- Automobilindustrie
- Bauindustrie und Handwerk
- Chemische Industrie
- Dienstleistungen, privat und Öffentlicher Dienst
- Elektro- und Metall(-Zulieferer)
- Elektrotechnik
- Energiewirtschaft (und -politik)
- Fahrzeugbau (Vom Fahrrad, über Trecker bis zum Flugzeug)
- Gewerkschaften als Arbeitgeber
- Holz, Papier, Glas und Kunststoffe
- Landwirtschaft und Gartenbau
- Lebens- und Genussmittelindustrie
- Maschinen- und Anlagenbau
- Rüstungsindustrie und -exporte
- Sonstige Branchen
- Stahl-Industrie
- Stoffe und Bekleidung
Games-Arbeiter:nnen / Spieleentwickler:innen organisieren sich auch in Deutschland
Dossier
„Der Markt für Videospiele boomt. Experten rechnen 2018 mit einem Umsatz von 138 Milliarden US-Dollar durch den Verkauf von PC-Spielen und Co. Doch vom dicken Reibach kommt bei den Beschäftigten, die die Spiele programmieren, nicht viel an. Gewerkschaftliche Vereinigungen wollen das ändern. GrafikerInnen und ProgrammiererInnen haben mit Gewerkschaften meistens nicht viel am Hut. Doch das könnte sich zumindest in der Videospielbranche bald ändern. Während Unternehmen wie Ubisoft, Electronic Arts, Activision Blizzard oder Take-Two Interaktive dicke Gewinne einfahren und ihre Aktionäre verwöhnen, bleibt in den Programmierstuben nicht viel hängen. Im Gegenteil: Viele in der Szene arbeiten als FreelancerInnen. In der Regel werden sie für ein bestimmtes Projekt angeheuert, um im Anschluss in die Arbeitslosigkeit entlassen zu werden. Existenzsichernde Arbeit sieht anders aus. Wenn eine Produktion auf die Deadline zuläuft, sind häufig unbezahlte Überstunden angesagt. Viele nehmen das in Kauf. Schließlich haben sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Damit soll bald Schluss sein…“ Beitrag vom 28.08.2018 beim DGB (nicht mehr verfügbar) und mehr daraus/dazu:
- Der ver.di Game Devs Roundtable (GDRT) ist auch in diesem Jahr auf der devcom und gamescom in Köln präsent – 10 Betriebsräte seit der letzten Gamescom gegründet
- Gewerkschaftlich organisiert in der Games-Branche: Der ver.di-Game-Devs-Roundtable ist zurück!
„Der ver.di Game Devs Roundtable (GDRT) ist auch in diesem Jahr wieder auf der devcom und gamescom in Köln präsent. Beschäftigte aus der Games-Branche haben sich in den vergangenen Monaten verstärkt gewerkschaftlich organisiert und so seit August 2024 bundesweit zehn neue Betriebsräte gegründet. Diese Entwicklung verdeutlicht den wachsenden Wunsch nach Mitbestimmung, besseren Arbeitsbedingungen und fairen Standards in der deutschen Games-Industrie. (…) Der GDRT ist eine selbstorganisierte Initiative von Arbeitnehmer*innen aus der Videospielbranche, die sich im Rahmen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, prekäre Arbeitsbedingungen wie Crunch-Zeiten, fehlende Transparenz, sexuelle Belästigung sowie Diskriminierung zu thematisieren und konkrete Verbesserungen durchzusetzen. Die Initiative setzt dabei auf gewerkschaftliche Selbstorganisation sowie Solidarität und die kollektive Stärkung der Beschäftigten. Eingeladen sind alle Arbeitnehmer*innen der Branche, die sich für Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse einsetzen möchten.
Der ver.di Game Devs Roundtable wird auf der devcom/gamescom vom
18.-21. August 2025 in Köln erneut vertreten sein und lädt zu Gesprächen und Vernetzungsangeboten ein…“ Pressemitteilung vom 18.08.2025der ver.di-Landesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) NRW
- Zehn Games-Betriebsräte seit der letzten Gamescom gegründet. Branche im Wandel hofft auf staatliche Fördergelder
„… Zum zweiten Mal bei der Gamescom zeigt der Verdi Game Devs Roundtable Präsenz. Im vergangenen Jahrpräsentierte die von der Gewerkschaft begleitete Selbstorganisation von Entwickler*innen erstmals sechs Forderungen an die Branche. Im Kern ging es dabei um grundlegende Dinge: die Einführung von Tarifverträgen beispielsweise, Regelungen für Arbeitsstunden und verbesserte Kündigungsfristen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Matthias Grzegorczyk äußerte sich vor einem Jahr im Gespräch mit »nd« noch zurückhaltend über die Organisierungsmöglichkeiten in der Gamesbranche. Heute gibt es in zehn deutschen Entwicklungsstudios Betriebsräte
. »Dass wir letztes Jahr mit unseren Forderungen an die Öffentlichkeit gegangen sind, hat einen ordentlichen Schub gegeben, und der geht weiter«, sagt Matthias Grzegorczyk im Gespräch mit »nd«. Betriebsräte gibt es nun auch bei zahlreichen namhaften Unternehmen. Etwa bei Microsoft in München oder bei Ubisoft an drei Standorten. Die berühmte »Anno«-Reihe wird maßgeblich am Mainzer Standort von Ubisoft entwickelt.
Im Mai wurde bei Kalypso Media ein Betriebsrat gegründet. Das Unternehmen aus Worms zählt mit Spielen wie »Commandos« zu den Urgesteinen der deutschen Spieleentwicklung. Verdi begleitete die Betriebsratsgründung mit einer Mitteilung, in der von einem »bedeutenden Schritt für die Beschäftigten« und einem weiteren »Kapitel in der Geschichte der betrieblichen Mitbestimmung in der Gamesbranche« die Rede ist. Matthias Grzegorczyk bezeichnet die Betriebsratsgründungen als »Herausforderungen« für die Beschäftigten, die aber mit Erfahrungen und »neuen Perspektiven und dem Gefühl, nicht allein zu sein«, verbunden seien. »Die Kolleg*innen haben gezeigt, wie viel möglich ist, wenn sich Beschäftigte zusammenschließen und gemeinsam für ihre Interessen eintreten«, betont Grzegorczyk. Der Gewerkschaftssekretär und die am Verdi Game Devs Roundtable beteiligten Entwickler*innen sind auch in diesem Jahr bei der Gamescom anwesend…“ Artikel von Sebastian Weiermann vom 19.08.2025 in ND online
- Gewerkschaftlich organisiert in der Games-Branche: Der ver.di-Game-Devs-Roundtable ist zurück!
- Arbeitskampf in der Games-Branche: Welcome to the Bossfight
„Die Bedingungen in der Gaming-Branche sind unterirdisch, lange gab es kaum Widerstand. Nun vernetzt sich eine neue Generation von Spieleentwickler:innen. (…)
Herbst ist Spieleentwicklerin. Sie heißt nicht wirklich Gabriela Herbst, will aber – wie alle Spieleentwickler:innen, mit denen die taz für diese Recherche gesprochen hat – anonym bleiben. Sie sorgt sich, sonst nie wieder einen Job in der Branche zu bekommen. Drei Jahre hat Herbst in dem kleinen Entwicklerstudio gearbeitet. Jetzt ist sie Teil von Massenentlassungen, die die Spielebranche in Deutschland und international erschüttern.
Zu Beginn des Jahres wurden gleich drei Studios in Deutschland geschlossen. Im März verkündete außerdem das französische Videospielunternehmen Ubisoft, bekannt für Assasin’s Creed und Far Cry, die Entlassung von 65 Mitarbeitenden am Standort in Düsseldorf. Ubisoft ist in Deutschland einer der größten Gaming-Arbeitgeber.
Laut Branchenverband game ist die Zahl der Mitarbeitenden in Computerspiel-Unternehmen deutschlandweit von 2024 auf 2025 erstmals seit sechs Jahren wieder gesunken – von circa 12.400 auf 12.100. (…)
Dass Gaming-Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen extrem fordern, ist lange bekannt. Besonders berüchtigt: der sogenannte „Crunch“. So wird die Endphase eines Projekts genannt, in der Spieleentwickler:innen oft 60-Stunden-Arbeitswochen und unbezahlte Überstunden
machen müssen. Die Praxis ist so normalisiert, dass sich Angestellte dagegen kaum wehren können.
Vor allem Frauen haben es in der Branche schwer. „Neue Ideen hat mein Chef nur ernst genommen, wenn sie von einem Mann kamen“, sagt Herbst. Sie verwundert es deshalb nicht, dass die meisten Kolleg:innen, die in den vergangenen Monaten um sie herum gekündigt hätten, Frauen seien. Sie hätten es einfach nicht mehr ausgehalten. „Man lebt in konstanter Angst“, sagt Herbst. Vor allem für sie als Person of Color und als Nicht-Muttersprachlerin sei es schwierig, Jobs zu finden. „Je stärker ich in meinen Bewerbungen meine Herkunft aus Südamerika betone, desto schneller werde ich abgelehnt“, sagt sie. Hinzu kommen intransparente Gehälter. (…)
Es ist diese Leidenschaft, die oft gegen Entwickler:innen verwendet wird. In der Branche werde immer wieder argumentiert, „dass man alles hinnehmen soll, weil es ein Privileg sei, einen Job zu machen, der Spaß bringt“, sagt Valerie Kenntemich vom Verein Game:in, der sich gegen Sexismus in der Games-Branche einsetzt. Massenentlassungen, Mobbing, Sexismus, Rassismus und undurchsichtiges Gehalt. „Die Wut ist so groß, dass sie jetzt übergekocht ist und strukturelle Auswirkungen hat“, sagt Jan Schneider. Auch er ist Spieleentwickler und hat vor zwei Jahren den Game Devs Roundtable mitgegründet, die erste gewerkschaftliche Organisierung der Spielebranche in Deutschland. (…)
Die aktuellen Entlassungen begründet die Branche mit den Folgen des Coronabooms. Während der Lockdowns hatten Menschen verstärkt in Konsolen und Videospiele investiert. Mit dem Geld wurden in der Branche neue Stellen geschaffen, die jetzt nicht mehr finanziert werden konnten. Nach dem „Blockbuster-Jahr“ 2023, in dem viele lang ersehnte Spiele auf den Markt kamen, flachte der Umsatz ab. Das alles wäre nicht so schlimm, gäbe es in der Branche Tarifverträge, die grundlegende Bedingungen für alle Mitarbeitenden eines Betriebs festlegen und die Angestellten vor Massenentlassungen schützen oder ihnen wenigstens Abfindungen zusichern würden. „Es gibt meines Wissens nach noch keinen einzigen Tarifvertrag in der Gaming-Branche“, sagt Gewerkschaftssekretär Matthias Grzegorczyk, bei Verdi zuständig für die Spielebranche. Vor zwei Jahren unterstützte er Jan Schneider bei der Gründung des Game Devs Roundtables. (…) Seitdem ist der Zusammenschluss laut Grzegorczyk auf viele Dutzend Mitglieder angewachsen. Aus strategischen Gründen will die Organisation nicht preisgeben, wie viele sie sind. Mit Verdi ist der Roundtable zwar vernetzt, um teilzunehmen muss man aber kein Verdi-Mitglied sein.
Die Gruppe tauscht sich aus, unterstützt sich beim Aufbau von Betriebsräten und dabei, Arbeitslosengeld zu beantragen, wenn mal wieder jemand seinen Job verloren hat. „Wir wollen vor allem für Leute, die nicht so gut Deutsch sprechen, ein Angebot schaffen“, sagt Schneider. Davon gibt es in der Games-Branche viele. Für sie gebe es regelmäßige Onlinetreffen. In einem Pamphlet vom Sommer 2024, fordert die Organisation außerdem höhere Gehälter, geregelte Arbeitszeiten, Standards für Arbeitsverträge, Tarifverträge, mehr Transparenz und Maßnahmen gegen Diskriminierung und Belästigung.
Zehn Betriebsräte seien im Rahmen des Roundtables gegründet worden, erzählt Matthias Grzegorczyk stolz – oft gegen großen Widerstand der Arbeitgeber. (…)
„Die meisten gehen souverän damit um, wenn die Angestellten einen Betriebsrat gründen wollen“, sagt Grzegorczyk. „Ein Drittel geht unsouverän damit um, aber in einem Rahmen, der noch handhabbar ist.“ Zum Beispiel, indem sie Leute aus dem Betrieb vorschicken, die gegen den Betriebsrat arbeiten. Ungefähr jeder fünfte Betrieb, sei „echt schäbig, richtig fies“, so Grzegorczyk. So wie bei Krüger. Der Arbeitskampf werde dann oft auf eine persönliche Ebene verschoben: „Die Chefetage bezichtigt die Angestellten des Vertrauensbruchs“, sagt Matthias Grzegorczyk. „Dass die Angestellten Betriebsräte gründen, weil die Chefs ihr Vertrauen gebrochen haben, darauf kommen die gar nicht.“ (…)
Der Game Devs Roundtable ist Teil einer globalen Bewegung. In Frankreich und Spanien haben Spieleentwickler:innen seit Ende 2024 mehrmals gestreikt, gegen Massenentlassungen und eine Einschränkung der Arbeit im Homeoffice. Seit 2023 bestreiken Synchronsprecher:innen immer wieder die Videospielbranche wegen des Einsatzes von KI. Im Juni 2025 erzielten sie eine vorläufige Einigung mit einem Verband von US-Videospielfirmen. Auch Spieleentwickler:innen in den USA haben sich im Juni nach fast zwei Jahren mit Microsoft auf bessere Standards für Arbeitsverträge geeinigt. (…)
Zunächst bleibt es aber wohl bei Haustarifen. Sobald die Gewerkschaft involviert ist, darf dafür theoretisch auch gestreikt werden. Ob schon ein Streik in Sicht sei, dazu möchte Grzegorczyk keine Prognose abgeben. Grundsätzlich gelte aber: „Wir werden erst aktiv, wenn wir stark genug sind“, wenn also genügend Mitarbeitende im Betrieb gewerkschaftlich organisiert sind. „Man muss auch erst mal lernen, seine Rechte zu verteidigen und öffentlich zu reden. In dem Prozess sind wir gerade.“…“ Artikel von Alexandra Hilpert vom 16.8.2025 in der taz online - Game Devs Roundtable: Deutsche Spielearbeiter auf der devcom gründen neuen Verband und fordern bessere Arbeitsbedingungen „Deutsche Beschäftigte in der Spieleindustrie haben zusammen mit ihrer Gewerkschaft ver.di, einer UNI-Mitgliedsorganisation, auf der devcom, Europas größter Konferenz für Entwickler elektronischer Spiele, die derzeit in Köln stattfindet, eine Reihe von Forderungen gestellt. Die Beschäftigten in der Videospielindustrie in Deutschland und auf der ganzen Welt haben sich für menschenwürdige Arbeitszeiten, Arbeitsplatzstabilität, angemessene Bezahlung und Respekt eingesetzt. ver.di nutzt die devcom, um ihre laufenden Bemühungen um die größten Probleme der Beschäftigten zu verstärken und den Game Devs Round Table (GDRT) ins Leben zu rufen, eine von den Beschäftigten geführte Vereinigung zur Veränderung der Branche.
„Um sich nicht nur über Arbeitsspitzen, Mobbing und undurchsichtige Entscheidungsprozesse zu beschweren, haben die Beschäftigten der Games-Branche innerhalb von ver.di aktiv den GDRT organisiert. Unser Ziel ist es, gemeinsam die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Wir setzen uns für faire Löhne, Tarifverträge, längere Kündigungsfristen und die Gleichstellung der Geschlechter ein. Die Branche muss dringend umdenken“, so Gewerkschaftssekretär Matthias Grzegorczyk. Die sechs Hauptforderungen der Arbeitnehmer im Rahmen des GDRT sind:
1) Gerechte Löhne:Trotz Rekordgewinnen in der Branche stagnieren die Löhne der Beschäftigten und halten nicht mit der Inflation Schritt. Die Arbeitnehmer fordern daher jährliche Lohnanpassungen und eine faire Entlohnung.
2) Kollektivvertrag:Ein Tarifvertrag regelt transparent und verbindlich Arbeitsbedingungen wie Löhne, Urlaubstage und Arbeitszeiten. Unser Ziel ist es, solche Verträge Schritt für Schritt in den Unternehmen und schließlich in der gesamten deutschen Games-Branche zu etablieren.
3) Arbeitszeiten: Überstunden sollten immer freiwillig sein, und die Annahme oder Ablehnung von Überstunden darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. Die Beschäftigten sollen selbst entscheiden können, ob sie Überstunden als Bezahlung oder zusätzliche Urlaubstage nehmen. Langfristig müssen die Arbeitgeber die Arbeitszeiten bei voller Bezahlung reduzieren.
4) Transparenz:Regelmäßige Informationen über den Zustand von Unternehmen, Finanzen und Projekten sind notwendig. Wir fordern eine frühzeitige Einbindung in Entscheidungsprozesse, um die Ergebnisse bestmöglich zu unterstützen.
5) Vertragsstandards:Befristete Verträge und lange Bewährungszeiten schaffen
6) Unsicherheit. Wir fordern daher transparente Verträge, die eine gute Work-Life-Balance und mehr Flexibilität ermöglichen. Außerdem fordern wir längere Kündigungsfristen und Schutz nach Projektabschluss.
7) Gleichberechtigung der Geschlechter:Die Branche ist derzeit familienunfreundlich und benachteiligt Frauen. Wir fordern gleiche Aufstiegschancen, faire Entlohnung und 6) flexible Arbeitszeiten, um die systembedingte Diskriminierung zu bekämpfen. Außerdem müssen die Opfer von Missbrauch und Belästigung geschützt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
UNI Global Union unterstützt ver.di als Teil ihres weltweiten Vorstoßes, den Beschäftigten in der Spieleindustrie zu helfen, ihre Macht am Arbeitsplatz auszubauen. Karri Lybeck, leitender Koordinator und Organisator für UNI ICTS, Tech und Games, ist in Köln, um den Start zu unterstützen. Er sagte: „Wir setzen uns gemeinsam für eine Branche ein, in der jeder Spieleentwickler einen Tarifvertrag hat, in der faire Gehälter, ausgewogene Arbeitszeiten und Gleichberechtigung die Norm und nicht die Ausnahme sind. Das Organisieren für Gerechtigkeit ist hier kein Nebenschauplatz, es ist der Hauptstrang der Geschichte.““ engl. Meldung vom 20.08.24 bei UNI(maschinenübersetzt), siehe auch:
- IG Metall: Wir organisieren die Digitalwirtschaft
„Berlin ist ein Hotspot der Digitalwirtschaft. Inzwischen gibt es mehr als 145.000 Arbeitsplätze in der Hauptstadt. Jede vierte neue Stelle entsteht in dieser Branche. Die IG Metall Berlin hat im Mai mit fünf Kolleginnen und Kollegen begonnen, die Digitalwirtschaft zu erschließen. In den nächsten zehn Jahren wird erwartet, dass 300.000 Beschäftigte in der Digitalwirtschaft in Berlin arbeiten werden. Dies ist ein guter Grund für die IG Metall, die Kolleginnen und Kollegen in dieser veränderten Arbeitswelt, in der die Beschäftigten oft digital und mobil arbeiten, für die IG Metall zu begeistern. (…) Am Rande der „devcom Developer Conference“ in Köln stellte eine Gruppe von Videospiel-Entwicklern, der sogenannte Game Devs Roundtable, jüngst ihre Vorstellungen einer guten und gewerkschaftlich-organisierten Arbeitswelt vor. „Wir begrüßen die Initiative des Game Devs Roundtable, sich für bessere Löhne, stabilere Verträge und faire Arbeitszeiten einzusetzen. Die IG Metall kann bereits jetzt einige sehr gute Tarifverträge in der Digitalwirtschaft und viele erfolgreiche Betriebsratsgründungen in ganz Deutschland vorweisen“, so Jan Otto weiter. In der Berliner Digitalwirtschaft arbeiten Menschen aus über 30 Nationen, teilweise leben sie über Teile des Jahres in anderen Ländern und arbeiten immer öfter ausschließlich online. Das Projekt-Team der IG Metall baut auf guten Erfahrungen in der digitalen Welt auf. Bei CARIAD, der Software-Schmiede von Volkswagen, wurde beispielsweise ein sehr guter Haustarifvertrag erkämpft und immer mehr Beschäftigte organisieren sich in der IG Metall. Auch bei MBition wird Software für den automobilen Bereich entwickelt. Bei der Mercedes-Benz-Tochter hat im Mai die IG Metall-Liste im Betriebsrat mit großer Mehrheit gewonnen und die Kolleginnen und Kollegen bauen jetzt ihre Gewerkschaftsarbeit im Betrieb auf.“ Pressemitteilung vom 21. August 2024 der IG Metall Berlin - Games-Entwickler fordern besseren Arbeitnehmer-Schutz
„Bessere Löhne, stabilere Verträge, faire Arbeitszeiten – so lauten einige der Forderungen, die Games-Entwickler anlässlich der Gamescom formulieren. Fast 10 Milliarden € setzt die Games-Industrie in Deutschland um – mehr als 30.000 Menschen sind bei Publishern, Studios, Agenturen und Medienhäusern beschäftigt. Und trotzdem gibt es bei den hiesigen Unternehmen gerade mal eine Handvoll Betriebsräte, unter anderem bei Nintendo of Europe
(Frankfurt), Electronic Arts (Köln), Bigpoint (Hamburg), Microsoft (München) und seit kurzem bei Deck13 in Frankfurt
. Dabei hat gerade die aktuelle Branchen-Unwucht gezeigt, dass Arbeitnehmer oft auf sich alleine gestellt, sobald der Arbeitgeber Stellen abbaut, Überstunden einfordert, Abteilungen zusammenlegt oder Standorte schließt. Zwar gibt es mit dem Game einen ausgesprochen rührigen Lobbyverband im Land – der allerdings in erster Linie die Interessen der Unternehmen vertritt, die weiterhin nach Fachkräften fahnden. Jetzt haben engagierte Games-Entwickler die Initiative ergriffen: Mit Unterstützung der Gewerkschaft Ver.di wurde der Game Devs Roundtable ins Leben gerufen. Mittlerweile liegen ausgearbeitete Leitfäden vor, wie die Angestellten bei Spiele-Entwicklern und -Vermarktern ihre Rechte wahren und durchsetzen können. Der Maßnahmen-Katalog wurde am Montag bei einer Pressekonferenz im Umfeld der Gamescom-Entwicklerkonferenz Devcom vorgestellt…“ Meldung vom 20. August 2024 in GamesWirtschaft
- Gamedevs‘ Roundtable bei Ver.di formuliert Forderungen für faire Bedingungen in der Spieleindustrie
„Am Rande der devcom hat die Arbeitnehmergruppe Gamedevs‘ Roundtable eine Pressekonferenz mit sechs Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen in der Games-Branche abgehalten. Neben besseren Gehältern, einem Tarifvertrag und Vertragsstandards fordert die Gruppe mit Unterstützung von ver.di die Gleichstellung der Geschlechter und ein Ende der Benachteiligung und Stigmatisierung von Teilzeitarbeit. (…) Die vollständige Liste der Forderungen mit den Begründungen für diese Schritte wird im Laufe der devcom online gehen. Die Gruppe hat auch ein Panel auf der devcom am Dienstag, das ihre Ideen einem breiteren Publikum von Entwicklern vorstellt, genannt „Democracy at Work“ um 16:00 Uhr auf Bühne 5.
Die Gruppe, die von drei Spieleentwicklern angeführt wird, sieht die Probleme, die mit diesen Forderungen gelöst werden sollen, als strukturell an; nur eine kollektive Lösung kann sie beenden, sagen sie. Während die Forderung nach einem stärkeren Arbeitnehmerschutz schon seit mehreren Jahren Teil der Forderungen der deutschen Games-Beschäftigten ist, haben die aktuellen Massenentlassungen und der arbeitgebergesteuerte Arbeitsmarkt, der die Position der Beschäftigten schwächt, den letzten Anstoß für das Kollektiv gegeben, ihre Forderungen zu organisieren…“ engl. Artikel von Pascal Wagner vom 19.08.2024 in gamesmarkt.de(maschinenübersetzt)
- Und sie schuften wieder für uns
„Auf der gamescom werden auch dieses Jahr tausende Gamer über kleine und große Spiele staunen. Die Macher hinter den Kulissen verdienen dafür unseren Respekt – und eine starke Lobby
Nächste Woche lädt Köln wieder einmal die Spielewelt zu sich nach Hause ein: Von Mittwoch bis Sonntag zelebriert die gamescom große und kleine Spiele, garniert mit Influencer-Autogrammstunden, kunterbunten Cosplay-Wettbewerben und hoffnungslos überteuertem Kantinenessen. Zehntausende werden eine der weltweit größten Spielemessen besuchen und all das begutachten, was hunderte Entwicklerteams in den vergangenen Monaten und Jahren für uns zusammengebaut haben. (…) Na klar, Spiele zu entwickeln, ist für die meisten dieser Menschen ein wahrgewordener Traum, den viele seit ihrer Kindheit mit sich herumtrugen. Es ist ein Privileg, kreativ arbeiten und damit den eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können – das wissen sie alle, die in den kommenden Tagen zwischen Messeständen mit Fans und Interessierten über ihre Spiele sprechen werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Arbeit in der Spielebranche gleichermaßen an der körperlichen wie psychischen Gesundheit zehren kann. Unsichere Arbeitsverhältnisse ist eine der größten Ursachen für dieses ungesunde Spannungsfeld: Alleine 2023 verloren schätzungsweise mehr als 10.000 Entwickler ihren Job. Und 2024 rollten bereits ebenfalls die Kündigungswellen über die gebeutelte Branche – auch in Deutschland. Die Gründe dafür liegen irgendwo zwischen Post-Corona-Ernüchterung, kriegsbedingter Investitionsscheu und der globalen Inflation verborgen. In Deutschland kommen noch unklare Förderbedingungen hinzu und zu schnell geleerte Geldtöpfe, die sichere Zukunftsplanungen für Entwicklerteams noch unsicherer machen. Aber damit enden die Herausforderungen der Branche nicht. Hinzu kommen chronische Unterbezahlung, eine Kultur der unbezahlten Überstunden, männlich dominierte Strukturen, die immer wieder zu Belästigungsvorfällen und gefühlter Unsicherheit am Arbeitsplatz führen, schließlich auch die zunehmende Bedrohung durch KI-Technologie in der Zukunft, die ganze Arbeitsfelder wegrationalisieren könnte. Diese Probleme lassen sich nicht einfach lösen. Eines aber könnte der Branche entscheidend helfen: eine Gewerkschaft. Die gibt es aber bisher nicht. (…) Eine Gewerkschaft verhindert zwangsläufig keine Kündigungswellen oder Belästigung am Arbeitsplatz. Aber sie bietet eine Anlaufstelle, um Unterstützung einzuholen, sich mit anderen Kollegen auszutauschen und Anleitung dafür zu erhalten, die eigenen Arbeitnehmerrechte durchzusetzen. Warum es trotz all dieser Vorteile noch keine Gewerkschaft für Spieleentwickler dieses Landes gibt, ist ein großes Fragezeichen. Und ebenso offen ist, wann sich das ändern wird. Bis dahin sollten wir uns daran erinnern, dass die Menschen, die für unsere Freizeitunterhaltung schuften, keine wütenden Kommentare verdienen, wenn uns wieder einmal ein Update missfällt oder ein verschobener Release-Termin ärgert. Sondern sie verdienen vielmehr unseren Respekt dafür, dass sie trotz der oft schlechten Bedingungen weiterhin jeden Tag den Rechner hochfahren und Spiele machen.“ Kolumne von Dom Schott vom 18. August 2024 bei Netzpolitik.org - Weiter aus dem Beitrag vom 28.08.2018 beim DGB: „… Die Initiative „Game Workers Unite“
(GWC) will dafür sorgen, dass sich Beschäftigte in der Spielebranche organisieren. „Wir glauben, dass die Ausbeutung von Arbeitskräften von Natur aus unethisch ist und solange es sie gibt, kontinuierlich bekämpft werden muss“, heißt es auf der Internetseite. Als amtliche Gewerkschaft versteht sich GWC noch nicht. Den Aktiven geht es eher darum, Beschäftigte zu vernetzen und sie in die Lage zu versetzen, selbst für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. GWC will für gewerkschaftliche Prinzipien werben. „Die Spieleindustrie ist nicht gut über das Thema Gewerkschaften informiert. Wir müssen eine Menge gewerkschaftsfeindlicher Mythen zerstören“, stellt die Aktivistin Emma Kinema fest. In Deutschland hat sich am Standort der Branchenmesse gamescom in Köln ein erster lokaler Ableger gegründet
. Die Arbeit findet vor allem online in Netzwerken statt. Einen Schritt weiter sind die KollegInnen in Frankreich. Dort hat sich bereits eine schlagfähige Gewerkschaft (Le Syndicat des Travailleurs et Travailleuses du Jeu Vidéo
) gegründet. Mit deren finanziellen Unterstützung legte knapp die Hälfte der Belegschaft beim Kriegsspielmacher Eugen Systems die Arbeit nieder. Sechs Wochen lang kämpften sie für eine Lohnnachzahlung – nun muss ein Gericht entscheiden.“
Grundinfos:
- Game Workers Unite“
(GWC)
- Siehe GWU_Deutschland auf Twitter
und auf Mastodon
- Und nun die Homepage von Game Workers Coalition
- Siehe auch https://tech.verdi.de/
- Game Devs Roundtable bei der ver.di-Landesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) NRW
- The International Game Developers Association
(IGDA)
- Dossier: [World of Warcraft] Game Workers organisieren Gewerkschaft bei Activision Blizzard, der für Sexismus und Diskriminierung berüchtigt ist
- Dossier: SpieleentwicklerInnen bei SEGA, MeowWolf u.a. in den USA organisieren sich gegen prekäre Arbeit
- 2022: Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sucht Verstärkung beim Sichten von Computerspielen, doch „Spaß bei der Arbeit“ zahlt keine Miete