Kollektive Arbeitszeitverkürzung ist lange überfällig

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich„Die in den letzten Heften von Sozialismus.de zur Arbeitszeitverkürzung veröffentlichten Artikel beschäftigten sich mehr oder weniger mit individuellen Arbeitszeitsveränderungen im Duktus von betrieblichen Gestaltbarkeiten der Arbeitszeit nach Lebenslauforientierungen. Im Rahmen eines Zeit- und Selbstmanagements wollen die abhängig Beschäftigten länger arbeiten oder kürzertreten, je nach Lebenssituation. Hier stehen also betriebswirtschaftliche und keine gesamtwirtschaftlichen Probleme im Fokus. Deshalb können sich auch Kapitaleigner, das „personifizierte Kapital“ (Karl Marx), und die Claqueure in Politik, Wissenschaft und Medien, damit arrangieren. Es muss nur zu einer Steigerung des relativen Mehrwerts in der Produktion kommen und damit weiter eine Ausbeutung der abhängig Beschäftigten sichergestellt sein. Und für die Beschäftigten ist es allemal verständlich und nachvollziehbar, wenn sie mehr Gestaltungsfreiheit in ihrer von Kapitaleignern bestimmten Fremd- und Zwangsarbeit einfordern. Bei einer kollektiven (gesamtwirtschaftlichen) Arbeitszeitverkürzung geht es aber nicht nur um die Beschäftigten, sondern mindestens genauso um das Heer der Arbeitslosen. Und deshalb um gesamtwirtschaftliches Denken. (…) Um die gesellschaftlich notwendige Arbeitzeit einigermaßen gerecht zu verteilen, muss auf die wirtschaftspolitische Agenda eine „Kurze Vollzeit für alle“ (Hartmut Seifert) gesetzt werden. Die Vollzeit muss abgesenkt und die Teilzeit angehoben werden. Ansonsten wird es weiter, wie schon seit Mitte der 1970er Jahre in Deutschland zu keiner Beseitigung der Arbeitslosigkeit und einem weiteren Verfall der Arbeitseinkommen und immer mehr prekär Beschäftigten kommen – insbesondere auf vielen weiterwachsenden Dienstleistungsmärkten…“ Artikel von Heinz-J. Bontrup aus der Zeitschrift Sozialismus, Heft 9/2020 externer Link , dokumentiert bei der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik

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