Lohn für Hausarbeit? Emanzipatorische Wirkung der Bezahlung darf bezweifelt werden

Es ist eine Debatte, die schon Anfang der 1970er Jahre in den westlichen Industrieländern hohe Wellen schlug. 1972 hatte das »International Feminist Collective« die Kampagne »Lohn für Hausarbeit« initiiert. Sie wurde damals innerhalb der sich formierenden Frauenbewegungen vor allem in Großbritannien, den USA, Kanada, Italien, der Schweiz und in der alten Bundesrepublik geführt. Ihren Ursprung hatte sie in der Analyse der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in Beruf und Familie und der damit verbundenen Frauenunterdrückung, die in der linken Bewegung damals immer noch zu einem Nebenwiderspruch innerhalb des Konflikts zwischen Kapital und Arbeit erklärt wurde…“ Artikel von Gisela Notz in junge Welt vom 07.03.2015 externer Link

  • Aus dem Text: „… Geändert hat sich seither de jure, dass verheiratete Paare die Haushaltsführung in gegenseitigem Einvernehmen regeln müssen, berufstätig sein dürfen und auf die Familie Rücksicht nehmen müssen. Das »gegenseitige Einvernehmen« geht in den meisten Fällen noch immer auf Kosten der beruflichen Entwicklung der Frauen, dies ist durch zahlreiche Studien belegt 7. Dennoch: Frauen sind heute viel besser ausgebildet als vor 40 Jahren, und sie wollen, auch wenn sie Kinder haben, eine sinnvolle berufliche Tätigkeit ausüben und ihre Diplome und Facharbeiterinnenbriefe nicht über die Wickelkommode hängen. (…) Die Forderung nach Lohn für Hausarbeit war in der Frauenbewegung nie mehrheitsfähig. Die meisten Aktiven wollten weder die Sklaverei am Fließband noch die am Spülbecken noch die Ausbeutung von Dienstbotinnen. Um diejenigen, die in den 1970ern für das Entgelt plädierten, ist es überwiegend ruhig geworden, nur Silvia Federici vertritt diese Position weiterhin. Von einer Vergesellschaftung der Hausarbeit, wie sie Sozialistinnen schon Ende des 19. Jahrhunderts forderten, ist allerdings ebenfalls keine Rede. Auch für größere Wohn- und Lebensgemeinschaften als Alternative zur Kleinfamilie, plädieren heute nur noch wenige. Dabei müsste die Debatte dazu und über ein solidarisches Teilen der Hausarbeit dringend wieder aufgenommen werden, statt das sattsam bekannte Lied von der Unmöglichkeit der »Vereinbarkeit« von Beruf und Familienarbeit immer wieder anzustimmen.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=76592
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