Schuldenreport: Hilfsorganisationen dringen auf Schuldenerlass für ärmere Länder

Schuldenreport 2022„Wegen pandemiebedingter Einbrüche der Wirtschaft und ausbleibender Einnahmen hat sich die Schuldenkrise in vielen ärmeren Ländern verschärft. Das gefährdet auch die Gesundheitsversorgung und den Kampf gegen den Klimawandel, warnen Hilfsorganisation. Weniger Geld für Bildung, Gesundheit und die Armutsbekämpfung: Die Corona-Pandemie hat die Schuldenkrise armer Länder weiter verschärft. (…) Laut dem von dem katholischen Hilfswerk Misereor und der Initiative Erlassjahr.de erstellten Bericht sind 135 der 148 untersuchten Staaten kritisch verschuldet. Davon seien 39 Staaten besonders akut von Überschuldung bedroht, etwa Angola, Sri Lanka oder Tunesien. Das seien dreimal so viele Länder wie vor dem Beginn der Corona-Pandemie (…) Die Zahl der kritisch verschuldeten Länder sei von einem „ohnehin hohen Niveau“ nochmal gestiegen…“ Meldung vom 27. Januar 2022 beim MiGAZIN externer Link zum Schuldenreport 2022 externer Link, siehe dazu:

  • Schuldenreport 2025: 24 Prozent von 198 untersuchten Staaten in der Schuldenkrise – so viel Schuldendienst wie noch nie motoviert die Kampagne „Erlassjahr 2025 New
    • Länder in der Schuldenkrise
      24 Prozent von 198 untersuchten Staaten befinden sich in einer bedrohlichen Verschuldungslage. Dadurch fehlen ihnen finanzielle Mittel für die Bekämpfung von Armut, Hunger und der Klimakrise. Der Schuldenreport, der jährlich vom deutschen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und Misereor herausgegeben wird, analysiert die aktuelle Auslandsverschuldung weltweit. Besonderes Augenmerk richtet die Analyse auf die Schuldenlast von Entwicklungs- und Schwellenländern. Der weltweite Vergleich zeigt: Die Schuldenkrise hat sich nicht abgeschwächt, insbesondere Länder im Globalen Süden sind weiterhin einem erhöhten Risiko einer Schuldenkrise ausgesetzt. Mit der Kampagne „Erlassjahr 2025 – Turn debt into hope“ setzt sich Misereor für Schuldenstreichungen ein, um die Lebensbedingungen von Millionen Menschen zu verbessern…“  Schuldenreport 2025 bei Misereor externer Link mit allen Infos, auch bei erlassjahr.de externer Link
    • Schuldenreport 2025: 47 Staaten zu „hoch belastet“ mit Schulden
      Viele Länder geben laut Bericht mehr für Zinsen und Tilgung als für Bildung und Gesundheit aus. NGOs fordern Reformen der globalen Finanzarchitektur.
      (…) Kenia gehört zu den 47 Ländern, die laut dem Schuldenreport 2025 externer Link mit Schulden „hoch belastet“ sind. Sie geben mehr als 15 Prozent ihrer Staatseinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen an ausländische Gläubiger aus. Der Schuldenreport wird jährlich von der Entwicklungsorganisation Misereor und dem zivilgesellschaftlichen Entschuldungsbündnis erlassjahr.de herausgegeben. Auch Pakistan gehört zu den hoch verschuldeten Staaten, lehnt eine Umstrukturierung wie Kenia bislang jedoch ab. Länder wie Sri Lanka und Suriname haben eine Umschuldung abgeschlossen – und bleiben dennoch hoch verschuldet. (…) Zum einen fehle das Geld, das Staaten für Schuldentilgung ausgeben, bei Bildung, Gesundheit oder Klimainvestitionen. Gleichzeitig gingen Sparmaßnahmen, die Gläubiger erwarten, zu Lasten der Bevölkerungen. Die häufigste Maßnahme seien Abstriche im Sozialsektor, die zweithäufigste Lohnkürzungen, erklärte Klaus Schilder, der zu Entwicklungsfinanzierung bei Misereor arbeitet. Der Bericht zeigt: Die globale Schuldenkrise ist strukturell angelegt. „Viele Länder haben gar keinen Zugang mehr zum Kapitalmarkt, andere Länder bekommen Kredite nur noch zu sehr hohen Zinsen“, sagt Stutz. Problematisch ist auch, dass sie die meisten Kredite in ausländischen Währungen erhalten – die schwer zu bekommen sind. Verschärft wird das Problem dadurch, dass ihre eigene Landeswährung am Kapitalmarkt eine viel schwächere Position hat. Die Schulden wachsen also an, wenn ihre Währung abgewertet wird. Gleichzeitig weist der Bericht auf die Probleme der bestehenden Gläubigerforen hin, in denen Schuldenerlasse und Umstrukturierung verhandelt werden, dem G20-Rahmenwerk und dem Pariser Club. Hier bestehen Machtasymmetrien zwischen den Gläubigern und Schuldnern, sagte Schilder. Häufig beteiligen sich private Gläubiger nicht an Schuldenerlassen. Verhandlungen sind zäh und langwierig. Und: „Die verhandelten Schuldenerlasse reichen oft nicht aus“, so Schilder, sie seien weder sozial noch ökonomisch tragbar. (…)
      Reformen der Finanzarchitektur
      All das erfordere dringend Reformen der internationalen Finanzarchitektur externer Link erklären die NGOs. „Dieses Jahr ist ein entscheidendes Jahr, um einen Richtungswechsel einzuleiten“, meint Schilder. Ende Juni findet nach zehn Jahren wieder eine UN-Konferenz zu Entwicklungsfinanzierung externer Link statt. Auf der Agenda liegen fairere Bedingungen für Entwicklungsländer, um Kredite aufzunehmen und ein Rahmenwerk für Staatsinsolvenzen, das in der UN – also von allen Staaten gleichberechtigt – verhandelt wird. Misereor und erlassjahr.de fordern von der Bundesregierung, sich für ausreichend umfassende Schuldenerlasse einzusetzen. Private Gläubiger müssten gesetzlich verpflichtet werden, sich an Schuldenerlassen zu beteiligen…“ Artikel von Leila van Rinsum vom 26.5.2025 in der taz online externer Link
  • Schuldenreport 2024: Die offenen Adern des Südens. Fast die Hälfte der Menschheit lebt in Ländern, die mehr für ihren Schuldendienst ausgeben als für Bildung oder Gesundheit
    „Das Problem ist erkannt, gebannt ist es nicht: Kommende Woche findet vom 17. bis 19. April in Washington die turnusmäßige Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank statt. Dort stehe die Überprüfung der Schuldentragfähigkeitsanalysen auf der Agenda, sagte Kristina Rehbein am Dienstag bei der Vorstellung des Schuldenreports 2024, den das deutsche Entschuldungsbündnis Erlassjahr.de alljährlich zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Misereor herausgibt. »In der Vergangenheit sind die Schuldentragfähigkeitsanalysen viel zu optimistisch ausgefallen«, beschreibt die politische Koordinatorin von Erlassjahr.de das Problem. Zu optimistisch heißt, den verschuldeten Ländern wurde mehr Schuldendienst aus Zins- und Tilgungszahlungen abverlangt, als sie tragen konnten – das ging zu Lasten von Bildung, Gesundheit und der Armutsbekämpfung. Von der Frühjahrstagung erhofft sich Rehbein deswegen eine ehrliche Debatte und eine Überarbeitung der Schuldentragfähigkeitsanalysen. Fortschritte erhofft sich Rehbein auch beim Runden Tisch zur Schuldenerleichterung, der beim IWF angesiedelt ist. Vor allem die Frage, wie private Gläubiger bei Schuldenerlassen einbezogen werden können, steht dort erneut zur Diskussion. Beim Schuldenmoratorium für die 73 ärmsten Länder während der Corona-Pandemie, das Ende 2021 auslief, hatten sich die privaten Gläubiger verweigert und als Trittbrettfahrer profitiert, denn teilweise flossen die durch das Moratorium frei gewordenen Mittel nicht in die Armutsbekämpfung sondern in die Taschen der privaten Gläubiger. (…) Der UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnet diese Abwärtsspirale als «systemisches Versagen» der Weltgemeinschaft. Der Schuldendienst drängt viele hochverschuldete Länder zudem dazu, massiv zu exportieren – denn nur über einen Außenhandelsüberschuss können sie die nötigen Devisen erwirtschaften. Dies zwingt die Staaten vielfach zu drastischen Maßnahmen: Der Konsum der eigenen Bevölkerung wird beschränkt, Nachhaltigkeitskriterien und Arbeitsrechte in der Produktion werden vernachlässigt, die Natur wird einem System neokolonialer Ausbeutung geopfert. Diese Zusammenhänge machen deutlich: Die globale Schuldenkrise ist eine der wesentlichen Ursachen für Hungersnöte und ein maßgeblicher Grund, warum die Ziele für nachhaltige Entwicklunge (SDGs) nicht erreicht werden. Der Schuldenreport 2024 macht dies nachdrücklich klar.“ Artikel von Martin Ling vom 9. April 2024 in Neues Deutschland online externer Link zum 58-seitigen Schuldenreport 2024 externer Link als kostenloser Download bei erlassjahr.de
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197326
nach oben