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Plattformkapitalismus und Gig-Economy: Die neuen Tagelöhner und Nomaden

LabourNet-Kongress Kosten rebellieren IIStrampeln, clicken, schuften, jeden Tag aufs Neue und das für Cent-Beträge. Oder Freiheit, Kreativität und gutes Leben für ein bisschen Arbeit am Laptop an den Traumstränden der Welt oder im Co-Working-Space? Das Internet verändert die Arbeitswelt, aber wie sieht die Arbeit der neuen Dienstleister im digitalen Zeitalter aus? Während die Betreiber von Plattformen die scheinbar unendlichen Möglichkeiten anpreisen, steigt in der Realität die Zahl der sogenannten Crowdworker, die sich in harter Konkurrenz jeden Tag um neue Aufträge bemühen müssen. Politologen und Ökonomen nennen es „Plattformkapitalismus“ und „Gig-Economy“. Sie sprechen von einer „Wildwest-Phase des digitalen Kapitalismus“.“ Text zum Feature von Sebastian Friedrich am 22. August 2018 in der Sendereihe „Das Forum“ des NDR externer Link Audio Datei und dazu:

  • Digitale Nomaden am Beispiel Griechenland: Umworben und verächtet – Steuervorteile für digitale Nomaden locken. Doch Fahnder in wittern Betrug. New
    „… Im Schatten der modernen Technologie und der Freiheit des Reisens formt sich eine neue Generation von Pionieren – die digitalen Nomaden. Eine unberechenbare Gruppe von Fachkräften, die ihre Arbeit von den entlegensten Orten der Welt aus erledigen und dabei sowohl Bewunderung als auch Kritik ernten. Die genaue Anzahl dieser wandernden Tech-Experten ist statistisch noch im Dunkeln verborgen, doch ihre Auswirkungen sind in einigen Regionen bereits deutlich sichtbar. Staaten werben um sie, Einheimische kämpfen gegen ihre vermeintliche Verantwortung für Gentrifizierung, und jetzt haben auch Steuerfahnder in Griechenland ein Auge auf sie geworfen. (…) Die finanzstarken mobilen Telearbeiter tragen zur Verdrängung der einheimischen Bevölkerung bei, da sie höhere Mieten zahlen können und ihre hohen Einkommen eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen. (…) Die Fremden können sich teure Supermarktpreise leisten und möblierten Wohnraum, der über Plattformen wie Airbnb und Booking angeboten wird. Lokale Vermieter verdienen mit der Vermietung an digitale Nomaden und Touristen mehr Geld als mit herkömmlichen Mietverträgen für Einheimische. (…) In Griechenland wird für zwei Jahre ein Steuerrabatt von 50 Prozent auf die Einkommenssteuer gewährt. Bis Ende August 2023 wurden bereits 4.524 Anträge gestellt, von denen 3.052 genehmigt wurden, wie das Finanzministerium bekannt gab. Dies ist den Finanzbehörden jedoch zu wenig. Sie vermuten, dass ein Großteil der digitalen Nomaden sich ohne Anmeldung in Griechenland aufhält und ihr Einkommen in günstigeren Staaten versteuert. (…) Im Visier der Steuerfahnder stehen nun vor allem griechische Staatsbürger, die ihren steuerlichen Wohnsitz im Ausland haben, aber auch ständige Bewohner, die von Griechenland aus für ausländische oder inländische Unternehmen über Telearbeit tätig sind. Bei Kontrollen müssen sie nachweisen können, dass sie 183 Tage im Jahr im Ausland sind. Zudem geht der griechische Staat verstärkt gegen die Kurz- und Langzeitvermietung von möbliertem Wohnraum über Internetplattformen vor. Die Kathimerini titelte kürzlich, dass „Airbnb nur bis zu 60 Tagen pro Jahr erlaubt“ ist. Zusätzlich wurde ein Steuergesetz erlassen, das die frühere, nur für Hotels erhobene Übernachtungsabgabe abschafft und eine Klimaresilienzabgabe auch auf Airbnb-Unterkünfte einführt. Diese kann bis zu zehn Euro pro Tag betragen. Immobilienbesitzer, die mehr als zwei möblierte Wohnobjekte als touristische Unterkünfte vermieten, müssen ein Gewerbe anmelden. Damit schränken sich die Möglichkeiten für digitale Nomaden, unter dem Radar des Fiskus ohne Anmeldung im Land zu leben, weiter ein. Denn für einen konventionellen Mietvertrag wäre eine behördliche Anmeldung erforderlich.“ Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 20. Dezember 2023 bei Telepolis externer Link („Digitale Nomaden: Umworben und verächtet“)

Siehe auch unser Dossier: Arbeiten und Organisieren in der Plattformökonomie. Über digitale Tagelöhner, algorithmisches Management und die Folgen für die Arbeitswelt

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136519
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