Musicals in Deutschland: Kultur am Fließband

Les intermittents ont fait exploser le – standard du – Medef„König der Löwen, Aladdin, Mamma Mia – Musicals sind beliebt in Deutschland. Hinter den Shows stehen zumeist große Konzerne und Investoren, die möchten vor allem eins: Möglich viel Geld verdienen. Das bekommen vor allem die Servicemitarbeiter zu spüren – aber auch der Druck auf die Darsteller wächst. (…) „Ich bin schon von Anfang, vom allerersten Tag mit an Bord. 2001 war die Premiere.“ – Joachim Benoit spielt Zazu, den Vogel im „König der Löwen“. Mindestens fünftausend Mal hat er ihn schon verkörpert: „Das fordert mich. Das ist sehr, sehr anstrengend. Das ist ein Handwerk, was man lernen muss. Ich wage was, ich riskiere was. Und die Zuschauer wollen dieses Wagnis auch sehen.“ Die Darsteller, berichtet Benoit, bekämen zumeist Verträge für 12 bis 14 Monate. Heißt es danach: Wenn Du nicht das Allerbeste lieferst, bist du weg? „Man formuliert es etwas schöner. Aber das trifft die Sache auf den Punkt.“ (…) Viele Jobs jenseits der Bühne hat Stage schon vor mehr als zehn Jahren an einen Dienstleister abgegeben. Offenbar um Kosten zu drücken und möglichst wenigen Angestellten ein festes Gehalt zahlen zu müssen. (…) Das Heer der Hilfskräfte in den deutschen Spielstätten von Stage wurde bislang von der Firma Onstage and Sports Service GmbH organsiert. Die Leistung der Mitarbeiter werde permanent überprüft, berichtet Laura Stonies, Betriebsrätin bei „Onstage“ und Teamleiterin im Stage-Theater „Neue Flora“ in Hamburg: „Also Pro Kopf Umsätze werden sich täglich angeschaut, verglichen auch mit anderen Theatern. Und da werden natürlich dann auch Maßnahmen ergriffen, um die Umsätze zu steigern. Dazu kommen natürlich ‚Testgast‘-Berichte, die uns immer wieder vorgelegt werden, den Service betreffend.“ (…)„Wir erleben Ausgliederung, Outsourcing seit ungefähr 15, 20 Jahren. Im Übrigen, muss man einräumen, nicht nur bei den Musicals. Das ist ja ein Phänomen, das wir leider auch in vielen anderen Branchen kennen. Uns gefällt das als Gewerkschaft überhaupt nicht.“ Die Verdi-Fachfrau ist ein Fan des bunten Cocktails Musical. Die Spielräume aber, sagt sie, seien dort oft enger als an jenen Theatern, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten. Ihr Trost: Viele Künstler sind gewerkschaftlich organisiert: „Wir haben, als in Deutschland die Musicalbranche überhaupt im Entstehen war, das liegt nun gut 20 Jahre zurück, eine sehr tolle Gruppe von Leuten gehabt, die mit uns gemeinsam Tarifverträge für diese Musicals, insbesondere für den größten europäischen Musicalkonzern Stage Entertainment, aufgebaut haben, durchgesetzt haben, auch mit Streiks damals durchgesetzt haben.“…“ Beitrag von Tom Schimmeck vom 18. August 2019 beim Deutschlandfunk externer Link Audio Datei (Audiolänge: ca. 19 Min., aufrufbar bis zum 19. Januar 2038)

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