„Das System funktioniert nicht mehr“ – Bei Rossmann, Rewe und Penny schuften Aushilfen – doch die schmeißen jetzt hin

Niedriglohn: Habe Arbeit, brauche Geld„Bei Rossmann, Rewe und Penny räumen Mitarbeiter eines Subunternehmens die Regale ein – unter fragwürdigen Bedingungen. (…) Mit den Tuben und Töpfchen des Drogeriegeschäfts machte er ein Milliardenvermögen, aber Anfang dieses Jahres brachte es Dirk Roßmann auch noch zum Erfolgsautor. Seine Autobiografie landete auf Platz eins der Bestsellerliste – und schilderte den Drogeriekönig in seiner Lieblingsrolle: als vorbildlich sozialen Arbeitgeber. Sein „unternehmerisches Ziel“ sei es, „dass die Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen“, schrieb Roßmann. „Achtsamkeit und Respekt“ bei der Arbeit seien wichtig, „Transparenz und Offenheit“ ebenfalls. Das klingt gut, aber es ist nur die halbe Wahrheit über den Unternehmer aus Burgwedel bei Hannover. (…) In vielen Rossmann-Läden wie auch in manchen Supermärkten von Rewe und Penny schuften Mitarbeiter eines Subunternehmens als Einräumer für die Regale. Der Arbeitgeber der Einräumer heißt Promota.de, Roßmann und seinen Söhnen gehört fast die Hälfte der Firmenanteile. An die 10.000 Menschen beschäftigt die Potsdamer Unternehmensgruppe. Mitarbeiter klagten dort über extremen Druck und schlechte Bezahlung. Der stern sprach nun mit weiteren ehemaligen Mitarbeitern und sichtete neue Unterlagen, die Einblicke in die Arbeit der Rossmann-Beteiligungsfirma in Supermärkten von Rewe und Penny in Berlin und Brandenburg gewähren. Die Recherchen zeigen: Vielfach bestimmen Druck und Härte den Arbeitsalltag der Mitarbeiter. Führungskräfte werden danach prämiert, ob ihre Untergebenen beim Einräumen die Zeitvorgaben erfüllen und den festgelegten „Zielerlös“ schaffen. (…) „Das war ein Drill wie in der Armee“, sagt der ehemalige Mitarbeiter Peter Müller*. Als Teamkoordinator habe er fast „nie Feierabend“ gehabt. (…)Zu den Notwendigkeiten gehören auch die Überwachung der Leistung sowie Konsequenzen, sollte ein Mitarbeiter das ausgegebene Ziel nicht erreichen. Mitarbeiter, „die permanent am Ende der Leistungsskala rangieren“, müssten aus dem Team „entfernt werden“. Grund: „Sie drücken den Schnitt und demotivieren die Leistungsträger.“ Jahrelang schien es, als erduldeten viele Mitarbeiter dieses Regime des Arbeitgebers still und brav. Nun aber bekommt die Firma ein Problem: Unterlagen zeigen, dass inzwischen nicht wenige Mitarbeiter selbst Konsequenzen ziehen – und die Firma verlassen…“ Bericht von Hans-Martin Tillack vom 5. Juli 2019 im Stern online externer Link mit sehenswerten sechsminütigen Video

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