Sharing Economy: Power to the Peers!

Mitten im Prozess der Digitalisierung sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche formiert sich eine neue Bewegung: Mit ihrer Ökonomie des Teilens will sie den Kapitalismus überwinden. Doch Vorsicht ist geboten...“ Artikel von Eduard Kaeser (Text) und Marcel Bamert (Illustration) in der WoZ vom 15.01.2015 externer Link

  • Aus dem Text: „… ApologetInnen der Sharing Economy, wie etwa der Journalist Jeff Howe oder der Ökonom Jeremy Rifkin, jubeln diese bereits zur Überwindung des Kapitalismus hoch: Statt produziert und konsumiert wird geteilt und getauscht. Statt Unternehmer-Egoismus nun Unternehmer-Kommunitarismus. Aber diese Philosophie der Befreiung macht die Rechnung ohne den kapitalistischen Wirt. (…) Aber die MikrojobberInnen haben in der Regel keine Sicherheiten, keinen Überblick über ihr Produkt oder ihren Service, der Kontakt zu anderen Arbeitenden fehlt, es besteht kaum die Möglichkeit einer gewerkschaftlichen Organisation. Man kann durchaus nachvollziehen, dass solche Menschen ein Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit entwickeln, nach einer Gemeinschaft mit jenen, die ein ähnliches Schicksal erleiden. Die Energie der sozialen Bindung ist hoch. Und entsprechend hoch die Verlockung, sie auszubeuten. (…) Die meisten grossen Akteure in der Sharing Economy haben nichts am Hut mit Teilen, vor allem nicht mit Teilen von Gewinnen. Aus dem Pool der Gleichen steigen Gleichere auf. (…) «Sharing is caring» – das klingt sehr nach mitfühlendem Kapitalismus. Es ist schön, einander die Wäsche zu waschen, den Wagen auszuleihen, die Kinder zu hüten oder den Hund Gassi zu führen. «Nachbarn helfen Nachbarn», wie Task Rabbit so herzerweichend formuliert. In diesem neuen Geist kann Task Rabbit zudem verkünden, sich von einer fremden Person für eine – wahrscheinlich – untertarifliche Abgeltung die Wäsche waschen zu lassen, sei ein nachbarlicher Akt der Nächstenliebe. Das ist Newspeak in Reinkultur. Das Teilen definiert den Kapitalismus nicht neu, sondern der Kapitalismus das Teilen. Und das kommt nicht zuletzt jenen konservativen Interessen wirtschaftsliberaler Kreise durchaus gelegen, die mit möglichst aller staatlichen Regulierung – Tarifen, Kontrollen, Steuern – aufräumen möchten…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=73558
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