Gesundheits- und Sicherheitsrisiken im Abfallsektor durch Privatisierung und Hitze stark gestiegen – dennoch will die EU mit dem „Umwelt-Omnibus“ deregulieren

EPSU: Environmental Omnibus plan puts waste workers at serious riskDie Gesundheitsrisiken für Beschäftigte der Abfallwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren enorm verschärft – vor allem durch häufigere Hitzeperioden, aber auch durch Giftstoffe sowie mangelhaften Arbeitsschutz und daraus resultierende Unfälle. Das zeigt eine Untersuchung der britischen Wissenschaftlerin Vera Weghmann von der Public Services International Research Unit externer Link (PSIRU) in London. EU-weit sei die Zahl hitzebedingter Todesfälle am Arbeitsplatz seit 2000 um 42 Prozent gestiegen. Keine Berufsgruppe trägt so umfassend dazu bei wie jene der Müllwerker. Anfang Juli hatte auch der Europäische Gewerkschaftsbund (ETUC) auf die Situation aufmerksam gemacht und darüber berichtet, dass allein in Spanien während der jüngsten Hitzewelle mindestens fünf Beschäftigte der Abfallwirtschaft ums Leben kamen…“ Artikel von Sebastian Edinger in der jungen Welt vom 31.07.2025 externer Link („Risikobranche Abfallwirtschaft“) und mehr daraus wie auch dazu:

  • Der Umwelt-Omnibusplan gefährdet die Arbeitnehmer im Abfallsektor ernsthaft
    Die Europäische Kommission hat einen Aufruf zur Einreichung von Stellungnahmen externer Link zu ihrer bevorstehenden „Umwelt-Omnibus“-Initiative gestartet, die Teil ihrer umfassenderen Strategie zur Verringerung des Regulierungsaufwands für Unternehmen ist. Doch die vorgeschlagenen Änderungen bergen die Gefahr, dass wesentliche Umwelt- und Arbeitnehmerschutzbestimmungen abgebaut werden.
    Die diskutierten Maßnahmen hätten schwerwiegende Folgen für mehr als 1 Million Arbeitnehmer, die in ganz Europa in der Abfallsammlung, -behandlung, -entsorgung und -verwertung tätig sind. Zu den Plänen der Kommission gehören die Abschaffung der SCIP-Datenbank, die Schwächung der erweiterten Herstellerverantwortung und die Einschränkung der Berichterstattung – und sie alle weisen in eine Richtung: Die Abfallarbeiter werden mehr toxischen Belastungen, mehr Bränden und größeren Risiken für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ausgesetzt sein – und wir werden weniger darüber wissen.
    Gestützt auf die Vorschläge der Kommission und unseren Bericht vom Juni 2025 Gesundheits- und Sicherheitsrisiken im Abfallsektor externer Link, hier sind die Hauptanliegen des EGÖD (…)
    Um die Arbeitnehmer im Abfallsektor zu schützen, muss die Kommission eine EU-weite Berichtspflicht über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz einführen, die Rückverfolgbarkeit gefährlicher Stoffe über die gesamte Lieferkette hinweg durchsetzen und die Hersteller für unsichere Produktgestaltung zur Verantwortung ziehen. Wir brauchen bessere Daten, strengere Vorschriften und sichere, gut finanzierte öffentliche Dienste zu deren Durchsetzung – keine verkappte Deregulierung
    …“ engl. Meldung vom 24. Juli 2025 der EPSU externer Link (European Federation of Public Service Unions) (maschinenübersetzt) mit weiterführenden Informationen zum Umwelt-Omnibus aber auch den Arbeitsbedingungen in der Abfallwirtschaft
  • Risikobranche Abfallwirtschaft: Gesundheitsgefahren für Müllwerker nehmen rasant zu. Privatisierung hat Arbeitsschutz geschwächt
    „… Der ETUC weist darauf hin, dass sich in den vergangenen Sommerperioden in Griechenland, Italien und Frankreich ähnliche Tragödien zugetragen haben. In ihrem vom Europäischen Gewerkschaftsverband für den öffentlichen Dienst (EPSU) in Auftrag gegebenen Bericht analysiert Weghmann systematisch die Situation der rund 1,6 Millionen in den 27 EU-Mitgliedstaaten und einigen Nachbarländern beschäftigten Müllwerker.
    Dokumentiert werden neben hitzebedingten Todesfällen unter anderem tödliche Zwischenfälle wie der Müllgrubenerdrutsch im spanischen Zaldibar 2020 und sich häufende Brände in Mülldeponien. In Großbritannien seien vom zuständigen Branchenverband zuletzt 670 Brände in einem Jahr verzeichnet worden. Ein großer Teil dieser Brände ging demnach auf laxe Entsorgungsvorschriften und falsch entsorgte Lithium-Ionen-Batterien zurück.
    »Trotz der bedeutenden Risiken, denen diese Beschäftigten ausgesetzt sind, bleibt ihr Wohlergehen in Politik und Forschung weitgehend unberücksichtigt«, kritisiert Weghmann. Der EPSU argumentiert, die Auslagerung und Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen habe die Arbeitssicherheit zusätzlich geschwächt. Wo Profitmaximierung über allem stehe, werde bei Sicherheitsschulungen, Schutzausrüstungen und so weiter gespart. »Im Gegensatz dazu verzeichnen Städte, die die Abfallentsorgung wieder in öffentliche Hand überführen, weniger Unfälle, besser geschultes Personal und sicherere Arbeitsplätze«, heißt es. Dennoch werde vielerorts, etwa in Dresden, die Privatisierung der Müllentsorgung weiter vorangetrieben.
    Um die Gesundheit der Müllwerker besser zu schützen, fordert der EPSU ein Recht auf Arbeitsniederlegung bei Gefahr, einen garantierten Zugang zu Trinkwasser, flexiblere Arbeitszeiten, Schutzkleidung und mehr Pausen…“ Aus dem Artikel von Sebastian Edinger in der jungen Welt vom 31.07.2025 externer Link

Zur Hitze siehe unser Dossier: Zahl seit 2008 in 2019 verdoppelt: Mehr Krankheitstage durch Hitze und Sonne – und Tote, weltweit

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=229853
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