[Rezension] Der Traum vom Grundeinkommen: Ein Weltwirtschaftswunder versprechen Georgios Zervas und Peter Spiegel, doch diese zuletzt wieder viel beachtete Idee steht vor kaum überwindbaren Hürden.

„… Die „Ein-Dollar-Revolution“ nennen der Unternehmensberater Georgios Zervas und der Zukunftsforscher Peter Spiegel ihre Idee für ein „öko-soziales Weltwirtschaftswunder“, das die „Armut in kürzester Zeit und weltweit in die Geschichte verbannen würde“. Konkret hieße das: Eine Näherin in Bangladesch verdiente dann, so rechnen die Autoren vor, mit 160 Dollar etwa vier Mal so viel im Monat wie heute. Die Jeans, von denen sie vier in der Stunde fertigen kann, kostete 45 statt 15 Cent. Weil die Näherin am Gesamtbetrag den geringsten Anteil hat, entstünden trotz dieser deutlichen Steigerung aus ihrer Sicht für den Konsumenten nur Mehrkosten von 0,4 Prozent. Bei anderen Produkten könnte der Aufpreis auch höher ausfallen, aber nicht hoch genug, um das Weltwirtschaftsgefüge komplett aus den Angeln zu heben, zumal Inflation im Moment sowieso kein großes Thema ist. Damit die „Ein-Dollar-Idee“ auch wirklich zündete und nicht sofort durch Lohndumping anderswo untergraben würde, müsste so ein Mindestlohn wettbewerbsneutral gestaltet sein, sprich: weltweit gelten. Bei einer globalen Lösung blieben wettbewerbsverzerrende Wirkungen aus, sagen die Autoren, da die höheren Stundenlöhne überall anfielen, die „Spielregeln“ für alle ähnlich wären. Ergänzend dazu bräuchte es noch Mindestpreise für landwirtschaftliche Produkte, weil das Konzept des Mindestlohns dort wegen variierender Ernterhythmen nicht eins zu eins anwendbar sei. Und schließlich gäbe es ein Mindesteinkommen für Menschen, die keine Arbeit haben. Sie sollen 1,25 Dollar pro Tag erhalten. Geld, das aus einem globalen Fonds bezahlt wird, in den eine internationale Steuer von einem Prozent auf alle Produkte und Dienstleistungen fließen würde. Es wäre eine Art globale Konsumsteuer, die alle UN-Mitgliedstaaten monatlich an die Vereinten Nationen zu entrichten hätten…“ Artikel von Friederike Bauer vom 11. Dezember 2016 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link. Das Buch von Georgios Zervas und Peter Spiegel „Die 1-Dollar-Revolution. Globaler Mindestlohn gegen Ausbeutung und Armut“ erschien im Piper-Verlag München 2016

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