Schwarze Pädagogik: Die Spielarten neoliberaler Erziehung

Matthias Burchardt: Wider die neoliberale Zurichtung des Menschen„… In ihrem neuen Buch „Das normale Kind“ wirft die Salzburger Pädagogik-Professorin Sabine Seichter einen neuen Blick auf die Geschichte der schwarzen Pädagogik. Darin zeigt sie auf, wie das Kind im Verlauf seiner Entwicklung zur standardisierten Ware wurde und bis heute zu wenig als autonomes, mündiges Wesen gefördert werde. Es sei ihre Absicht gewesen, einmal in die dunklen und tabuisierten Ecken pädagogischen Handelns zu blicken, in die man eigentlich nicht hinsehe, sagt Seichter. „Was ich zur Sprache bringen möchte, sind alle Spielarten des missbrauchten Kindes an dessen Körper, Seele und vor allem an dessen Würde.“ Es lohne sich genauer hinzuschauen, denn die „schwarze Pädagogik“ sei nicht verschwunden. „Denn in der Tat zeigt sich die schwarze Dimension des Pädagogischen heute eher versteckter als noch vor Jahrzehnten, was aber nicht heißt, dass sie nicht genauso da ist,“ so die Buchautorin. (…) Beim Blick in die Geschichte zeige sich, dass die Pädagogik immer eine „Ausgeburt der Ökonomie“ gewesen sei, sagt Seichter. Vermutlich gebe es keine pädagogischen Institutionen, wenn man nicht erwarten würde, dass ein Kind für den zukünftigen Arbeitsmarkt erzogen und ausgebildet werden müsse. „Die Schule wurde eingerichtet im 18. Jahrhundert, um das Kind für den späteren Arbeitsmarkt vorzubereiten.“ Heutzutage erlebe man im „Humankapital“ vermutlich „die kapitalistischste Ausgeburt“ dieser Entwicklung…“Sabine Seichter im Gespräch mit Ute Welty beim Deutschlandfunk Kultur vom 17. Januar 2020 externer Link Audio Datei (Audiolänge: ca. 7:20 Min., hörbar bis zum 19. Januar 2038) – Sabine Seichter „Das normale Kind. Einblick in die Geschichte der schwarzen Pädagogik“ erschien beim Beltz Verlag, Weinheim 2019, 189 Seiten, zum Preis von 24,95 Euro

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