Wie die neoliberalen Marktannahmen in ihrer Realitätsferne auch noch die Verschwörungstheorien befeuern: Noch nicht einmal ein “Krieg der Ökonomie-Theorien” – um den Ölpreis

Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 15.12.2014

Der Ölpreis: Konjunkturprogramm oder Konjunkturbremse – oder einfach unverstanden? Jedoch mit den Finanzmärkten hat er wohl gar nichts zu tun.

Zuerst ein Umweg: Wie kommen wir zu finanzialisierten Märkten – und die ersten Ölkrisen in den 70-er und 80-er Jahren. Aus keynesianischer Sicht – jener ökonomischen Deutung der ökonomischen Realität, die auch noch den Anspruch erhebt, wirklichkeitstauglich zu sein und nicht nur in abstrakten Modellen herumzuirren, deren “Gott” der Markt ist, hatte Stephan Schulmeister kürzlich in einem Essay in der Süddeutschen, einen “Theoriebildung als Krieg ” festgehalten. (http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/SZ_Theorien_als_Krieg_08_11_14.pdf externer Link pdf)

Ein Ende der auf den marktradikalen Neoliberalismus eingeschworenen Diskursordnung wurde zumindest einmal thematisiert (vgl. auch “Eine Änderung der Diskursordnung?”: https://www.labournet.de/?p=69391) – ob er damit auch möglich wird, muss wohl weiter erkämpft werden – denn wenn man die gesamte Berichterstattung über den die gesamte Welt bewegenden Ölpreis sich anschaut, ist davon noch überhaupt nicht zu merken.

Wie schon bei dem Juncker`schen 300-Milliarden-Investitionsprogramm der EU bleibt die “geheime Macht” – die Finanzmärkte – einfach verborgen und wird nicht “beim Namen” genannt. (siehe dazu “Jetzt doch zu des “Pudels Kern” für Junckers 315-Milliarden-Investitionsprogramm: Und wieder ein Sieg der Finanzlobbyisten”: https://www.labournet.de/?p=70517)

Dabei war schon bei den Ölpreiskrisen der 1970-er und 1980-er Jahre der Auslöser für eine Verschärfung der Wirtschaftskrise danach die “Enthemmung” (Liberalisierung) der Devisenmärkte (spezieller Finanzmarkt) nach dem Ende von Bretton Woods mit der Bindung der Devisen an den Dollar, die Nixon dann Anfang der 70-er Jahre aufgab – frei nach den “Anforderungen” der neoliberalen Vordenker aus Chicago. Dies führte als Folge der Ölpreisschocks zu einer gewaltigen Inflation: Die Aufgabe des Systems fester Wechselkurse (1971), die beiden massiven Entwertungen des Dollar (1971 / 1973 sowie 1977/ 1979) und die dadurch mitverursachten Ölpreisschocks waren die Hauptgründe für die beiden Rezensionen 1974/75 und 1980/82. Damit stiegen die Unsicherheiten bezüglich der Profitabilität von Realinvestitionen – und nahmen gleichzeitig die Spekulationschancen auf den Devisen- und Rohstoffmärkten zu. Spekulation auf den Finanzmärkten trieben also die ökonomische Entwicklung immer mehr an.

Als Folge der Ölpreisschocks (vgl. dazu Heiner Flassbeck / Friederike Spiecker “Das Ende der Massenarbeitslosigkeit” – die Seiten 171 ff. – insbesondere die Seiten 173 f.) und damit die diese erst verursachenden Aufgabe fester Wechselkurse (= gerade darum hatten die “Chicago-Boys” vor allem gekämpft – freie Märkte für freie Spekulation eben!) beschleunigte nun die Inflation (Merke: aber genau dieser Zusammenhang für die Entstehung der Inflation muss in der marktradikalen Lehre gänzlich unter den Tisch gekehrt werden – wir werden gleich sehen, warum?). Damit stieg auch die Arbeitslosigkeit im Zuge der Rezession 1974 / 75.

Und dazu kam noch für Deutschland – aber auch die übrigen europäischen Länder, dass als Folge dieser Inflation durch die Ölpreissteigerungen, deutschen Gewerkschaften meinten, jetzt den “Inflationsausgleich” – obwohl es bei den Ölpreisen gar nichts neu zu verteilen gab – reinholen zu müssen. Das geschah in jener berühmten – oder je nach Blickwinkel berüchtigten – “Kluncker-Runde” des öffentlichen Dienstes (vgl. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41784370.html externer Link), die dann mit 11 Prozent abgeschlossen wurde. Heiner Flassbeck meint, vor allem durch diesen “Zweitrundeneffekt” bei den Löhnen kam es erst so richtig zu einer allgemeinen Inflationsbeschleunigung in den westlichen Volkswirtschaften. Vor allem da die höheren Kosten von den Unternehmen in den Preisen weitergereicht werden konnten. (Flassbeck u.a., a.a.o. – Seite 174 f.)

Dies wurde nun die Stunde der nationalen Notenbanken – die gerade auch mit dem Ende von Bretton Woods ihre neue Handlungsfähigkeit erlangt hatten (= vorher war alles abhängig von der Notenbank der USA) – Sie trieben die Zinsen auf Rekordwerte – und ließen die Arbeitslosigkeit so richtig explodieren – was die Gewerkschaften in der Folge auch in die Knie zwang.

Diese Konstellation – gestiegene Inflation und steigende Arbeitslosigkeit ausgelöst durch zunächst die Aufgabe fester Wechselkurse (Liberalisierung der Finanzmärkte) und als Folge davon der Ölpreisschocks – nutzten eben dann die neoliberalen Ökonomen wie Milton Friedman für einen scharfen Generalangriff auf den Keynesianismus in der simplifizierten Form einer neoklassischen Synthese: Die Phillips-Kurve – ein Kernstück der keynesianischen Theorie – sei damit falsifiziert, obwohl sie damit zunächst nur von ihrem eigenen Erklärungsversagen ablenken wollten. (siehe dazu “Mitten in der großen Krise – Ein “New Deal” für Europa” von Stephan Schulmeister – die Seiten 24 ff. – vgl. auch zur fälschlicherweise auf jede ökonomische Situation anzuwendenden “Phillipskurve” auch: “Die Fehler der Keynesianer” von Stephan Schulmeister (http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2014%2F10%2F21%2Fa0081&cHash=417b4b4dfad66a915ee615644291d13e externer Link)

Diese Interpretations-Schwächen auf der einen Seite wurden jedoch durch die gewaltige Fehlinterpretation der Neoliberalen wettgemacht, denn sie hatten mit dem Scheitern der keynesianischen Phillipskurve doch – im weiteren Zusammenhang gesehen – nur auf die eigenen Defizite hingewiesen: Wenn diese Konstellation von den neoliberalen Masterminds als Widerlegung der Phillipskurve und damit des Keynesianismus interpretiert wird, so gelingt ihnen bezüglich ihres Weltbildes nur eine geniale Fehlinterpretation – im Sinne des Erfinders – weil die Theorie der Phillipskurve wurde für eine geschlossene Wirtschaft entwickelt. Eine solche geschlossene Wirtschaft gab es aber nur bis zum Ende von Bretton Woods. Nach der Aufgabe der festen Wechselkurse im Jahre 1971 – eben mit dem Ende des “Bretton-Woods-Systems” – war dies nicht mehr der Fall. Und genau diese Freigabe (Liberalisierung) der Wechselkurse (freie Devisenmärkte) hatten ja die neoliberalen Vorkämpfer als Lösung aller Problem der siebziger Jahre gefordert. (Vgl. den Abschnitt: “Aber mit der Phillipskurve ein Eigentor geschossen” auf der Seite 2 bei https://www.labournet.de/politik/wipo/wipo-deb/wipo-all/die-legenden-um-das-ende-der-keynesianischen-nachkriegsara/)

War die Zeit mit Karl Schiller eine Keynesianische Ära? – Ein Streitfall –

Mit diesem Versuch die Zeit der “Wende” des ökonomischen Regimes nach der bewußten Zerstörung des “Bretton-Woods-Systems” nähere ich mich einer Erklärung auch der ökonomischen Kompetenz der liberal-sozialdemokratischen Regierung unter einem Kanzler Willy Brandt mit einem Karl Schiller als Wirtschaftsminister – jener “irgendwie” Keynesianischen hohen Zeit in Deutschland – nach “Bretton Woods” auf eigenständigen Füssen sozusagen – eben vor allem mit einer “eigenständig” gewordenen Bundesbank und Geldpolitik (vgl. dazu auch einmal den Wirtschaftshistoriker Harold James, “Rambbouillet, 15. November 1975 – Die Globalisierung der Wirtschaft” (1997) mit seinen Darstellungen der Ereignisse)

Von dieser Wirtschaftsgeschichte der 70-er und 80-er Jahre fehlen uns noch ein etwas deutlicher strukturierter “Diskurs-Strang”. Zwar kennen wir sozusagen die “Intrigen-Theorie” (nennen wir sie einfach so) mit Tietmeyer & Co. im Kanzleramt und “am Ende” einem Lambsdorff-Papier von Albrecht Müller auf der einen Seite und und dem Vorwurf, dass der Keynesianismus “damals” eben zu einer “Mechanik” verkommen ist, die die ökonomischen Zusammenhänge eben nicht mehr umfassend genug reflektieren konnte. (siehe dazu Gustav Horn, in seinem “Des Reichtums fette Beute” die Seiten 15 f. (insbesondere 16!) sowie ders. Seite 75)

Statt nun aber diese Kontroverse im Lager der Kritik des Neoliberalismus zwischen dieser “Intrigen-Theorie” und der bloßen “Mechaniker-Theorie” nur unter den Tisch zu kehren, wäre eine offensive Klärung entlang der konkreten Fakten erforderlich, um so eine – vielleicht dann auch theoretische – Erklärung des Versagens der Wirtschaftspolitik in der Ära Brandt / Schiller zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu erreichen. Gerade um den dann folgenden Sieg des Neoliberalismus auf Grund dieser Schwäche auch angemessen ausloten zu können. So aber waren weiterführende “Lernprozesse” für eine alternative Wirtschaftspolitik zunächst auch ziemlich ausgeschlossen.

Weltwirtschaftliche Zusammenhänge kannte man damals nicht – nur von außen hereinbrechende ökonomische Ereignisse, auf die man “wie früher” reagierte.

Zunächst – ohne diese im Raume schwebenden “Auseinandersetzungen” – über die sich eben gerade nicht auseinandergesetzt – die und schon gar nicht systematisch “aufgearbeitet” wurden – ohne die dafür notwendigen Forschungsarbeiten klären oder gar “entscheiden” zu können – kann jedoch schon an dieser Stelle einmal festgehalten werden, dass die Sichtweise der Ökonomen auch noch – vielleicht geprägt durch das Bretton-Woods-System? – stark national geprägt war. So wurden nicht weltwirtschfatliche Zusammenhänge gesehen und auch angegangen, sondern so etwas wie die Ölkrise oder auch die Dollarabwertungen (wollte damals die USA damit die Kosten für den Vietnam-Krieg durch Vermehrung der Leitwährung Dollar (Notenpresse) “international” abwälzen, da sie den Dollar als Leitwährung dafür “benutzen” konnten? vgl. dazu z.B. “Die doppelte Rolle des Dollar als nationale Währung und internationale Leitwährung” (englisch): http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/GlobalizationWithoutGlobalMoney.pdf externer Link pdf) wurde als ein von außen hereinbrechendes ökonomisches Ereignis betrachtet.

In weltwirtschaftlichen Zusammenhängen zu agieren, das kannte man noch nicht (http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/ZurKriseDerWeltwirtschaft70er80er.pdf externer Link pdf) – und dazu hatte die USA in Europa – damals – noch keinen Euro als Währungs-“Gegenwährungspart”. (was die Chinesen heute so schätzen, dass sie Kanzlerin Merkel bei der Frage des Rausschmisses von Griechenland (Grexit) zur “Einsicht“ brachten)

Finanzmärkte- die unsichtbare Macht

Nur im Grunde genommen sind das – entsprechend den nur abstrakten Denkmodellen – nur immer wieder recht eingeschränkte Erklärungsversuche eines Wirtschaftsgeschehens dessen Zusammenhänge gerade dadurch nicht gesehen werden sollen – deren Umverteilungswirkung dann jedoch durch langfristige Analysen wie die von Thomas Piketty verdeutlicht werden. (siehe dazu “Finanzkapitalismus macht Reiche immer noch reicher – und beherrscht die Politik und die “demokratische” Öffentlichkeit dazu”: https://www.labournet.de/?p=56871 – und speziell zu Piketty dort die Seite 2 unten) Jedoch der Kern des Geschehens – die Finanzmärkte als alles dominierende Kraft – sollen uns unsichtbar und damit “fremd” bleiben.

Stephan Schulmeister ergreift darum den “Stier bei den Hörnern” – und erklärt uns einfach forsch, was Keynes wirklich meinte: Für ihn waren eine systematische Verringerung der – doch vermeidbaren – Unsicherheit, die Bekämpfung aller Arten von Finanzspekulation die wichtigsten Voraussetzungen für eine Stabilisierung des Kapitalismus. Für Keynes nämlich bildeten die Instabilität freier Finanzmärkte und die dadurch produzierten Schwankungen des “market sentiment” die wichtigste Ursache für Konjunkturschwankungen und schwere Wirtschaftskrisen. In jüngster Zeit hat dies Daniel Stedman Jones noch einmal herausgearbeitet: Die neoliberale Gegenbewegung – in ihrer Flucht aus der Realität und Hinwendung zur marktradikalen Modell-Schusterei – kündigte vor allem auch die grundlegende Einsicht des Keynesianismus auf, dass der Kapitalismus krisenanfällig war und ist – eben jenes zentrale Problem der “Unsicherheit” bei Keynes – und diese Krisen ohne Eingriffe des Staates sich so weit zuspitzen konnten, dass die Demokratie in Gefahr geriet – bzw. wieder geraten kann (siehe “Masters of the Universe” (Princeton University Press 2012) – Eine wahre Geschichte des neoliberalen Marktradikalismus – von Daniel Stedman Jones – vgl. auch die Seite 1 bei https://www.labournet.de/politik/wipo/wipo-deb/wipo-all/die-legenden-um-das-ende-der-keynesianischen-nachkriegsara/ – oder eventuell auch weiter noch http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/PolitoekonomischeEntwicklungNachkriegszeit.pdf externer Link pdf) – Diese Instabilität freier Finanzmärkte hatte Roosevelt gleich nach Regierungsantritt in den USA – ganz ohne theoretische Begründung – mit dem berühmten Glas-Steagall-Act auch als erstes erledigt. (siehe z.B. auch Schulmeister, Seite 4 f. in seinem Text zur großen Depression (Weltwirtschaftskrise 1929 ff.) – beachte die nächsten beiden Links)

Die Nachkriegsgeschichte bestätigt diese Sichtweise, weiß Stephan Schulmeister: In den 1950-er und 1960-er Jahren gab es – bei regulierten Finanzmärkten – keine nennenswerten Konjunkturschwankungen und damit auch keine Notwendigkeit einer antizyklischen Politik. Umgekehrt wurden alle Rezensionen seither durch Turbulenzen auf den Finanzmärkten ausgelöst. – Gleichzeitig verliert unter “finanzkapitalistischen” Rahmenbedingungen eine antizyklische Politik immer stärker an Wirkung. (vgl. Stephan Schulmeister in seinem hervorragenden Text “Die große Depression, der New Deal, ihre Bewertung durch den Mainstream und die Krise Europas” – vor allem auf der Seite 13 – siehe dazu “Europa auf ewig gefangen in einer realitätsfernen Aufarbeitung der Weltwirtschaftskrise 1929 ff.”: https://www.labournet.de/?p=70280 und noch http://www.nachdenkseiten.de/?p=24105#h09 externer Link)

Der jetzige Fall der Ölpreise – ins Bodenlose? – Allein spekulationsbedingt! –

Nach diesem Umweg über die Vorstellung des aktuellen ökonomischen Regimes in dieser Welt – mit den “Masters of Universe” – können wir jetzt zum Geschehen des Ölpreises kommen, das ebenso in seiner Interpretation dem marktradikalen Schemata unter Dominanz der Finanzmärkte verhaftet bleibt – ohne oder gerade dadurch die Finanzmärkte als zentrale “Macht” des Geschehens auch nur zu erwähnen. (Merke: Märkte handeln immer richtig – daher können sie auch – per definitionem – wohl nie zum Problem werden) Es ist allerdings wohl nicht mehr allein so, dass man nicht weltwirtschaftliche Zusammenhänge erkennen will, wie oben erwähnt wurde.

So kann ein Nikolaus Piper in der “Süddeutschen Zeitung” (vom 9. Dezember 2014) durchaus auf die jeweiligen Folgen des Ölpreisverfalls für einzelne Regionen und Länder in den Blick nehmen – nur kann er nur “marktmechanisch” Angebot und Nachfrage “erkennen”, ohne die “finanzialisieretn Ölmärkte dabei in den Blick nehmen zu können – die liegen irgendwo außerhalb seines Erkenntnishorizontes.

Zunächst ist nur allgemeiner Konsens, dass der Ölpreis fällt – und fällt. (“Ölpreis: Wie tief kann es noch gehen?” (http://boerse.ard.de/anlageformen/rohstoffe/oelpreis-wie-tief-kann-es-noch-gehen100.html externer Link) Nur die ARD ist bei der Rubrik “Börse” doch schon im Anlage- oder eben Spekulationsgeschehen verankert.

Genau dort will der wackere Heiner Flassbeck den Ölpreis auch sehen: Auf finanzialisierten Märkten fallen die Ölpreise – alle anderen Erklärungen sind Schall und Rauch (http://www.flassbeck-economics.de/auf-finanzialisierten-maerkten-fallen-die-oelpreise-wie-die-aktienkurse-alle-anderen-erklaerungen-sind-schall-und-rauch/ externer Link)

Das hat er dann noch in einem Interview mit Ulrike Herrmann vertieft: “Der Ölmarkt ist finanzialisiert und solche Finanzmärkte sind keine Märkte, die von normalem Angebot und Nachfrageverhalten gesteuert werden. Deshalb heben die Ölpreise mit den Ölmengen nichts zu tun (aber Nikolaus Piper z.B. in der SZ glaubt das steif und fest). Es handelt sich um den Herdentrieb von Spekulanten. Auf den Finanzmärkten sind nur Investoren unterwegs, die keine Ahnung von der konkreten Ölproduktion haben. Man kauf Derivate in der Erwartung, dass die Ölpreise weiter steigen. Wenn das viele Investoren mit viel Geld tun, dann steigen die Preise automatisch. Die Prophezeiung erfüllt sich selbst. Frage U.H.: Wenn das Spiel so schön ist, warum steigen die Ölpreise jetzt nicht mehr?

Irgendwann bemerken die ersten Investoren, dass ein Ölpreis von 150 Dollar pro Barrel unrealistisch ist, weil die Lager voll sind und die Produktion bestens läuft. Sobald aber die ersten Spekulanten aussteigen, fängt der Ölpreis an zu sinken – und dann steigen immer mehr Investoren aus. Frage: Wie stark wird der Ölpreis noch fallen?  Das kann niemand sagen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass der Preis auf 50 Dollar pro Barrel sinkt. (http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2014%2F11%2F12%2Fa0083&cHash=b61ae78904c7e86fae535556ee78e7c5 externer Link oder auch noch http://www.nachdenkseiten.de/?p=23926#h08 externer Link, mit auch Flassbeck am Schluss)

Nach den “Meinungsbildnern” hat der Ölpreis nichts mit der Spekulation (Finanzmärkten) zu tun!Spekulanten kommen bei ihnen einfach gar nicht vor.- Nur umgekehrt wird ein Schuh draus: Die finanzialisierten Ölmärkte sind keine Märkte,die von normalem Angebot und Nachfrage gesteuert werden. –

Hatte schon Nikolaus Piper “klar” gemacht, dass der Verfall des Ölpreises (siehe oben) “nur” mit Angebot und Nachfrage zu tun habe – und eben die verschiedenen Akteure – vor allem die erdölproduzierenden Länder – das Marktgeschehen bestimmen. Das ist doch einfach schön für die finanzialisierten Märkte, denn sie kommen überhaupt nicht in den Blick – wie das schon in der EU zu allgemeinen Gewohnheit geworden zu sein scheint.

(siehe zum Beispiel auch den speziellen Coup der Kanzlerin Merkel bei ihrer Erklärung gegen über dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy “Chacun sa merde” (http://politik-im-spiegel.de/jedem-seine-scheie-wie-angela-merkels-nationaler-egoismus-die-eu-aufs-spiel-setzt/ externer Link) – und wie Frankreich dann – später unter Hollande (War es die Lehre aus dieser Abfuhr für gemeinsame Interessen?) – die Interessen “seiner” Banken zur Zerstörung der Finanztransaktionssteuer in Europa durchsetzte (http://www.monde-diplomatique.de/pm/2014/12/12.mondeText1.artikel,a0005.idx,0 externer Link) – jedenfalls bekam die Finanzindustrie immer wieder alle zur Finanzmarkt-Regulierung ansetzenden Maßnahmen in Europa durch dieses Gegeneinanderauspielen – wofür Merkel das Motto ausgegeben hatte – weitestgehend im eigenen Interesse in den “Griff”)

Dennoch wird diese Legende des vom Markt – und Angebot und Nachfrage – gesteuerten Ölpreises “felsenfest” weiter verbreitet, wie es der Energie-Experte Werner Zittel auch sich vorgenommen hat – und so gedeihen die wildesten Verschwörungstheorien dann: “An der Preisschraube zu drehen ist nicht so einfach. Fördersenkungen bergen für die Erdöl-fördernden immer die Gefahr, dass der Ölpreis danach nicht genügend steigt, um den Einnahmeverlust durch die gekappten Mengen wieder auszugleichen. (dazu bringt Jan Willmroth in der Süddeutschen vom 16. Oktober 2014 (“Der schwarze Tropfen”) ein plastisches Beispiel: “Wie riskant die Manipulation der Produktionsmengen sein kann, hat Saudi-Arabien schon einmal in den Ölkrisen 1973 und 1979 erleben müssen.

Das saudische Königreich versuchte, den Preisverfall aufzuhalten und schrumpfte seine Produktion von 10 Millionen Barrel im Jahr 1980 auf 2,5 Millionen fünf Jahre später. Trotzdem fiel der Preis weiter, von 35 auf nur noch zehn Dollar.”

Aber auch er sieht die “Erklärung” nur in “marktgemäßem” Angebot uns Nachfrage: “Andere – neue – Anbieter wie Großbritannien und Norwegen zogen nicht mit – und machten ihre eigenen Geschäfte….” Für Saudi-Arabien jedoch sieht er die Folgen: “Es dauerte 16 Jahre bis sich Saudi-Arabien von diesem Ölpreisverfall erholen konnte.”)

Für Saudi-Arabien, dem immer wieder eine besondere Rolle in diesem “Ölkrieg” zugewiesen wird (vgl. Ölwirtschaftskrieg soll Iran, Venezuela und Russland in die Knie zwingen – (https://politik-im-spiegel.de/die-lwaffe-ein-wirtschaftskrieg-soll-russland-iran-und-venezuela-in-die-knie-zwing/ externer Link) werden wir dennoch diese “Potenz” der beliebigen Angebotsausweitung gar nicht finden können. (siehe den nächsten Abschnitt unten)

Aber nun noch einmal zurück zu unserem “Erklärer” Werner Zittel: “Denkbar ist auch, dass die Opec den Preis bewußt niedrig hält, um Konkurrenten zu schaden, die das Öl viel teurer fördern als etwa Saudi-Arabien, das in der Opec den Ton angibt, – eben den US-Fracking-Firmen. Es gibt aber auch ganz andere Spekulationen (nein, nicht mit und auf den Finanzmärkten, sondern in Politiker-Köpfen): Danach haben sich Saudi-Arabien und die USA abgesprochen, das Öl billig zu halten, um damit – “geopolitisch” – missliebeigen Ländern wie Russland und Venezuela zu schaden, deren Staatshaushalte stark von den Öleinnehmen abhängen. (http://www.fr-online.de/wirtschaft/oelpreis—die-oelschwemme-kann-schnell-enden-,1472780,29278220.html externer Link, weiter zum Ölpreis allgemeiner noch: http://www.sueddeutsche.de/thema/%C3%96lpreis externer Link)

So wabern die jeweiligen Verschwörungstheorien überall umher – und wenig bemüht man sich – allumfassend – nicht nur um „einzelne“ nackte Fakten, sondern auch um deren Wirkungszusammenhänge. Damit kann die “Welt” – und jede/jeder nach seinem Gusto – sich den jeweils passenden Verschwörungstheorien hingeben – nur keiner kann in ihnen dann den“bloßen Schall und Rauch” erkennen.

Welche Macht haben denn die großen Anbieter Saudi-Arabien, USA und auch Russland,um auf den Ölpreis einwirken zu können, um andere Staaten zu destabilisieren

Aber Manfred Kriener meint wenigstens in der TAZ, dass diese jeweiligen “Chauvinismen” um den Ölpreis zunächst vor allem auch eines sind – nämlich hundsgefährlich (http://www.taz.de/!150381/ externer Link) : Er destabilisiert die Welt, er treibt einige Förderländer direkt in den Staatsbankrott, er verleitet – vor allem auch – zu hohem Ölverbrauch und schadet so dem Klima. (zum Klimaschutz: Vergesst die fossilen Energien (http://www.sueddeutsche.de/politik/klimaschutz-vergesst-die-fossilen-energien-1.2245005 externer Link)

So stehen auch die Zeichen der internationalen Politik für eine Ende des Öls – so dass die Finanzmärkte durch den rasanten Preisverfall eher dieses notwendige Ende durch einen aktuellen Boom „unterstreichen“.

Aber nehmen wir uns zunächst Saudi-Arabien und seinen Spielraum für eine Angebotsreduzierung vor: Zwar ist Saudi-Arabien mit einem Sechstel der weltweit nachgewiesenen Ölreserven noch der größte Produzent von Erdöl weltweit – jedoch schon jetzt verbraucht Saudi-Arabien ein Drittel seiner Erdölproduktion im Inland. Und allein 2012 gab Saudi-Arabien 25 Milliarden an Subventionen – allein für Benzinpreise aus – mit dem Ergebnis, dass die Bevölkerung mit zwölf US-Cent pro Liter von einem der niedrigsten Kraftstoffpreise der Welt profitiert. Die weiteren Subventionen für Strom und Wasser noch gar nicht gerechnet. – Und es besteht kaum Bereitschaft, die tatsächlichen Kosten der Energie-Erzeugung an die Bevölkerung weiter zu leiten, um so eine Verlangsamung oder sogar einen Rückgang des Verbrauchs zu bewirken. Das Königshaus befürchtet (“arabischer Frühling”), dass ein Abbau der Subventionen unmittelbare politische Konsequenzen mit sich bringen könnte, da die saudi-arabische Bevölkerung den Zugang zu billiger Energie fast schon als sein unantastbares Recht ansieht. (http://www.bpb.de/apuz/194438/status-und-aussichten-der-saudi-arabischen-wirtschaft externer Link)

Die mangelnde Konsequenz des Königshauses diese Situation zu ändern, liegt darin begründet, dass seine eigene Legitimation eng mit diesem unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag zusammenhängt, demzufolge es für das wirtschaftliche Wohl seiner Untertanen sorgt und diese im Gegenzug auf politische Teilhabe verzichtet. Aus der eigenen Gesellschaft heraus verfügt Saudi-Arabien also über keinen Spielraum, um den finanzialisierten Märkten durch die Steigerung des Angebots entgegenzuwirken. (falls das überhaupt einen Sinn haben könnte – siehe oben schon)

Also bleibt uns Saudi-Arabien nicht als der große Player auf dem Ölmarkt, sondern ist selbst an die jeweilige Ölpreisentwicklung gefesselt, immer in der Angst um die eigene Destabilisierung – bei fallenden Ölpreisen. – Und so wird der große Akteur Saudi-Arabien zum Wunschtraum der “Möchte-Gern-Geopolitiker” – oder eben der an einen “real nicht existierenden” Markt glaubenden Ökonomen. Auch die suggestiv hineininterpretierte Partnerschaft mit den USA – um Geopolitik spielen zu können – erscheint inzwischen auch ziemlich brüchig geworden zu sein. (http://www.bpb.de/apuz/194440/saudi-arabiens-rolle-im-nahen-osten externer Link) Deshalb lässt die Opec das Öl weiter fließen. (http://www.fr-online.de/wirtschaft/foerdermenge-opec-laesst-das-oel-weiter-fliessen,1472780,29176074.html externer Link)

Russland favorisiert selbst auch eine Verschwörung gegen sich – und wird darüber auch noch zusätzlich immer nervöser. (http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Der-Oelpreis-faellt-die-Unruhe-in-der-russischen-Oeffentlichkeit-steigt;art4306,2847017 externer Link) Ja, ist es jetzt mit dem Öl gar ein neuer “Kalter Krieg” ums Öl entbrannt? (http://www.handelsblatt.com/finanzen/rohstoffe-devisen/verschwoerung-oder-preiskampf-kalter-krieg-ums-oel/10845812.html externer Link)

Als Fakt jedenfalls bleibt unter dem Strich: Russland stürzt über den sinkenden Ölpreis in eine schwere Wirtschaftskrise. (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/drohende-rezession-russland-stuerzt-in-schwere-wirtschaftskrise-1.2248893 externer Link)

Also will man über den Ölpreis den Russen ans Leder – und sie auch destabilisieren? Nur wer sollte das machen? Die Saudis sind gefangen in der eigenen Angst um Destabilisierung – und da bleiben noch die USA: Aber wie der Energie-Experte Zittel schon ausführte (siehe Link oben): “Der Fracking-Boom in den USA könnte schnell wieder zu Ende sein, wenn das Erdöl noch weiter so billig bleibt. Die Technologie ist aufwendig und teuer. Die Fracking-Firmen in den USA haben wegen der Talfahrt des Gaspreises und dem niedrigen Ölpreis seit fünf Jahren keine Gewinne mehr gemacht – ja, sind hochverschuldet. Für einige von ihnen wird es die Insolvenz bedeuten, wenn der Ölpreis so unten bleibt. (http://www.fr-online.de/wirtschaft/oelpreis—die-oelschwemme-kann-schnell-enden-,1472780,29278220.html externer Link). Also als weitere Variante der beliebigen Verschwörungstheorien nun auch noch der Preiskrieg der Ölproduzenten gegen die USA mit ihrem Fracking? (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-10/oelpreis-preiskrieg-fuenf-vor-acht externer Link)

Mit diesem Ölpreis wird Fracking-Öl jedenfalls unrentabel (http://www.fr-online.de/energie/sinkende-oelpreise-fracking-wird-unrentabel,1473634,29170314.html externer Link). So hat die USA auch gar keinen Spielraum zur Angebotsausweitung – ohne sich massiv ins eigene Fleisch zu schneiden.

Unter dem Strich bleibt es jedoch bemerkenswert, wie viel – an und für sich kluge Menschen, sich an diesem Schwachsinn des verschwörungstheoretischen Rumeierns beteiligen – ohne auf die eigentlich Ursache zu sprechen zu kommen – und damit auch dem ein Ende zu bereiten, was sie eigentlich letztlich alle destabilisiert. So können die finanzialisierten Märkte weiter die Herren des Ölmarktgeschehens bleiben – sowie allen zusammen Schaden zufügen.

Statt dieser vor sich hinwabernden Verschwörungstheorien aufgrund falscher Marktmodelle, die je nach Belieben genannt werden (Motto: man kann ja doch nichts machen!), doch endlich eine realitätsgerechte Einschätzung finanzialisierter Ölmärkte

Dabei gibt es Möglichkeiten – für alle gemeinsam – aus dieser selbstverschuldeten Unmündigkeit gegenüber den finanzialisierten Märkten auszubrechen. Schulmeister benennt sie in seinem Papier zu großen Depression unter den zu ergreifenden Maßnahmen: Projekt fünf: Festlegung der langfristigen Entwicklung des Ölpreises durch Einführung einer EU-Steuer (eben zunächst einmal für die EU), welche die Differenz zum jeweiligen Weltmarktpreis abschöpft. Laut ökonomischer Theorie müsste nämlich der Preis von Erdöl stetig stärker steigen als das Preisniveau insgesamt. Erstens weil Erdöl eine erschöpfbare Resource ist, – und zweitens, weil Erdöl der Hauptverursacher des Klimawandels.

Besteht dann bezüglich der jährlichen Verteuerung Sicherheit, wäre ein Investitionsboom in höhere Energie-Effizienz die Folge. (Zu diesen verschiedenen Projekten gegen die Krise siehe in dem Text “Große Depression und ihre Bewertung…. “ auf der Seite 25: http://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dokument.jart?publikationsid=50685&mime_type=application/pdf externer Link )

Darüberhinaus wird auch noch das Projekt 2 hilfreich sein: Die Wechselkurse zwischen den vier wichtigsten Währungen (Dollar, Euro, Renminbi, Yen) werden durch Vereinbarung zwischen den vier Notenbanken innerhalb enger Bandbreiten stabilisiert. Der Devisenmarkt ist dezentral organisiert, gegen deklarierte Wechselkursziele der Notenbanken zu spekulieren ist sinnlos.

Ist nun das billige Öl ein Konjunkturprogramm – oder ein Beschleuniger für die Deflation und damit den Niedergang der Wirtschaft in Europa? – aber dennoch ein „Gewinn“ für die Reichen

Die Auguren – sie scheinen in ihren Voraussagen für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft nicht viel handfester zu sein, als die Priester bei den alten Römern, die die Zukunft aus dem Vogelflug deuteten – wie Nikolaus Piper u.a. (siehe den zitierten Artikel in der Süddeutschen weiter oben schon) sehen in dem niedrigen Ölpreis ein richtiges Konjunkturprogramm? Demgegenüber sieht die Europäische Zentralbank in dieser Ölpreisentwicklung die weitere Entwicklung zur Deflation. (zur Deflation siehe (http://www.sueddeutsche.de/thema/Deflation externer Link)

So warnte EZB-Chef Mario Draghi, die bereits schwache Inflation – an der Schwelle zur Deflation – könnte noch weiter zurückgehen, sollte sich der Preisverfall am Rohölmarkt fortsetzen. (http://www.faz.net/-hre-7x48f externer Link)

Dabei steht die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank in dieser Eurokrise schon bisher in der Kritik. („Für die EZB eine neue Rolle – und doch ein Ende des Spardiktats“ (https://www.labournet.de/?p=67621)

Und angesichts der Diskussion, dass alle Maßnahmen doch immer nur der weiteren Reichtumsvermehrung dienen – dort wo schon das „große Geld“ angehäuft vorhanden ist, – klingt es besonders abstoßend, wenn jetzt nachgewiesen werden muss, dass gerade die Rettungspolitik der EZB über das „billige Geld“ zwar dem „kleinen Sparer“ schadet, aber die Reichen wieder massiv fördert – wie es Stephan Kaufmann so eindringlich zu erläutern versteht. (EZB: „Die Bank der Reichen“ (http://www.fr-online.de/wirtschaft/europaeische-zentralbank-die-bank-der-reichen,1472780,29227014.html externer Link oder auch noch http://www.nachdenkseiten.de/?p=24163#h02 externer Link) Der Effekt der bisherigen Zentralbank-Politik auf die Realwirtschaft bleibt bislang enttäuschend: Die Konjunktur bleibt flau.

Ganz anders jedoch an den Finanzmärkten: Dort hat das billige Geld zu einem Boom geführt. (Vgl. Dax knackt die 10 000 Punkte Marke: http://www.fr-online.de/wirtschaft/boersenwoche-dax-knackt-10-000-punkte-marke,1472780,29197346.html externer Link)

Dank dieser offensiven Zentralbankpolitik haben die Börsenindizes in den USA, Japan und der Eurozone in den vergangenen drei Jahren um 50 bis 100 Prozent zugelegt – man kann das auch „Draghisierung der Märkte“ nennen. Die Geschäftsbanken leiten das billige Geld der Zentralbank – das sie keineswegs einer Investition zuführen – überwiegend in die Finanzmärkte. Dadurch kommt es zu Umverteilungseffekten – wieder – zugunsten privilegierter Einkommensschichten, während der „normale Bürger“ mit den niedrigen Zinsen bei seinen Spareinlagen der Betrogene bleibt. Die Reichen dagegen weichen auf lukrativere und riskantere Anlagen aus – und werden so zu den Gewinnern dieser Billig-Geld-Politik der Zentralbank. Nur wer ein größeres Vermögen hat und daher auch höhere Risiken eingehen kann, wird so höhere Renditen erzielen können.

Ob der Goldman-Sachs-Mann Draghi – ähnlich wie die Fed-Chefin Yellen in das USA – dieses Dilemma sieht und auch nach Auswegen sucht – oder es bei einer lediglich wieder die Finanzmärkte stützenden Funktion bei der Geldpolitik einfach belässt?

Der Ölpreis könnte damit das Problem werden, an dem sich vielleicht auch die zukünftige Geldpolitik – möglichst im Rahmen mit einer staatlichen Finanzpolitik – entscheiden könnte. Bisher wird der Ölpreis aber als der Sack geschlagen – sozusagen zur Ablenkung auf eine falsche Fährte – um den Esel (die Finanzmärkte) nicht treffen zu müssen – deren „absolute“ Herrschaft bleibt ungebrochen – aber keiner darf sie kennen oder gar beim Namen nennen.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=71779
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