Präsident der Universität Hamburg: „Bologna-Reform ist ein Unfall mit Fahrerflucht“
„Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, geht hart mit der Bologna-Reform ins Gericht. Bei Studenten fehle die Persönlichkeitsbildung. Er würde nicht erneut in Deutschland studieren. (…) Es gibt beobachtbare und beschreibbare Gründe dafür, dass das Studium manchem schwer fällt. Ein Grund ist sicher, dass die Studienanfänger immer jünger geworden sind. Wir haben inzwischen Sechzehn- und Siebzehnjährige in den Veranstaltungen sitzen. Mit 21 Jahren können diese schon fertig sein. Vor 30 Jahren waren sie beim Abschluss Ende zwanzig, Anfang dreißig. Und jetzt wundern sich plötzlich diejenigen, die immer forderten, die Absolventen müssten viel jünger werden, darüber, dass heute auch „Kinder“ an die Uni kommen. (…) Bologna ist ein Unfall, den die vor 20 Jahren handelnden Politiker nicht mehr erleben: ein angekündigter Unfall mit Fahrerflucht. (…) Verglichen mit meiner Studienzeit ist ein enormer Autonomieverlust eingetreten. Für alle. Früher hat sich ein Großordinarius von niemandem reinreden lassen. Von keinem Minister. Als Student würde ich heute vielleicht auch sagen: Nur schnell wieder raus, wenn ich den Abschluss habe. Und wenn wir eine Generation später bemerken, dass die fantasievollen jungen Leute fehlen, die auch verrückte Hypothesen wagen, ist es zu spät.“ Interview von Uwe Schmitt mit Dieter Lenzen vom 30. Oktober 2016 bei der Welt am Sonntag online
– ein bekannter Oberneoliberaler kommt jetzt geläutert daher… interessant, dass die Kritik an der Bologna-Reform mehr und mehr aus konservativen Kreisen kommt!