Die Lieferketten organisieren. International vernetzt: Junge Gewerkschafter aus vier Kontinenten diskutierten in Berlin Antworten auf Strategien der globalen Handelskonzerne

„… Zusammenarbeit und Austausch der Beschäftigten tun also Not, und das geht nicht ohne Organisation. UNI Global Union ist der weltweit wichtigste Dachverband der Dienstleistungswerkschaften, und ihre Handelssektion UNI Commerce veranstaltete in der vergangenen Woche ein internationales Jugendcamp in der ver.di-Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe. Wer dabei an Ferienlager denkt, liegt falsch: Eher war es ein intensives Seminar für Nachwuchsführungskräfte der Arbeiterbewegung des 21. Jahrhunderts. Eine Woche lang diskutierten die rund 30 Teilnehmer­innen und Teilnehmer aus Asien, Amerika und Europa über die wichtigen Trends ihrer Branche wie Onlinehandel, Konzentrationsprozesse und Rationalisierung der Logistikketten. »Es geht um die längsten Öffnungszeiten, die niedrigsten Preise und die größten Verkaufsflächen«, brachte Uli Dalibor von ver.di die Sache auf den Punkt. »Und all das kostet Geld – Geld, das die Konzerne intern aufbringen wollen, indem sie die Löhne ihrer Beschäftigten herabdrücken.« Aber wie kann man effektiv etwas dagegen tun? (…) Bis zum nächsten UNI-Weltkongress im kommenden Jahr soll ein gemeinsamer internationaler Forderungskatalog stehen. Dass sie ernstzunehmende globale Akteure sind, haben internationale Gewerkschaftsorganisationen wie UNI und IndustriALL in den vergangenen Jahren nicht zuletzt mit dem Bangladesch-Abkommen nach der Rana-Plaza-Katastrophe bewiesen: Nicht allen, aber einem Großteil der dort involvierten Modekonzerne konnten handfeste und überprüfbare Vereinbarungen zur Verbesserung der Arbeits- und Sicherheitsstandards in den Textilfabriken der dritten Welt abgerungen werden…“ Bericht von Jörn Boewe in junge Welt vom 20.09.2016 externer Link

  • Interessant im Text: „… Auch in Zeiten von Internet und »Social media« braucht man reale und nicht nur virtuelle Diskussionen, braucht man über Chats und Mailinglisten hinaus Gesprächsrunden, bei denen man sich von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzt. Und man braucht Orte, an denen man sie führen kann. Um so bedauerlicher fanden die Teilnehmer aus aller Welt, dass ver.di beabsichtigt, die Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe zum Jahresende zu schließen. Einen politischen Beschluss dazu gibt es nicht, Medienberichten zufolge handelt es sich um eine nicht mal gewerkschaftsintern kommunizierte Entscheidung der ver.di-Immobilienverwaltung. Das Grundstück direkt am Havelufer gilt als attraktives Bauland für hochpreisige Eigentumswohnungen.“ Wir werden dran bleiben!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=104712
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