Zuviel von allem, vor allem an Geld – Gegen den Druck der Finanzmacht

Bargeld (Foto: Mag Wompel)Wir haben Überfluss an Konsumgütern vor Augen, an Nahrungsmitteln, Nachrichten, Büchern, Ratschlägen, Verkehrsteilnehmern, Überfluss an Reklame, E-Mails und Spam, Überfluss an Papier, Plastik und Abfall, Überfluss an Musikdateien, Fitnesscentern, Netzanbietern, Schlankheitsdiäten, Börsentips. Überfluss an allem, was Geld bringt, zu Lande zu Wasser, in der Luft und im Internet. (…) Der Überfluss resultiert aus einem Überangebot. Das Überangebot dient der Steigerung von Umsatz und Rendite. Aber wieso sind die Ressourcen so leicht verfügbar, um all die Waren zu beschaffen, Fabriken zu bauen, die Herstellung in den Fabriken zu bezahlen, Waren zu transportieren, Supermärkte zu bauen oder Mieten zu bezahlen. Wieso ist das alles so leicht möglich, nur damit mehr produziert, mehr verkauft und noch mehr konsumiert wird? Es liegt daran, dass Geld in großen Mengen so einfach zu bekommen ist und dann gilt die Spielregel, dass Geld in die Wirtschaft gesteckt wird und sich amortisieren muss. Geld ist in großen Mengen leicht verfügbar, nicht in kleinen Mengen, nicht in Haushaltsmengen. Die Menschen, die ihr ganzes Geld zum Leben brauchen, sind meistens knapp. Diejenigen, die ihr Geld mit Geld verdienen, haben Geld in Überfluss. Der große Überfluss an Waren resultiert aus einem Überfluss an Finanzen. (…) Der Geldüberfluss auf dem Finanzmarkt ist so groß, dass ein Drittel oder ein Viertel des vorhandenen Geldes dazu reichen würde, alle Güter auf dem Markt, auch alle Immobilien, zu kaufen. Die globale Geldmenge beträgt, nach Schätzungen der maßgebenden Wissenschaftler, etwa 60 bis 100 Billionen. Es ist bei der Ungenauigkeit solcher Schätzungen egal, ob Dollars oder Euros, weil die sich im groben Wert kaum unterscheiden. (…) Selbst die Menge der Menschen, meist sind es Frauen, die für geringste Löhne bis zur Erschöpfung arbeiten, ist nicht unendlich. Die Menge des bereits vorhandenen Geldes ist aber so groß, dass wir jeder dieser Fabrikarbeiterinnen, die billige Klamotten für uns nähen, eine Million Dollar schenken könnten, nicht als Kredit, sondern als Guthaben…“ Artikel von Robert Kenius vom 25. Dezember 2019 bei telepolis externer Link – Exit aus dem Überfluss – Teil 1 und nun auch der Teil 2:

  • Gegen den Druck der Finanzmacht
    Der Überfluss an Waren (und Geschenken) hängt mit dem Geldüberfluss zusammen. Das ist die Kraft, die hinter dem Konsumdruck steckt. Großes Geld ist leicht zu bekommen, und zwar als Kredit. Es wird investiert und muss sich amortisieren, es soll dann mehr Umsatz und mehr Gewinn bringen. Wo aber kommt die riesige Geldmenge her? Das ist nicht so einfach zu erklären, weil es eine Praxis von Banken ist, die lange vor der Öffentlichkeit verborgen blieb: Geld wird bei der Kreditvergabe vermehrt durch die girale Geldschöpfung. Ich hatte das auf telepolis in dem Essay über die Geldpyramiden von Pecunia externer Link schon kurz angedeutet. Wir glauben normalerweise, dass für die Geldmenge die Staaten verantwortlich sind, an erster Stelle die USA mit ihrer Notenbank FED. Das ist aber falsch. Dieser Fehler in der öffentlichen Meinung ist der, dass die FED eine staatliche Zentralbank sei. Die FED ist weder zentral, noch staatlich. Sie hat Filialen und gehört privaten Großbanken und Geldgebern. Sie kann US-Dollars erzeugen, die FED darf als einzige auch Dollars drucken und in Verkehr bringen und zwar so viel sie will. Die FED ist aber nur ein Beispiel, wenn auch das größte. Fast jede Bank in fast jedem Land kann Geld erzeugen. Wie geschieht das? Die Bank vergibt einen Kredit, indem sie eine Gutschrift auf das Konto des Schuldners macht und ihm eine Schuld in gleicher Höhe zuweist, die er, meistens plus Zinsen, zurückzahlen muss. Sonst geschieht da nichts. So lange die Banken ihre Geschäfte gegenseitig akzeptieren, gibt es mit der Kreditvergabe kein Problem. Die Sache hat aber einen Haken. Wenn die kreditgebende Bank das Geld, das sie verleiht, gar nicht besitzt, hat sie mit diesem Vorgehen neues (frisches) Geld erzeugt, sie hat es aus dem Nichts erschaffen. Das ohne Rücklage gutgeschriebene Geld ist nämlich von anderem Geld, das es sonst schon gibt, nicht zu unterscheiden! Die Kreditnehmer können es verwenden, wie sie wollen. So entstehen neues Geld und Schulden gleichzeitig – und die Schulden sind wegen der Zinsen immer etwas größer als die Geldmenge. Die Tatsache, dass das so erzeugte Giralgeld durch die Schuld kompensiert werden könnte, ändert nichts daran, dass die neu geschaffene Geldmenge vorhanden ist und von Konto zu Konto zirkulieren kann. (…) Dieses Verfahren hört sich ein wenig nach Betrug am Kunden an, weil die Banken sich dadurch unbemerkt einen Vorteil verschaffen, sie vergrößern von sich aus ihr Geldvolumen und damit ihre Einnahmequelle, und man fragt sich, wie konnte es dazu kommen, dass das so praktiziert wird? Die Antwort ist einfach: Es merkt zunächst keiner und niemand kann es verhindern, es sei denn durch Strafandrohung wie bei Falschgeld oder Trickdiebstahl. Girale Geldschöpfung ist aber, meines Wissens nach, nie verboten worden. Wo und wann zum ersten Mal Banken auf diese Weise Geld erschaffen haben, ist nicht bekannt. Vermutlich geschah es schon vor langer Zeit in Italien, wo das moderne Bankenwesen entstanden ist. (…) Die Funktionsweise der Geldvermehrung zeigt uns auch, dass die Geldansammlung (Umverteilung) nicht nur auf die Gier der Menschen zurückzuführen ist, sondern ebenso auf einen Konstruktionsfehler des Geld- und Bankensystems. (…) Was die Kinder aber noch nicht gecheckt haben, ist, dass die Zukunft nicht nur täglich durch Raubbau an der Umwelt geklaut wird, sondern auch von regierenden Politikern an die Finanzmacht schon längst verkauft wurde, durch Aufnahme von Staatsschulden. Die Besitzer von Geld, Firmen, Ölquellen, Aktien, Kohlegruben, Schuldscheinen und Fondsanteilen beuten für Geld den Planeten aus. Die gewählten Volksvertreter haben zusätzlich seit Jahrzehnten Geldschulden angehäuft, welche Kinder und Enkel zurückzahlen müssen, und zwar in der gleichen Zukunft, auf dem gleichen Planeten, auf es nicht mehr viel auszubeuten gibt. Die Zukunft wurde den Kindern also bereits zweimal geklaut...“  Artikel von Robert Kenius vom 28. Dezember 2019 bei telepolis – Exit aus dem Überfluss – Teil 2 externer Link
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