Schleichwerbung an Schulen: Wie Möbelhäuser und Einkaufzentren den Unterricht kapern

Keine Privatisierung von Schulen! Änderung des Grundgesetzes und der Begleitgesetze jetzt stoppen!„Wenn du mit deiner Familie in unser Geschäft kommst, kriegst du ein Geschenk: Das versprechen immer mehr Firmen Kindern bei Schulveranstaltungen. Eltern und Politiker sind alarmiert. An einer Bielefelder Grundschule übernimmt ein Möbelhaus die Verkehrserziehung. „Am 22. September war die Firma Porta Möbel mit dem Projekt ‚Helm auf!‘ zu Gast“, heißt es auf der Seite der Schule. In einer „lehrreichen und anschaulichen Unterrichtsstunde“ erfuhren alle Dritt- und Viertklässler, wie wichtig es ist, einen Fahrradhelm zu tragen. Das Möbelhaus hatte auch welche zu verschenken – natürlich mit deutlich sichtbarem Firmenlogo. Die Helme bekamen die Kinder allerdings nicht ausgehändigt, sondern nur einen Gutschein – einzulösen im nächstgelegenen Porta Möbelhaus. Die Werbeidee dahinter ist klar: Die Eltern holen den gratis Fahrradhelm für den Nachwuchs ab, und wenn sie schon mal da sind, schauen sie sich vielleicht noch nach einem neuen Sofa oder Esstisch um. In der Nähe der Filialen fahren Dutzende Schüler mit Porta-Helmen herum. Ihre Köpfe werden zu Werbetafeln. Die Aktion in Bielefeld ist kein Einzelfall. Auf der Homepage von Porta heißt es, man habe von April bis Oktober 2017 „Kinder an 72 Grundschulen sowie in den bundesweit 24 Einrichtungshäusern geschult“. (…) Laut „Kindersprint“ nahmen allein im vergangenen Schuljahr 55.000 Kinder von über 350 Grundschulen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern an den Aktionen teil. „Den Kindern wurde eingeredet, dass sie bei dem Finale tolle Preise und Pokale erhalten, die es komischerweise in der Schule nicht geben konnte“, empört sich eine Mutter aus Chemnitz, deren Sohn am „Kindersprint“ teilgenommen hatte. „Dadurch waren alle Eltern gezwungen, mit ihren Kindern ein Wochenende im Chemnitz-Center zu verbringen“, sagt sie dem SPIEGEL. Für die Gewinne hätten die Familien dann die einzelnen Läden abklappern müssen. „Ich halte das für eine massive Werbeveranstaltung in Schulen. Ziel ist es, den Kindern früh die Marke verschiedener Firmen einzuimpfen“, kritisiert die Mutter aus Sachsen, die anonym bleiben möchte…“ aus dem Beitrag „Wie Möbelhäuser und Einkaufzentren den Unterricht kapern“ von Julia Köppe vom 12. Mai 2018 bei Spiegel online externer Link, worin auch noch andere Beispiele der Ausdehnung privater Geschäftstätigkeit an den Schulen dargestellt werden.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=132033
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