anna-Sophie Schneider am 19. August 2019 beim Spiegel online externer Link zur Entwicklung der Proteste: „… Ende Juni errichteten einige Hundert Demonstranten ein Camp in dem Gebirge. Vergangene Woche schlossen sich dann mehr als zehntausend Menschen dem Protest an. Seither weckt der Aufstand Erinnerung an die Gezi-Revolte 2013, einen Schlüsselmoment der Ära Erdogan. (…) Die Regierung Erdogan setzt ihren Raubbau an der Natur fort. Wälder, Weiden und Reservate müssen überall im Land Flughäfen, Straßen und Hochhaussiedlungen weichen. Bereits der Bau des Istanbuler Flughafens sorgte in den vergangenen Jahren für Empörung. Nun hat die teilweise Zerstörung des Ida-Gebirges die Umweltbewegung neu belebt…“
  • „Ida-Berge: „Wir wollen nicht vergiftet werden!““ am 16. August 2019 bei der ANF externer Link zum Protest gegen dieses Projekt aus der Sicht der lokalen Bevölkerung: „… Seit mehr als zwei Wochen gibt es in den Ida-Bergen Protestcamps. Menschen reisen aus der ganzen Türkei und Nordkurdistan in die Region, um den Widerstand gegen die Errichtung einer Goldmine zu unterstützen. Der kanadische Konzern Alamos Gold Inc. hat die Rechte für die Errichtung von Minen in der Region von der türkischen Regierung erworben. Vor zwei Wochen wurde die bereits angerichtete Zerstörung durch Luftaufnahmen einer Drohne deutlich. Seitdem finden immer massivere Proteste und Demonstrationen mit mehr zehntausend Teilnehmer*innen statt. Jeden Tag kommt die Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern in die Protestcamps und unterstützt die Mahnwache. Bahriye Duman und Fevzi Duman kommen jeden Tag zu der Mahnwache. Sie haben vierzig Jahre ihres Lebens in den Bergdörfern der Region verbracht.  Das Paar lebt von der Landwirtschaft. Als sie erfuhren, dass das Gold mit Hilfe von Zyanid abgebaut wird, schlossen sie sich sofort der Mahnwache an. Sie sagen: „Wir wollen unser gutes Klima, unser Wasser und unsere Luft behalten.“ Das Zyanid wird die gesamte Bevölkerung beeinträchtigen, sagt Duman und fährt fort: „Unser Wasser wird mit der Zeit giftig werden. Unser Brauchwasser kommt aus dem Atik-Hisar-Staudamm. Mit der Zeit wird sich das Wasser mit dem Zyanid mischen und Gift wird aus unserem Wasserhahn kommen. Wir sind dagegen. Unser Trinkwasser kommt von den Balaban-Quellen. Ich bin vor allem auch gekommen, um zu sagen, dass das Abholzen der Pinien aufhören muss.Die Ida-Berge produzieren so viel Sauerstoff für die Welt, das wird durch die Zerstörung aufhören und unser Wasser wird vergiftet.“…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153734
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