Ver.di-Tarifbilanz: Frank Bsirske, der Zocker

Die Streiks bei der Post und in den Kitas waren teuer und wenig erfolgreich. Ver.di-Chef Bsirske will im September trotzdem wiedergewählt werden…“ Artikel von Alfons Frese im Tagesspiegel online vom 13. Juli 2015 externer Link

  • Aus dem Text: „… Tatsächlich hat Ver.di seit der Gründung im Jahr 2001 fast 800.000 Mitglieder verloren. Dieses Jahr sollte es mal wieder einen Mitgliederschub geben, vor allem durch siegreiche Arbeitskämpfe bei der Post und im Sozialbereich. In Leipzig, auf dem alle vier Jahre anstehenden Gewerkschaftskongress, wird Bsirske den Delegierten zu erklären haben, warum die Arbeitskämpfe nicht gewonnen wurden. (…) Für die Niederlage gibt es verschiedene Gründe. Die rund 6.500 Beschäftigten in den Deliverys selbst durften gar nicht streiken, da sie unter den Logistik- Tarifvertrag fallen. Der Arbeitskampf war also eine Art Solidaritätskampf der übrigen Postzusteller, für die kürzere Arbeitszeiten, mehr Geld und sichere Arbeitsplätze gefordert wurden. Das war eine Art Beiwerk im Ver.di-Forderungskatalog neben dem Hauptthema der 49 Regionalgesellschaften. Dieses Thema betraf aber mittelbar nur die 7.650 Paketzusteller, weil die Angst haben, auch in einer der Deliverys zu landen. Die Post hat ungefähr 140.000 Zusteller, rund 80.000 gehören zu Ver.di, aber nur maximal 32.000 haben sich am Streik beteiligt. Nach vier Wochen konnte die Gewerkschaft nicht nur nicht mehr zulegen, sondern hier und da bröckelte die Streikbereitschaft. Und das Management der Post stand beinhart und ließ durchblicken, dass man bereit sei, Streikschäden im Volumen eines Jahresgewinns hinzunehmen – aber bei den Deliverys niemals nachgeben werde. Schließlich entlarvte sich die Hoffnung der Ver.di-Strategen, die Regierung als Großaktionär der Post könnte Einfluss nehmen auf die Postführung, als Illusion. (…) Die Niederlage bei der Post ist bitter, doch richtig eng wird es für Bsirske in der Kita. (…) Der Kitastreik hat, wie man hört, 25.000 neue Mitglieder gebracht. Aber bleiben die auch der Gewerkschaft treu? Und wie viele treten aus, weil sie frustriert sind über den Schlichterspruch? Schließlich: War es das wert? Auf fast 100 Millionen Euro werden die Streikkosten bei der Post und in den Kitas geschätzt. In den kommenden Jahren kann sich Verdi nicht mehr viel erlauben. Gute Aussichten für die Arbeitgeber.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=83497
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