„Ein unbeschränktes Forschungsgeschenk“ von Facebook an die TU München

facebook is a drug„… Letzte Woche sind vertrauliche Kooperationsverträge zwischen Facebook und TU München aufgetaucht. Erste Artikel in „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ griffen diese teilweise bereits auf. Die Echtheit eines der Dokumente wurde inzwischen von der TU München bestätigt. (Die Dokumente liegen Telepolis vor). (…) In dem an den Präsidenten der TU München (TUM) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Herrmann und als Nebenempfänger an Prof. Dr. Christoph Lütge adressierten Brief von Facebook wird wiederholt betont, dass das gewährte Geschenk („Gift“) völlig frei ist und die Mittel gänzlich unabhängig verwendet werden dürfen. (…) Allerdings heißt es in dem Brief im Anschluss an die Erwähnung der 7,5 Millionen US-Dollar: „Facebook holds discretion to continue or terminate with effect for the future and will reconfirm its commitment and financial support each year in writing on an annual basis before 30 November for the following year.“ (Hervorhebung CK). Facebook behält sich also das Recht vor, nach Zahlung der ersten Tranche von 1,5 Millionen US-Dollar ohne Angabe von Gründen jederzeit die Auszahlung weiterer Gelder zu beenden. (…) Wenn das Beispiel Facebook und TU München Schule macht, könnte künftige Hochschulpolitik so aussehen: Große nationale und internationale Konzerne suchen sich die am meisten mit industrienahen Aussagen auffallenden und der Industrie besonders nahestehenden, sagen wir, zunächst 1.000 Professor*innen an deutschen staatlichen Hochschulen aus. Sie beschließen, diesen jeweils mehrere Millionen Euro zur freien Verfügung zu stellen, ohne Ausschreibung oder Wettbewerb um das Geld. Auf die ausgewählten gefälligen Personen nimmt man keinen Einfluss – muss man auch nicht, denn gängeln oder knebeln muss man nur Andersdenkende. In der Konsequenz kann dann die öffentliche Hand ihre eigenen Mittel weiter zurückfahren und sich zuletzt kostenoptimierend fast ganz zurückziehen, denn nun übernehmen das die spendablen Großunternehmen. Das in der Hochschulbildung eingesparte Geld können wir dann für andere wichtige gesellschaftliche Zwecke verwenden, versucht man das Verfahren der Bevölkerung schmackhaft zu machen. Im nächsten Schritt legen wir dann unsere Bildungspolitik ganz beruhigt in die Hände von Facebook & Co., damit auch dort alles gut wird.“ Beitrag von Christian Kreiß vom 16. Dezember 2019 bei Telepolis externer Link. Siehe nun einen Monitor-Beitrag dazu:

  • Gekaufte Wissenschaft? Facebook-Professur an der TU München New
    „An der TU München fördert Facebook ein „Institut für Ethik in der Künstlichen Intelligenz“. Kritiker sagen, dass das den Prinzipien der Unabhängigkeit von Lehre und Forschung widerspricht. Siebeneinhalb Millionen Dollar, fast sieben Millionen Euro spendiert Facebook der TU München. Details des Vertrages gibt die Hochschule kaum bekannt, aber: Facebook gebe das Geld ohne Bedingungen, sagte der Leiter des neuen Ethikinstituts vor einem Jahr. Im Oktober 2019 fällt der Startschuss für das neue „Institut für Ethik in der Künstlichen Intelligenz“. Es geht um zentrale Fragen: Wie dient Technik dem Menschen und nicht umgekehrt? Wie sollten Computer-Programme in Grenzsituationen entscheiden, etwa in selbstfahrenden Autos? Welche Regeln muss es für künstliche Intelligenz geben, um sie besser zu kontrollieren? Die Forschung an dem neuen Ethik-Institut erfolge frei und unabhängig, so die Universität. Kritiker sehen das ganz anders…“ Ausführliche Youtube-Version vom 9. März 2020 des ARD-Monitorbeitrags von Lutz Polanz vom 30. Januar 2020 externer Link (Videolänge: ca. 8 Min.)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=159763
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