Arbeit macht häufiger krank: Immer weniger Gewerbeärzte sind für die Anerkennung von immer mehr Fällen von Berufskrankheiten zuständig

Immer noch in Japan: Zu Tode arbeiten.... Foto von Coal Miki/Flikr.„Arbeit macht immer häufiger krank. Wurden im Jahr 2017 noch 75 187 Fälle von Berufskrankheiten angezeigt, so waren es vergangenes Jahr 77 877. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN hervor, die »neues deutschland« vorliegt. Damit ist die Zahl der angezeigten Fälle in den letzten zehn Jahren massiv angestiegen. Sie ist um rund 28 Prozent beziehungsweise 17 141 Fälle höher als im Jahr 2008. Gleichzeitig sank die Zahl der Gewerbeärzte, die letztlich über die Anerkennung einer Berufserkrankung entscheiden sollen, massiv. Bei weitem nicht jede Krankheit, die man bekommt, weil die Arbeit zu schwer, zu viel und zu stressig ist, wird auch als Berufskrankheit anerkannt. Dies liegt zum einen daran, dass dies kein medizinischer, sondern ein rechtlicher Begriff ist. Als solche Erkrankungen gelten in der Regel nur jene, die in der Berufskrankheiten-Verordnung aufgelistet sind. Dies sind derzeit rund 80 Krankheiten. Psychische Störungen wie Burn-out durch zu viel Stress fallen jedoch nicht darunter. Zum anderen ist es ein langer und komplizierter Weg mit vielen Hürden, bis ein Leiden als Berufskrankheit anerkannt wird. (…)Nur rund ein Viertel der angezeigten Fälle wird auch als Berufskrankheit anerkannt. Gerade die beiden häufigsten Berufskrankheiten – Haut- und Rückenleiden – werden selten anerkannt, weshalb die Betroffenen nur selten die ihnen von der Unfallversicherung zustehenden Leistungen bekommen. Bei Hautkrankheiten von Friseuren zum Beispiel, die häufig Haare waschen, liegt die Anerkennungsquote derzeit nur bei 2,4 Prozent. So wurden 2018 lediglich 505 der 21 101 gemeldeten anerkannt. Lendenwirbelsäulenleiden, von denen häufig Pflegekräfte aufgrund schweren Hebens und Tragens betroffen sind, werden nur in 7,1 Prozent aller Fälle anerkannt…“ Beitrag von Simon Poelchau vom 15. Oktober 2019 in neues Deutschland online externer Link

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