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Im Rahmen der landesweiten Repression gab es Festnahmen auch in Beijing: Wegen Solidaritätsaktionen mit den Basis-Gewerkschaftern von Jasic. Solidarität wächst dennoch

Solidaritätsplakat mit Jasi an der Uni Shenzen am 31.7.2018Wegen der Unterstützung der Jaisic Arbeiterinnen bei ihrem Versuch, eine Gewerkschaft zu gründen, wurden neben den über 50 in Shenzhen/Huizhou verhafteten Unterstützern in den vergangenen Tagen noch weitere Personen verhaftet. Soweit bis jetzt bekannt, wurden am vergangenen Freitag in Beijing zwei Arbeiter und zwei Studenten verhaftet. Morgens um 6 Uhr seien 20 Polizisten aus der Provinz Guangdong, in der Shenzhen liegt, in Straßenkampfmontur in eine Wohnung von Unterstützern eingedrungen, hätten alle Computer und Telefone beschlagnahmt und vier Anwesende, die eine Petition an den Allchinesischen Gewerkschaftsbund unterzeichnet haben, mitgenommen, so ein Zeuge gegenüber Buzzfeed. Unter den Festgenommenen in Beijing befindet sich Yue Xin, die im April einen Fall von Vergewaltigung und Suizid an der Peking Universität bekannt gemacht hatte und eine Rolle in der Jiasic-Unterstützung einnimmt. Ferner sind unter ihnen zwei linke Redakteure, Shang Kai, Redakteur des Magazins Red Reference, und Gu Jiayue, Redakteur des Magazins Pionier der Epoche, shidaixianfeng.tk, die täglich über die Proteste in Shenzhen berichteten“ – so beginnt der Korrespondentenbericht „Wegen Berichterstattung über Jasic: Festnahmen auch in Beijing“ vom 29. August 2018 – in dem auch die trotz allem fortgesetzte Solidarität ausführlich Thema ist (inklusive Verweise auf inländische Quellen) – und den wir hier mit Dank dokumentieren:

Wegen Berichterstattung über Jasic: Festnahmen auch in Beijing

(Stand 29. August frühmorgens)

Wegen der Unterstützung der Jaisic Arbeiterinnen bei ihrem Versuch, eine Gewerkschaft zu gründen, wurden neben den über 50 in Shenzhen/Huizhou verhafteten Unterstützern in den vergangenen Tagen noch weitere Personen verhaftet. Soweit bis jetzt bekannt, wurden am vergangenen Freitag in Beijing zwei Arbeiter und zwei Studenten verhaftet. Morgens um 6 Uhr seien 20 Polizisten aus der Provinz Guangdong, in der Shenzhen liegt, in Straßenkampfmontur in eine Wohnung von Unterstützern eingedrungen, hätten alle Computer und Telefone beschlagnahmt und vier Anwesende, die eine Petition an den Allchinesischen Gewerkschaftsbund unterzeichnet haben, mitgenommen, so ein Zeuge gegenüber Buzzfeed. Unter den Festgenommenen in Beijing befindet sich Yue Xin, die im April einen Fall von Vergewaltigung und Suizid an der Peking Universität bekannt gemacht hatte und eine Rolle in der Jiasic-Unterstützung einnimmt. Ferner sind unter ihnen zwei linke Redakteure, Shang Kai, Redakteur des Magazins Red Reference, und Gu Jiayue, Redakteur des Magazins Pionier der Epoche, shidaixianfeng.tk, die täglich über die Proteste in Shenzhen berichteten.
Von den am 24. August in Shenzhen Verhafteten wurden die ersten freigelassen. Allerdings wurden sie einzeln direkt aus der Haft von Polizisten in ihre Heimatorte eskortiert. Ihre Telefone wurden ihnen nicht ausgehändigt und sie werden weiterhin überwacht. Es ist noch nicht klar, wieviele entlassen wurden. Unter den weiterhin Gefangengehaltenenbefindet sich auch Xu Zhongliang, der im November letzten Jahres wegen der Teilnahme an einer marxistischen Lesegruppe in Guangzhou verhaftet worden war.

Während seit einigen Jahren überall im Land an jedem Bauzaun, jeder Ubahnstation und überall sonst die zwölf Kernwerte des Sozialismus beworben werden, zu denen angeblich auch Rechtsstaatlichkeit zähle, ist davon in dieser Sache schon lange nichts zu sehen. Als der Anwalt des am 27. Juli verhafteten Jiasic-Arbeiters Yu Junmcong verlangte, seinen Mandanten persönlich zu sprechen, wurde ihm mit Entzug der Anwaltszulassung gedroht, wenn er an dem Mandat festhalten wolle. Anderen Anwälten werden ebenfalls dieselben Konsequenzen angedroht, falls sie die Verhafteten anwaltlich vertreten.

In den vergangenen Tagen haben sich viele Unterstützerinnen und Unterstützer zu den Festnahmen und zu den Verleumdungen seitens der Xinhua Nachrichtenagentur geäußert.

Die verhafteten Dagongzhe Arbeiteraktivisten

So nimmt auch die Hong Konger NGO Workers Empowerment (WE), die im Xinhua Artikel als die hauptschulige ausländische Anstifterin der Unruhen identifiziert wurde, erklärt, dass sie nie an den Auseinandersetzungen bei Jiasic teilgenommen hat. WE bestätigt die Verhaftungen der beiden beim Arbeiterzentrum Dagongzhe in Shenzhen Beschäftigten und schreibt, dass gegen sie strafrechtlich ermittelt werde. Über Dagongzhe die Festgenommen schreiben sie, hier in Auszügen: „Soweit uns bekannt, unterstütz das Dagongzhe seit 2000 Wanderarbeit in Shenzhen. Es bietet kostenlose Rechtsberatung für über 500 Arbeiterinnen jährlich, setzt sich für Arbeiterrechte und hat über 200 kostenlose Weiterbildungs- zun Freitzeitveranstaltungen organisiert, an denen über 100 000 Arbeiter teilnahmen. Dies wäre nie möglich gewesen ohne den leidenschaftlichen Einsatz von Einzelnen wie Huang Qingnan und Fu Changguo [die am dem 10. bzw. 13. August verhaftet wurden], die mit ganzem Herzen migrantische Arbeiter unterstützn.

Huang Qingnan leidet an einer Behinderrung zweiten Grades, vor 20 Jahren erhielt er zum ersten Mal Hilfe von einer Arbeiterorganisation wegen eines Arbeitsunfalls. Nach der Verletzung eignete er sich weitreichende Rechtskenntnisse an, mit denen er vielen Arbeiterinnen kostenlos weiterhalf. Wegen seiner Arbeit im Dagongzhe wurde er 2007 von einem Schlägertrupp überfall und zusammengeschlagen, die Schläger waren von örtlichen Fabrikbesitzern angeheuert worden. Seitdem Überfall ist sein linkes Bein dauerhaft behindert. Die Polizei in Shenzhen konnte die Schläger sehr bald finden und verhaften. Die Stadtregierung und die örtliche Gewerkschaftsvertretung von Shenzhen drückten ihre Anerkennung für Huangs Arbeit aus und boten finanzielle Hilfe. Ein Jahr später zog Huang zurück in seine Heimatprovinz Fujian. Er fährt nur noch ein- oder zweimal im Jahr nach Shenzhen, um sich dort  Kollegeninnen und Arbeiter im Dagongzhe Zentrum zu besuchen.

Fu Changguo arbeitet zur Zeit im Dagongzhe, wo er sich hauptsächlich um Rechtsfälle kümmert. Nach dem Abschluss der Oberschule arbeitete er in Fabriken und hat die unmenschlichen Arbeitsbedingungen dort am eigenen Leib erfahren. Auch er brachte sich selbst Rechtskenntnisse bei, um seine und die Rechte von anderen Arbeiterinnen zu verteidigen. Seit seiner Verhaftung sind seine Angehörigen und Anwälte  zu etlichen Polizeistationen und Haftanstalten gegangen, um ihn zu suchen, aber sie wissen bis jetzt lediglich, dass er inhaftiert ist, nicht aber wo oder weshalb.“

Vollständig auf Englisch unter: http://www.workerempowerment.org/en/ externer Link

Solidaritätsbekundungen

Verschiedene Unterstützerinnen haben in den letzten Tagen Briefeveröffentlicht, in denen sie Ihre Verbundenheit mit den Kämpfen bei Jiasic und ihre Enschlossenheit, nicht aufgeben zu wollen, ausdrücken.

Hier einige Stimmen in Auszügen:

  • Weil ich als Kind von Wanderarbeitern geboren wurde, werde ich ein Leben lang Kind von Wanderarbeitern sein! Deshalb werde ich weitermachen und Wanderarbeiter wie meine Eltern unterstützen, dass ist für mich das Beste im Leben!“ Zheng Yongming
  • „Von wem wird der Reichtum unserer Gesellschaft geschaffen? Und unseren Brüdern und Schwestern Arbeitern!“ Xu Zhongliang
  • Am 27. Juli, wurden 29 Arbeiterinnen und Studierdende zum ersten Mal in großer Zahl von Polizisten verhaftet, weil sie die Gewerkschaftsgründung bei Jiasic unterstützten. Seit dem Tag  und der Gründung der jungen, linken Unterstützergruppe durch Shen Mengyu ist nun bereits ein ganzer Monat vergangen. Während dieses Monats wuchsen Arbeiter, Studierende, Rentnerinnen und andere zu einer Solidaritätsbewegung zusammen, lebten zusammen unter einem Dach, teilen Leid und Kampf und veranstalten Kundgebungen und Theaterspiele auf Straßen und Plätzen, um Arbeiterinnenzu unterstützen. Offengesprochen, ich habe noch nie zuvor solchen Mut, solche Klarheit und solche Stärke gesehen – bei Menschen, die laut Xinhua dazu verleitet und gezwungen worden sind.“
  • Trauer kann mir nicht meinen Willen nehmen, Zorn kann mir nicht die Vernunft nehmen , Überwachung wir meine Hände nicht lähmen, Verachtung wird mein Haupt nicht senken! In Zukunft will ich umso mehr für die W ürde und Rechte derArbeiterklasse kämpfen und den echten Sozialismus verwirklichen. Wenn ihr Leser etwas tun könnt, dann bitte nehmt die Stimmen und Filme der Arbeierinnen und Studierenden und verbreitet sie im ganzen Land und injeden Winkel dieser Welt.“ Ein am 24.7. verhafteter, vor kurzem entlassener Unterstützer

Englische Quellen (Chinesische gibt es auch):

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136755
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