Arbeitszeitgesetz: Kampf um den Acht-Stunden-Tag [erneut]
Dossier
„Flexiblere Arbeitszeiten und die Orientierung am Ergebnis, nicht an der Präsenz im Büro können auch den Beschäftigten zugutekommen“, sagte die SPD-Politikerin unlängst auf einem Fachkongress in Berlin. Dazu hat Nahles einen Dialog mit Arbeitgebern und Gewerkschaften gestartet, der in ein neues Arbeitszeitgesetz münden könnte. Die Arbeitgeber fordern, die täglich zulässige Höchstarbeitszeit von acht Stunden abzuschaffen und stattdessen nur noch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit gesetzlich vorzuschreiben…“ Artikel von Birgit Marschall vom 23. Juli 2015 in der Rheinischen Post online
und im Zusammenhang hiermit die Debatte um Industrie/Arbeit 4.0. Siehe hier die Debatte:
- Erst fragen, dann regieren: Mehr Anreize, mehr Flexibilität, mehr Arbeit? Lohnabhängige in Umfagen gegen unbegrenzte Arbeitszeit
- Beschäftigte gegen unbegrenzte Arbeitszeit. Statistisches Bundesamt: Teilzeit in Deutschland stärker verbreitet als im EU-Schnitt
„Die Befunde fügen sich ein in die von Regierungsparteien und Kapitalverbänden angestoßene Debatte um die Arbeitszeit. Soll die Nation in der Staatenkonkurrenz bestehen, müssen die Staatsbürger wieder mehr arbeiten, der Achtstundentag, so sieht es der Koalitionsvertrag vor, soll fallen. Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, dass Teilzeitarbeit in der Bundesrepublik Deutschland so weit verbreitet ist wie in kaum einem anderen EU-Staat. 29 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64Jahren gingen danach im vergangenen Jahr einer Teilzeitbeschäftigung nach. Höher ist die Teilzeitquote lediglich in den Niederlanden (43 Prozent) und in Österreich (31 Prozent). Der EU-weite Schnitt liegt bei 18 Prozent.
Dabei sind Frauen mehr als viermal so häufig in Teilzeit tätig wie Männer: Während 48 Prozent der Frauen Teilzeit arbeiteten, traf dies nur auf zwölf Prozent der Männer zu. Der maßgebliche Grund besteht in der überdurchschnittlichen Erwerbstätigenquote von Frauen in der Bundesrepublik. Yvonne Lott vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut nennt das »eine erfreuliche Entwicklung« und lehnt zugleich die aktuellen Regierungspläne ab, die tägliche Höchstarbeitszeit zu beseitigen. Diese Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, die ebenfalls am Dienstag vorgestellt wurden. Danach sind 73 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gegen eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit. 34 Prozent der Befragten wären dagegen bereit, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden pro Tag zu arbeiten.
Diese mehrheitliche Haltung der Deutschen soll nach dem Willen der Bundesregierung gedreht werden…“ Artikel von Daniel Bratanovic in der jungen Welt vom 18.06.2025zu
- Leicht unter EU-Schnitt: 40,2 Wochenstunden haben in Vollzeit Erwerbstätige hierzulande 2024 gearbeitet
„Vollzeitbeschäftigte in Deutschland leisten durchschnittlich etwas weniger Arbeitsstunden pro Woche als im EU-Durchschnitt. 15- bis 64-jährige Erwerbstätige in Vollzeit haben im Jahr 2024 im Schnitt 40,2 Wochenstunden gearbeitet…“ Destatis-Pressemitteilung vom 17. Juni 2025
- Leicht unter EU-Schnitt: 40,2 Wochenstunden haben in Vollzeit Erwerbstätige hierzulande 2024 gearbeitet
- Mehr Anreize, mehr Flexibilität, mehr Arbeit? Wie Beschäftigte auf die Pläne der neuen Bundesregierung reagieren würden
„Die Bundesregierung möchte im Sinne der Fachkräftesicherung mehr Flexibilität bei der Höchstarbeitszeit, steuerliche Entlastungen bei Mehrarbeit und Anreize zur Ausweitung von Teilzeit schaffen. Aktuelle Befragungsergebnisse des IAB geben Aufschluss darüber, wie Beschäftigte diese Vorhaben bewerten und ob diese die arbeitsmarktpolitisch beabsichtigte Wirkung entfalten können. Etwa ein Drittel der Beschäftigten ist bereit, mehr als zehn Stunden an einzelnen Tagen zu arbeiten. Finanzielle Anreize für Mehrarbeit und für eine Ausweitung von Teilzeit sprechen besonders jüngere Beschäftigte an. (…)
Bemerkenswert ist, dass etwa 10 Prozent der Vollzeitbeschäftigten die tägliche Höchstarbeitszeit nach eigenen Angaben häufig überschreiten. Hierbei ist zu beachten, dass Ausnahmen von der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden schon jetzt beispielsweise bei Bereitschaftsdiensten, auf Basis von tariflichen Regelungen oder in außergewöhnlichen Notfällen, etwa bei der Schadensabwehr, zulässig sind. Auch sind bestimmte Gruppen wie leitende Angestellte vom Arbeitszeitgesetz ausgenommen. (…)
Mit Blick auf das Koalitionsvorhaben wird deutlich, dass 34 Prozent der Beschäftigten bereit wären, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Fast ebenso viele geben an, dass ihr Arbeitgeber entsprechende Erwartungen an sie stellen würde.
Die angenommenen Erwartungen der Arbeitgeber und die Bereitschaft der Beschäftigten decken sich allerdings nur teilweise: Weitergehende Analysen zeigen, dass lediglich gut ein Drittel derjenigen, die täglich mehr als zehn Stunden arbeiten würden, davon ausgeht, dass ihr Arbeitgeber tatsächlich solche Anforderungen stellen würde. Mit anderen Worten: Nur bei 13 Prozent aller Beschäftigten besteht sowohl die Bereitschaft zu einer längeren täglichen Arbeitszeit als auch die Vermutung, dass der Arbeitgeber dies an einzelnen Tagen erwarten würde.
Bemerkenswert ist dabei, dass es bei der Bewertung täglicher Höchstarbeitszeiten kaum Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen gibt, obwohl jüngere Beschäftigte die Anforderungen langer Arbeitstage womöglich besser bewältigen können. (…)
Bei einem steuerfreien Überstundenzuschlag wären jüngere Beschäftigte eher bereit, mehr Überstunden zu leisten. (…) Wenn Arbeitgeber tatsächlich die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten erhöhen möchten, müssten sie auf die im Koalitionsvertrag vereinbarten gesetzlichen Änderungen nach deren Inkrafttreten auch reagieren. Sie müssten Überstundenzuschläge anbieten und bereit sein, mit Teilzeitbeschäftigten individuelle Lösungen für die Aufstockung der Arbeitszeit zu finden.“ Artikel von Jens Stegmaier, Jonas Aljoscha Weik, Bernd Fitzenberger und Enzo Weber vom 17. Juni 2025im IAB-Forum
- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- Beschäftigte gegen unbegrenzte Arbeitszeit. Statistisches Bundesamt: Teilzeit in Deutschland stärker verbreitet als im EU-Schnitt
- Debatte um Arbeitszeit: Fragen und Antworten aus der Forschung
„Die neue Bundesregierung will mehr Möglichkeiten für sehr lange Arbeitstage schaffen, indem die Höchstarbeitszeit für den Erwerbsjob nicht mehr pro Tag, sondern pro Woche geregelt wird. Dazu führt sie mehrere Ziele an, die damit erreicht werden sollen: wirtschaftliche Impulse setzen, Interessen von Arbeitgebern und Beschäftigten an Flexibilität wahren – und Erhalt des Arbeitsvolumens trotz demografischen Wandels. Können diese Ziele erreicht werden?
Das ist höchst zweifelhaft, analysieren Forschende der Hans-Böckler-Stiftung in mehreren Untersuchungen. Denn erstens kann eine weitgehende Lockerung der täglichen Erwerbs-Arbeitszeit, die Höchstarbeitszeiten von mehr als 12 Stunden im Erwerbsjob möglich macht, bestehende gesundheitliche Probleme in der Erwerbsbevölkerung verschärfen, was das Arbeitspotenzial schwächt statt stärkt. Zweitens würde sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verschlechtern, was insbesondere die Teilnahme von Frauen am Erwerbsleben einschränkt.
„Eine Arbeitszeitderegulierung, die Erkenntnisse von Arbeitsmedizin und Arbeitsforschung ausblendet und an der sozialen Realität vorbeigeht, dürfte wirtschaftlich sogar kontraproduktiv wirken…“ FAQ aktualisiert am 16.06.2025 bei der HBS - Wie viel Arbeit verkraftet der Mensch? Regierungspläne würden Arbeitstage von über 12 Stunden erlauben – mit negativen Folgen für Vereinbarkeit und v.a. Gesundheit
- [Neue Analyse des HSI] Arbeitszeit: Regierungspläne würden Arbeitstage von über 12 Stunden erlauben – negative Folgen für Gesundheit und Vereinbarkeit
„Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine Debatte über die Arbeitszeit in Deutschland angestoßen. Die Menschen müssten „wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“. Im Koalitionsvertrag kündigt die neue Bundesregierung an, die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit zu schaffen. Das zielt in erster Linie auf eine weitere Lockerung des Arbeitszeitgesetzes zur Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit ab. Dabei erlaubt bereits das geltende Gesetz längst eine tägliche Arbeitszeit von bis zu 10 Stunden. Das Vorhaben der Bundesregierung würde tägliche Höchstarbeitszeiten von über 12 Stunden erlauben, zeigt eine neue Kurzstudie des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeitsrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung…“ HBS- Pressemitteilung vom 30.05.2025zum HBS Kommentar Nr. 5 vom Juni 2025
von Amélie Sutterer-Kipping und Laurens Brandt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit: Gefahr für Vereinbarkeit und Gesundheit.
- Abkehr vom Acht-Stunden-Tag Wie viel Arbeit verkraftet der Mensch?
„Die Bundesregierung möchte statt der bisherigen täglichen Höchstarbeitszeit eine Begrenzung pro Woche einführen. Dadurch werden längere Arbeitstage möglich. Was bedeutet das für die Gesundheit? (…) Lange Arbeitstage und zu wenig Erholung belasten den Körper. Nils Backhaus forscht für die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. In seinen Projekten untersucht er, unter welchen Bedingungen am effektivsten gearbeitet wird. Er sagt, dass die Studienlage in eine eindeutige Richtung zeigt: Demnach erhöhen lange tägliche Arbeitszeiten von zehn Stunden und vielleicht noch mehr das Risiko für psychische Erkrankungen, koronare Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und Schlafstörungen.
Negative Auswirkungen auch im Büro und Homeoffice
In vielen Studien werden bestimmte Branchen betrachtet, zum Beispiel die Schichtarbeit in der Pflege. Nicht immer können die Ergebnisse der Studien verallgemeinert werden. Schließlich unterscheidet sich das Arbeitsumfeld im Krankenhaus sehr von dem einer Baustelle, und die unterscheidet sich wiederum von einem Büro. Dass lange Arbeitszeiten bei körperlich anstrengenden Jobs irgendwann zu Problemen führen, liegt nahe. Aber wie sieht es bei klassischen Büro-Tätigkeiten aus, bei denen es auch die Möglichkeit für Homeoffice gibt? Dazu gibt es eine aktuelle Studie, die auf einer repräsentativen Stichprobe basiert. Die Möglichkeit für Homeoffice war ein Kriterium der Stichprobe. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass lange tägliche Arbeitszeiten verstärkt zu größerer Erschöpfung und Konflikten zwischen Beruf und Privatleben führen, aber auch zu Schwierigkeiten nach der Arbeit abzuschalten.
Lange Arbeitszeiten erhöhen Unfallrisiko
Neben den gesundheitlichen Aspekten gibt es auch Leistungseinbußen. Wenn Beschäftigte länger als acht Stunden arbeiten, nimmt deren Aufmerksamkeit, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit ab. Insbesondere bei physisch und psychisch belastenden Jobs ist das gefährlich, denn Müdigkeit provoziert mehr Fehler und Unfälle. Das Unfallrisiko ist nach zwölf Stunden Arbeit doppelt so hoch wie noch in der achten Arbeitsstunde. Das gilt nicht nur für Unfälle am Arbeitsplatz, sondern auch für Unfälle, die nach der Arbeit passieren, zum Beispiel auf dem Heimweg im Straßenverkehr…“ Beitrag von Sophie Kuhlmann, WDR, vom 03.06.2025 in tagesschau.de - Die Folgen der Arbeit nach Feierabend: eine Studie mit festen Effekten zu Burnout, Schmerzen, Losgelöstsein und Konflikten zwischen Arbeit und Zuhause bei norwegischen Arbeitnehmern
„Zielsetzung: Das Arbeiten außerhalb des Arbeitsplatzes und der normalen Arbeitszeit ist für einen größeren Teil der Erwerbsbevölkerung üblich geworden. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Arbeit nach Feierabend und Burnout, Muskel-Skelett-Schmerzen, Losgelöstheit und Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben zu untersuchen und dabei den unabhängigen Effekt von vier verschiedenen Arten von Feierabendarbeit sowie die moderierende Rolle der Arbeitszeitkontrolle herauszuarbeiten. (…) Die Ergebnisse belegen einen Zusammenhang zwischen spätabendlicher Arbeit, langer Tages- und Wochenarbeitszeit, höheren Konflikten zwischen Arbeit und Zuhause und geringerer Loslösung sowie zwischen Wochenarbeitszeit und höherem Burnout. Die Ergebnisse lieferten eine begrenzte Unterstützung für die Arbeitszeitkontrolle als moderierenden Faktor; der Zusammenhang zwischen schneller Rückkehr und Burnout war nur für Arbeitnehmer mit unterdurchschnittlicher Arbeitszeitkontrolle offensichtlich. Schlussfolgerungen: Die vier Arten der Arbeit nach Feierabend waren alle unabhängig voneinander mit mindestens einem Ergebnis für die Arbeitnehmer verbunden, obwohl der Zusammenhang mit der schnellen Rückkehr nur dann deutlich wurde, wenn die Arbeitszeitkontrolle unter dem Durchschnitt lag. Die Ergebnisse sind wichtig für Praktiker, die familienfreundliche und gesunde Praktiken einführen wollen…“ engl. Abstrakt des Artikels von Vilde Hoff Bernstrøm, Mari Ingelsrud und Wendy Nilsen in Work Environ Health vom Januar 2025(maschinenübersetzt)
- Debatte über Arbeitszeitverlängerung: Unstillbarer Heißhunger
„Die Nation wankt, und soll sie nicht umfallen, bedarf es einer kollektiven Kraftanstrengung, einer Bereitschaft zu Einsatz und Verzicht. Der Kanzler, das riecht leicht modrig nach Kaiserzeit, Adenauer-BRD und den tausend Jahren, die dazwischen lagen, verlangt von seinen Staatsbürgern mehr von dem, was dieses Land einmal ausgezeichnet haben soll: »Leistungsbereitschaft, Fleiß, Anstand«. Mit Viertagewoche und Work-Life-Balance nämlich könne der bedrohte Wohlstand nicht bewahrt werden. Die Hängemattenjahre sind vorbei. Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt. Doch beim bloßen Appell an patriotische Arbeitsmoral und nationale Verzichtsethik der Deutschen bleibt es nicht, die Regierung legt die Axt ans Arbeitsrecht. Der Koalitionsvertrag sieht eine Entgrenzung des Arbeitstags vor, der Achtstundentag, eine Errungenschaft der gescheiterten Revolution von 1918, soll weichen. Gewerkschaften protestieren, ihr wissenschaftlicher Apparat macht auf Risiken für die psychische und körperliche Gesundheit aufmerksam: vermehrte Unfallgefahr, Burnout, Schlaganfall, Krebs. Begründet wird die Gängelei zu mehr Plackerei, die den früheren Tod verspricht, also mit der Behauptung, es werde zuwenig gearbeitet. Für wen? Gemessen woran?…“ Kommentar von Daniel Bratanovic in der jungen Welt vom 31.05.2025 - Arbeitszeitgesetz & Mehrarbeit: Realitätsverweigerung am Limit
„In Dauerschleife erklingen aus der politischen Blase die Rufe nach längeren Arbeitszeiten. Jetzt sollen auch noch die Standards des Arbeitszeitgesetzes geschliffen werden. Ökonomisch absurd und fernab der Lebensrealität der Beschäftigten. Das #schlaglicht 18/2025 aus Niedersachsen stellt die Debatte vom Kopf auf die Füße…“ Argumente und Zahlen im #schlaglicht 18/2025 vom 05.06.2025 beim DGB Niedersachsen - Siehe aktuell auch Weniger Arbeit, mehr Wohlstand? Zeitwohlstand! Oder anders gefragt: Arbeiten die Menschen in Deutschland zu viel?
- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- [Neue Analyse des HSI] Arbeitszeit: Regierungspläne würden Arbeitstage von über 12 Stunden erlauben – negative Folgen für Gesundheit und Vereinbarkeit
- Viel schlimmer! Der Gewerkschafter Taro Tatura über die Verlängerung der Arbeitszeiten
„… Im Arbeitszeitgesetz steht zwar etwas von acht Stunden und dass zehn Stunden nur im Ausnahmefall mit späterem Ausgleich möglich sind, doch die Debatte übersieht eins: Die erkämpfte Normalität der Fünf-Tage-Woche hat es nie ins Arbeitszeitgesetz geschafft! Die täglichen acht Stunden beruhen darauf, dass diese an sechs Tagen pro Woche gearbeitet werden. Dadurch kommen wir auf die wöchentliche Grenze von 48 Stunden. In der heutigen Normalität sind zum Glück eher 40 Stunden an fünf Tagen die Norm. Es ist also schon jetzt möglich zum Beispiel fünf Tage lang je 9,6 Stunden zu arbeiten. Der Ausgleich, den das Gesetz fordert, kommt ganz automatisch dadurch zustande, dass am sechsten Tag nicht gearbeitet wird. Was will die Bundesregierung nun ändern? Man will im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie, eine wöchentliche statt eine tägliche Höchstarbeitszeit festlegen. Es werden also die zehn Stunden täglicher Höchstarbeitszeit angegriffen, nicht die acht Stunden. Das könnte man nun kleinlich nennen, doch die Tragweite dieser Veränderung ist größer, als es auf den ersten Blick scheint. (…)
Doch nicht nur die Regierungsparteien täuschen die öffentliche Meinung, sondern auch wir als Gewerkschafter*innen müssen selbstkritisch überlegen, ob es sinnvoll ist, romantisch über den Angriff auf die erkämpften acht Stunden zu sprechen, wenn es diese seit den erkämpften, aber gesetzlich nicht festgelegten fünf Tagen gar nicht gibt. Für viele Kolleg*innen macht es einen Unterschied, ob es darum geht, auch mal neun oder zehn Stunden zu arbeiten – oder eben 13! Es geht hier eben nicht um die Flexibilität, einmal zwei Stunden mehr zu arbeiten, sondern im Zweifel fünf und auch die nicht nur einmalig. Warum 13? Ganz einfach: Auch die europäische Arbeitszeitrichtlinie kennt durch die Hintertür eine maximale tägliche Arbeitszeit. Zwar ist diese nicht als solche definiert, aber es sind elf arbeitsfreie Stunden pro Tag festgelegt und 24 minus elf sind 13.
Die Arbeitgeberseite hat ein großes Interesse an den neuen Möglichkeiten. Zum Beispiel, wenn bei Arbeitsprozessen zu Beginn und Ende der Arbeit unproduktive Rüstzeiten unumgänglich sind. Wenn also auf einer Baustelle Material und Maschinen je 30 Minuten lang bereitgestellt oder weggeräumt und gereinigt werden müssen, ist es deutlich attraktiver, wenn dazwischen maximal zwölf statt maximal neun Stunden produktiv gearbeitet werden kann. Oder im Einzelhandel: Wenn es plötzlich möglich wird, die komplette Öffnungszeit mit einer statt mit zwei Schichten abzudecken. Ein Drei-Schicht-Betrieb, in dem es nun möglich wird, 24 Stunden mit zwei statt mit drei Schichten abzudecken. Unter Einführung von Regelungen zu Saisonalität ist das Ganze sogar mit einer Fünftage-Woche denkbar. (…)
Spätestens mit diesem Vorstoß muss Schluss sein mit falscher Nachsichtigkeit der Gewerkschaften gegenüber der ehemals sozialdemokratischen SPD. Es braucht jetzt massive Gegenwehr an allen Stellen. Ob im Betrieb, dem Parlament oder auf der Straße – diesen Angriff darf unsere Klasse nicht unbeantwortet lassen. Jede und jeder Abgeordnete, die oder der für diese Gesetzesänderung stimmt, ist unser Gegner.“ Artikel von Taro Tatura vom 29.05.2025 in ND online– Taro Tatura ist Gewerkschafter und Vorsitzender des Fachbereichs B beim ver.di-Landesbezirk Hamburg
- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- Arbeitszeit- und Faulheitsdebatte nicht aufdrängen und ablenken lassen: Einfach nur unverschämt – und: Um wessen Vorteil geht es?
- Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt
„Wir sollten uns diese übergriffige Arbeitszeit- und Faulheitsdebatte nicht aufdrängen lassen. Stattdessen müssen Millionäre und Milliardäre durch die Vermögensteuer endlich wieder verhältnismäßig und angemessen am Gemeinwesen beteiligt werden.
Wir arbeiten alle zu wenig, sagt ein arbeitgebernahes Wirtschaftsinstitut und die Union samt dem Blackrock-Kanzler wird nicht müde zu betonen, dass wir alle fleißiger und effizienter sein sollen. Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance könnten wir angeblich den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten, sagt Merz. Man könnte auch übersetzen: „Ihr seid alle zu faul“. Hintergrund ist, dass die schwarz-rote Koalition den Achtstundentag schleifen und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen will. Das ist ein Angriff auf eine der wichtigsten Errungenschaften der Arbeiter:innenbewegung – schon mehr als 100 Jahre gilt die tägliche Begrenzung der Arbeitszeit in Deutschland. Dabei gibt es heute schon zahlreiche Ausnahmen vom Achtstundentag. Mit dieser nächsten Aufweichung möchte die Union die Türe aufstoßen zur weiteren Deregulierung der Arbeit. Es geht um nicht weniger als die Wegnahme mühsam erkämpfter Rechte. (…)
Wo bleibt eigentlich die Vermögensteuer?
Vielleicht sollten die Reichen und Überreichen erst einmal angemessen und verhältnismäßig zum Wohlstand des Gemeinwesens und damit aller Menschen beitragen, bevor wir uns von den wirtschafts- und reichtumsnahen Lobbyorganisationen und Parteien vorwerfen lassen müssen, dass wir auf der faulen Haut liegen würden. Über wessen Wohlstand reden wir eigentlich? Vermutlich nicht über den der arbeitenden Leute, die mit der Kinderbetreuung jonglieren, während die Reichen, Überreichen und deutschen Oligarchen weiterhin von der Besteuerung ihrer Vermögen verschont sind und beim Vererben von Unternehmen weitreichende Ausnahmen gelten? (…)
Eine Ablenkungsdebatte
Nicht nur angesichts der bestehenden Ungleichheit ist es unser gutes Recht, dass wir eine Work-Life-Balance fordern und dass wir uns nicht noch mehr verausgaben, während unsere Mieten in den letzten Jahren unermesslich gestiegen sind und wir Urlaube streichen, damit wir uns das Leben in den Städten noch leisten können. Die Forderung nach einer höheren Arbeitszeit wird noch unverschämter, wenn man sieht, dass gleichzeitig nichts für eine bessere Kinderbetreuung investiert wird und die sozialen Sicherungssysteme, die uns schützen sollen, wenn wir unsere Arbeit verlieren, nach dem Willen der Union immer weiter runtergeschraubt werden sollen…“ Kommentar von Markus Reuter vom 26.05.2025 in Netzpolitik - [DGB] Die Abschaffung des 8-Stunden-Tags ist nicht die Lösung
„Um wessen Vorteil geht es, wenn der Kanzler mehr Arbeit fordert und ansonsten den wirtschaftlichen Niedergang beschwört? Sicher nicht um das Wohl der Beschäftigten. Denn für sie bringt die Lockerung der Arbeitszeit mehr unbezahlte Überstunden, mehr Hamsterrad und weniger Gesundheit. Für Unternehmen bedeutet eine Flexibilisierung dagegen weniger Kosten. Sie könnten dank mehr Überstunden zusätzliche Schichten fahren, ohne dafür teure Zuschläge oder mehr Arbeitskräfte einzusetzen – also mehr Gewinn auf dem Rücken von weniger Personal. Deshalb macht es misstrauisch, wenn die Union versucht, Arbeitnehmer mit dem Versprechen “mehr Lebensqualität durch Flexibilität” zu ködern. Um 14 Uhr könne das Kind aus der Kita geholt werden, lässt Linnemann gestresste Eltern wissen. Er verschweigt: Das geht auch jetzt schon ohne Änderungen am Arbeitszeitgesetz; in tarifgebundenen Betrieben sind Vertrauensarbeitszeit, Gleitzeit, flexible Modelle längst Alltag.
Aber unsere Arbeitswelt besteht nicht nur aus Büroangestellten. Sie besteht aus Paketdienstfahrern in Leiharbeit beim Sub-Unternehmen. Sie besteht aus Kellnern und Köchinnen, die stundenlang auf den Beinen sind, abends, nachts, an Wochenenden und Feiertagen. Aus Menschen, die Schicht schieben in der Pflege, welchen, die auf der Baustelle Zementsäcke schleppen bei Hitze, Regen oder Schnee, Kolleg*innen, die Busse und U-Bahnen fahren, damit alle sicher ans Ziel kommen. Alles Menschen mit wenig Einfluss auf ihre Arbeitszeitgestaltung, die dringend Grenzen ihrer Arbeitszeit brauchen, um gesund zu bleiben…“ DGB-Beitrag vom 26. Mai 2025– selten gute Frage des DGB: „Um wessen Vorteil geht es, wenn der Kanzler mehr Arbeit fordert und ansonsten den wirtschaftlichen Niedergang beschwört?„
- An die Arbeit! Nicole Mayer-Ahuja kommentiert das Vorhaben der Bundesregierung, die Arbeitszeit der Beschäftigten zu erhöhen
„… Wen meint er mit »wir«? Jene Vollzeitbeschäftigten, die gegenüber der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin angaben, pro Woche im Schnitt (!) fünf Stunden länger zu arbeiten als im Vertrag steht? Die 41 Prozent, die dem DGB-Index »Gute Arbeit« zufolge sehr häufig oder oft nach der Arbeit zu erschöpft sind, um sich um private oder familiäre Angelegenheiten zu kümmern? Offenkundig sind die Arbeitserfahrungen von Beschäftigten nicht mit jenen neoliberalen Ideologien vereinbar, die einem Ex-Blackrock-Manager schlüssig erscheinen. (…) Der angekündigte Übergang von »einer täglichen [zu] einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit« heißt konkret: Schluss mit dem hart erkämpften Acht-Stunden-Tag – und mit einer Mindestruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen, auf die man bestehen kann, wenn Vorgesetzte »Arbeiten ohne Ende« verlangen. Steuerfreie »Zuschläge für Mehrarbeit« werden versprochen. Aber was bringt das, wenn viele Überstunden ohnehin nicht bezahlt werden? Schon heute entspricht die Zahl aller geleisteten Überstunden rund einer Million Vollzeitarbeitsplätzen – bei wieder steigender Arbeitslosigkeit. Die meisten Beschäftigten wünschen sich das Gegenteil: kurze Vollzeit. Doch selbst die IG Metall rückt jetzt vom Ziel einer Vier-Tage-Woche ab…“ Kommentar von Nicole Mayer-Ahuja vom 27.05.2025 in ND online - Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- Arbeitszeitdebatte: Einfach nur unverschämt
- Achtstundentag angezählt im Koalitionsvertrag: Begeisterung fürs Abrackern und Krummlegen als neudeutsches Leitbild nicht nur der Industrie
- [Achtstundentag angezählt] SPD opfert Acht-Stunden-Tag für Koalition mit Merz – Gewerkschaften warnen vor Gesundheitsrisiken und kündigen Widerstand an
„… Die Zustimmung der SPD-Basis hat den Weg zur neuen Bundesregierung frei gemacht. Deren Planungen führen schon jetzt zu Kritik. Die unternehmerfreundliche Zusammensetzung des zukünftigen Kabinetts von Friedrich Merz (CDU) kritisiert die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner. „Mit dieser Abstimmung stützen die SPD-Mitglieder ein Lobbyisten-Kabinett der CDU“, sagte Schwerdtner dem Spiegel. Die Planungen zum Arbeitszeitgesetz bestätigen Befürchtungen, die der ehemalige Blackrock-Manager Merz seit seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten bei Beschäftigtenvertretern hervorgerufen hat. Wurde letztes Jahr in Tarifverhandlungen um kürzere Arbeitszeiten gestritten und war vor einigen Monaten die Einführung einer Vier-Tage-Woche Thema in den Medien, kündigt die Merz-Regierung einen anderen Weg an. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sieht Neuregelungen zur Arbeitszeit vor. Der Acht-Stunden-Tag soll abgeschafft, es soll „die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit“ geschaffen werden. Statt täglich acht Stunden soll nun ein wöchentliches Arbeiten von 48 Stunden die Basis sein. Die Erfassung von Arbeitszeiten soll bei bestimmten Personenkreisen gar nicht mehr erfolgen. „Vertrauensarbeitszeit ohne Zeiterfassung“ wird „im Einklang mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie“ möglich bleiben, so der Koalitionsvertrag. (…) Bereits heute sind Verstöße gegen diese Höchstgrenze an der Tagesordnung. Behörden kontrollieren kaum. Betriebsräte berichten von Beschäftigten, die zwölf oder 14 Stunden arbeiten. Statt Regelungen zur Einhaltung des Gesetzes, will die Regierung Bestimmungen noch weiter aufweichen. Die Folgen werden gravierend sein. (…) Gesetze ändern nicht automatisch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen. Gewerkschaften kündigen bereits Gegenwehr an. „Aus den Betrieben bekommen wir die Rückmeldung, dass die Leute das nicht einfach so hinnehmen wollen. Heute ist der Acht-Stunden-Tag ein Grundbedürfnis der Beschäftigten“, erklärt Chaja Boebel im Gespräch mit nd.DieWoche. Die Mehrheit der Mitglieder hat ein klares Verlangen nach einer 35-Stunden-Woche, unterstreicht die Historikerin, tätig beim IG-Metall-Vorstand.“ Beitrag von Marcus Schwarzbach vom 1. Mai 2025 in Telepolis, siehe z.B.:
- IG BAU zum 1. Mai 2025: „Abschaffung des 8-Stunden-Tages ist ein Angriff auf unser Privatleben“
„In seiner Rede zum Tag der Arbeit auf dem Münchner Marienplatz ist der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, unter anderem auf den aktuellen Vertrag der neuen schwarz-roten Koalition eingegangen. Er kritisierte vehement, dass künftig nur noch eine auf die Woche bezogene maximale Obergrenze der Arbeitszeit gelten soll. „Was in dem Koalitionsvertrag so harmlos klingt, ist in Wahrheit ein Angriff auf den Arbeitsschutz, auf unsere Gesundheit und unser Privatleben. Fällt der 8-Stunden-Tag weg, bedeutet das längere Arbeitstage, unplanbare Schichten und weniger Erholung.“ Er kündigte gegen diese Bestrebung den heftigen Widerstand der Gewerkschaften an…“ Aus der Pressemitteilung der IG BAU vom 01.05.2025(auch zu weiteren Themen samt Antifa)
- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- IG BAU zum 1. Mai 2025: „Abschaffung des 8-Stunden-Tages ist ein Angriff auf unser Privatleben“
- Begeisterung fürs Abrackern und Krummlegen – in der alten BRD schon mal ein Scherzartikel – wird jetzt zum neudeutschen Leitbild.
„„Ärmel aufkrempeln, zupacken, aufbauen“ „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“: Der Song von Geier Sturzflug – 1983 ein Hit, der immer wieder zitiert und in Bierlaune gegrölt wurde – war natürlich ironisch gemeint. So ändern sich die Zeiten! Heute sieht das ein Ökonom ganz anders und stellt bierernst fest: „Ein Zeichen à la ‚Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt‘ ist als Zeichen der Aufbruchsstimmung sinnvoll.“ (IW-Ökonom Schröder) Wird da gelacht? Gibt es Protest? Nein, der Fachmann bewegt sich auf der Höhe der Zeit. Denn kaum sind die Milliardenpakete für Aufrüstung und Infrastruktur vom alten Bundestag verabschiedet – noch bevor der neue Kanzler im Amt ist –, da vermeldet dieser schon: „Wir alle müssen vor Illusionen warnen, dass jetzt durch viele neue Schulden praktisch unbegrenzt Ausgaben möglich sind.“( Junge Welt, 26.3.25) Will sagen, dass das Geld nicht dafür gedacht ist, den Bürgern ein angenehmeres Leben zu bereiten. Hier muss gleich klargestellt werden: Für das Fussvolk, das brav an die Urnen getrottet ist (oder auch nicht), stehen zukünftig eher Härten an. (…)
Deren intensivere oder ausgedehnte Nutzung ist auch dann angesagt, wenn zunehmend Arbeitskräfte um ihre Existenz gebracht werden, weil sie überflüssig sind. Und so gibt es nicht nur den Vorschlag, einen Feiertag zu streichen – ob mit oder ohne Lohnausgleich –, sondern in der Debatte sieht der Handelsverband auch gleich die Chance, die Arbeitszeit weiter zu flexibilisieren, und begrüsst entsprechende Ansätze im Sondierungspapier der Koalitionäre (…) Wenn nun Änderungen angekündigt werden, bedeutet dies nur, dass die Unternehmen grössere Freiheiten in der Benutzung ihrer Arbeitskräfte erhalten sollen, nicht ohne zu beteuern, dass dies natürlich auch im Sinne der Beschäftigten sei. Schliesslich richten die Unternehmen ihre Produktion ja immer nach den Freizeitwünschen ihrer Mitarbeiter aus, statt dass die lieben Mitarbeiter ihre Freizeit nach dem Gang des Geschäfts auszurichten haben. Wenn der flexiblere Umgang mit der Arbeitszeit Deutschland als Wirtschaftsstandort dienen soll, dann heisst dies eben auch, dass die Arbeitskraft auf diese Art und Weise verbilligt oder intensiviert genutzt werden soll. (…)
Wenn durch die Streichung eines Feiertags keine zusätzlichen Einnahmen entstehen und der Vorschlag daher vom DGB zurückgewiesen wird, stellt sich ja gleich die Frage: Wäre der Verein denn mit der Streichung einverstanden, wenn der Staat und die Wirtschaft dadurch gewinnen würden? Und die Feststellung, dass Erholung nicht zum Wohle der Arbeitnehmer da ist, sondern als Mittel der Produktivitätssicherung ihren Dienst tut, ist auch eine sehr interessierte Sichtweise! Worauf der DGB besteht ist die Würdigung der selbstlosen Leistung für das deutsche Wirtschaftswachstum…“ Artikel von Suitbert Cechura vom 12. April 2025 in untergrund-blättle.ch - Achtstundentag angezählt: Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD als »Wunschzettel der Industrie«. Kritik der Gewerkschaften fällt verhalten aus
„Für abhängig Beschäftigte und gesellschaftspolitisch Engagierte enthält der am Mittwoch vorgestellte Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD wenig Gutes. Die vereinbarte Änderung des Arbeitszeitgesetzes ist ein Stein des Anstoßes. Seit 1918 gilt hierzulande der Achtstundentag, und er ist damit offenbar so veraltet, dass er dringend abgeschafft werden muss. Die Koalitionäre in spe wollen jedenfalls eine Wochenhöchstarbeitszeit einführen. Damit kann an einzelnen Werktagen die Arbeitszeit deutlich über acht Stunden liegen, was auch heute in Ausnahmefällen wie bei der Rufbereitschaft von Personal etwa in Krankenhäusern, bei Feuerwehr, Polizei, Wasser- und Stromversorgern möglich ist. Laut Koalitionsvertrag soll die Neuordnung der Arbeitszeit in Absprache mit »den Sozialpartnern« ausgestaltet werden. Die Verhandler der drei Parteien behaupten, dass »Beschäftigte und Unternehmen (…) sich mehr Flexibilität« wünschten, um mit der wöchentlichen Höchstarbeitszeit Familienarbeit und Beruf besser vereinbaren zu können. Die EU-Arbeitszeitrichtlinie gibt den Rechtsrahmen für die Neuordnung ab. Vom »Sozialpartner« Verdi kommt allerdings deutliche Kritik: Änderungen im Arbeitszeitgesetz seien nicht akzeptabel, heißt es auf der Homepage der Gewerkschaft. Eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit öffne dem Missbrauch Tür und Tor. »Das Arbeitszeitgesetz schützt Menschen, die ohnehin unter prekären Bedingungen arbeiten müssen – deshalb darf es nicht ausgehöhlt werden«, erklärte der Verdi-Bundesvorsitzende Frank Werneke. Auch die vereinbarten Anreize zu Mehrarbeit im Koalitionsvertrag seien ein falsches Signal. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte die designierte Regierung aus CDU/CSU und SPD vor »Beliebigkeit und Aktionismus bei der Änderung des Arbeitszeitgesetzes«, so die Vorsitzende Yasmin Fahimi. »Arbeitszeit ist und bleibt Tarifgeschäft.« Die Gewerkschaften stünden für den Dialog mit den Unternehmen bereit, um gute Arbeit sicherzustellen. Vorwiegend fand das SPD-Mitglied Fahimi aber lobende Worte für den Koalitionsvertrag, der »kluge und vernünftige Pläne« beinhalte, »um die Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitsplätze zu sichern«. Positives konnte man auch bei der IG Metall aus dem Koalitionsvertrag herauslesen. Die bereits beschlossenen Sondervermögen für Infrastruktur und die Lockerung der Schuldenbremse seien »der richtige Weg«, befand die Erste Vorsitzende, Christiane Benner. Ob sie dabei auch an die Milliarden für die Rüstungsbetriebe dachte, die zum Organisationsbereich der IGM zählen? (…) Die IG Metall werde die Arbeit der Koalition »an einigen Stellen unterstützend, an einigen Stellen kritisch begleiten«. Während die Gewerkschaften sich mit den Vereinbarungen arrangieren können, kam deutliche Kritik aus Nichtregierungsorganisationen: (…) Der Koalitionsvertrag lese sich (…) »wie ein Wunschzettel der Industrie«…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 11. April 2025- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- [Achtstundentag angezählt] SPD opfert Acht-Stunden-Tag für Koalition mit Merz – Gewerkschaften warnen vor Gesundheitsrisiken und kündigen Widerstand an
- DGB warnt die Union und SPD vor dem Angriff auf tägliche Höchstarbeitszeit, aber die Ausweitung der Arbeitszeiten droht mit der Tarifrunde zum öffentlichen Dienst
- Arbeiten ohne Ende: Politik und Kapital wollen Höchstarbeitszeit »flexibler« machen. Öffentlicher Dienst als Türöffner
„… Von der Abschaffung eines Feiertages war bereits die Rede, und nun möchten CDU/CSU und SPD im Zuge ihrer Koalitionsverhandlungen für eine künftige Bundesregierung auch mit der täglichen Höchstarbeitszeit von acht Stunden Schluss machen. Im Einklang mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie könne es hier Änderungen geben, befanden die Parteien laut AFP in ihrem Sondierungspapier. Allerdings solle kein Beschäftigter gegen seinen Willen zu längeren Arbeitszeiten gezwungen werden dürfen. Ob es in der Praxis funktioniert, dass ein Mitarbeiter sich der Anordnung des Vorgesetzten zur Mehrarbeit verweigert? Ziemlich unwahrscheinlich. Ohnehin gibt es längst Ausnahmen von der Acht-Stunden-Regel sowie der wöchentlichen Höchstarbeitszeit. (…) Ein weiterer umstrittener Vorschlag, der Eingang in das Sondierungspapier von CDU/CSU und SPD gefunden hat, betrifft steuerliche Vergünstigungen für Mehrarbeit. Damit die sich rentiere, sollen Zuschläge, »die über die tariflich vereinbarte bzw. an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit hinausgehen, steuerfrei gestellt« werden, zitierte tagesschau.de aus dem Sondierungspapier. Auch Teilzeitbeschäftigte sollen mit Steueranreizen zur Ausweitung ihrer Arbeitszeit gelockt werden…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 01.04.2025 - Gewerkschafter warnen Union und SPD vor Abkehr von Höchstarbeitszeit
„In den Verhandlungen über eine große Koalition wollen Union und SPD die Arbeitszeit flexibler gestalten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fürchtet Nachteile für Arbeitnehmer.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Union und SPD vor einer angedachten Abkehr der Höchstarbeitszeit gewarnt. »Das Arbeitszeitgesetz ist keine politische Verhandlungsmasse«, sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Es ist ein Schutzgesetz, das Erholung und Gesundheit sichert, und fußt auf arbeitsmedizinischen Erkenntnissen.« Bereits in zu vielen Branchen kämen Beschäftigte längst an ihre Belastungsgrenze. »Dort droht ein Kollaps mit einer weiteren beliebigen Ausweitung der Arbeitszeiten.« (…) Für die Wochenarbeitszeit gilt zudem eine Obergrenze von 48 Stunden – auch hier gibt es allerdings Ausnahmeregelungen. Die europäische Arbeitszeitrichtlinie spricht nur von diesen 48 Stunden pro Woche, eine Höchstarbeitszeit pro Tag ist darin nicht festgelegt.“ Meldung vom 31.03.2025 im Spiegel online - Beim DGB nichts ausdrückliches gefunden, aber siehe das Dossier Tarif- und Besoldungsrunde öffentlicher Dienst Bund und Kommunen 2025 mit dem Vorschlag der Schlichtung zur „freiwilligen“ 42-Std-Woche
- Siehe aber auch In den Koalitionsverhandlungen wird über Arbeitszeitverlängerungen diskutiert. Doch deutschlandweit wünschen sich Beschäftigte eine Viertagewoche.
- Zu den politischen Aspekten der erneuten Angriffe auf die tägliche Arbeitszeit siehe das Dossier SPD, Grüne, CDU und FDP (Kapital sowieso) wollen höhere Höchstarbeitszeit: Wir sollen uns flexibel an die Bedürfnisse des Kapitals anpassen
- Arbeiten ohne Ende: Politik und Kapital wollen Höchstarbeitszeit »flexibler« machen. Öffentlicher Dienst als Türöffner
- Arbeitszeit: Mit 60-Stunden-Woche gegen Fachkräftemangel. Google zeigt die Richtung. Ist diese Entwicklung auch in Deutschland möglich?
“… Sergey Brin ist neben Larry Page Mitgründer von Google und gemeinsam besitzen sie die Mehrheit der Firmenanteile. Daher haben sie auch nach wie vor die Möglichkeit, das Geschäft mitzubestimmen. Brin will Googles Mitarbeiter motivieren, indem er sowohl deutlich mehr Arbeitsstunden als auch die Rückkehr ins Büro fordert. Er geht davon aus, dass sich die Produktivität der Google-Mitarbeiter durch diese Maßnahmen auf jeden Fall erhöhen würde. Für diese Erwartung gibt es keine wissenschaftlich belegte Begründung, was jedoch in der aktuellen, wenig wissenschaftsbasierten Tendenz in den USA offenbar kein Grund dafür ist, die Forderung nach längeren Arbeitszeiten hinsichtlich ihrer Effizienz zu hinterfragen. Unter dem Motto ″America first″ müssen sich auch die Arbeitnehmer verstärkt für ihr Land engagieren. Und damit kein Arbeitnehmer seine Motivation für den Arbeitgeber verliert, werden in den USA zur Überwachung der Beschäftigten aktuell auch Lügendetektoren eingesetzt. (…) In Deutschland passt die Vorstellung von einer 60-Stunden-Woche, zumal noch ausschließlich im Büro, nicht zum hiesigen Arbeitsmarkt. Hierzulande wäre eine 60-Stunden-Woche rechtlich zwar möglich, aber nur kurzfristig. In den folgenden Wochen müsste man anschließend durch weniger Arbeitszeit einen Ausgleich schaffen, um wieder auf den erlaubten Wert von maximal 48 Wochen-Stunden zu kommen. Zudem hat hierzulande mittlerweile die „Work-Life-Balance“ Einzug gehalten und die Tendenz geht zur Vier-Tage-Woche. Das steht den Forderungen des Google-Gründers diametral entgegen. (…) Längere Arbeitszeiten führen zweifelsohne zu einer Vereinzelung der Beschäftigten, weil weder ein Familien- noch ein Vereinsleben sich noch realisieren ließe. Man muss in diesem Zusammenhang nur einmal auf die Folgen der Ganztagsschulen schauen, welche die Jugendarbeit vieler Vereine weitgehend zum Erliegen gebracht hat. Ob ein erhöhtes Arbeitspensum der Beschäftigten zu mehr Burn-outs und mehr inneren Kündigungen führen würde, ist eine berechtigte Frage. Eine wohl unvermeidbare Folge der zunehmenden Arbeitsbelastung werden familiäre und gesundheitliche Probleme sein. Wenn kontrolliert längere Arbeitszeiten gefordert werden, wird dies im besten Fall zu einem vermehrten Dienst nach Vorschrift und zur innneren Kündigung führen. Die Bindung der Arbeitnehmer an ihren Arbeitnehmer dürfte weiter fallen. Laut Gallup Engagement Index Deutschland 2024 gab nur die Hälfte der Beschäftigten an, in einem Jahr noch uneingeschränkt bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber sein zu wollen. Headhunter sind angeblich so aktiv wie nie zuvor. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen der Arbeitnehmer sowohl in die finanzielle Zukunft ihres Arbeitgebers als auch konkret in ihre Führungskräfte. Auf Sicht ist damit zu rechnen, dass die Einflüsse der unter Trump zugespitzten Entwicklung hin zur autokratischen Herrschaft der Wohlhabenden auch in Deutschland an Einfluss gewinnen, was nicht unbedingt auf große Freude trifft.“ Beitrag von Christoph Jehle vom 18. März 2025 bei Telepolis - Überstunden verschärfen Ungleichheit: Forscherinnen warnen vor drohender Mehrbelastung für Frauen durch Ausweitung des Acht-Stunden-Tages
„Mit der sogenannten Wachstumsinitiative plant die Bundesregierung die kriselnde Wirtschaft anzukurbeln. Zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels ist auch eine Ausweitung des Acht-Stunden-Tages vorgesehen. Demnach sollen Zuschläge für Mehrarbeit, die über die Vollzeitarbeit hinausgehen, steuer- und beitragsfrei gestellt werden. Die Regierung wolle »Lust machen auf die Überstunde«, sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP) zu den Plänen. Doch neben allgemeinen gesundheitlichen Risiken durch eine höhere Arbeitsbelastung benachteiligt das Vorhaben vorrangig Frauen, wie aus einer Analyse des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) hervorgeht. »Forderungen nach längeren Erwerbsarbeitszeiten ignorieren die Lebensrealitäten vieler Frauen«, kritisiert Yvonne Lott, Expertin für Arbeitszeiten und Geschlechterforschung am WSI. Sie übernehmen nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Sorge- und Pflegearbeit und arbeiten daher häufiger in Teilzeit als Männer. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren das im Jahr 2023 etwa die Hälfte der Arbeiterinnen. Unter Männern arbeiteten nur knapp 13 Prozent in Teilzeit. Teilzeitbeschäftigte aber sind von den Steuervergünstigungen für Überstunden ausgenommen. Denn profitieren soll nur, wer länger als die tarifliche Wochenarbeitszeit von 34 Stunden arbeitet. In nicht tarifgebundenen Verhältnissen sind es 40 Stunden. Dadurch profitieren Männer im Schnitt stärker von den Anreizen, wie aus der WSI-Analyse hervorgeht. Leisten diese jedoch mehr Überstunden, hätten sie noch weniger Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit, hebt Lott hervor. Das wiederum würde durch ihre Partnerinnen aufgefangen, was eine zusätzliche Belastung für Frauen zur Folge hätte. Und selbst für Arbeiterinnen, die in Vollzeit beschäftigt sind, sei es wegen der Mehrbelastung durch die Pflege- und Sorgearbeit unrealistisch, Überstunden zu leisten. Vor allem, wenn sie Berufen mit einer hohen Arbeitsbelastung nachgehen. Zu befürchten sei vor diesem Hintergrund eine weitere Ausweitung der Einkommensschere zwischen den Geschlechtern. Die liegt laut Statistischem Bundesamt schon jetzt bei knapp 18 Prozent. Um daran etwas zu ändern, sei eine Stärkung der partnerschaftlichen Arbeitsteilung und der Frauenerwerbsarbeit notwendig, unterstreicht Sozialforscherin Lott…“ Artikel von Felix Sassmannshausen vom 19. August 2024 in Neues Deutschland online - 24 Stunden arbeiten? Fragwürdige Pläne der Ampelkoalition – nicht nur, wenn gesetzliche Regelung zur Arbeitszeiterfassung verschleppt wird
„Eine gesetzliche Regelung zur Arbeitszeiterfassung wird seit zwei Jahren verschleppt. Bei der Rund-um-die-Uhr-Pflege fehlen Arbeitszeitregeln komplett.
Die Arbeitszeitfrage ist wieder da. Aus der FDP gibt es Forderungen nach einer Verschlechterung des Arbeitszeitgesetzes, die sich selbst „Fortschrittskoalition“ nennende Bundesregierung will Überstunden fördern. (…) Medienberichten zufolge will die Regierung Überstunden und Arbeiten über das Renteneintrittsalter hinaus attraktiver machen. Dafür sollen offensichtlich für bezahlte Überstunden keine Steuern und Krankenkassenabgaben mehr abgeführt werden. In Betrieben mit Tarifbindung gelte das für Mehrarbeit oberhalb von 34 Wochenarbeitsstunden, in Firmen ohne Tarifvertrag ab der 41. Arbeitsstunde, meldet der Tagesspiegel. (…) Der Beschluss der Regierung zu den Überstunden, zeigt, wie weit weg die Akteure vom betrieblichen Alltag sind. Denn Überstunden werden häufig nicht bezahlt – hierzulande wurden im vergangenen Jahr laut Tagesschau 1,3 Milliarden Überstunden geleistet. Demnach fielen pro Arbeitnehmer 2023 durchschnittlich 31,6 Überstunden an. Allerdings war mehr als die Hälfte der geleisteten Überstunden 2023 unbezahlt. (…) Die FDP will das Zeiterfassungsthema nutzen, um weitere Forderungen durchzusetzen. Sie macht sich im Bundestag für ein Ende des gesetzlichen Acht-Stunden-Tags in der heutigen Form stark. Das Wachstumspaket sei „ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung, dem perspektivisch die vollständige Umstellung von der Tages- auf eine Wochenhöchstarbeitszeit folgen sollte“, sagt FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler. (…) Die FDP übernimmt hier die Argumentation der Unternehmensverbände, die auf die EU-Arbeitszeitrichtlinie verweisen. Der Gesetzgeber kann für die Beschäftigten bessere Regelungen treffen. Aber die europarechtlichen Regelungen sehen lediglich eine Ruhezeit von elf Stunden innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraumes vor. Demnach könnte die durchschnittliche Arbeitszeit pro Siebentageszeitraum 48 Stunden betragen. Dies würde erheblichen Druck auf die Beschäftigten ausüben. Die Interessen der Belegschaften sind dabei ohne Belang. Denn nach einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) besteht über alle Generationen hinweg ein Wunsch nach weniger Arbeit. (…) [Die] Bundesregierung sitzt nicht nur die gesetzliche Regelung zur Zeiterfassung aus. Im Koalitionsvertrag der Ampel war auch versprochen worden: „Wir gestalten eine rechtssichere Grundlage für die 24-Stunden-Betreuung im familiären Bereich.“ (…) Es geht um sogenannte „Live-In“-Betreuung. 300.000 bis 700.000 meist osteuropäische Frauen arbeiten hierzulande und betreuen mehr als 4 Millionen pflegebedürftige Menschen in privaten Haushalten. (…) Am 24.06.2021 hat das Bundesarbeitsgericht zumindest entschieden, dass Pflegekräften aus dem Ausland Mindestlohn zusteht. (…) Allerdings bleiben die Aufforderungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bisher ‒ erwartungsgemäß ‒ ungehört.“ Beitrag von Marcus Schwarzbach vom 22. Juli 2024 bei Telepolis(„24 Stunden arbeiten? Fragwürdige Pläne der Ampelkoalition“)
- Siehe auch unser Dossier: Migrantinnen in der (24h)Pflege: “Niemand überwacht die Arbeitsbedingungen” in Privathaushalten
- Arbeiten 4.0 erfordert ein starkes Arbeitszeitgesetz
„Flexible Arbeitszeiten gehören zu einer digitalen und vernetzten Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts dazu (…) Vor diesem Hintergrund ist die Forderung der Liberalen und der Wirtschaftsverbände nach einer Aufweichung der Schutzregelungen im Arbeitszeitgesetz besonders kritisch. Denn statt die Beschäftigten vor dem wachsenden Arbeitsdruck zu schützen, soll ihnen dieser Schutz sogar genommen werden: Die FDP will – zur Sicherstellung unternehmerischer Arbeitsprozesse – die tägliche Höchstarbeitsgrenze von acht (bzw. zehn Stunden im Ausnahmefall) kippen und gegen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit tauschen. Die Möglichkeit bzw. die Notwendigkeit, sich zeitnah nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag erholen zu können – so wie es die Arbeitswissenschaft fordert –, wird dadurch erheblich erschwert. Vor allem dann, wenn zu erwarten ist, dass nach Ende eines Projekts oder eines hohen Arbeitsanfalls eine Erholung keinesfalls garantiert ist, weil schon der nächste Kraftakt wartet (…) Das derzeit geltende Arbeitszeitgesetz muss zum Schutz der Beschäftigten gerade in der heutigen flexiblen Arbeitswelt erhalten bleiben. Und es sollte sogar über bessere Kontrollen in Bezug auf (versteckte) Überstunden gestärkt werden! Das geltende Arbeitszeitgesetz ermöglicht in Sachen Flexibilisierung vieles – teilweise mehr, als aus Sicht von Sicherheit und Gesundheit eigentlich wünschenswert ist. Schon jetzt ist auf Basis des Arbeitszeitgesetzes die Ausdehnung der Arbeitszeit auf bis zu 60 Stunden pro Woche über einen Zeitraum von mehreren Wochen möglich. Das Ziel von politischer Regulierung der Arbeitszeit sollte doch darin bestehen, dass Erwerbstätige über lange Zeit (!) gesund bleiben und in ihrer Work-Life-Balance gestärkt sind, so dass sie auch am Arbeitsplatz leistungsfähig und belastbar sind. Dafür stellen die momentanen zeitlichen Rahmenbedingungen (8-Stunden-Tag, 40-Stunden-Woche, 11 Stunden Ruhezeit) einen Mindeststandard für eine gesunde und sichere Gestaltung der Arbeit dar (vgl. Romahn 2017). Die hohen Arbeitsbelastungen vieler Beschäftigter dürfen vom Staat nicht weiter ignoriert werden. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sollte die Gesundheit der Beschäftigten einen besonderen Stellenwert erhalten. Die schon jetzt zur Verfügung stehenden Instrumente des Arbeitsschutzes zur Reduzierung von (psychischen) Belastungen (sprich: Gefährdungsbeurteilungen) werden bisher nur zu einem Bruchteil umgesetzt (Ahlers 2020). Hier muss die Politik deutlich stärker ansetzen, um (die häufigen) Verstöße gegen das Arbeitsschutz- oder das Arbeitszeitgesetz zu sanktionieren. Dafür notwendig ist auch eine personelle Aufstockung der Aufsichtsbehörden. Notwendig ist vor allem auch eine verpflichtende Arbeitszeiterfassung, denn Mehrarbeit muss zur Vermeidung unbezahlter Überstunden für alle transparent kenntlich gemacht werden. Dazu ist das EuGH-Urteil vom Mai 2020 zur Arbeitszeiterfassung auch in Deutschland umzusetzen…“ Beitrag von Elke Ahlers vom 14. September 2021 beim WSI online - [VDJ-Erklärung] 2018: 100 Jahre Achtstundentag in Deutschland – Soll das jetzt vorbei sein? Drohende Experimente mit dem Arbeitszeitgesetz „Arbeitsrechtler verlangen wirksame Maßnahmen gegen Burn-Out und die weitere Entgrenzung von Arbeitszeiten – Beschäftigte brauchen Zeitsouveränität und wirksamen Arbeitsschutz statt Abbau von Arbeitnehmer-Schutzrechten! (…) – Angesichts steigender Zahlen psychischer Erkrankungen brauchen Beschäftigte mehr statt weniger Arbeitsschutz. – Die Beschäftigten brauchen eine effektive Kontrolle der Einhaltung der Arbeitszeitenregelungen durch die Arbeitsschutzbehörden. Die gesetzlichen Dokumentationspflichten sind auf alle tatsächlich ausgeübten Arbeitszeiten und die Pausennahme zu erweitern. Die Behörden sind entsprechend personell auszustatten und mit entsprechenden Kompetenzen zu versehen. – Die extreme Ausweitung der maximalen Arbeitszeitgrenzen durch das Arbeitszeitgesetz von 1994 ist zurückzunehmen auf eine maximale wöchentliche Arbeitsdauer von ausnahmsweise 50 Stunden und nicht mehr. Ausstiegsklauseln sind zu verbieten. – Eine verbindliche und nachzuweisende Pausennahme ist zu gewährleisten – Ausgleichszeiträume für Phasen mit längerer Arbeitszeit sind auf maximal drei Monate zu beschränken. – Wir brauchen quantitative Besetzungsregelungen, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich. Eine Effektivierung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte durch ein Initiativrecht für eine verbindliche und transparente Erfassung aller Arbeitszeiten und deren Offenlegung gegenüber Beschäftigten und den Aufsichtsbehörden. – Wir brauchen den jeweiligen persönlichen und familiären Lebensumständen und Phasen entsprechende Familien-, Gesundheits- und altersgerechte Arbeitszeiten im Sinne einer zuverlässig abgesicherten „Work-Life-Balance“. – Hände weg vom regelhaften Achtstundentag! (…) Dies ist die Position der arbeitnehmerorientierten Arbeitsrechtlerinnen und Arbeitsrechtler – erörtert und beschlossen auf der Frühjahrstagung des Arbeitskreises Arbeitsrecht der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen e.V. am 07.04.2018.“ veröffentlicht am 2. Mai 2018 beim VDJ
- Arbeitszeit verkürzen statt verlängern! Attac: Widerstand gegen Arbeitgeberpläne!
„Die Arbeitgeber wollen eine Verlängerung der täglichen Arbeitszeit über 8 Stunden hinaus ermöglichen . Dazu soll das Arbeitszeitgesetzes revidiert werden, statt des 8-Stunden-Tages soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit festgelegt werden. Der 8-Stunden-Tag ist eine sozialpolitische, ökonomische und kulturelle Errungenschaft, die vor fast 100 Jahren im Ergebnis der Novemberrevolution in Deutschland Gesetzeskraft erlangte….“ Presseerklärung der Attac AG ArbeitFairTeilen vom 31.8.2015
- Forscher: Weitere Deregulierung unnötig und schädlich. Arbeitszeitflexibilität: Tarifliche Regelungen bieten großen Spielraum für betriebliche Gestaltung
„Braucht die deutsche Wirtschaft flexiblere Regelungen zur Arbeitszeit und Arbeitszeitgestaltung, um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden? Muss gar der Achtstundentag abgeschafft werden, wie es Arbeitgeberver-treter gefordert haben? Nein, zeigt eine Untersuchung des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung: Eine Analyse der tariflichen Arbeitszeitbestimmun-gen belegt quer über alle Wirtschaftszweige hinweg ein kaum noch zu steigern-des Maß an flexiblen Anpassungsmöglichkeiten an betriebliche Produktions- und Arbeitserfordernisse…“ HBS-Mitteilung vom 26.08.2015
- Arbeitszeit: Der Acht-Stunden-Tag muss bleiben
Die Arbeitgeber fordern mehr „Flexibilität“ von ihren Beschäftigten. Das ist nicht harmlos. Es droht die permanente Vermengung von Beruf und Privatleben. Kommentar von Alexander Hagelüken vom 26. August 2015 in der Süddeutschen online
- Flexibilisierung der Arbeitszeit – kommt das Ende des Acht-Stunden-Tags?
„In Deutschland ist der Achtstundentag seit 1918 gesetzlich vorgeschrieben und konnte damals auch deswegen durchgesetzt werden, weil das Wirtschaftssystem von einer gut organisierten Arbeiterbewegung grundsätzlich in Frage gestellt wurde. (…) Weil die Industrie 4.0 mit dem Konkurrenzvorteil bei dem Entwicklungsstand der Digitalisierung bei uns angeblich nicht mehr mit dem Arbeitszeitgesetz übereinstimmen würde, machen die organisierten Unternehmer derzeit massiv Druck…“ Beitrag vom 15. August 2015 von und bei Gewerkschaftsforum Dortmund. Aus dem Text: „… Das Sozial- und Arbeitsrecht wird wieder mal als viel zu viel Bürokratie diskreditiert, wie das schon bei der Durchlöcherung des Mindestlohngesetzes erfolgreich geschehen ist Die Bundesregierung und die organisierte Unternehmerschaft, im Verbund mit dem Ko-Management einiger Gewerkschaften, vor allem der exportorientierten IG Metall, arbeiten mit Hochdruck daran, den Vorsprung im IT-Bereich mit allen Mitteln für den weltweiten Konkurrenzkampf auszubauen. Da passt ihnen ein gesetzlicher Arbeitszeitkorridor nicht mehr in eine Welt, die 24 Stunden am Tag in Echtzeit online unterwegs ist...“
-
Gesetzliche Arbeitszeiten IG Metall warnt über Überlastung durch längere Arbeitszeiten
„Die Arbeitgeber wollen den Acht-Stunden-Tag abschaffen. Damit nehmen sie eine Überbelastung von Beschäftigten in Kauf, sagt die IG Metall. Schon heute arbeiteten viele Berufstätige extrem lange. Tatsächlich haben männliche Vollzeit-Beschäftigte im Durchschnitt eine 44-Stunden-Woche...“ Artikel von Eva Roth vom 11.8.2015 in der Berliner Zeitung online
-
Digitalisierung und Arbeitszeiten: Auch Arbeit braucht Grenzen
„Die Digitalisierung erhöht den Druck, im Job immer flexibler zu werden. Gerade deshalb sind Regeln für die Arbeitszeit notwendiger denn je – und nicht noch mehr Deregulierung...“ Leitartikel von Eva Roth vom 11.8.2015 in der FR online
- Renaissance der Kämpfe um Zeit. Wie lange wollen wir arbeiten? Und wann wollen wir arbeiten? Die Debatte ist eröffnet
„Das Kapital will den Acht-Stunden-Tag schleifen, die Gewerkschaften diskutieren über die Arbeitszeit wie seit Jahren nicht mehr. Die nd-Serie »Arbeitszeitverkürzung« blickt auf Positionen und Konzepte. (…) Der Kampf um Zeit kann sich also nicht nur um die absolute Dauer der Arbeitszeit drehen, es muss auch um die Verteilung und Ausgestaltung gehen. Wenn Ende September mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Mitte Oktober der IG Metall die beiden größten DGB-Gewerkschaften sich zu ihrem Bundeskongress beziehungsweise Gewerkschaftstag treffen, wird die Arbeitszeit ein Thema sein. Was genau sind die Forderungen und Vorstellungen der beiden Organisationen? Wie, wenn überhaupt, soll die Debatte um Arbeitszeitverkürzung wieder gesellschafts- oder gar mehrheitsfähig gemacht werden? Welche Gruppen sind von zu langer Arbeit oder erzwungener Teilzeit besonders betroffen? Wie schlägt sich das in der Tarifpolitik nieder? Und wie steht eigentlich die Politik zum Thema?…“ Einführung in das beginnende Dossier von Jörg Meyer vom 07.08.2015 in Neues Deutschland online
- BDA und BDI greifen Arbeitszeitgesetz an: Kampf um den Acht-Stunden-Tag
Artikel von Otto König und Richard Detje vom 31. Juli 2015 bei Sozialismus aktuell. Aus dem Text: „… Vermutlich betreiben die Arbeitgeberverbände mit ihrer öffentlichen Positionierung in der Arbeitszeitfrage »Lobbyarbeit im Vorfeld« des Weißbuches der Bundesregierung. Wenn dem so sein sollte, ist es umso notwendiger, dass sich die Gewerkschaften wappnen und mit eignen Arbeitszeitinitiativen öffentlich »Flagge zeigen«. Die Kongresse der beiden größten DGB-Gewerkschaften – ver.di und IG Metall – im September und Oktober sind gute Gelegenheiten für die Delegierten, sich zum Thema Arbeitszeit zu positionieren. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung darüber, wie die Defensive der Gewerkschaften in der Arbeitszeitfrage überwunden werden kann. Dies ist schon deshalb notwendig, weil »Kämpfe um Zeit« anspruchsvoller und komplexer geworden sind. Dies gilt auch für die Durchsetzungsbedingungen…“
- Arbeitszeitgesetz: Arbeitnehmer sind flexibel, Arbeitgeber eher nicht
„Die Unternehmer wollen das Arbeitszeitgesetz aufweichen. Es sei nicht mehr zeitgemäß. Forscher warnen: Schon jetzt arbeiten viele Deutsche mehr als das Gesetz erlaubt…“ Artikel von Nadine Oberhuber vom 28. Juli 2015 bei der Zeit online. Aus dem Text: „… Arbeitsforscher Bosch findet jedenfalls: „Wir sind in Europa dasjenige Land mit der höchsten Arbeitszeitflexibilität“. Trotz Arbeitszeitgesetz. Deshalb verfangen die Argumente der Arbeitgeber bei ihm nicht: „Bei Unternehmen mit 20.000 Angestellten sind es höchstens 20, die regelmäßig mit Amerika telefonieren. Soll man für die das ganze Gesetz kippen und den Gesundheitsschutz für alle Angestellten aus den Angeln heben? Da hat der Gesetzgeber einen Schutzauftrag.“…“
- Hoffmann: Arbeitgeber missbrauchen Digitalisierungs-Debatte
„Die Arbeitgeber missbrauchen die Debatte um die Auswirkung der Digitalisierung, um die Rolle rückwärts bei den Arbeitszeiten einzuleiten“, kritisiert der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. „Mit altbackenen Lösungen gestaltet man aber keine Zukunft.“…“ DGB-Pressemitteilung vom 23.07.2015
- Nichts ist sicher: Achtstundentag in Frage gestellt
„… Die Agitation gegen den Achtstundentag ist also ein mehr als 100 Jahre alter Hut. Nur die jeweils vorgebrachten Rechtfertigungen gehen mit der Zeit. Dieses Mal ist es die »Digitalisierung«, die angeblich zur Entgrenzung der Arbeitszeiten zwinge. Das Gesetz erschwere beispielsweise die internationale Kommunikation über Zeitzonen hinweg, klagte die BDA. Nach dieser Logik müssten Beschäftigte freilich 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Einsatz sein. (…) Die tägliche Höchstarbeitszeit ist ein gewerkschaftlich und politisch erkämpftes Schutzrecht, das dazu beitragen soll, die Gesundheit der abhängig Beschäftigten zu erhalten. Schon heute wird es massenhaft unterlaufen. Die richtige Antwort auf die BDA-Initiative wäre daher, die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeiten auf die Agenda zu setzen. Die Bereitschaft, den Kapitalismus auch grundsätzlich in Frage zu stellen, würde – wie 1918 – bei deren Durchsetzung sicher helfen.“ Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom vom 24.07.2015
- Die Argumentation im Artikel von Birgit Marschall vom 23. Juli 2015 in der Rheinischen Post online
: „… Auch Hans-Peter Klös vom arbeitgebernahen Institut der Wirtschaft, Mitglied des von Nahles ins Leben gerufenen Beraterkreises, sagte: „Der gesetzliche Korridor passt nicht mehr in eine Welt, die 24 Stunden am Tag in Echtzeit online unterwegs ist.“ Die Flexibilitätsanforderungen der Wirtschaft müssten mit legitimen Schutzansprüchen der Arbeitnehmer in Einklang gebracht werden. „Der Gesetzgeber wird den gesetzlichen Arbeitszeitrahmen lockern müssen.“ Tarif- und Betriebsparteien müssten mehr selbst regeln. Die Gewerkschaften lehnen die Arbeitgeber-Forderung jedoch strikt ab…“