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Die Krise der US-AutoarbeiterInnen-Gewerkschaft UAW kommt (nicht nur) von der Korruption

We are all equals - UAW-Protest am 14. Dezember 2015 (USA)Am Mittwochmorgen führten Agenten des FBI Razzien in vier amerikanischen Staaten durch, darunter auch im Wohnsitz des derzeitigen Präsidenten der Gewerkschaft United Auto Workers, Gary Jones, in einem Vorort von Detroit. Zuvor war die Führungsspitze der UAW zum Gegenstand einer staatlichen Untersuchung zu illegaler Bestechung und Schmiergeldzahlungen an Gewerkschaftsfunktionäre geworden. Das Ende der Laufzeit des aktuellen Tarifvertrags für 155.000 Beschäftigte von General Motors, Ford und Fiat Chrysler am 14. September rückt immer näher. Unter den Arbeitern herrscht eine tiefe Feindseligkeit, die sich gleichermaßen gegen die Autokonzerne und gegen die korrupten UAW richtet. Agenten des FBI und der Bundessteuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) durchkämmten, bewaffnet mit Durchsuchungsbeschlüssen, die Garage des UAW-Präsidenten in Canton, Michigan, beschlagnahmten Akten und zählten „haufenweise Geld“, so die Aussage eines Nachbarn von Jones. Die Agenten durchsuchten auch die Büros der UAW in Hazelwood, Missouri. Jones leitete dieses Regionalbüro, bis er letztes Jahr zum UAW-Chef ernannt wurde. Nach allem, was bisher bekannt wurde, handelt es sich hier nicht einfach um einen der gewöhnlichen Korruptionsfälle, die bei den Gewerkschaften stets anzutreffen waren. Vielmehr zeigt sich, dass die UAW ein kriminelles Syndikat ist, das von Gangstern geführt wird. Die UAW wurde als eine Organisation des Trickbetrugs entlarvt, die den Arbeitern über Jahre hinweg Milliarden zum Nutzen der Gewerkschaftsführer aus der Tasche gezogen hat…“ – aus dem Beitrag „FBI-Razzia bei Präsident der United Auto Workers entlarvt Gewerkschaft als kriminelles Syndikat“ von Jerry White am 30. August 2019 bei wsws externer Link, der schlussfolgert, die UAW sei nicht reformierbar. Siehe zu diesem in dieser Art einmaligen Vorgang zwei weitere Beiträge, die auch deutlich machen, wie weit verbreitet die Kritik an der UAW ist – und dass deren Vorgehensweise bei sozialen Vereinbarungen mit den Unternehmen keineswegs alleine steht in der Gewerkschaftslandschaft der USA:

  • „A tale of corruption by the United Auto Workers and the Big Three American automakers“ von Thomas Adams am 19. August 2019 bei der Monthly Review externer Link ist ein Beitrag (vor den Razzien), der die gesamte Geschichte der Beziehungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmen aus der Sicht eines langjährigen Aktivisten nachzeichnet. Diese „Nachzeichnung“ ist ausgesprochen ausführlich und konkret – mündet aber in der Bewertung, dass diese systematische Korruption Ergebnis der zahlreichen „Sozialprogramme“ ist, die von Unternehmen und Gewerkschaft vereinbart worden waren und die allesamt ohne jegliche Kontrolle durchgeführt wurden – und schon gar nicht in irgendeiner Weise von der Mitgliedschaft kontrolliert, die auf diese Weise doppelt betrogen worden sei. Der Autor verweist dabei auch darauf, dass ein solches System der Vereinbarungen keineswegs eine Spezialität der UAW sei, sondern es eine ganze Reihe von Gewerkschaften in den USA gebe, die vergleichbare Vorgehensweisen hätten – auch was die mangelnde Kontrolle betrifft.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153730
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