[Buch] Wirtschaftswunder und Mangelwirtschaft. Zur Produktion einer Erfolgsgeschichte in der deutschen Geschichtskultur

[Buch] Wirtschaftswunder und Mangelwirtschaft. Zur Produktion einer Erfolgsgeschichte in der deutschen GeschichtskulturAktuelle Schulbücher erzählen eine Erfolgsgeschichte der »Sozialen Marktwirtschaft«, welche die Forschung der letzten 40 Jahre kaum berücksichtigt und seit Jahren als überholt gilt. Anhand der Darstellung des »Wirtschaftswunders« und der Planwirtschaft liefert Kai Krüger nicht nur einen Überblick der Wirtschaftsgeschichte von BRD und DDR für die Jahre 1945-1973, sondern zeigt auch auf, dass zeitgenössische Quellen für Schulbücher gezielt verändert werden, damit sie in die deutsche Erfolgsgeschichte passen. Seine Schulbuchanalyse schließt aber nicht bloß auf bewusste Ideologieproduktion oder fehlendes Wissen, sondern auch auf den Konkurrenzkampf unter den Verlagen.“ Umschlagtext zum Buch von Kai Krüger seit Juli 2020 im Transcript-Verlag. Siehe weitere Informationen zum Buch und eine Leseempfehlung von Wolfgang Schaumberg:

  • Das Buch (412 Seiten, ISBN: 978-3-8376-5219-2, 45,00 €) kann im Transcript-Verlag bestellt werden externer Link, siehe dort auch das Inhaltsverzeichnis und die Einleitung externer Link als Leseprobe beim Verlag
  • Warum die Leute so sind… eine Leseempfehlung von Wolfgang Schaumberg
    „Der weitverbreitete dumpfe Glaube an „unsere Wirtschaft“ hat eine zu selten bedachte Ursache auch in der allgemeinen Konditionierung der Jugend in der Schule und besonders im Geschichts- und Wirtschaftskundeunterricht.
    Kai Krüger weist in seiner umfangreichen Untersuchung von 36 Schulgeschichtsbüchern der Jahrgänge 2014 bis 2016 unter anderem nach, dass und wie das über die Nachkriegsentwicklung vermittelte Geschichtsbild „einen Nährboden für den wiedererstarkten Rechtsextremismus bietet“ (S.363): „In vielen Schulbüchern ähnelt die Konzeption einem historischen Narrativ, nach dem große Männer mit großen Ideen eine große Nation voranbringen. Eine wissenschaftlich fundierte gesellschafts- und wirtschaftspolitische Strukturanalyse würde dem Anspruch an einen bundesweiten Bildungsauftrag wesentlich gerechter.“ (S.355) Krüger kritisiert, dass „eine der umfassendsten Analysen des ‚`Wirtschaftswunders‘, nämlich die von  Altvater/Hoffmann/Semmler 1979 „Vom wirtschaftswunder zur Wirtschaftskrise“, „in der Wirtschaftsgeschichte kaum Beachtung findet “.(S.93 f)  Krügers Fazit: Für historisches Lernen seien „viele Schulbücher nicht geeignet“. Der Autor gibt als Erklärung u.a. an: „Die vier (für Geschichte) relevanten Schulbuchverlage sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die dementsprechend an Profit und an der Gewinnung von Marktanteilen interessiert sind…“ (S.360 f)
    Eine der Arbeit von Kai Krüger angemessene Rezension würde sicherlich eine Debatte provozieren, ob die im detaillierten Vergleich analysierten DDR-Schulbücher nicht doch zu positiv dargestellt werden…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176872
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