[Freiwillige Selbstverpflichtung] Glaubt den Konzernen kein Wort

[Buch] Konzerne an die Kette! So stoppen wir die Ausbeutung von Umwelt und Menschen„… Ende März verkündeten die Vereinten Nationen, eine Kommission bilden zu wollen, die überwacht, ob Unternehmen ihre Versprechen zum Klimaschutz einhalten. Zwar will die UN davon absehen, öffentlich zu machen, welche Firmen sich nicht an ihre Zusagen halten, doch wir können davon ausgehen, dass das bei den allermeisten von ihnen der Fall sein. (…) Trotz aller Gegenbeispiele glauben viele immer noch, dass man Unternehmen mit einer Mischung aus öffentlichem Druck, Anreizen und Versprechen dazu bringen könnte, sich ethisch korrekt zu verhalten – eine naive Vorstellung. Die sogenannte Corporate Social Responsibility – also die Selbstverpflichtung von Unternehmen, freiwillig einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – ist eine Illusion. Konzerne können nicht dazu bewegt werden, freiwillig aktiv zu werden. Um das zu verstehen, lohnt sich einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der unternehmerischen Selbstverpflichtung: Das Phänomen entstand im Kontext des Kampfs gegen die Apartheid in Südafrika. Daraus ging ein Kodex für dort aktive Investoren hervor, die sogenannten Sullivan-Prinzipien…“ Aus dem Artikel von Zeb Larson vom 12. Mai 2022 bei Jacobin.de externer Link, siehe mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Zeb Larson vom 12. Mai 2022 bei Jacobin.de externer Link: „(…) Namensgeber war Leon Sullivan, ein Priester aus Philadelphia, der in der US-Bürgerrechtsbewegung aktiv gewesen war und den Kodex entworfen hatte. (…) Manche behaupten, die Sullivan-Prinzipien hätten die Apartheid beendet. Das ist eine maßlose Übertreibung, denn in Wirklichkeit wurde das Apartheidsregime durch sie kaum herausgefordert. Selbst bei wortgetreuer Auslegung waren die Prinzipien leicht zu umgehen. (…) Im Jahr 1986 wurden schließlich offiziell Sanktionen gegen Südafrika verhängt, mit dem Ziel, die Apartheid zu beenden. Es war offensichtlich, dass die Versprechen von Unternehmen dieses Ziel nicht erfüllen würden und die US-Regierung entschlossen eingreifen musste. (…) Die Sullivan-Prinzipien erwiesen sich außerdem als äußerst nützlich für Unternehmen, die ihre Geschäfte in Südafrika nicht aufgeben wollten. Sie raubten der Solidaritätsbewegung einen beträchtlichen Teil ihrer Energie: Statt sich nur für Divestment einzusetzen, musste sie gleichzeitig auch aufzeigen, warum der Verhaltenskodex keinen gangbaren Weg aus der Apartheid wies. (…) Sullivans Vermächtnis besteht also darin, einer der Wegbereiter einer neuen Rhetorik des unternehmerischen Aktivismus zu sein, die tatsächlichen Wandel hinauszögert. Regierungen kommt das sehr gelegen, da sie dadurch von der Bürde befreit werden, die Privatwirtschaft selbst regulieren zu müssen. Das Modell der freiwilligen Selbstverpflichtung hat nie funktioniert, und es ist Zeit, es hinter uns zu lassen. Versuche, Unternehmen zu moralischen Akteuren zu machen, sind zum Scheitern verurteilt. Das mussten selbst überzeugte Idealisten, die mit Sullivan zusammenarbeiteten, feststellen. Konzerne handeln profitorientiert, ganz gleich welche Versprechungen sie darüber hinaus machen – ob zur Bekämpfung von rassistischer Segregation oder zur Verringerung von Klimaemissionen. Ihr primärer Daseinszweck wird solche Zusagen immer übertrumpfen. Die Kommission der Vereinten Nationen, die die Einhaltung von Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz überprüfen soll, verschwendet bestenfalls Zeit. Und Zeit bleibt uns nicht mehr.“
  • Siehe z.B. auch vom November 2021: Gewinne statt Klimaschutz. DAX-Konzerne schütten immer mehr Gewinne aus – Investitionen in nachhaltigere Geschäftsmodelle bleiben auf der Strecke
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=200898
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