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Mehrere Eröffnungen in der Olympiastadt Rio am 5. August – die (Geld)Spiele und die Proteste

Pressekonferenz zur Demonstration aus Anlass der Eröffnung der Olympiade in Rio am 5.8.2016Am heutigen 5. August findet die offizielle Eröffnungsfeier der Olympiade 2016 in Rio statt – mit einem nahezu beispiellosen Aufgebot an angeblichen Sicherheitskräften, inklusive traditioneller Eliteeinheiten, wie etwa die Marineschützen. Es finden aber auch noch – mindestens – zwei weitere Eröffnungen statt: Bereits am Morgen führen die drei Zusammenschlüsse „Frente popular“ (mit ihrem Kern in der „PT Familie“ der bis Mai Regierungspartei), „Frente povo sem medo“ („Volk ohne Angst“ – die aus linkeren Kreisen, wie etwa der einstigen PT Abspaltung PSOL besteht) und die „Esquerda socialista“ („Sozialistische Linke“ verschiedener linker Gruppierungen) an Copacabana eine erste große Protestaktion durch – die die Eröffnung einer Protestreihe während der Olympiade darstellen soll. Und es gibt eine weitere Eröffnung einer Protestreihe:  Bei der sich Anwohnervereinigungen und – vor allem – aktive SportlerInnen gegen die „Ausschluss-Spiele“ wenden wollen… Siehe dazu eine aktuelle kleine Materialsammlung „Protest während Olympia“ vom 05. August 2016 von Helmut Weiss – heiss frisch aus Brasilien:

Protest während Olympia

„No dia da abertura da Olimpíada, frentes de esquerda convocam ato em Copacabana“ von Rute Pina am 04. August 2016 bei Brasil de Fato externer Link ist ein Bericht über die Pressekonferenz der drei Fronten, bei der die Organisation des Protestes am 5. August um 11 Uhr an der Copacabana (in der Nähe des Beach-Volleyball-Stadions) bekannt gegeben wurde. Die Organisatoren kündigten dabei an, dass es während der ganzen Olympiade Proteste geben werde, auch in den anderen Städten, zu denen Aktivitäten ausgelagert wurden (wie etwa die Fußballturniere), also São Paulo (SP), Salvador (BA), Belo Horizonte (MG), Brasília (DF) und Manaus (AM). In allen beiträgen wurde dabei unterstrichen, dass es sich um friedliche Proteste handele, und jegliche Zwischenfälle alleine auf das Konto der Interimsregierung und des (politisch zu dieser gehörenden) Gouverneurs des Bundesstaates Rio gehen werden

„Brasilien: Gummigeschosse gegen Protestierende“ am 04. August 2016 in neues deutschland externer Link ist ein Bericht über den letzten Protest aus Anlass des Fackellaufs kurz vor dessen Ankunft in Rio, worin es heißt: „Vor allem Studenten und Professoren hatten in Duque de Caixas, rund 20 Kilometer von der Stadt Rio de Janeiro entfernt, gegen die schlechte Bildungssituation protestiert – wegen ausstehender Gehälter war an einigen Universitäten zuletzt kaum noch ein regulärer Betrieb möglich. Zudem seien »Temer raus«-Rufe zu hören gewesen – Brasiliens Interimspräsident Michel Temer wird von linken Gruppen unter anderem vorgeworfen, Bündnisse geschmiedet zu haben, um Mehrheiten für die Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff zu erreichen. Laut Polizei hätten Demonstranten auch Steine geworfen. Bisher kam es während des Fackellaufs bereits an anderen Orten zu vereinzelten Protesten gegen die rund 10,5 Milliarden Euro teuren Olympischen Spiele. In Angra dos Reis, 170 Kilometer westlich von Rio de Janeiro, erlosch die Flamme dabei kurzzeitig. Temer wird auch die Olympischen Spiele am Freitagabend im Maracanã-Stadion eröffnen. Dort wird er erstmals auch viele andere Staats- und Regierungschefs treffen. Laut Medienberichten soll direkt nach Temers Ansprache Musik eingespielt werden, um mögliche Pfiffe im Stadion zu übertönen

„Rio 2016: Hilfswerk beklagt Zwangsumsiedlungen“ ebenfalls am 04. August 2016 in neues deutschland externer Link ist ein Beitrag zur Kritik von terre des hommes an den olympia-Säuberungen (und am IOC), worin unter anderem berichtet wird: „Nach konservativen Schätzungen seien in Rio de Janeiro 4.000 Familien zwangsumgesiedelt worden, um Bauvorhaben für Olympia zu realisieren, so Kunischewski. Weitere 2.000 seien von einer Vertreibung bedroht. »Hinzu kommen teils brutale Gewaltakte der Sicherheitskräfte gegen Kinder und Jugendliche«, betonte der Experte weiter. Dieses Vorgehen sei von der Stadtverwaltung Rios und der brasilianischen Politik gebilligt

„Achtung, fertig, los!“ von Peter Steiniger am 05. August 2016 in der jungen welt externer Link, worin es zu den „Sicherheitsvorkehrungen“ heißt: „Gerüstet ist hier das richtige Wort: Etwa 85.000 Polizisten und Soldaten sollen das viele Milliarden teure Großereignis absichern, das mit Eintrittspreisen aufwartet, die für die meisten Brasilianer unerschwinglich sind. Sie bleiben Zaungäste. Olympia ist vor allem auch ein Magnet für Touristen aus den reichen Ländern und ein globales Medienereignis. Das große Aufgebot an Sicherheitskräften soll der Terrorgefahr begegnen, den risikovollen Alltag von den Besuchern fern- und politische Proteste kleinhalten. Trotz einer fortschreitenden Militarisierung der öffentlichen Sicherheit stieg in Rio die Mordrate auf neue Rekordzahlen, auf das Konto der Polizei geht hier statistisch jeden Tag mehr als ein Toter

olimpiada-data-5-768x768„Marcha dos Atletas denuncia violação do direito ao esporte no Rio de Janeiro“ von Gilka Resende und Thiago Mendes am 03. August 2016 bei Brasil de Fato externer Link ist ein Bericht über den Protest der Sportler und AnwohnerInnen vom Wochenbeginn, in dem die DemonstrantInnen zu Wort kommen, die sehr konkret Kritik üben: etwa die 500 Millionen Euro, die für die Renovierung des Maracana ausgegeben wurden – die Baufirma Odebracht aber etwa (brasilianischer Global Player, der schon bei der Fußball WM 2014 die Goldmedaille für Profit gewann) den ganzen dazugehörenden Sportkomplex (mit zahlreichen Trainingsmöglichkeiten und Zugang der Bevölkerung zu Sportanlagen) außen vor ließ, geschlossen, Ende.

„Resistance: with many marches, August will be a decisive month for Brazil“ von Joao Pedro Stédile am 02. August 2016 bei The Dawn externer Link ist ein Artikel des Sprechers der Landlosenbewegung MST über die kommenden Proteste im August (am Monatsende soll das sogenannte Verfahren gegen Präsidentin Rousseff beendet werden) worin zum einen auf die Bedeutung des Monats August in der brasilianischen Geschichte hingewiesen wird (in dem mehrere, wie auch immer wichtige, Regierungszeiten beendet wurden) und eben auf die Proteste aus Anlaß von Olympia ein Schwerpunkt gelegt

„CUT aprofundará construção da greve geral durante as Olimpíadas“ am 04. August 2016 beim Gewerkschaftsbund CUT externer Link ist ein Beitrag zu den Aussagen des CUT Vertreters bei der Pressekonferenz zur Demonstration am Eröffnungstag, in denen dieser kühn unterstrich, man werde verstärkt an der Vorbereitung eines Generalstreiks arbeiten, um die illegale Interimsregierung zum Rücktritt zu zwingen

„Olimpíadas sem salário e sem emprego, não vamos dar sossego. Todos ao ato nesta sexta-feira (5), às 11h, em Copacabana“ am 02. August 2016 bei der CSP Conlutas externer Link ist der Aufruf des linken Gewerkschaftsbundes zur Demonstration am Eröffnungstag der Olympiade, in dem vor allem auf die soziale Situation des Bundesstaates und der Stadt Rio hingewiesen wird – wo Einrichtungen des Gesundheitswesens geschlossen werden müssen, weil Materialien aller Art fehlen und die Beschäftigten der zahlreichen Subunternehmen ihre Gehälter seit Monaten nicht mehr erhalten haben

Siehe auch:

  • Treffpunkt Copacabana: Proteste gegen Temer-Regierung zur Eröffnung der Olympischen Spiele New
    „Es ist ein großes Ereignis für das Land, und seine Regierung wünscht dabei Ruhe und Ordnung. Doch als Brasiliens Interimspräsident Michel Temer am Freitag mittag aus der Hauptstadt Brasília kommend in Rio de Janeiro eintraf, um an einem Empfang für die zu Olympia angereisten Staatsgäste teilzunehmen und am Abend im Maracanã-Stadion die Spiele zu eröffnen, ignorierten in der Stadt am Zuckerhut viele das Anliegen der Obrigkeiten. Im Süden der Stadt, gegenüber dem Copacabana Palace-Hotel, versammelten sich auf Aufruf linker Bewegungen, Parteien und Gewerkschaften Tausende Demonstranten, um sich zu den Herren eines Teils des wohl berühmtesten Strandes der Welt zu machen. »Fora Temer!« (Weg mit Temer) war die Hauptlosung des Protests gegen seine Regierung der reichen Eliten und die laufende Amtsenthebung der gewählten Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei (PT). Demonstriert wurde gegen diesen rechten Staatsstreich, für die Verteidigung sozi aler und demokratischer Rechte und gegen die »olympische Plage«, die negativen Auswirkungen des Events auf Rio…“ Bericht von Peter Steiniger bei der jungen Welt vom 6. August 2016 externer Link
  • Zahl der Toten durch Polizeigewalt in Brasilien verdoppelt. Menschenrechtsaktivisten beklagen „soziale Säuberung“ vor Beginn der Olympischen Spiele am Wochenende. De-facto-Regierung verbietet Proteste
    Der Beginn der Olympischen Sommerspiele in Brasilien wird von Polizeigewalt überschattet. Zwischen April und Juni ist die Zahl der Toten durch Polizeigewalt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 100 Prozent gestiegen. Dies berichtete die Menschenrechtsbeauftragte von Amnesty International, Renata Neder. Bis Mai haben in der Stadt 151 Menschen durch Polizeikräfte ihr Leben verloren, 40 allein im Monat Mai, so Amnesty International. Das sei eine Steigerung von 135 Prozent. (…) Fast zeitgleich ist eine massive Aufrüstung der Sicherheitskräfte zu beobachten. Zuletzt hat die Polizei die Anzahl ihrer Kräfte von knapp 10.500 auf fast 14.000 drastisch erhöht. Die 3.500 zusätzlichen Polizisten sollen während der Olympischen und Paralympischen Spiele in den Straßen der Stadt patrouillieren. (…) Des Weiteren werden rund 1.000 Polizisten der Sondereinheit der Bundespolizei, Força Nacional de Segurança Pública, in Rio zum Einsatz kommen. (…) Um Proteste während der Olympischen Spiele zu verhindern, sind Transparente und Plakate mit „politischem oder religiösem Charakter“ offiziell verboten worden. Bereits am Mittwochabend kam es beim Fußballspiel der Frauen zwischen Brasilien und China zu Auseinandersetzungen. Vor laufender Kamera versuchten Ordner Zuschauern Plakate mit den Inhalten „Weg mit Temer“ und „Staatsstreich in Brasilien“ zu entreißen. Unterdessen haben soziale Bewegungen und Gewerkschaften mehrere Proteste den Eröffnungstag der Spiele angekündigt. Gemeinsam wollen der Gewerkschaftsdachverband CUT, die Studierendenbewegung UNE, die Landlosenbewegung MST und die Wohnungslosenbewegung MTST gegen das Amtsenthebungsverfahren gegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff demonstrieren und die internationale Aufmerksamkeit auf die innenpolitischen Verhältnisse lenken. Für die Eröffnungszeremonie im Stadion Maracanã riefen sie zum öffentlichen Protest gegen den amtierenden Präsidenten Michel Temer auf…“ Artikel von Mario Schenk vom 04.08.2016 bei amerika21 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=102305
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