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„Wir sind Menschen und keine Maschinen“. Arbeitskampf der Angestellten der UMG Klinikservice GmbH in Göttingen und die Solidarität der Medizinstudierenden

Aufstand der TöchterZwei Jahre lang kämpften die Angestellten der UMG Klinikservice GmbH für gerechtere Löhne. Wir schauen zurück auf diesen Arbeitskampf, auf Schwierigkeiten sowie Errungenschaften und wagen einen Blick in die Zukunft. Dafür haben wir mit Gewerkschaftssekretär Patrick von Brandt, mit Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen gesprochen…“ Video vom 07. August 2019 von VAGABUNT bei youtube externer Link , siehe auch Hintergründe:

  • Arbeitskampf bei der UMG-KSG wurde am 8. März 2023 fortgesetzt New
    Der Arbeitskampf bei der Universitätsmedizin Göttingen-Klinikservicegesellschaft (UMG-KSG) wurde am 8. März 2023 fortgesetzt und in die “Aktive Mittagspause für Arbeitnehmende” integriert, mit der der DGB-Kreisverband Göttingen und verdi den Internationalen Frauentag zum Thema machten. Zum Streik waren an diesem Tage nicht nur die Beschäftigten der ausgegründeten UMG-KSG aufgerufen, sondern auch die “Gestellten”, also die Beschäfigten in der UMG-KSG, die noch über alte Arbeitsverträge mit der UMG verfügen…“ Bericht und Fotos von Klaus-Peter Wittemann am 9. März 2023 bei R-mediabase externer Link
  • Fotoreportage vom Streik der Service- und Reinigungskräfte bei der UMG KSG vom 25. bis 27. Januar 2023 
    „… Die Tarifauseinandersetzung bei der “Universitätsmedizin Göttingen Klinik Service GmbH” (UMG KSG) ist von der Größenordnung her im Vergleich zu denen für die Beschäftigten bei der Post oder bei Bund und Gemeinden eine Nebensache. Wichtig ist sie über den Ortsrahmen hinaus deshalb, weil es hier um eine “Ausgründung” geht, die dem funktionalen Unternehmer UMG die “Tarifflucht” aus dem Tarifvertrag der Länder (TV L) ermöglichte. Verschiedene Bereiche wurden aus der UMG ausgegliedert, obwohl ohne sie kein Klinikbetrieb möglich ist. Es ging der UMG ausschließlich darum, (bisher) vertretungsschwache Beschäftigtengruppen im Lohn zu drücken, und die UMG hatte damit Erfolg, denn für alle Neueingstellten nach der Ausgründung gilt der TV L ja nicht mehr. 2018 gelang es den verdi-Beschäftigten bei der UMG KSG, einen ersten Tarifvertrag abzuschließen. Jetzt geht es darum, sich gegen die durch die Preissteigerungen ausgelösten Reallohneinbußen zu verhindern und einen Schritt zur Rückkehr in der TV L zu machen. Eine solche Situation ist in der Bundesrepublik nicht selten und trifft gerade die Beschäftigten, die für niedrige Einkommen arbeiten.“ Dazu ver.di-Pressemitteilung vom 13. Januar 2023, in der es u.a. heißt: „… Die Gewerkschaft ver.di kündigt für den 23.-27.01.23 einen fünftägigen Streik der Service- und Reinigungskräfte der Uniklinik und Universität an. Im Dezember hatten sich gut zweihundert Beschäftigte der Kliniktochter-GmbH an einem zweitägigen Ausstand beteiligt und mit großer Mehrheit den kommenden Streik beschlossen, sollte die UMG Klinikservice GmbH ihr Angebot nicht deutlich nachbessern. Die Beschäftigten erwarten die Angleichung ihrer Arbeitsbedingungen an die regulären, für nahezu alle UMG-/Uni-Beschäftigten geltenden Konditionen des Tarifvertrags des Länder (TV-L). Sie fordern als Zwischenschritt aber mindestens eine 20%ige Lohnerhöhungen sowie Verbesserungen bei anderen Tarifbestandteilen. Die UMG-Tochter bietet bislang +4% für 2023 und +3,85% für 2024 sowie geringe Einmalzahlungen (je 500 Euro für 2022, 2023 und 2024). Der letzte Tarifvertrag ist schon Ende Januar 2022 ausgelaufen. „Bei der hohen Inflation läuft dies auf massiven Kaufkraftverlust der Beschäftigten hinaus. Das ist angesichts der harten Arbeit unangemessen und respektlos. Kein*e Niedrigverdiener*in kann sich das leisten” erklärt Stephanie Mitbauer, Reinigungskraft auf einer Intensivstation und in der ver.di-Verhandlungsdelegation. Die Gewerkschaft hatte der UMG schon vor Weihnachten die Streikwoche angekündigt. So will sie der UMG ermöglichen, entweder das Angebot deutlich nachzubessern oder sich frühzeitig auf den Streik einzustellen. D.h. vor allem die Planungen der Operationen, wie auch die Belegung auf den Stationen an den angekündigten Streik anzupassen. (…) Der Streik sei kurzfristig sicherlich eine Belastung für alle Beteiligten. Aber langfristig helfe er, ein weit größeres Problem zu lösen. Denn jedes Jahr infizieren sich nach Angaben des RKI 400.000 – 600.000 Menschen im Krankenhaus, 10.000 – 20.000 sterben deshalb pro Jahr (zum Vergleich: 2.790 Verkehrstote in 2022). Die Beschäftigten in der Reinigung und Versorgung, im Transportdienst, in der Wäscherei seien daher von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung. “Sie in eine Tochtergesellschaft auszugrenzen und mit Niedriglöhnen abspeisen zu wollen, führt dazu, dass allein bei der UMG Klinikservice 40 Stellen unbesetzt sind und ständig eine hohe Fluktuation herrscht” kritisiert Daniel Wölfer, Vorsitzender des Betriebsrats. Am Montag findet eine weitere Verhandlungsrunde statt. Jens-Andreas Schmidt, beschäftigt im zentralen OP und Mitglied der ver.di-Verhandlungsdelegation betont die Verhandlungsbereitschaft der Gewerkschaft: “Selbstverständlich hoffen wir auf ein deutlich nachgebessertes Angebot. Ein gutes Angebot kann den Streik auch abwenden. Mittlerweile haben Politiker der Linken und sozialdemokratische und grüne Landtagsabgeordnete aus der Region den Beschäftigten ihre Solidarität erklärt. Wir hoffen daher, dass der UMG nun endlich der eigenen Tochterfirma den notwendigen Spielraum einräumt, um ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Tut sie das nicht, trägt sie allein die Verantwortung für die Eskalation des Tarifkonfliktes. Die Kolleg*innen sind jedenfalls entschlossen, ihren ohnehin bescheidenen Lebensstandard zu verteidigen.”…“ Veröffentlichung und Kommentierung durch Klaus-Peter Wittemann am 29. Januar 2023 bei R-mediabase.eu externer Link mit zahlreichen Fotos
  • HINTERGRÜNDE
    Seitdem in deutschen Krankenhäusern Fallpauschalen eingeführt wurden, die eine zeitraum- oder leistungsbezogene Vergütung durch diagnosebezogene Fallgruppen mit pauschaler Vergütung ersetzten, stehen die Krankenhäuser unter erhöhtem Druck, Kosten einzusparen.
    Das führte in Göttingen zur Auslagerung angeblich patient*innenferner Bereiche in die UMG Klinikservice GmbH, eine eigens gegründete Tochterfirma der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der Universität Göttingen. Hier arbeiten rund 700 Angestellte in Wäscherei, Krankentransport sowie der Reinigung der Räumlichkeiten des Klinikums und der Universität. Dass diese Beschäftigten bis in diesem Jahr nur rund die Hälfte der tariflich bestimmten Gehälter der UMG-Altbeschäftigten verdienten, wollten sie sich nicht länger gefallen lassen. Rund ein Drittel von ihnen erkämpfte, unterstützt durch studentische Initiativen und begleitet durch Gewerkschaftssekretär Patrick von Brandt, einen hauseigenen Tarifvertrag. Nach mehreren Streiks und anderen Aktionen, zuletzt einem Spontanbesuch beim Universitätspräsidium, kam es im Dezember 2018 schließlich zur Einigung.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=152782
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