[Grosshandel-Tarifrunde 2019] Getroffene Hunde bei Edeka. Einzelhandelskonzern reagiert empfindlich auf Streiks in niedersächsischen Warenlagern

Hier arbeiten StreikbrecherDas war man bei Edeka bislang so nicht gewohnt: An allen niedersächsischen Lagerstandorten haben Beschäftigte des genossenschaftlichen Konzerns in dieser Woche die Arbeit niedergelegt – insgesamt mehr als 500. Am Edeka-Lager Wiefelstede bei Oldenburg erdreistete sich die Belegschaft gar, den zunächst für einen Tag geplanten Streik per Abstimmung um einen weiteren Tag zu verlängern. Die Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover reagierte empfindlich und drohte Verdi mit juristischen Schritten. Im Rahmen der Tarifrunde des Großhandels erlebe man derzeit »Streiksituationen, die Edeka Minden-Hannover in ihrer 100-jährigen Geschichte so noch nicht erlebt hat«, heißt es in einem Rundschreiben der Unternehmenszentrale, das jW vorliegt. Über mehrere Lagerstandorte hinweg habe ein »Kettenstreik« stattgefunden, der zu »massiven Störungen« in den Märkten führte. Man habe die Betriebsratsvorsitzenden daraufhin an den Konzernsitz nach Minden eingeladen. Doch diese sagten ihre Teilnahme kollektiv ab, weil Tarifverhandlungen Gewerkschaftssache sind. Und auch Verdi ließ sich von der Drohung der Unternehmer nicht einschüchtern, »materielle Schäden« des Streiks »gegenüber der Gewerkschaft und einzelnen Streikenden geltend zu machen«. (…) Einschüchterungsversuche im Vorfeld hätten die Kollegen ebenso wenig vom Ausstand abgehalten wie das Versprechen einer Streikbruchprämie von 150 Euro…“ Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 31.05.2019 externer Link (im Abo), siehe dazu 2 Meldungen von ver.di:

  • Tarifrunde Großhandel: Erfolgreicher Streik in EDEKA Lagern
    Am 28. Mai gab es eine Premiere: Um der Forderung nach 180 Euro mehr Lohn und Gehalt Nachdruck zu verleihen, waren die Beschäftigten aller Edeka Großhandelsstandorte in Niedersachsen und Bremen zum Streik aufgerufen. Betroffen waren die Lager in Wiefelstede und Lauenau, der Umschlagpunkt Braunschweig und Edeka Foodservice in Weyhe. In Launau, Braunschweig und Weyhe handelte es sich um den ersten Streik der Betriebsgeschichte überhaupt. Und es wurde ein durchschlagender Erfolg. Hunderte Beschäftigte folgten am 00:00 Uhr dem Streikaufruf und es kam zu etlichen Lieferstopps. LKWs mit Waren für die umliegenden Edeka Märkte blieben stehen und die Beschäftigten zeigten dem Milliardenkonzern so, dass sie es sind, welche die Gewinne erwirtschaften und das Geschäft am Laufen halten. Nun wird sich in der nächsten Tarifverhandlung am 20. Juni zeigen, ob Edeka und die weiteren Großhandels-Unternehmen verstanden haben und ein verhandlungsfähiges Angebot über Lohnerhöhungen auf den Tisch legen...“ Bericht mit Bildern vom 28.05.2019 von und bei ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen externer Link
  • Tarifrunde Großhandel Nds. u. Bremen: Warnstreiks in den Edeka-Lagern
    Im Rahmen der Tarifrunde des Großhandels in Niedersachsen und Bremen ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zu Warnstreiks in den Lagern der Firma Edeka auf. Betroffen sind die Belegschaften der Standorte in Wiefelstede und Lauenau (jeweils über 1.000 Beschäftige), des Umschlagpunktes Braunschweig (60 Beschäftigte) und des Edeka Foodservice Weyhe (100 Beschäftigte). Die Beschäftigten werden am Dienstag, 28. Mai, ab 00:00 Uhr (Foodservice Weyhe ab 06:00 Uhr) zu einem befristeten Warnstreik aufgerufen. Von den Standorten aus werden die Edeka Märkte und Großkunden beliefert. Die erste Verhandlungsrunde vom 21. Mai war ohne Annäherung zwischen den Tarifparteien vertagt worden, die nächste Verhandlung ist am 20. Juni in Hannover. ver.di fordert für die mehr als 130.000 Beschäftigten im Großhandel Niedersachsens und Bremens eine Entgelterhöhung um 180 Euro (mindestens jedoch 6,5 Prozent) ab 1. Mai 2019. Für die Auszubildenden will ver.di 90 Euro mehr. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber zeigten sich in einem ersten Angebot lediglich zu Steigerungen von 1,8 Prozent im Jahr 2019 und weiteren 0,7 Prozent im Jahr 2020 sowie einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten bereit. „Unternehmen wie Edeka erwirtschaften Milliardengewinne“, betont ver.di-Verhandlungsführer David Matrai. „Ein Angebot, das zu Reallohnverlusten führen würde, ist deshalb schlicht respektlos“, so Matrai weiter. „Die heutigen Streiks in den Edeka Lagern ist die richtige Antwort auf diese Provokation“, hält er fest. Scharfe Kritik übt ver.di zudem an der Ankündigung von Edeka, Streikbrechern eine Belohnung zu zahlen. „Das Streikrecht ist ein Grundrecht, für dessen Ausübung niemand bestraft werden darf“, kritisiert Matrai. „Anstatt einmalige Streikbruchprämien anzubieten, sollte das Unternehmen lieber dauerhaft und angemessen die Löhne erhöhen“...“ Meldung vom 28.05.2019 von und bei ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149695
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