Folgen von COVID-19 und Long-COVID auf den Krankenstand (und das Leben) der Lohnabhängigen

Dossier

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im ShitstormDie Coronapandemie bestimmt seit mehr als zwei Jahren Gesellschaft, Alltag und unser Gesundheitssystem. Immer mehr rückt ein weiteres medizinisches Phänomen in den Fokus: Long-COVID, also die längerfristigen Folgen einer Corona-Erkrankung. In einem Sonderkapitel des TK-Gesundheitsreports 2022 wurden dazu die Daten ausgewertet. Von den TK-versicherten Erwerbstätigen, die im Jahr 2020 eine COVID-19-Diagnose mit Virusnachweis (PCR-Test) erhalten haben, war im Jahr 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long-COVID krankgeschrieben. Damit sorgt Long-COVID insgesamt betrachtet bei den Erwerbstätigen bisher zwar nur für einen relativ geringen Anteil am Gesamtkrankenstand – die Betroffenen sind jedoch vergleichsweise lange Zeit krankgeschrieben, im Durchschnitt 105 Tage. Zum Vergleich: Im Schnitt war jede TK-versicherte Erwerbsperson im letzten Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet…“ Aus der TK-Meldung vom 6.7.2022 externer Link zum TK-Gesundheitsreport 2022 – siehe diesen und dazu:

  • Eine sehr kurze Sozialgeschichte der Coronapandemie New
    „…Nun, mehr als fünf Jahre nach Beginn der Coronapandemie, ist die öffentliche Erinnerung an sie bereits verblasst. (…) Aus linker Sicht lässt sich dennoch gut für eine weitere Beschäftigung mit der Pandemie argumentieren. Zunächst wird die Verstärkung ideologischer Kontinuitäten während der Pandemie – wie etwa Sozialdarwinismus, Wissenschaftsfeindlichkeit, Naturalisierung menschengemachter Katastrophen – weit über die Coronapandemie hinaus Bestand haben. (…) Dass die Pandemie nichts als eine Naturkatastrophe sei, die aus heiterem Himmel über die Menschheit hereingebrochen ist und mit der Hölle der kapitalistischen Produktionsweise nichts zu tun habe, ist das am meisten verbreitete Narrativ. (…) Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie ist es kein Geheimnis mehr – oder vielleicht wieder eines? –, dass Armut ein gravierender Risikofaktor für Infektion, schweren Verlauf und Tod durch COVID-19 ist. (…) Auch Long Covid betrifft überproportional viele weniger wohlhabende Menschen. Ist das Krankenstandsgeld zu niedrig, oder gibt es gar keinen bezahlten Krankenstand, steigen sie früh nach der Infektion wieder in die körperlich anstrengende Arbeit ein, was nachweislich die Gefahr, Long Covid zu entwickeln, erhöht. Viele arbeiteten und arbeiten auch während der Infektion, wenn es die Symptome erlaub(t)en. (…) viele Menschen tragen noch die Trauer um die Toten mit sich; und schließlich sind die überall zu beobachtenden Faschisierungstendenzen – und sie drohen keine vorübergehenden zu sein – auch eine mehr oder weniger direkte Folge der Pandemie und der ideologisierten Gegenwehr gegen die Eindämmungsmaßnahmen..“ Aus dem einleitenden Artikel von Paul Schuberth  aus und zum Buch „Die verdrängte Pandemie. Linke Stimmen gegen den Pandemierevisionismus“ – wir danken dem Unrast Verlag! Siehe zum Buch:

    • Die verdrängte Pandemie. Linke Stimmen gegen den Pandemierevisionismus
      herausgegeben von Frédéric Valin und Paul Schuberth
      ISBN: 978-3-89771-001-6
      Erscheinungsdatum 2. Oktober 2025
      296 Seiten
      19,80 €
      Siehe mehr Infos und Bestellung beim Unrast Verlag externer Link , darunter das Inhaltsverzeichnis externer Link
    • Gegen den Pandemierevisionismus. Website zum Buch „Die verdrängte Pandemie“ externer Link
    • [Nachhören bei Radio Corax] Die verdrängte Pandemie: Linke Stimmen gegen den Pandemierevisionismus
      „Seit Pandemiebeginn im März 2020 starben in Deutschland laut dem Infektionsradar des Bundes rund 190.000 Menschen an SARS-CoV-2. Doch auch wenn die Pandemie vorbei ist, Corona bleibt. Laut Infektionsradar sind allein in der vorletzten Woche 94 Menschen an einer Coronainfektion gestorben. Was unter anderem bleibt, ist auch der Pandemierevisionismus. Die beiden Journalisten und Autoren Frédéric Valin und Paul Schuberth haben im Oktober einen Sammelband herausgegeben, mit dem Titel: „Die verdrängte Pandemie. Linke Stimmen gegen den Pandemierevisionismus“. Frédéric Valin ist deutscher Journalist mit Schwerpunkt Pflege, selbst Pfleger und schreibt unter anderem für die taz, Jungle World und Analyse & Kritik. Im Jahr 2021 erschien sein Buch „Pflegeprotokolle“, ein dokumentarischer Blick auf die Situation von Pfleger:innen während der Pandemie. Paul Schuberth schreibt als österreichischer Journalist ebenfalls unter anderem für die Jungle World, vor allem zu Themen der COVID-19-Pandemie und er ist auch ein leidenschaftlicher Musiker. Wir sprachen mit beiden über ihren Sammelband.“ Interview bei Radio Corax 95,9 FM vom 1. Dezember 2025 externer Link Audio Datei (Audiolänge 12:22 Min)  
    • Siehe von sehr vielen v.a. auch das Dossier: Solidarität in Zeiten von Corona – und linke Widerstandsstrukturen
  • Long Covid, die (Nicht-)Versorgung der Betroffenen und die geschätzten Folgekosten durch den langen Arm des Virus
    „»Die Corona-Pandemie hat nicht nur die physische Gesundheit von Millionen von Menschen weltweit beeinträchtigt, sondern auch signifikante Auswirkungen auf die psychische Gesundheit gehabt. „Post-Covid“ oder „Long Covid“ beschreibt eine Reihe von Symptomen, die bei einigen Personen nach der akuten Phase einer SARS-CoV-2-Infektion weiterhin bestehen bleiben oder neu auftreten. Diese Symptome können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Ein wesentliches Merkmal von Post Covid ist, dass die Symptome nicht nur durch eine psychische Erkrankung zu erklären sind, sondern oft auch in engem Zusammenhang mit den physischen Auswirkungen der Krankheit stehen. Es wird angenommen, dass entzündliche Prozesse im Gehirn, vaskuläre Veränderungen oder eine Dysregulation des Immunsystems eine Rolle bei der Entstehung dieser Symptome spielen können.« So beginnen Kristina Adorjan und Hans Christian Stubbe ihren Beitrag Long Covid oder psychisch krank? Wie man psychische Erkrankungen von Post Covid abgrenzen kann, der 2025 veröffentlicht wurde. Etwa 5 Prozent der Bevölkerung leiden nach einer SARS-CoV-2 Infektion an postinfektiösen Beschwerden. Long COVID bzw. ein Post-COVID-19-Zustand kann sämtliche Organsysteme betreffen und bis zur vollständigen Pflegebedürftigkeit führen. 10–50 Prozent aller Betroffenen erfüllen Diagnosekriterien für eine myalgische Enzephalomyelitis/ein chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS). (…)
    Erste Untersuchungen von Betroffenenperspektiven geben Hinweise auf eine unzureichende Anerkennung und Versorgung der Erkrankung, so Hammer et al. (2025), die ihren Beitrag unter die Überschrift „Im Endeffekt ist man auf sich allein gestellt.“ Eine qualitative Analyse von Versorgungsbarrieren aus der Sicht Long-COVID-Betroffener gestellt haben. Aber was heißt hier Versorgung? (…)
    »Im vierten Jahr nach Pandemiebeginn fehlt es nach den Erfahrungen von Long-COVID-Betroffenen an Versorgungsstrukturen und kompetenten Ansprechpartnern aufseiten der Leistungserbringer und Leistungsträger. Spezialambulanzen für postvirale Syndrome sind für die Mehrheit der Befragten entweder nicht erreichbar, nehmen keine neuen Patienten auf oder haben Wartezeiten von bis zu zwei Jahren. Abgesehen davon, dass es bislang keine ursächlich wirksamen Therapien für postvirale Syndrome gibt, berichten 85% der Befragten, dass medizinische oder soziale Ansprechpersonen nicht ausreichend über das Krankheitsbild informiert sind. 80% geben an, dass ihre Symptome nicht ernst genommen und/oder als psychosomatisch eingestuft wurden. In der Folge werden Betroffene nicht oder falsch behandelt und/oder erhalten keine angemessenen Sozialleistungen. (…)
    Für den Fünfjahreszeitraum zwischen 2020 und 2024 werden Kosten durch Long COVID und ME/CFS Deutschland in Höhe von mehr als 250 Milliarden Euro ausgewiesen. Allein im Jahr 2024 kosteten Long COVID und ME/CFS 63,1 Milliarden Euro, was 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes im selben Jahr entspricht. Der Bericht geht davon aus, dass Ende 2024 nach einem Datenmodell von Paessler et al. (2025) mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland entweder mit Long COVID oder ME/CFS gelebt haben. (…)
    Jährliche Kosten in Höhe von mehr als 60 Mrd. Euro – darunter ein Anteil, der vermeidbar wäre, wenn man mehr in Forschung und Versorgung investieren würde. Das könnte gut angelegtes Geld sein. (…) Natürlich könnte und muss man über die genaue Zahl der Erkrankten oder die Gewichtung dieser oder jener Größe in der Berechnung wissenschaftlich streiten, so auch Ingo Bach. »Aber das ändert nichts an ihrer Grundaussage: Die vielen Betroffenen und die Folgen der Erkrankung kosten viel Geld. Die Versorgung ist noch nicht adäquat, die fehlenden Therapiemöglichkeiten erhöhen die Folgekosten immer weiter.« Spürbare Veränderungen seien bereits eingetreten: Es werde viel geforscht, an neuen Therapien und für eine bessere Versorgung…“
    Beitrag von Stefan Sell vom 17. Mai 2025 auf seiner Homepage externer Link
  • Neoliberalisierung des Gesundheitswesens: Corona durch Willenskraft besiegbar? Long Covid nur noch ein psychosomatisches Todesrisiko?
    Esoteriker*innen aller Couleur können aufatmen: Corona ist die erste Krankheit, die nur durch Willenskraft besiegt wurde! Durch Autosuggestion ist es uns gelungen, eine Krankheit auszulöschen. Natürlich nicht medizinisch – die Krankheit wütet weiter, unter den Alten, Kranken, Immungeschwächten; mit jeder Infektion steigt die Chance, an Long Covid zu erkranken. Aber gesellschaftlich haben wir uns davon überzeugt, dass die Krankheit nicht mehr existiert. Der Krankenstand wird von der Politik als »Faulheitsproblem« behandelt; Krankmeldungen sollen sanktioniert werden, während das Gesundheitssystem in Trümmern liegt. Wird überhaupt über Covid gesprochen, dann über die »Aufarbeitung« der Lockdowns – als handele es sich um die Nazi-Zeit. Der Autor Paul Schuberth spricht schon von »Pandemierevisionismus«. (…) Krankheit wird neoliberalisiert: Jeder ist selbst verantwortlich, Gesundheit als kollektive Aufgabe ist ausgelöscht. Krankenversicherungen unterstützen das, indem sie Fitness-Apps fördern – Corona-Impfungen soll man aber selbst zahlen. Wer krank wird, hat einfach nicht genug Sport gemacht. (…) Eine »Aufarbeitung« braucht die Lockdown-Zeit insofern, als sich hier wohl der Hass der Oligarch*innenklasse auf kollektiven Gesundheitsschutz formiert hat. Viele von ihnen waren erstmals mit staatlichen Maßnahmen konfrontiert, mussten ihr Verhalten ändern, konnten sich nicht rauskaufen. Ihre Lehre daraus: Nie wieder soll das Gemeinwohl den Profit schmälern können. Nicht zuletzt wegen Covid zerschlagen sie jetzt alle Einrichtungen, die dem noch entgegenstehen.“ (sehr schöner) Kommentar von Leo Fischer vom 14.02.2025 in ND online externer Link („Long Covid nur noch ein psychosomatisches Todesrisiko?“)
  • Die Zahl der Long-Covid-Fälle steigt – ein Problem, das die Unternehmen nicht durch Jagd auf Kranke lösen können und die Gesellschaft nicht durch Leugnung
    • Zahl der Long-Covid-Fälle steigt
      Das Risiko, an Long Covid zu erkranken, bleibt bestehen. Die Zahl der Betroffenen nimmt laut Gesundheitsminister Lauterbach zu. Aussicht auf Heilung gebe es kaum.
      Auch nach dem Ende der Coronapandemie erkranken nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiterhin Menschen an Long Covid. „Die Zahl der Betroffenen mit Long Covid wächst“, sagte der SPD-Politiker bei einem Treffen mit Vertretern aus Wissenschaft und Gesundheitswesen sowie Betroffenen in Berlin. „Millionen Menschen werden sich diesen Winter wieder mit Covid infizieren“, sagte Lauterbach. Ein Teil davon werde auch ME/CFS beziehungsweise Long Covid entwickeln. Für Geimpfte und Menschen, die bereits eine Infektion durchgemacht haben, sei das Risiko niedriger, bestehe aber weiterhin. Aussicht auf Heilung gibt es Lauterbach zufolge bislang kaum. Zudem ist die Versorgung von betroffenen Patientinnen und Patienten nach Angaben der Charité-Professorin Carmen Scheibenbogen nach wie vor ungenügend. Die Ärztin leitet die Immundefekt-Ambulanz der Berliner Universitätsmedizin. ..“ Agenturmeldung vom 17. September 2024 in der Zeit online externer Link
    • Ups, jetzt habe ich das böse Wort gesagt
      Führungskräfte reden nicht gern darüber, aber heute muss es sein. Denn viele Arbeitskräfte leiden mittlerweile unter Long Covid oder ME/CFS. Für Unternehmen wird der hohe Krankenstand zum Problem. Zeit zu handeln. (…)
      Die Pandemie ist keineswegs zu Ende; aktuell steuern wir – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – mal wieder auf den Höhepunkt einer Welle zu. Covid ist nicht nur ein Schnupfen. Es kann Gefäße, Organe und Gehirn schädigen und die Anfälligkeit für andere Erkrankungen stark erhöhen. Bei jeder einzelnen Infektion liegt das Risiko, Long Covid zu entwickeln, irgendwo zwischen 5 und 15 Prozent. Und je häufiger wir infiziert waren, desto größer wird dieses Risiko. Klingt beängstigend, oder?
      Nur: Angst bringt uns bei diesem Thema nicht weiter. Denn sie löst im Gehirn Abwehrreflexe aus. Wir wollen dann nichts mehr von dem Angstmacher hören. Wir verdrängen, verschweigen und belächeln das Problem. Und das trifft nicht nur Alte und Vorerkrankte. Sondern auch Menschen im Berufsleben. Ihre Lohnbuchhalterin. Ihren Datenschutzexperten. Und Ihre Vorstandskollegin.Was das alles mit strategischem Management zu tun hat? Nun, Risiken zu erkennen und zu begrenzen ist ein zutiefst strategischer Ansatz. Und angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels ist es für viele Unternehmen eine Katastrophe, wenn ein immer größerer Teil ihrer Belegschaft wegen einer nicht behandelbaren Erkrankung dauerhaft ausfällt. (…)Falls Sie jetzt noch tiefer in die Thematik einsteigen wollen, empfehle ich Ihnen das Buch der Ärztin und Long-Covid-Betroffenen Natalie Grams: „Entschuldigen Sie bitte, dass ich störe, aber wir müssen über Long Covid und ME/CFS sprechen“ . Sie hat es mit größter Anstrengung geschafft, über ihre Erfahrungen zu schreiben, und dabei ihren Humor nicht verloren. Auch weil ihr Arbeitgeber sie immer unterstützt hat…“ Newsletter von Britta Domke vom 18.09.2024 im manager magazin externer Link – nur als ein Beispiel der unternehmerischen Debatte
  • Long Covid – Anerkennung von Covid-19 als Berufskrankheit
    Eine Infektion mit Corona am Arbeitsplatz kann Sie als Arbeitnehmer belasten und über Jahre krank machen. Anhaltende Erschöpfung, Atembeschwerden und Konzentrationsstörungen. Diagnose: Long Covid. Wenn Sie sich dann an den Arbeitgeber wenden, werden Ihre Beschwerden nicht ernst genommen. Die Unfallversicherung hilft Ihnen. Das Wichtigste in Kürze:
    – Wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz mit Corona infiziert wurden und erkrankt sind, können Sie dies als Arbeitsunfall anerkennen lassen.
    – So können Sie Leistungen von Ihrer Unfallversicherung erhalten.
    – Ist Ihre Long-Covid-Erkrankung schwerer, können Sie eine Geldrente beanspruchen.
    Wann gilt Corona als Berufskrankheit? Besonders wenn Sie in der Gesundheits- oder Wohlfahrtspflege tätig sind, sind Sie einer hohen Infektionsgefahr ausgesetzt. Ihre nachweislich im beruflichen Zusammenhang stehende Infektion mit dem Corona-Virus wird von der Berufsgenossenschaft als Berufskrankheit anerkannt. Dies gilt auch für mögliche Langzeitfolgen und auch, wenn Symptome erst zu einem späteren Zeitpunkt auftreten (Long-Covid/Post-Covid)...“ Beitrag von Rechtsanwalt Aaron Albrecht vom 15.08.2024 bei anwalt.de externer Link
  • Post Covid, Long Covid oder CFS: Covid-19-Spätfolgen sorgen für lange Ausfallzeiten
    „Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger Menschen wegen Post Covid, Long Covid oder wegen eines chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) krankgeschrieben als 2021 und 2022. Die Betroffenen waren jedoch auch 2023 lange arbeitsunfähig. Im Fall von Long Covid dauerte die Krankschreibung einschließlich Infektionszeit knapp 65 Tage. Das geht aus neuen Krankenstandsdaten hervor, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) heute veröffentlichte. Danach lag 2023 der allgemeine Krankenstand mit 6,6 Prozent zwar leicht unter dem „historischen Höchststand“ von 2022 (6,7 Prozent), aber erneut deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre. (…) Etwa zehn Prozent der Menschen mit Spätfolgen seien mehrfach arbeitsunfähig geschrieben worden, so das WIdO. Statistisch betrug die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei Long-Covid-Erkrankungen 36,6 Tage – 64,4 Tage unter Einbeziehung der akuten Infektion zuvor. Bei Post-Covid-Erkrankungen waren es 31,7 Tage je Fall, bei CFS 29,9 Tage. „Dies sind im Vergleich zu anderen Erkrankungen sehr lange berufliche Ausfallzeiten“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. „Offenbar ist es in vielen Fällen eine Herausforderung, den Betroffenen wieder den Weg in den betrieblichen Alltag zu ebnen.“ Sowohl akute Covid-19-Infektionen als auch die Spätfolgen wurden am häufigsten bei Beschäftigten in Sozial- und Gesundheitsberufen diagnostiziert. Entsprechend dem hohen Frauenanteil in diesen Berufen waren Frauen von beruflichen Fehlzeiten überdurchschnittlich oft betroffen. Laut Schröder wird die Analyse der Covid-19-Langzeitfolgen allerdings generell erschwert „durch die Verteilung des Krankheitsgeschehens auf diverse Abrechnungsdiagnosen, unterschiedliche Dokumentationsgewohnheiten bei den Leistungserbringern und die Vielzahl unterschiedlicher Folgeerkrankungen von akuten Covid-Infektionen“. Deshalb sei die tatsächliche Anzahl der Betroffenen „möglicherweise höher, als es die vorliegenden Zahlen vermuten lassen“.“ AOK-Update vom 28. Februar 2024 externer Link
  • Long Covid in Deutschland auf der Basis von Arbeitsunfähigkeiten: Die Zahl der Betroffenen ist überschaubar, die aber haben lange Ausfallzeiten
    Erst vor kurzem wurde hier am 28. August 2022 über neue Zahlen Long Covid betreffend aus den USA berichtet, die darauf hindeuten, dass das bisher geschätzte Ausmaß wohl größer zu sein scheint: Das „Schattenmonster“ Long Covid bekommt Umrisse. Und die sind in den USA ziemlich groß externer Link. Nun kann man dazu anmerken, dass es sich zum einen um Zahlen die USA betreffend handelt, zum anderen aber auch die neuen Schätzungen auf Hochrechnungen basieren, die aus Haushaltsbefragungen resultieren. Wie ist die Situation in Deutschland? Dazu hat sich nun das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) zu Wort gemeldet: Krankschreibungen aufgrund von Long-COVID oder Post-COVID: Wenige Betroffene, aber lange krankheitsbedingte Ausfallzeiten externer Link, so ist deren Bericht überschrieben. Danach zeigen den Daten der Krankenkasse, dass seit Pandemiebeginn mehr als jeder Fünfte durchgängig erwerbstätige AOK-Versicherte im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Erkankung ausgefallen ist. In der Folge waren 3,8 Prozent dieser Personen aufgrund einer Long-COVID- oder Post-COVID-Symptomatik arbeitsunfähig. Das entspricht etwa 0,9 Prozent aller erwerbstätigen AOK-Versicherten. Und wie lange fallen die Erwerbstätigen aus? »Während eine akute COVID-19-Infektion mit durchschnittlich 9,5 krankheitsbedingten beruflichen Ausfalltagen verbunden war, sind es bei Beschäftigten mit einer anschließenden Long-COVID- oder Post-COVID-Symptomatik fast sieben Wochen.« (…)
    Nach der Analyse des WIdO waren in Berufen der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in Berufen der Kinderbetreuung und Kindererziehung die meisten Beschäftigten von Long-COVID- oder Post-COVID betroffen. (…)
    Die WIdO-Analyse berücksichtigt nur Personen, bei denen vor einer dokumentierten Long-COVID- oder Post-COVID-Symptomatik eine AU-Meldung im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Infektion in der ärztlichen Vorgeschichte dokumentiert war. Dieser methodische Hinweis ist durchaus von Bedeutung: »Bei 29 Prozent aller von Long-COVID oder Post-COVID betroffenen Beschäftigten wurde jedoch eine entsprechende Arbeitsunfähigkeitsmeldung dokumentiert, ohne dass zuvor eine Krankmeldung im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Infektion verzeichnet worden war. Dies war bei knapp 28.000 Personen der Fall. In dieser Beschäftigtengruppe war die Dauer pro AU-Fall zudem deutlich geringer als bei denjenigen mit dokumentierter akuter COVID-19-Infektion in der Vorgeschichte. Erklärungen für diese „Lücke“ könnten falsch-negative Testergebnisse, symptomfreie bzw. nicht-detektierte Akut-Erkrankungen, Akut-Erkrankungszeiten bis zu drei Tagen Arbeitsunfähigkeit, unterschiedliche Dokumentationsgewohnheiten bei Leistungserbringern sowie das uneinheitliche, verhältnismäßig weit und eher unscharf definierte Erkrankungsbild von Long-COVID und Post-COVID sein.« (…)
    »Die Literaturangaben variieren zwischen fünf und 40 Prozent aller Infizierten. Ich schätze, dass zehn bis 15 Prozent signifikante Long-Covid-Symptome entwickeln – egal, wie mild die akute Infektion verläuft. Wir reden hier, konservativ gerechnet, von zwei Millionen Patienten. Jede Corona-Welle zieht neue Fälle nach sich. Es trifft oft jüngere, vorher aktive Menschen. Diese Menschen werden buchstäblich aus ihrem Leben, ihrem Job gerissen. Das sind Mütter, Richterinnen, Polizisten. Die haben Geld verdient, Steuern und Sozialbeiträge gezahlt. Wir brauchen diese Menschen auf dem Arbeitsmarkt und nicht auf dem Krankenbett.«…“ Beitrag vom 16. September 2022 von und bei Stefan Sell externer Link
  • Wenn Arbeiten unmöglich wird: Mit Long Covid in den finanziellen Ruin 
    „Zehn Prozent aller Corona-Infizierten leiden an Long Covid, schätzt das Robert Koch-Institut. Betroffene, die deshalb nicht mehr arbeiten können, fühlen sich vom Sozialsystem alleingelassen. Konzentrieren kann Cornelia Eichhorn sich 45 Minuten lang. „Danach setzen körperliche Symptome ein“, sagt sie. Schmerzen und Schwindel plagen sie jeden Tag. Ihre Lunge nimmt noch immer zu wenig Sauerstoff auf, dadurch hat sie Herzprobleme. Im November 2020 infizierte sich Cornelia Eichhorn mit Corona – bei ihrer Mutter, nachdem die sich im Krankenhaus angesteckt hatte. Seitdem ruht Eichhorns Arbeitsverhältnis, sie ist krank. (…) Am 9. Mai ist ihr Krankengeld ausgelaufen. Seitdem befindet sie sich in der sogenannten „Aussteuerung“, erklärt sie. „Ich befinde mich eigentlich gerade so ein bisschen im Niemandsland unseres Sozialsystems, weil keiner gerade so richtig zuständig ist für mich.“ Sie hat einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt. Eine Rente auf Zeit, für zwei, drei oder fünf Jahre, das würde schon helfen. (…) Doch die Anerkennung ist nicht nur bürokratisch und kompliziert – besonders für jemanden, der unter den Post-Covid-Symptomen leidet. Sie gehe auch viel zu schleppend voran, beobachtet der Sozialverband VdK. „Im Moment ist es so, dass die Renten- und Unfallversicherung oft sehr rigide sind und die Anerkennung von Long-Covid-Erkrankungen noch nicht so umfassend funktioniert, wie das für unsere Mitglieder und viele andere Menschen in Deutschland gut wäre“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Die Anerkennungsquote bei den Berufskrankheiten sei mit 80 Prozent schon recht hoch, so der VdK. Aber nur 25 Prozent der Anträge würden dauerhaft anerkannt. Bei den Arbeitsunfällen, wo rechtsfest nachgewiesen werden muss, dass man sich am Arbeitsplatz angesteckt hat, sind es nur 30 Prozent. (…) Die Zahlen dieser Anträge sind erschreckend hoch. 2019, vor der Corona-Pandemie, gingen gut 80.000 Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit bei der Gesetzlichen Unfallversicherung ein. 2021 waren es mehr als 220.000 – davon betraf der Großteil mit gut 150.000 Anträgen Covid-19. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung äußert sich dazu auf Anfrage von tagesschau.de nicht. Die Deutsche Rentenversicherung Bund erklärt schriftlich: „Anträge auf Erwerbsminderungsrente werden erst gestellt, wenn über einen längeren Zeitraum keine Besserung der körperlichen Einschränkungen zu erkennen ist und eine gesicherte medizinische Prognose der zukünftigen Leistungsfähigkeit erstellt werden kann. Zudem wird nach dem Leitsatz ‚Reha vor Rente‘ versucht, durch geeignete Rehabilitationsleistungen eine Erwerbsminderung abzuwenden.“ (…) Cornelia Eichhorn war schon zweimal zur Reha. Arbeiten kann sie trotzdem nicht. Im Moment hofft sie wie viele andere Betroffene weiter auf die Erwerbsminderungsrente…“ Beitrag von Vera De Wel vom 25. Juli 2022 bei tagesschau.de externer Link
  • Long Covid und die dadurch verursachten Personalausfälle 
    „Beim Blick auf die derzeitigen Coronazahlen drängt sich schnell eine Frage auf: Was ist eigentlich aus der sommerlichen Entspannung geworden, die es 2020 und 2021 noch gegeben hatte? In diesem Jahr ist plötzlich von einer „Sommerwelle“ die Rede und wer sich mal im Familien- und Freundeskreis umhört, stößt vermutlich ganz schnell auf den ein oder anderen Fall«, so dieser Bericht. Und man muss anfügen: Dass derzeit zahlreiche Firmen mit erheblichen coronabedingten Ausfällen an Personal konfrontiert sind, sollte sich herumgesprochen haben. (…) Aber es sind nicht nur die Ausfälle durch Corona-Fälle, die sich derzeit häufen und dann auch noch in die Urlaubszeit fallen, wo die Belegschaften sowieso schon ausgedünnt sind. Sondern man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass die glücklicherweise in der Mehrzahl auf ein bis zwei Wochen begrenzten coronabedingten Abwesenheiten bei einer auf den ersten Blick kleinen, aber eben nicht unbedeutenden Gruppe an Menschen ergänzt werden durch teilweise sehr lange Ausfallzeiten bei denjenigen, bei denen sich Long Covid herausgebildet hat (…) Der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, dass von den Erwerbstätigen, die bei der TK versichert sind und sich 2020 mit Corona infiziert haben, im Jahr 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long Covid krankgeschrieben war. Insgesamt ist damit nach den vorliegenden Zahlen nur eine geringe Anzahl von Menschen an Long Covid erkrankt – diese fallen dafür aber lange bei der Arbeit aus. Im Durchschnitt sind die Betroffenen 105 Tage krankgeschrieben.« (…) „Die Zahl der Long-COVID-Betroffenen erscheint mit knapp einem Prozent relativ gering. Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind – wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus“, wird Jens Baas, der Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, zitiert. Die tatsächliche Zahl könnte laut Baas etwa viermal höher liegen, betroffen könnten demnach rund vier Prozent aller Covid-Infizierten sein – allerdings fehlen auch hier derzeit verlässliche Daten. Das aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, von dem die Daten für die TK aufbereitet wurden, hat tiefer in die Daten geschaut: »Inklusive der Verdachtsfälle hatten insgesamt 13,1 Prozent (mehr als jede und jeder achte) der TK-versicherten Erwerbstätigen 2020 eine COVID-19-Diagnose. Es zeigt sich, dass bei dieser Gruppe laut Modellrechnung sogar rund 1,6 Prozent aller verursachten Fehlzeiten auf längerfristige Auswirkungen dieser Coronaerkrankung zurückzuführen sind. Das entspricht in etwa 1,3 Millionen Fehltagen.« Aber auch diese Zahlen basieren ausschließlich auf nachgewiesenen Arbeitsunfähigkeiten. Viele Menschen lassen sich mit Long-COVID-Symptomen gar nicht krankschreiben. Hinzu kommt: Für den neuen Gesundheitsreport konnten bisher nur die Fehlzeiten der Betroffenen COVID-Erkrankten aus dem ersten Pandemiejahr ausgewertet werden, die Entwicklung im zweiten Corona-Jahr ist in der bisherigen Auswertung noch nicht enthalten. Bereits Long-Covid-Betroffene mit leichtem Krankheitsverlauf waren 2021 durchschnittlich 90 Tage arbeitsunfähig gemeldet.“ Beitrag von Stefan Sell vom 7. Juli 2022 auf seiner Homepage externer Link
  • Siehe den 62-seitigen TK-Gesundheitsreport 2022 „Zwei Jahre Coronapandemie: Wie geht es Deutschlands Beschäftigten? Teil 2“ externer Link

Siehe zuletzt [TK-Gesundheitsreport 2021] Ein Jahr Corona: Krankenstand niedrig – psychische Belastung hoch

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202697
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