Bundeswehr-Offensive: Stramm stehen statt Kritik

»Mali« – nur ein Abenteuer bei Youtube? Bundeswehr beginnt mit neuer WerbekampagneDie Generäle wollen es nicht: Dass irgend jemand sie und die Fahne und das Land und das mörderische Handwerk nicht liebt und sie beispielsweise nicht zu einem Kongress einläd – oder gar: ausläd. Dann organisiert man schon mal das, was eigentlich verboten sein soll: Eine mediale Hasskampagne, neudeutsch shitstorm. Und wer ein kritisches Wort zur allseits verbreiteten ekligen Werbekampagne für das Töten von Menschen an Schulen verliert, steht ohnehin auf der (wie weit wörtlich?) Abschussliste, da wird viel Aufwand und Geld investiert – und immer mehr – um erwünschtes Echo und Mitarbeit an Schulen zu bekommen.  Ein bisschen arg viel Militaristen-Offensive in kürzester Zeit, aber eben durchaus leider zur politischen Konjunktur passend, in der sich jeder Reaktionär darin bestärkt sieht, vorzupreschen. Zwei aktuelle – aktuelle, nicht von 1938 – Beiträge, die ausreichen. Und: reichen.

  • „Sie würde es wieder tun“ von Tobas Schulze am 17. Juni 2018 in der taz externer Link zur Schmutzkampagne der Bundeswehr gegen den Re:publica Kongress, der keine Militärwerbung zulassen wollte: „Aber von vorne: Die Re:publica, seit 2007 jährlich veranstaltet, ist die größte netzpolitische Veranstaltung Deutschlands. Anfang 2018 bat die Bundeswehr die Organisatoren, im Foyer eine Fläche für einen Werbestand mieten zu dürfen. Das Team lehnte ab: Einen Bundeswehrstand wolle man auf dem Gelände nicht haben, Menschen in Uniform auch nicht. Gegen Bundeswehrangehörige auf Podien und unter den Zuschauern habe man aber nichts, beteuern die Veranstalter. Das Verteidigungsministerium wollte die Standabsage nicht akzeptieren. Es schickte vier Werbeoffiziere vor den Veranstaltungsort und startete eine Social-Media-Kampagne. In einem Facebook-Posting sprach die Bundeswehr von einer „Provokation gegen unsere Parlamentsarmee“ und behauptete, die Re:publica sei gegen sie. Etliche User sprangen auf die Kampagne an und starteten einen Shitstorm – angestachelt durch Fehlinformationen offizieller Stellen. (…)Die Abgeordnete Domscheit-Berg fragte schließlich, ob die Bundeswehr die Aktion wiederholen werde, wenn sie das nächste Mal nicht zu einer Veranstaltung eingeladen werden. Die Antwort: „Die Bundesregierung behält sich vor, sich auch künftig für die Meinungsfreiheit in unserem Land einzusetzen““. Worin dann auch noch berichtet wird, dass die Veranstalter auch im nächsten Jahr ausschließen, dass die Bundeswehr bei ihnen werben darf…
  • „Pädagogen im Visier“ am 18. Juni 2018 bei German Foreign Policy externer Link zur Ausbreitung der Werbekampagne an Schulen unter anderem: „Um Pädagogen für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, lassen sich die „Jugendoffiziere“ folgerichtig einiges einfallen. So wird etwa ganzen „Lehrergruppen“ die Teilnahme an militärpolitischen „Tagesseminaren“ und „Seminarfahrten“ offeriert – zwecks Besuch des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam oder der NATO-Hauptquartiere in Brüssel (Belgien), Brunssum (Niederlande) und Szczecin (Polen). Wie ein an Schulleitungen gerichteter Musterbrief der Truppe ausführt, seien die jeweiligen Vorträge der „Jugendoffiziere“ dabei exakt „an die Rahmenlehrpläne der verschiedenen Schulformen angepasst“. Zu den behandelten Themen heißt es, man biete unter anderem „Antworten“ auf die „allgegenwärtigen Fragen“ nach den Auswirkungen von „Flüchtlingsströme(n)“ und „global agierende(m) Terrorismus“. Auch seien die „Jugendoffiziere“ in der Lage, ihre Referate über das militärische „Krisen- und Konfliktmanagement“ mit „persönlichen Eindrücken aus dem Einsatz in Afghanistan“ zu unterfüttern, erklärt die Bundeswehr. (…) Die „Jugendoffiziere“ ebenso wie die für die Nachwuchsrekrutierung zuständigen „Karriereberater“ der deutschen Streitkräfte organisieren zudem regelmäßig „Besuche bei der Truppe“. Das Angebot, einen „Blick hinter den Kasernenzaun“ zu werfen, zielt in erster Linie auf Schulklassen; gleichzeitig wurden damit allerdings allein 2017 laut Bundesregierung auch 561 Lehrer und Vertreter von Schulbehörden erreicht. Dem aktuellen Jahresbericht der „Jugendoffiziere“ zufolge veranstalten außerdem etliche Kampfeinheiten der Bundeswehr regelmäßig einen „Tag der Schulen“ – ein „Format“, das mittlerweile zumindest in Baden-Württemberg um einen eigenen „Tag der Lehrkräfte“ ergänzt wird“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=133614
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