Unseren täglichen Fachkräftemangel gib uns heute!

Dossier

Niedriglohn: Habe Arbeit, brauche GeldWirtschaftslobbyisten müssen sich nicht sorgen, dass die Vierte Macht im Staat ihr Stoßgebet erhört. Deutschlands Medien streuen immer wieder kritiklos die Ergebnisse sogenannter Studien von INSM, IW, Bertelsmann Stiftung & Co. unters Volk. Der NSA-Überwachungsskandal war noch frisch, da bezeichnete der amerikanische Linguist und Polit-Aktivist Noam Chomsky in einem Zeit-Interview die durch Propaganda bewirkte „gewollte Sprachverdrehung“ als „eine viel schlimmere Form von Kontrolle als die Kontrolle über persönliche Daten, auch wenn die schon schlimm genug ist“. Als Beispiel nannte Chomsky die amerikanische Steuerdebatte. Hierzulande erscheint die Propaganda vom „Fachkräftemangel“ noch eindrucksvoller…“ Artikel von Hans D. Rieveler in telepolis vom 28.10.2013 externer Link, siehe dazu:

  • Fachkräftemangel? Schön wär’s! New
    „Aus allen möglichen Branchen heißt es: Uns geht das Personal aus. Tatsächlich spricht wenig für einen Mangel. Und selbst wenn – ein Problem wäre das nicht unbedingt. (…) Ist die Erzählung vom Fachkräftemangel nur ein Märchen? Die Statistik deutet darauf hin, dass die Suche nach passendem Personal für viele Unternehmen tatsächlich schwieriger geworden ist (…) Auch das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Bewerbern und Arbeitslosen ist so niedrig wie lange nicht mehr. Trotzdem ist Forscher Bossler zurückhaltend, wenn von einem vermeintlichen Fachkräftemangel die Rede ist. „Es kommen immer noch zwei Arbeitslose auf eine offene Stelle“, sagt er. „Man kann also nicht sagen, dass es einen generellen Engpass gibt. Im Durchschnitt sind genügend Arbeitskräfte vorhanden.“ Die Mitarbeitersuche mag für viele Unternehmen zwar schwieriger geworden zu sein – trotzdem sind sie auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor in einer günstigeren Position als die Menschen, die eine Stelle suchen. (…) Ein ähnliches Bild zeichnet auch die Bundesagentur für Arbeit, die alle sechs Monate ihre eigenen Statistiken auswertet. Von einem generellen Fachkräftemangel könne in Deutschland „weiterhin nicht gesprochen werden“, heißt es im Bericht der Arbeitsagentur. Allenfalls in einigen Berufen und Regionen sei die Lage angespannt. (…) Aus Arbeitnehmersicht wäre ein Mangel ohnehin kein Grund zur Klage – eher einer zur Freude. Sind die Arbeitskräfte knapp, müssten die Unternehmen höhere Löhne zahlen, um Personal zu gewinnen oder zu halten. Steigen die Löhne, werden Berufe attraktiver – und mehr Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in dem jeweiligen Bereich. Der Markt würde dafür sorgen, dass der Mangel nach einer Weile wieder verschwindet. (…) Einer der wenigen Bereich, in dem schon seit Jahren landesweit das Personal knapp ist, ist den Zahlen der Arbeitsagentur zufolge die Pflegebranche…“ Beitrag von Bernd Kramer vom 17. Dezember 2018 bei Zeit online externer Link

  • Fachkräftemangel: Das Unwort des Jahres
    Dass Deutschland unter einem ‚Fachkräftemangel‘ leidet, steht einfach fest. Man könnte meinen, das Schlagwort drückt aus, dass nicht genug ausgebildete Leute mit den erforderlichen Kenntnissen und Fertigkeiten für den gesellschaftlichen Bedarf vorhanden sind. Ungefähr so, als vorfindliches und durch die Demographie zukünftig verschärftes Missverhältnis, soll man sich die Sache offenbar auch vorstellen – und dabei auch gerne an eigene Unannehmlichkeiten denken: Den Fachkräftemangel „spürt jeder, der Wochen oder gar Monate auf einen Handwerker warten muss“. Von wegen. (…) Wenn schon der Umstand, dass Bewerber Arbeitgebern etwas mehr Geld und angenehmere Arbeitsbedingungen als sonst üblich abhandeln können, zur grotesken Ausmalung eines Arbeiterparadieses motiviert, in dem sich „das Kräfteverhältnis unter den Akteuren komplett verändert“ (FAZ, 18.11.17) und die Bewerber um Arbeitsplätze den Arbeitgebern die Bedingungen allen Ernstes diktieren, dann lebt dieses Zerrbild ganz von der Normalität des Gegenteils. (…) Mangel an Fach-Paketzustellern besteht also dann, wenn DHL nicht Ende November ein Vorrat von 10 000 beschäftigungslosen Fahrern zur Verfügung steht, die anschließend nach Abarbeitung der vielen Retouren im Januar wieder auf dem Arbeitsmarkt landen und die nächste Sonderkonjunktur abwarten können…“ Artikel in der Reihe Chronik – kein Kommentar! der Zeitschrift GegenStandpunkt 1-18 externer Link
  • Der Fachkräftemangel ist ein Mythos
    „Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht mindestens ein Unternehmer beklagt, vergeblich nach Personal zu fahnden. Dabei kann von einem Fachkräftemangel keine Rede sein – Unternehmen suchen einfach nicht richtig. (…) Unterstützung bekommen die Arbeitgeber von Verbänden und Personalvermittlern, die die Sorgen mit Statistiken und Projektionen bekräftigen. Das Forschungsinstitut Prognos etwa errechnete im August, dass bis 2030 drei Millionen Arbeitskräfte fehlen werden. Und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt in seinem MINT-Report über den Arbeitsmarkt für Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker zu dem Schluss, dass aktuell 237 500 dieser Fachkräfte fehlen. Sieht es wirklich so düster aus? Gibt es die gewünschten Bewerber tatsächlich nicht? Oder geben sich die Unternehmen bei der Suche schlicht zu wenig Mühe? Karl Brenke spricht, wenn auch rhetorisch etwas schief, Klartext: „Das Geschrei der Unternehmen ist viel heiße Luft.“ Natürlich gebe es in einigen Branchen Engpässe, sagt der Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), und in manchen Bereichen sogar einen Mangel, etwa in der Pflege, im Handwerk oder bei speziellen IT-Berufen. (…) Der einzig zuverlässige Indikator, um Knappheiten am Arbeitsmarkt zu messen, ist für Brenke daher die Lohnentwicklung. „Gäbe es tatsächlich einen Fachkräftemangel“, sagt der Forscher, „müssten die Reallöhne viel stärker steigen.“ Laut einer aktuellen Gehaltsanalyse der Korn Ferry Hay Group sind die Bezüge 2017 aber so wenig gestiegen wie seit 2011 nicht mehr – gerade mal um 0,7 Prozent. Fernab der akademischen Diskussion um die richtige Berechnung gibt es aber auch praktische Hinweise darauf, dass der Fachkräftemangel vor allem ein gut vermarktbarer Mythos ist. (…)Wer Bewerber wertschätze und annehmbare Konditionen biete, habe gute Chancen, die richtigen Angestellten zu finden. Darunter versteht Gaedt weder kostenlose Müslibars, Betriebskitas oder teure Firmenwagen, sondern mitunter so profane Dinge wie einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Denn trotz angeblicher Personalengpässe tun sich deutsche Unternehmen offenbar schwer, Mitarbeitern von Anfang an eine langfristige Perspektive zu bieten. Im vergangenen Jahr erhielten nach Angaben der Bundesregierung 45 Prozent der neu eingestellten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen befristeten Arbeitsvertrag. Wäre es nicht besser, die hart umworbenen Arbeitskräfte möglichst eng an sich zu binden, sobald man sie erfolgreich angelockt hat? Manche Fachkräfte wollen darauf offenbar nicht länger warten. Darauf deuten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Jährlich verlassen rund 100.000 Deutsche die Bundesrepublik – viele, um im Ausland ihr Arbeitsglück zu finden…“ Beitrag von Kristin Schmidt vom 1. November 2017 bei der WirtschaftsWoche online externer Link
  • Es gibt keinen Fachkräftemangel in Deutschland. Viele Beschäftigte sind überqualifiziert
    Fast 20 Prozent der HochschulabsolventInnen und FacharbeiterInnen sehen sich unterfordert. Besonders oft sei unterwertige Erwerbstätigkeit bei befristeten Verträgen und Teilzeitarbeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Hohenheim im Auftrag der IG Metall Baden-Württemberg. Das Ergebnis wurde im Juli 2012 unter dem Titel “Grenzen der Bildungsexpansion? Ausbildungsinadäquate Beschäftigung von Ausbildungs- und Hochschulabsolventen in Deutschland“ vorgestellt…“ Kommentierte Presseschau von Reinhold Schramm vom 08.08.2012 
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