[BA-Statistik] Aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeit: Zuletzt deutliche Rückgänge – konjunkturell bedingt?

Ich bin ein Leiharbeiter„Das Wichtigste in Kürze: Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und kann daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt sein. Die Anzahl der Leiharbeitnehmer ist im langfristigen Vergleich in der Tendenz mit hoher Dynamik gewachsen. Zuletzt gab es jedoch deutliche Rückgänge. (…) Die im zweiten Halbjahr 2018 einsetzende Abschwächung der konjunkturellen Dynamik könnte diesen Abbau verstärkt und abgelöst haben. Im Jahresdurchschnitt 2018 waren eine Million Leiharbeitnehmer in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigung liegt bei knapp drei Prozent. Leiharbeitnehmer arbeiten häufiger in Tätigkeiten, die mit einem niedrigen Anforderungsniveau verbunden sind: Mehr als jeder Zweite übt eine Helfertätigkeit aus (alle Beschäftigte: jeder Fünfte). Die Mehrzahl der Zeitarbeitnehmer ist männlich und jünger. Personen ohne Berufsabschluss sind anteilig deutlich häufiger vertreten als bei den Beschäftigten insgesamt. Auch der Ausländeranteil ist in der Zeitarbeit höher. (…) Die hohe Dynamik der gesamten Zeitarbeitsbranche spiegelt sich auch in einem überdurchschnittlich hohen Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden. Zuletzt hat das Entlassrisiko – anders als über alle Branchen – zugenommen. 15 Prozent der Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt und 17 Prozent der Beschäftigungsaufnahmen aus Arbeitslosigkeit erfolgen aus bzw. in die Zeitarbeitsbranche. Drei Viertel der Arbeitslosen, die aus Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, sind sowohl nach sechs als auch nach zwölf Monaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt, teilweise auch in anderen Branchen. Mehr als die Hälfte davon waren an allen drei Stichtagen in der Zeitarbeit zu finden, mehrheitlich sogar durchgängig. Die Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen deutlich unter den im Durchschnitt über alle Branchen erzielten Entgelten…“ Aus Berichte der Bundesagentur der Arbeit (Statistik) Blickpunkt Arbeitsmarkt vom Juli 2019 externer Link . Siehe auch eine Bewertung:

  • Trendwende am Arbeitsmarkt? Weniger Beschäftigte in der Leiharbeit
    Die Zahl der Beschäftigten in Leiharbeit hat im Jahr 2018 abgenommen. Mit insgesamt rund einer Million Beschäftigten waren jedoch immer noch 2,6 Prozent der abhängig Beschäftigten als Leiharbeiter tätig. (…) Der Rückgang der Beschäftigungsverhältnisse in der Leiharbeit zeigte sich dabei gleichermaßen bei der geringfügigen Beschäftigung (Minijobs) und bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Voll- und Teilzeit. Noch bleibt abzuwarten, ob es sich hierbei um eine Trendwende am Arbeitsmarkt handelt. Auch die Gründe für den Rückgang sind noch unklar: Einerseits könnte es sich um Auswirkungen der Reform der Leiharbeit im Jahr 2017 handeln, die diese Beschäftigungsform eindämmen sollte. Andererseits gilt die Leiharbeit auch als ein Indikator für die Arbeitskräftenachfrage, da Unternehmen mithilfe von Leiharbeit flexibel auf Auftragsspitzen und Leerzeiten reagieren können. (…) Die BA weist in ihrem Bericht „Aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeit“ aus diesem Monat darauf hin, dass Beschäftigungsaufnahmen in der Leiharbeit weniger nachhaltig sind als im Durchschnitt aller Branchen. Für viele Beschäftigte ist die Arbeit bei einem Leiharbeitsunternehmen trotzdem langfristiger Berufsalltag. So zeigt die BA-Statistik, dass ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer nach dem Ende einer Beschäftigung in Leiharbeit erneut eine Anstellung als Leiharbeitnehmer aufnimmt. Nach 30 Tagen sind 17,5 Prozent der vormaligen Leiharbeitnehmer erneut in Leiharbeit tätig und nach 90 Tagen sogar rund jeder Fünfte.“ Beitrag von Lena Becher vom 23. Juli 2019 bei O-Ton Arbeitsmarkt externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=151981
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