Ist die deutsche Autoindustrie noch zu retten? Vom bevorstehenden und selbstverschuldeten Niedergang einer deutschen Schlüsselindustrie

"There are no Jobs on a dead Planet!"„… Noch heute wagt es niemand, mit den Vorständen von VW, BMW und Daimler Tacheles zu reden und ein fixes Ende für den Verbrennungsmotor festzulegen. (…) Letzteres würde Planungssicherheit für die Unternehmen und einen heimischen Markt bedeuten, auf dem Neuentwicklungen abgesetzt werden könnten. Doch die bisherigen Konzepte von VW & Co. sehen eher danach aus, dass man Elektroautos exportieren und zuhause möglichst lange die alten Stinker verkaufen will. Und eine grundsätzliche Wende ist ohnehin nicht in Sicht. (…) Aber vielleicht muss erst die große Krise kommen, bevor umgesteuert werden kann. In Indien sind seit April bereits 350.000 Autoarbeiter auf die Straße geworfen worden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Besonders betroffen sind die Zulieferer, darunter auch die deutschen Unternehmen Bosch und ZF mit ihren indischen Niederlassungen. Ursache ist ein Absatzrückgang bei Pkws und Motorrädern auf dem Subkontinent. Auch auf dem inzwischen weltweit größten Markt für Autos, dem chinesischen, zeigt sich inzwischen eine Sättigung. Mit 23,271 Millionen wurden 2018 etwas weniger Pkw als im Vorjahr verkauft. Das war übrigens der erste – leichte – Rückgang seit 1990. Doch wie bekommt man die deutsche Autoindustrie dazu, sich vom Verbrennungsmotor zu verabschieden und die Produktion auf den öffentlichen Verkehr auszurichten? Ob sich wohl deutsche Gewerkschafter, wenn die Krise erst richtig zuschlägt, ein Beispiel an ihren nordirischen Kollegen nehmen? Im dortigen Belfast haben Arbeiter einer einst riesigen Traditionswerft ihren Betrieb besetzt. Die Konkursverwalter sind ausgesperrt und der Abtransport von Maschinen und Material wird verhindert. Ihre Forderung an die Regierung in London: Verstaatlicht unser Unternehmen und stellt es auf erneuerbare Energie um. Wie laut die Krise bereits an die Türe der deutschen Automobilbranche klopft, zeigen auch die Vorbereitung zur Internationale Automobilausstellung vom 10. bis zu 15. September in Frankfurt – Klimaschützer wollen sie mit Protestaktionen und Blockaden begleiten, aber das ist eine andere Geschichte.(…) Neben dem Klimawandel ist auch die Endlichkeit des Erdöls ein wichtiger Grund, weshalb der Verbrennungsmotor schon bald ein Fall für das Museum sein wird. Die Liste der Länder, die ihr Fördermaximum schon hinter sich und mit abnehmender Produktion zu kämpfen haben, wird immer länger. (…) Man darf gespannt sein, wie diese Geschichte weiter geht. Am Ende könnte die Pleitewelle Folge und zugleich verstärkende Ursache einer kommenden Weltwirtschaftskrise sein, wenn die Zusammenbrüche auch den Kreditgebern auf die Füße fallen.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 21. August 2019 bei Telepolis in der Reihe Die Energie- und Klimawochenschau externer Link

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