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“End Fossil: Occupy!”: Klimagerechtigkeitsbewegung besetzt weltweit hunderte Schulen und Unis

Dossier

End Fossil: Occupy! In Deutschland wird es in über 20 Städten Uni- und Schulbesetzungen geben. Mit der Unibesetzung ab dem 24.10. in Göttingen starteten die Aktionen in Deutschland. Wir werden nicht aufgeben, bis die fossile Ära zu Ende ist! (…) Wir glauben, dass jede Gruppe unserer Gesellschaft wo sie nur kann für eine Massen-Klimagerechtigkeitsbewegung mobilisieren sollte, um unser Ziel zu erreichen. Dafür werden wir die Orte an denen wir sind – Schulen und Hochschulen – nutzen, um diesen Umbruch in der Geschichte zu organisieren. Wir werden Besetzungen als Mittel nutzen, um für unsere Gegenwart und Zukunft zu kämpfen. Dies ist nur durch ein schnelles Ende von fossilen Brennstoffen möglich…“ Aus der Selbstdarstellung auf der deutschen Aktionsseite externer Link – siehe dort die Forderungen und aktuelle Informationen und hier dazu:

  • #MayWeOccupy – End Fossil: Occupy besetzt in Deutschland und weltweit wieder Hochschulen – darunter u.a. Berlin, Bremen, München, Münster, Bielefeld, Lissabon und BarcelonaNew
    • Der Unisaal „Keksdose wurde in Bremen besetzt
      „Die Philosoph:innen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu essen.“ Anonymes Krümelmonster – Nachdem diesen Winter sein Landsitz an der Zentralhaltestelle vom Dezernat 4 abgebaggert wurde, steigt am Morgen des 2. Mai das Krümelmonster mit Hunger nach Keksen und Klimagerechtigkeit aus dem Uni-Tümpel und setzt sich auf die Keksdose. Die Keksdose ist besetzt!
      Warum wir das machen
      Der fossile Kapitalismus zerstört unsere Lebensgrundlagen! Wir stellen uns den Sachzwängen und Hierarchien entgegen und fordern euren Einsatz für eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft. Regierungen und Konzerne werden die Krisen nicht lösen. Deshalb nehmen wir uns unsere Räume: Um uns zu organisieren, zu diskutieren, und ein nachhaltiges Miteinander einzuüben. Schließt euch uns an, seid solidarisch und beendet den fossilen Kapitalismus mit uns!
      Was wir fordern
      Redemokratisierung – die Uni denen, die studieren! Alle Uni-Mitglieder sollten ein gleiches Recht auf Mitbestimmung haben. Mehr Studentische Freiräume an der Uni! Echte Lernfreiheit: Überarbeitung der Curricula und tatsächliche Mitbestimmung der Veranstaltungsinhalte; Keine Kooperation mit zukunfts- und menschenfeindlichen Konzernen und Institutionen! Die fossile Industrie und ähnlich zukunfts- und menschenfeindliche Organisationen haben auf dem Campus nichts zu suchen. Die Universität sollte ihnen weder Geld geben noch von ihnen Geld annehmen, und auch anderweitig nicht mit ihnen zusammenarbeiten. Kein Profit mit Grundbedürfnissen – Entprivatisierung und Vergesellschaftung jetzt! Wir sind solidarisch mit den Forderungen von RWE & Co Enteignen und finden, dass auch EWE (und ihre Tochter swb) vergesellschaftet gehört. Wir sind solidarisch mit den Forderungen von Deutsche Wohnen & Co enteignen und Hamburg enteignet. Radikale Transformation des Wissenschaftssystems; Die Regelstudienzeit gehört abgeschafft; Wir solidarisieren uns mit den prekär Beschäftigten im sog. Mittelbau. Das Zwei-Klassen-System von „Wissenschaftler:innen in Qualifizierungsmaßnahmen“ und Menschen mit Habilitation, Lehrstuhl und Verbeamtung gehört abgeschafft. Auch nichtwissenschaftliches Personal hat bessere Arbeitsbedingungen verdient. Klimagerechtigkeit – Für eine klimafreundliche und sozial gerechte Zukunft! Wir sind solidarisch mit den Forderungen von Debt for Climate. Wir sind solidarisch mit den Forderungen von Einfach Einsteigen…“ Stellungnahme von Occupy! Bremen vom 2. Mai 2023 externer Link
    • Weitere Infos unter:
      Instagram: https://www.instagram.com/kruemelmonster_uni_bremen/
      Fediverse: https://climatejustice.global/@kruemelmonster
      Webseite: https://bremen.endfossil.de/
      Telegram: https://t1p.de/x31gg“
    • LMU erneut Hörsaal S001 in München von „Uni Besetzen“ und „Waffen der Kritik“ besetzt
      „LMU besetzt: Klimakatastrophe, soziale Krise und undemokratische Hochschule – Wir haben genug! Im Rahmen von „EndFossil Occupy!“ ist seit 10 Uhr an der LMU der Hörsaal S001 in der Schellingstraße 3 besetzt. Es geht um die Klimakatastrophe, die soziale Krise und den Kampf um eine demokratischere Hochschule. Die Bewegung „EndFossil Occupy!“ hat im letzten Jahr zahlreiche Hörsäle in Deutschland besetzt. Doch die soziale Krise und die Klimakrise gehen weiter. International blockieren heute Aktivist:innen der Kampagne Schulen und Hörsäle für den Klimaschutz. In München hat sich die studentische Gruppe „Uni Besetzen“ angeschlossen und ebenfalls einen Hörsaal besetzt – dieses Mal den Raum S001 in der Schellingstraße 3. Auch wir von Waffen der Kritik haben uns wieder angeschlossen. Letztes Mal, im vergangenen Dezember, waren wir innerhalb von fünf Stunden von der Polizei geräumt worden. Das Hochschulpräsidium hatte einmal mehr unter Beweis gestellt, dass es selbst für bayerische Verhältnisse repressiv ist. Schließt euch an, wenn ihr an der LMU studiert! …“ Stellungnahme vom 2. Mai 2023 auf Klasse gegen Klasse („LMU besetzt: Klimakatastrophe, soziale Krise und undemokratische Hochschule – Wir haben genug!“)
    • Auch in Münster und Bielefeld wurden Hörsäle besetzt – siehe Tweet von WDR aktuell vom 2. Mai 2023 externer Link
    • In Berlin wurde ein Hörsaal der HU besetzt – siehe Tweet von Sand im Getriebe Berlin #A100 Stoppen vom 2. Mai 2023 externer Link
    • Auch in Regensburg (siehe Tweet von Idowa vom 30. April 2023 externer Link ) und Hamburg werden Besetzungen geplant (siehe Tweet von Schwuppsbesetzt vom 2. Mai 2023 )
    • Weltweit gegen die fossile Industrie – auch in Tschechien, Portugal, Spanien, Großbritannien und Belgien u.a.
      • Barcelona – „Seit heute Morgen besetzen wir die @UABBarcelona – Wir werden bleiben und laut sein, bis die @gencat  unsere 3 konkreten Forderungen nach einer nachhaltigen und öffentlichen Finanzierung aller katalanischen Universitäten erfüllen wird #EndFossil“ Occupy Barcelona vom 2. Mai 2023 externer Link (engl.)
      • „BESETZUNGSWELLE Gleichzeitige Besetzung von Studierenden in Großbritannien, Spanien, Portugal, Belgien und Deutschland. Und es wird noch mehr kommen… Im Geiste des Mai ’68 erheben wir uns im Widerstand gegen den fossilen Kapitalismus und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Die Zeit ist jetzt“ Tweet von End Fossil: Occupy vom 2. Mai 2023 externer Link (engl.) inklusive Fotos
      • „TSCHECHISCHE REPUBLIK BESETZT Über 50 Studierende schliefen letzte Nacht vor dem Ministerium für Handel und Industrie und forderten Einen gerechten Ausstieg aus der Kohle; Ausstieg aus dem Energiecharta-Vertrag; Landesweite Debatte über ein alternatives System, das nicht auf unendlichem Wachstum basiert“ Tweet von End Fossil: Occupy vom 3. Mai 2023  externer Link (engl.)
      • Weitere Infos unter #MayWeOccupy und #EndFossilOccupy #ClimateEmergency
  • [„End Fossil: Occupy Frankfurt“] Klimaschützen ist kein Verbrechen – Menschen in Versammlungsstätten gefährden am Ende schon
    • „Unter_bau verurteilt den verantwortungslosen Umgang des Präsidiums mit unseren Kolleg*innen und Mitstudierenden im Rahmen der Besetzung des Hörsaal 1 am 06.12.2022 durch „End Fossil: Occupy Frankfurt“ aufs Schärfste. Auch verurteilen wir die seither gefahrene Verzögerungstaktik hinsichtlich der Bereitschaft einer öffentlichen Aufarbeitung der Räumung seitens des Präsidiums, die die Studierendenschaft bei der studentischen Vollversammlung am 25.01.2023 noch bis zum 10.02.2023 forderte! Wir sind der Ansicht, dass die Goethe-Universität in Sachen Klimagerechtigkeit eine Vorbildfunktion inne haben sollte und ihrer gesellschaftlichen Pflichten bei weitem nicht nach kommt: – Statt wie das Gros der internationalen Universitäts- und Schulleitungen diesen Moment der öffentlichen Unterbrechung des alltäglichen “Weiter so” der Uni, in dem die Mühlen der Verwaltung langsam und mühselig mahlen, zu nutzen und gemeinsam mit Studierenden, Mitarbeitenden und Interessierten über Klimagerechtigkeit und z.B. einen Fahrplan für eine klimaneutrale Goethe-Universität bis 2030 zu diskutieren – Statt sich ihrer klimapolitischen Verantwortung zu stellen und im Rahmen von bundesweiten Dachforderungen und breit aufgestellten lokalen Forderungen das institutionell verankerte Nachhaltigkeitsverständnis aktiv auf den Prüfstand zu stellen, und die institutionelle Dimension von Nachhaltigkeit ernst zu nehmen, entschied sich das Präsidium und Kanzler Albrecht Fester lieber für die polizeiliche Räumung des Hörsaals. (…) Mit der Entscheidung, den Hörsaal durch die Polizei räumen zu lassen, gingen Verletzungen unterschiedlichster psychischer und physischer Intensität einher – von einer für manche, gerade ankommenden Interessierten erfahrenen plötzlich stattfindenden Zwangsmaßnahme durch die Polizei, Gewaltandrohungen, Demütigungen, körperliche Gewalt, Festnahmen und Nacktdurchsuchungen, die nachwirken. (…) Polizeiliche Maßnahmen gegen Universitäts-Angehörige sind offensichtlich ein plumper, sowie brachialer, Versuch, diese von politischer Partizipation abzuschrecken und ihrer demokratischen Teilhabe gewaltvoll Grenzen zu setzen. Proteste werden offensichtlich nur dann geduldet, wenn sie nicht provozieren und im Abseits stattfinden, wo sie nicht auffallen – denn nur dann können sie einfach ignoriert werden. Wirksamer Protest muss allerdings unbequem für die Adressat*innen, wie in diesem Fall etwa das Präsidium, sein. Wir möchten eine lebendige, klimagerechte Universität mit demokratischer Streit- und Konfliktkultur – wenn das Präsidium dafür keine Räume und Möglichkeiten lassen möchte, müssen wir uns organisieren und diese erkämpfen! Als Gewerkschaft, deren Leitziele Demokratisierung, Feminismus und Ökologie umfassen, unterstützen wir die globale, jugendgeführte Klimagerechtigkeitsbewegung weiterhin. Dazu stehen wir solidarisch an der Seite der Aktivist*innen von End Fossil: Occupy Frankfurt und aller, die Repressionen während und infolge der Räumung erfahren haben. Der Forderung der studentischen Vollversammlung nach einer öffentlichen Aufarbeitung des Polizeieinsatzes der Hochschulleitung noch bis zum 10.02.23 schließen wir uns ebenfalls an. Dem (mit-)verantwortlichen Kanzler Albrecht Fester darf es nicht gestattet werden, sich einfach aus der Affäre in den Ruhestand zu verziehen. Denn, Klimaschützen ist kein Verbrechen – Besucher*innen von Versammlungsstätten zu gefährden am Ende schon.“ Stellungnahme von Unter_bau vom 31. Januar 2023 externer Link
  • End Fossil-Besetzungen an weiteren deutschen Hochschulen: Während in Leipzig und Aachen friedliche Gespräche stattfinden, wird in München gleich geräumt
    • Leipzig: Vom 12.-15. Dezember 2022 war der Audiomax besetzt
      • „Besetzt!“ – Aktivist*innen der Gruppe „End Fossil Occupy“ besetzen seit gestern das Audimax der Uni #Leipzig. Mit der Uni-Leitung sollen bereits Gespräche über die Forderungen der Klimaschützer*innen laufen, doch die Gruppe befürchtet schon bald das Gebäude verlassen zu müssen.“ Tweet von vuecritique vom 13. Dezember 2022 externer Link – hier gibt es auch weitere Fotos zur Besetzung
      • Weitere Infos auch unter @EndfossilLeipzig
      • „Zu sehen wie ernsthaft die Studierenden diskutieren, abwägen, vorschlagen und verwerfen ist schon beeindruckend. @Endfossileipzig streitet sehr ernst, sehr klar für Klimaschutz und eine Universität ist genau der richtige Ort. Danke dafür. #klimaschutz #leipzig“ Tweet von Jürgen Kasek vom 14. Dezember 2022 externer Link
      • Harmonischer geht’s kaum: Gemeinsame Erklärung von „End Fossil“ und Uni Leipzig beendet Besetzung
        „Die Besetzung des Auditorium maximum der Universität Leipzig ist nach vier Tagen friedlich beendet worden. Die Aktivist/-innen der Gruppe „End Fossil“ räumten am Donnerstagabend den größten Hörsaal der Universität, nachdem sie sich mit Rektoratsvertretern auf eine gemeinsame Erklärung verständigt hatten. Beim Verlesen der Erklärung herrschte eine harmonische Stimmung.
        Erklärung nach vier Tagen Besetzung
        Damit geht eine intensive Zeit für die Aktivist/-innen und die verhandelnden Rektoratsmitglieder der Uni zu Ende, die sich zwischen Dienstag und Donnerstag zu zahlreichen Gesprächen zusammengesetzt hatten, teilweise – wie von „End Fossil“ stets gefordert – auf dem Podium im Audimax, teilweise hinter verschlossenen Türen. Am Mittwoch sah es zwischenzeitlich so aus, als würde eine Einigung auf der Kippe stehen, die Aktivist/-innen bezeichneten die Verhandlungen als „zäh“. Die gemeinsame Erklärung, die am Abend von der Universität veröffentlicht wurde, besteht aus zwei Teilen: Zu Beginn erläutert die Universität sehr ausführlich, welche Anstrengungen sie im Bereich des Klimaschutzes bereits unternommen hat – quasi ein langer Werbeblock für die bereits bestehenden und geplanten klimaschutzbezogenen Maßnahmen der Hochschule. (…) Der zweite Teil der Erklärung bezieht sich auf die Forderungen von „End Fossil“ an die Universitätsleitung. Die Aktivist/-innen hatten es unter anderem zum Ziel der Besetzung erklärt, dass die Universität bis 2030 klimaneutral wird. Die heute veröffentlichte Erklärung hält fest, dass ein klimaneutraler Betrieb ein „generell geteiltes Ziel“ beider Parteien sei. Konkreter wird es an dieser Stelle nicht, denn die Universität muss erst einmal ein Konzept erarbeiten, dass Begrifflichkeiten klärt und Möglichkeiten der Berechnung aufzeigt. Auch hierfür soll die Nachhaltigkeitskommission zuständig sein: Der für 2024 geplante erste Nachhaltigkeitsbericht soll die Grundlage für „Maßnahmen zur Emissionskompensation“ bilden…“ Artikel von Luise Mosig vom 15. Dezember 2022 in der Leipziger Zeitung Online externer Link („Harmonischer geht’s kaum: Gemeinsame Erklärung von „End Fossil“ und Uni Leipzig beendet Besetzung“)
    • In Bayern wird mal wieder Law and Order demonstriert: Besetzung wird nach fünf Stunden gewaltsam von Polizei geräumt inkl. Anzeigen wegen Hausfriedensbruch
      • „Studis besetzen Hörsaal #lmu München, fordern Einhaltung d Klimaziele, eine soziale Uni & Demokratisierung der Hochschule. Reaktion der Unileitung: Brachiale law and order. Nach nur 5 Stunden Räumung&Androhung von Anzeigen wg Hausfriedensbruch. #unibrennt #endfossil“ Tweet von Lisa Riedner vom 13. Dezember 2022 externer Link
      • Uni Präsident Bernd Huber muss die Anzeigen fallen lassen!
        „… Nachdem am Dienstagmorgen einige Dutzend Studierende den Hörsaal A240 im Hauptgebäude der Ludwig-Maximlians-Universität besetzt hatten, fand nur wenige Stunden später am Nachmittag bereits die Räumung statt. Zum Einsatz kamen dabei Einheiten der Bereitschaftspolizei. Statt auf die Forderungen der Studierenden einzugehen oder sie auch nur zur Kenntnis zu nehmen, erklärte die Hochschulleitung in einem Online-Statement zuvor nur, dass der Ausfall eines großen Hörsaals der LMU während des laufenden Vorlesungsbetriebs nicht toleriert werden könne. Es sei unklar, „ob unter den Besetzerinnen und Besetzern auch Studierende der LMU sind“. Einige der Studierenden weigerten sich, der Aufforderung der Hochschulleitung nachzukommen. Ingewahrsamnahmen gab es nicht, die Personalien der Studierenden, die im Hörsaal blieben, wurden aufgenommen. Ihnen droht nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.  (…) Die Besetzung hatte im Laufe des Tages zahlreiche politische Diskussionen über Forderungen geführt, die die unmittelbare soziale Lage der Studierenden ebenso betreffen wie Fragen der mangelnden Demokratie an den Universitäten und der unzureichenden Maßnahmen gegen die Klimakrise. 50 bis 60 Personen nahmen in der Spitze an der Besetzung teil. In Bannern und Solidaritätsbotschaften suchten die Besetzer:innen die Verbindung zu anderen Protesten, etwa dem Kampf für den Erhalt des Kreißsaals in Neuperlach. Angelehnt an eine Hörsaalbesetzung in Duisburg hatten die Besetzer:innen der Hochschulleitung Gespräche angeboten. Dort hatte der Präsident das Angebot angenommen. LMU-Präsident Bernd Huber jedoch war an einem Gespräch nicht interessiert. Für ihn sei „die Besetzung gerade ein Zeichen dafür, dass die Protestierenden keine Gespräche führen wollen.“ Dass die LMU keine demokratische Universität ist, hat die Hochschulleitung mit ihrem repressiven Vorgehen derweil eindeutig unter Beweis gestellt.
        Die LMU rühmt sich gern ihrer Tradition der Weißen Rose. Doch schreckt die Hochschulleitung nicht davor zurück, die Polizei auf friedlichen studentischen Protest zu hetzen. Dem demokratischen Anspruch der LMU wird das repressive Vorgehen der Universtiätsleitung in keinster Weise gerecht. Der Protest der Münchner Studierenden reiht sich ein in die Hörsaalbesetzungen der vergangenen Wochen an zahlreichen Universitäten im Bundesgebiet. So wurden etwa an der Universität Augsburg, in Salzburg und der Technischen Universität im Rahmen der „End Fossil“-Kampagne Hörsäle besetzt. In Jena kämpfen Studierende mit einer Besetzung gegen die geplante Schließung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte. Auch in Aachen war am vergangenen Abend ein Hörsaal besetzt worden. In Frankfurt am Main ist vergangene Woche mit besonderer Polizeigewalt eine Hörsaalbesetzung geräumt worden. Polizei, Politik und Hochschulleitung scheinen eine Null-Toleranz-Politik gegen jeglichen Protest durchsetzen zu wollen, der sich gegen die Klimakrise wendet. Nachdem in München Aktivist:innen der „Letzten Generation“ ohne richterlichen Beschluss in Präventivhaft genommen worden sind, hat die Stadt München vor wenigen Tagen die Straßenblockaden der Gruppe mit einer sogenannten Allgemeinverfügung ausdrücklich verboten. Heute fanden ebenfalls gegen Mitglieder der „Letzten Generation“ Hausdurchsuchungen statt. Ihnen wird die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ zur Last gelegt, wie die Gruppe auf Twitter bekannt gab. (…) Angesichts der verheerenden sozialen Lage der lernenden Jugend in der Energiekrise, der undemokratischen Verhältnisse an den Hochschulen und der ungebremsten Klimakrise sind Proteste wie die Hörsaalbesetzungen dringend nötig. Absolut heuchlerisch ist es, auf einige wenige ausfallende Vorlesungen zu verweisen, wie Huber und die Hochschulleitung es getan haben. LMU-Präsident Bernd Huber muss die Drohung, gegen die Studierenden Anzeige zu erheben, unverzüglich fallen lassen.“
        Artikel von Marco Helmbrecht vom 13. Dezember 2022 auf Klasse gegen Kasse externer Link („ Repression gegen Studierende: Unibesetzung in München aufgelöst“)
    • Auch die RWTH Aachen wurde besetzt
      • „++++++ BREAKING ++++++ Die #RWTH in #Aachen ist besetzt! Wir sind im #HKW „Toaster“ und bieten ab dem 13.12. ein buntes und vielfältiges Programm rund um Klimagerechtigkeit, Antirassismus und die fossilen Machenschaften der Uni an! Kommt vorbei! #EndFossilOccupy“ Tweet von OccupyRWTH vom 12. Dezember 2022 externer Link 
      • Das Rektorat scheint ähnlich offen für Gespräche zu sein wie in Leipzig: „Das ist unser Programm für Morgen! Wir diskutieren um 18:15 mit dem Rektorat über unsere Forderungen. Kommt alle vorbei und diskutiert mit!! Ihr seid alle herzlich willkommen :) #EndFossilOccupy …“ Tweet von OccupyRWTH vom 14. Dezember 2022 externer Link
  • Hochschulleitung der Uni Frankfurt a/M. geht gegen eigene Studierende vor: Besetzung durch Polizei geräumt – in Österreich, Portugal u.a. gehen die Uni-Besetzungen trotz Repressionen weiter
    • Die Fachschaft 03 Gesellschaftswissenschaften der Uni Frankfurt a/M verurteilt den Polizeieinsatz durch die Hochschulleitung
      „Am 06.12.2022 besetzte gegen 10 Uhr die Gruppe End Fossil: Occupy! den Hörsaal 1 der Goethe-Universität und stellte klimapolitische sowie soziale Forderungen. Ein Ziel war es, diese Forderungen und damit die Gründe für die Besetzung mit dem Präsidium der Goethe-Universität, insbesondere Präsidenten Enrico Schleiff, zu diskutieren. Auf inhaltliche Debatte mit den Aktivist:innen wollte sich die Unileitung jedoch nicht einlassen. Sie war lediglich dazu bereit, über Form und Ort des Protestes zu sprechen. Nachdem die Unileitung zu keinen weiteren Verhandlungen bereit war, veranlasste sie um 20 Uhr eine unverhältnismäßig aggressive Räumung durch eine Einsatzhundertschaft der Polizei. Ein solch brutales Vorgehen gegen die eigenen Studierenden stellt für uns einen Skandal und Vertrauensbruch dar. Mit dieser Stellungnahme als Fachschaft 03 wollen wir uns nicht zu End Fossil: Occupy! oder der Protestform positionieren, sondern Kritik am Präsidium und an Albrecht Fester äußern, insbesondere wie und mit welcher Begründung er den Protest beenden ließ. Des Weiteren beziehen wir Position zu der Mitteilung des Präsidiums und möchten damit die Ereignisse des gestrigen Tages richtigstellen.
      Verhandlungen mit dem Kanzler
      Albrecht Fester, Kanzler der Goethe-Universität, begab sich nach einigen Stunden in den Hörsaal, um ein erstes Gespräch mit den Besetzer:innen zu führen. Dabei unterbreitete er den Vorschlag, der Protest solle in einen Hörsaal am alten – mittlerweile kaum noch genutzten – Campus Bockenheim stattfinden. Seitens der Besetzer:innen wurde die Räumung des Saales abgelehnt, da in Bockenheim kaum universitäre Aufmerksamkeit und Reichweite erreicht werden könne. Diese Besetzung sei kein Selbstzweck, sondern stelle ein Druckmittel für inhaltlich-politische Verhandlungen mit der universitären Leitung dar, so die Besetzer:innen. Weder für die Diskussion noch für die Auseinandersetzung mit den politischen Inhalten und Forderungen war der Kanzler bereit. Albrecht Fester beharrte, dass sie nicht im Hörsaal verbleiben können, da dieser das /Herz der Goethe Universität/ sei. Dass sich die Studierendenschaft nur am zentralen IG Farben Campus politisches Gehör verschaffen könne, schien Albrecht Fester nicht nachvollziehen zu können oder wollen. Vielleicht wurde sein Verständnisvermögen auch dadurch beeinträchtigt, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, während der Diskussionsversuche seinen AirPod aus dem Ohr zu nehmen. Anders als in den ersten Presseberichten war die Unileitung auch bei den folgenden beiden Gesprächen in keiner Weise kompromissbereit. Diese Art der Verhandlung ist keine Neuheit von Seiten des Präsidiums, um sich Debatten mit der Studierendenschaft zu entziehen. Neu ist die Einschaltung der Polizei durch das Präsidium.
      Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes
      Gegen 20 Uhr begab sich die Polizei mit dem Befehl zur Räumung in das Hörsaalzentrum. Skandalös ist hierbei der völlig unverhältnismäßige Aufmarsch von einer BFE-Einsatzhundertschaft (einer Spezialeinheit der Bereitschaftspolizei), welche in einem martialischen Auftritt in das Gebäude und den Hörsaal stürmten. Außer der juristisch vorgeschriebenen polizeilichen Ansage erfolgte keinerlei Kommunikation. Es wurde direkt mittels körperlicher Gewalt gegen die „wenigen“ Besetzer:innen im Gebäude vorgegangen. „Damit ist die Goethe-Universität die erste Universität in Deutschland, die entschieden hat, Klimaproteste auf ihrem Campus polizeilich räumen zu lassen“, stellt ein studentisches Mitglied des Senats klar. Die Verantwortung für die Unverhältnismäßigkeit der Räumung und das überhaupt Studierende von ihrem eigenen Campus mit Gewalt geräumt wurden, tragen einzig Kanzler Albrecht Fester und das Präsidium. Trotz Deeskalations- und Vermittlungsversuchen von AStA-Vertreter:innen und studentischen Senator:innen, war das Präsidium nicht dazu bereit, über einen Abbruch des unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes zu verhandeln. Für uns hat eine universitäre Leitung, die dazu bereit ist, mit solchen Maßnahmen gegen ihre Studierenden vorzugehen, an Legitimität eingebüßt. Wir sagen, Fester soll sich kein Beispiel an Adorno nehmen und seine Studierenden von der Polizei räumen lassen. Wir wünschen uns mehr Bezug zur Frankfurter Schule, aber nicht so.
      Dreiste Stellungnahme des Präsidiums
      In der Stellungnahme der Goethe-Universität externer Link , thematisiert das Präsidium die Relevanz von Präsenzlehre: „Nach mehr als zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie und der gegenwärtig herrschenden Energiekrise stelle die mit großem Aufwand wiederhergestellte Präsenzlehre einen hohen Wert für den Lehrbetrieb im Interesse aller Studierenden und Lehrenden dar“. Präsenz an der Universität bedeutet auch selbstorganisierte Räume für politische Debatten zur Verfügung zu stellen und die Universität nicht zu entpolitisieren. Im Anbetracht der Debatten über verkürzte Gebäudeöffnungszeiten, die Einführung eines Onlinefreitags und einer kompletten Schließung aller Unigebäude vom 22.12 bis zum 01.01.2023 ist es fraglich, inwieweit die Interessen der Studierenden für die Unileitung wirklich relevant sind. Darüber hinaus erklärt sie in ihrer Stellungnahme, um die vermeintlich ausreichende Teilhabe Studierender bei klimapolitischen Fragen aufzuzeigen, dass sie „ein Büro für Nachhaltigkeit eingerichtet [haben], welches eng mit dem selbstverwalteten Goethes Green Office zusammenarbeitet“ und damit „ihren Beitrag bei der Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen leisten [wollen]“. Das Nachhaltigkeitsbüro entstand auf Initiative von Studierenden und wird jetzt von Seiten der Universität nun als Ausrede genutzt, um nicht weiter handeln zu müssen oder Verantwortung zu übernehmen. Die Arbeit, die das Büro in den letzten Monaten aufgenommen hat, kann aber nur ein Anfang sein, denn Konzepte auf Papier bedeuten noch keine einzige eingesparte Tonne CO2. Vielleicht hätte sich das Präsidium vor ihrer Stellungnahme erst einmal mit der eignen Nachhaltigkeitsbilanz auseinandersetzen sollen. Kleiner Reminder: Das Präsidiumsgebäude ist das Gebäude mit dem größten Energieverbrauch der Universität…“ Stellungnahme der Fachschaft 03 Gesellschaftswissenschaften der Goethe Universität Frankfurt am Main vom 8. Dezember 2022 externer Link, siehe dazu:

      • Der Asta der Uni Frankfurt stellt der Hochschulleitung im Umgang mit der Besetzung ein Armutszeugnis aus
        „Am 06.12.2022 wurde Hörsaal 1 am IG-Farben-Campus der Goethe-Universität Frankfurt von Klimaaktivist*innen der internationalen Bewegung „End Fossil: Occupy!“ besetzt. Am frühen Abend veranlasste das Universitätspräsidium die Räumung durch die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt waren neben den Aktivist*innen, interessierten Studierenden und universitären Gruppen wie den Scientists4Future ebenso parlamentarische Beobachter*innen und Pressevertreter*innen im Hörsaal. Obwohl die Aktivist*innen durchgängig Gespräche mit dem Kanzler geführt und Vertreter*innen der Studierendenschaft immer wieder auf eine Deeskalation der Lage hingewirkt haben, wurden die Verhandlungen von Seiten des Präsidiums abgebrochen.
        „Entgegen der Darstellung der Goethe-Universität war der Polizeieinsatz auf dem Universitätsgelände absolut unverhältnismäßig. Wir verurteilen den Einsatz von Gewalt seitens der Polizei aufs Schärfste“, erklärt Luise Brunner, studentisches Senatsmitglied. „Damit ist die Goethe-Universität die erste Universität in Deutschland, die Klimaproteste auf ihrem Campus unter Anwendung von Polizeigewalt hat räumen lassen. Das ist eine neue Dimension“, so Brunner weiter. Präsident Enrico Schleiff war bei diesem Vorgang nicht anwesend. Kanzler Albrecht Fester, der als einziges Mitglied des Präsidiums vor Ort war, veranlasste die polizeiliche Maßnahme und hat damit die Eskalation der Situation billigend in Kauf genommen. Pia Troßbach, Mitglied des AStA-Vorstandskollektivs, ergänzt: „In Gesprächen mit dem Kanzler haben wir gefordert, die Aktivist*innen sowie die teils nur beobachtenden Studierenden keiner direkten Konfrontation mit der Polizei auszusetzen. Es gab keinen Grund, ein universitäres Gebäude gewaltsam räumen zu lassen und so die Sicherheit der Studierenden zu gefährden. Das ist ein ebenso einmaliger wie beschämender Vorgang. Wir fordern, dass die Universität keine Strafanzeige gegen ihre Studierenden stellt!“ Arlinda Ramaj, ebenfalls Mitglied des AStA-Vorstandskollektivs, führt aus: „Die Goethe-Universität hat gezeigt, dass ihr die Aufrechterhaltung des universitären Normalbetriebs wichtiger ist als die offene Konfrontation mit den drängendsten Problem unserer Zeit. Statt auf Dialog zu setzen, wurde den Aktivist*innen ein Ultimatum gestellt. In letzter Instanz hat sich die Uni entschieden, gegen ihre eigene Studierendenschaft vorzugehen. Repression und Gewalt sind als Reaktion auf friedlichen studentischen Protest einer Universität unwürdig und die polizeiliche Räumung des Hörsaals als Ort des universitären Dialogs ein Armutszeugnis.“ Stellungnahme des Asta der Uni Frankfurt vom 7. Dezember 2022 externer Link
      • Die GEW Hessen solidarisiert sich mit der Besetzung und hält sie angesichts der Folgen des Klimawandels für angemessen
        „… Frankfurt (GEW): Anlässlich der heutigen Besetzung eines Hörsaals an der Frankfurter Goethe-Universität hat die GEW Hessen die Forderungen der Klimabewegung als vollkommen berechtigt bezeichnet. Die stellvertretende Vorsitzende der hessischen GEW, Dr. Simone Claar, sagte dazu heute in Frankfurt: „Wir befürworten die Forderungen nach einer grundlegenden und schnellen sozial-ökologischen Transformation. Für die GEW gehen Klimaschutz und Klimaanpassung nur im Einklang mit guter Arbeit, gut ausgestatteten Bildungseinrichtungen und sozialer Gerechtigkeit! Eine Wirtschaftspolitik, die die ökologischen Lebensgrundlagen zerstört, darf keine Fortsetzung finden.“
        So ist es laut Dr. Claar auch aus Sicht der hessischen GEW zum Beispiel unerlässlich, eine Verkehrswende einzuleiten, die den hohen Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehrssektor verringert: „Wir brauchen einen Ausbau des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs insbesondere im Bereich der Schiene, damit die klimaschädlichen Emissionen sinken. Und wir brauchen Konzepte wie das 9-Euro-Ticket, die allen Menschen unabhängig vom Geldbeutel Mobilität ermöglichen. Um den globalen Ausstoß von Klimagasen radikal zu vermindern, und um auf diesem Wege das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, ist eine grundlegende Veränderung des Wirtschaftssystems unerlässlich. Dieser Punkt muss auch in der Bildungsvermittlung stark gemacht werden. Hier sehen wir zwischen uns und der Klimabewegung End Fossil: Occupy! eine große Übereinstimmung.“ Stellungnahme der GEW Hesssen vom 6. Dezember 2022 (per Mail zugesandt)
      • End Fossil Fuel: Occupy! Frankfurt a/M fordert, dass alle Strafanzeigen fallen gelassen und Kanzler Fenster zur Rechenschaft gezogen wird
        „Wir denken: Klimaschutz und Klimagerechtigkeit sind keine Frage der Machbarkeit, sondern eine Frage der Prioritäten! Die Goethe Universität hat gestern ihre Position dazu mehr als deutlich gemacht. Statt die Chance des Austauschs zu nutzen ohne Rücksicht auf physische und psychische Folgen für Studierende,auf Eskalation und die Gewalt der Polizei gesetzt. Statt mit uns in einen ernsthaften Dialog über Forderungen zu treten, brach der Kanzler Albrecht Fester trotz unserer Kompromissbereitschaft die Verhandlungen ab und vermied die inhaltliche Debatte durch Konzentration auf die Raumfrage. Albrecht Fester muss für seine mutwillige Gefährdung von Studierenden durch die von ihm gerufene Polizei und für seine autoritäre Unterdrückung von friedlichem Protest zur Rechenschaft gezogen werden. Alle Strafanzeigen müssen fallen gelassen werden und die aktuelle Diffamierung unseres Protestes muss aufhören!“ Thread von End Fossil Fuel: Occupy! Frankfurt a/M vom 7. Dezember 2022 externer Link
    • Besetzung an der Uni Marburg wurde von Hochschulleitung respektiert
      An der Uni Marburg konnten die Aktivist:innen längere Zeit im Audimax bleiben, die Unileitung hat sogar Sympathien für die Besetzung bekundet. Im Gegensatz dazu lässt das Präsidium meiner alten Goethe Uni sofort gewaltsam räumen. Wie unsouverän.“ Tweet von Max Pichl vom 6. Dezember 2022 externer Link
    • Besetzung auch an der Uni Augsburg
    • In Österreich, Portugal u.a. gehen die Uni Besetzungen trotz Repressionen weiter
      • Uni Besetzungen von Barcelona bis Wien
        „Anfang November geschah in einem der ältesten Innenhöfe der Universität von Barcelona etwas Ungewöhnliches. Zelte wurden aufgebaut. Ein Banner wurde in einem steinernen Torbogen aufgehängt. Sieben Tage lang leiteten die Studierenden Workshops zum Aufbau von Bewegungen und zum politischen Kampf. Abends aßen, redeten und sangen sie gemeinsam. Die Studierenden hatten zwei klare Forderungen an ihre Universität: Sie sollten ihre Beziehungen zu den Unternehmen für fossile Brennstoffe kappen und ein Pflichtmodul zur Klimakrise einführen. (…) Die Studierenden blieben, und schon bald gab die Universität einer ihrer Forderungen nach. Ab 2024 wird die Universität von Barcelona als erste der Welt einen verpflichtenden Klimakurs für alle Studierenden anbieten. (…) Die Besetzer in Barcelona waren nicht allein. In den letzten Wochen haben Studierende auf der ganzen Welt – vor allem in Europa – ihre Schulen und Universitäten besetzt. In Lissabon blockierten Schüler:innen die Eingänge der Schulen und klebten sich an die Türen. In Wien besetzten Hunderte von Studierenden einen Hörsaal. In Granada kampierten Aktivist:innen in den Fluren. Hunderte von Studierenden an der Universität Wien besetzen einen Hörsaal. Hinter diesen Protesten steht End Fossil – eine internationale, von Jugendlichen geführte Koalition, die die fossile Wirtschaft zu Fall bringen will. Matilde Alvim, eine 21-jährige Studentin aus Lissabon und Mitbegründerin von End Fossil, erklärt, dass die Bewegung aus Frustration über die nachlassende Dynamik des „Schulstreiks für das Klima“ entstanden ist, der auf seinem Höhepunkt im Jahr 2019 Millionen von jungen Menschen auf die Straße brachte und den Zusammenbruch des Klimas auf die globale Tagesordnung setzte.(…) Gegen Ende des Jahres 2021 begannen Matilde und andere Streikende Gespräche darüber, wie sie „die Jugendbewegung radikalisieren“ könnten. Als Inspiration dienten ihnen radikale Jugendbewegungen in der Geschichte: die Studentenbesetzungen in Frankreich im Mai 1968, die Pinguin-Revolution in Chile 2006 und die Primavera Secundarista in Brasilien 2016, um nur einige zu nennen. End Fossil startete im März dieses Jahres und kündigte eine Welle von Besetzungen zwischen September und Dezember an. Während die Bewegung eine einheitliche Taktik verfolgte – die Besetzung von Schulen und Universitäten, bis zumindest einige ihrer Forderungen erfüllt sind – ermutigte sie die Studierenden, eigene Forderungen an ihre Universitäten aufzustellen, von der Ablehnung der Finanzierung durch Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, bis hin zur Forderung an die Regierung, die fossile Brennstoffindustrie in öffentliches Eigentum zu überführen. Aktivist:innen sehen eine Reihe von Vorteilen von Besetzungen gegenüber Streiks. Während die Strategie der Streiks im Wesentlichen darin bestand, „auf die Straße zu gehen und unsere Anführer anzuflehen, uns nicht zu töten“, besteht die Strategie der Besetzungen darin, „das normale Funktionieren der Gesellschaft zu stören“, wie es einer der Aktivisten ausdrückte. End Fossil hatte gehofft, in diesem Herbst zwischen 50 und 100 Besetzungen durchführen zu können. Doch während sie in einigen Ländern bedeutende Erfolge – oder zumindest ein hohes Maß an Störung – erzielten, ging es in anderen Ländern nicht so gut voran. In Großbritannien fanden nur zwei Besetzungen statt – eine an der Universität von Leeds, die andere in Cornwall – die beide weitgehend unbemerkt blieben. Hannah, eine 22-jährige Studentin in Leeds, und Ethan, ein 21-jähriger Student in Exeter, hörten im Sommer zum ersten Mal über Zoom von dem Plan für Besetzungen. Sie stellten jeweils eine kleine Gruppe von Besetzern zusammen – letzterer in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität Falmouth, mit der Exeter einen gemeinsamen Campus hat – und innerhalb weniger Monate waren sie bereit. Der Beginn der Besetzungen war relativ einfach. „Wir sind einfach mit all unseren Taschen und Masken in das Gebäude gegangen“, sagt Hannah. „Jemand lief zur unteren Tür und schloss sie ab, während wir die obere Tür blockierten. Sobald die Türen gesichert waren, luden die Studierenden aus Leeds andere ein, sich ihnen anzuschließen. Sowohl in Leeds als auch in Exeter fanden die Besetzerinnen und Besetzer die Unterstützung der Allgemeinheit. Über 100 Studierende nahmen an einer Kundgebung zur Unterstützung der Besetzung in Leeds teil, die auch von den örtlichen Gewerkschaften unterstützt wurde. In Exeter versuchten Studierende, sich am Sicherheitspersonal der Universität vorbeizudrängen, um sich der Besetzung anzuschließen. (…) „Die Besetzung hat einen echten Wandel auf dem Campus ausgelöst“, sagt Phil. Hannah spürt eine ähnliche Veränderung in Leeds: „Wir haben viele Leute außerhalb der Besetzung mobilisiert und haben eine wirklich gefestigte lokale Gruppe“, erklärt sie. „Wir haben jetzt eine Gemeinschaft von Leuten, die sich auch in vielen anderen Bereichen engagieren werden. Trotzdem haben nur zwei Universitäten in Großbritannien Besetzungen durchgeführt. Das liegt zweifellos zum Teil daran, dass die Eintrittsbarriere bei einer Besetzung höher ist als bei einem Streik – vor allem, weil ein Ausschluss und rechtliche Schritte drohen. „Es ist definitiv ein Schritt nach vorne im Bereich der jugendgeführten Klimaaktionen“, erklärt Ethan. „Man braucht ein wirklich starkes Team, um so einen Widerstand zu leisten…“ Artikel von Clare Hymer und Sam Knights vom 6. Dezember auf Novaramedia.com externer Link („Students Are Occupying Schools and Universities in Protest at Climate Chaos“)
      • In Portugal gab es Verhaftungen von vier Klimaaktivist:innen der Kunstfakultät, diese fordern vor am 9. Dezember vom Gericht die Entkriminalisierung von Klimaprotesten
        • „Am 11. November wurden vier FLUL-Studierende auf Anweisung des Direktors von der Polizei verhaftet, als sie friedlich die Fakultät für die #EndtoFossil blockierten. Sie lehnten die vorläufige Einstellung des Verfahrens ab und gehen nun vor Gericht, um zu zeigen, dass der Kampf für das Klima kein Verbrechen ist! Die Verhandlung ist für den 29. November um 14 Uhr auf dem Campus der Justiz (Oriente), Gebäude F. angesetzt, kommt vorbei“ Instagram-Post von Klimastreik Lissabon vom 20. November 2022 externer Link (pt.)
        • „Freitag: Gibt es eine Verhandlung, gibt es eine Versammlung vor der Tür! Am 9.Dezember um 9 Uhr! Bring deine Freund:innen mit! Lasst uns zusammenkommen, um während der 2. Gerichtsverhandlung der von der Polizei an der Kunstfakultät festgehaltenen Studierenden. Bring Vorräte, Pullover und Energie mit – und rechne mit einer einladenden Gruppe. Am 11. November wurde die Gruppe von Studierenden, die friedlich die Gänge der FLUL besetzte, auf Wunsch des Direktors Miguel Tamen von der Polizei angegriffen. Vier Aktivisten wurden verhaftet, weil sie den Befehl zum Verlassen des Geländes missachtet hatten – sie gingen das Risiko ein, die Front nicht zu verlassen, weil wir uns in einem Klimanotstand und einem Regierungsversagen befinden. Entweder die Regierung oder Herr Tamen, diejenigen, die daran arbeiten, uns in Gefahr zu bringen, bleiben. Ich und du müssen gemeinsam alles tun, was nötig ist, bis wir gewinnen, denn niemand wird kommen, um uns zu retten.(…) #You’re Not Alone (Du bist nicht allein). Die Geschichte ist auf unserer Seite…“ Instagram-Post von Klimastreik Lissabon vom 5. Dezember 2022 externer Link (pt.).
      • In Österreich wurden seit dem 16. November 2022 landesweit mehrere Hörsäle besetzt
        • „Seit dem 16. 11. besetzen Studis von Erde Brennt den Hörsaal C1 im Campus Uni Wien Hof 2, den HS 3 an der GEIWI in Innsbruck und den Unipark in Salzburg! Wir sagen: Warum für ein System lernen, das keine Zukunft hat? Gemeinsam kämpfen wir für soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit. Es braucht einen radikalen Systemwandel, in dem Profite und Konzerne nicht länger mehr wert sind als Menschen.“ Stellungnahme von Erdebrennt.at externer Link
        • Kolleg:innen aus dem Unterbau solidarisieren sich mit Besetzungen
          „Wir als Unterbau sind, als große Mehrheit der universitären Beschäftigten, von den prekären Bildungs- und Anstellungsverhältnissen direkt betroffen. Durch Kettenverträge und den § 109 der UG-Novelle ist ein Arbeiten im akademischen Bereich mit großen Hürden verbunden. Prekäre Bedingungen erschweren sowohl das Studieren als auch das Arbeiten an der Universität, und für viele Menschen verunmöglichen sie es. Deswegen ist es uns wichtig, mit Erde Brennt solidarisch für eine gerechte Universität mit Zukunft zu kämpfen. Dazu wird es auch Arbeitskampfmaßnahmen brauchen – von der Demo am 6.12. bis zu möglichen gemeinsamen Streikmaßnahmen im Bildungsbereich.“ Sebastian Kugler von Unterbau Uni Wien auf dem Instagram-Account von Erde brennt vom 7. Dezember 2022 externer Link
      • Weitere internationale Bewegungen, die sich an Besetzungen und #EndtoFossil beteiligen
  • [Ein Beispiel von vielen] Die Bewegung »End Fossil: Occupy« nimmt einen Hörsaal der TU ein, um Maßnahmen gegen die Klimakrise zu fordern
    „Seit einer Woche besetzt die Klimagerechtigkeitsgruppe »End Fossil: Occupy« einen Hörsaal der Technischen Universität Berlin. Die Aktivist*innen fordern von der TU, dass Forschungs- und Lehrinhalte mit Bezügen zur Klimakrise künftig auf eine sozial-ökologische Transformation ausgerichtet und interdisziplinäre Veranstaltungen zum Klima für alle Studiengänge verpflichtend werden. Zudem sollten Hürden abgebaut werden, die die Teilhabe von Studierenden aus nicht akademischen Haushalten oder Menschen mit Behinderung erschweren, zum Beispiel durch ein eigenes Gremium, das sich damit befasst. Darüber hinaus fordern die Besetzer*innen eine Verpflichtung der Universität zur Klimaneutralität bis 2030, Förderungen entsprechender Nachhaltigkeitsstrukturen sowie Transparenz über sämtliche Einnahmen und finanzielle Unabhängigkeit von fossilen Unternehmen. »Einerseits wollen wir durch unsere Forderungen auf die Entscheidungsträger*innen der Uni Druck ausüben. Andererseits ist es uns wichtig, diesen Ort als Raum für Vernetzung und Bildung zu nutzen«, erklärt die Initiative. (…) Die internationale Jugendbewegung »End Fossil: Occupy« hatte angekündigt, zwischen September und Dezember dieses Jahres weltweit Hunderte Schulen und Universitäten zu besetzen. Allein in Deutschland soll es in über 20 Städten Schul- und Uni-Besetzungen geben, die darauf abzielen, die fossile Wirtschaft zu beenden und Klimaneutralität zu erreichen. »Wir werden die Normalität stören, weil wir nicht länger so tun können, als wäre alles in Ordnung. Mit unseren Besetzungen werden wir beweisen, dass eine andere Welt möglich ist«, verkündet die Initiative. Konkret fordert die Bewegung eine Übergewinnsteuer für Energieträger und langfristig die Vergesellschaftung der Energieproduktion, für Berlin also die Übernahme des Fernwärmenetzes von Vattenfall durch das Land. Solarenergie solle ausgebaut werden, genauso wie Nahverkehr, Fuß- und Radwege-Infrastruktur. Es brauche ein 9-Euro-Ticket beziehungsweise perspektivisch einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Schließlich müsse Berlin bis 2030 klimaneutral werden.“ Artikel von Louisa Theresa Braun vom 23. November 2022 in Neues Deutschland online externer Link („Besetzung fürs Klima wird nachdrücklicher“)

  • Klimaproteste in Portugal: Besetzungen von Schulen und Unis führen zu ersten noch nicht zufriedenstellenden Ergebnissen
    • „… Die Tage der Besetzungen in Schulen und Hochschulen waren voller Aktivitäten: Vorträge, Verteilen von Flugblättern, kostenloses Mittag- und Abendessen für alle (in einigen Fällen mit veganen Gerichten), Ansprechen von Mitschüler:innen in Gemeinschaftsräumen, Unterbrechung des Unterrichts, um mitzuteilen, dass der Planet in Gefahr ist, und andere aufzurufen, sich ihnen anzuschließen, Vollversammlungen, um die nächsten Schritte der jeweiligen Besetzung zu entscheiden. Bisher haben die Schüler:innen und Studierenden der Bewegung End the Fossil: Occupy! in den Schulen mehr Menschen versammelt als in den Unis, aber es gibt noch weitere Siege zu verzeichnen. Am Instituto Superior Técnico (IST) ist es den Studierenden beispielsweise gelungen, den Präsidenten der Institution, Rogério Colaço, zu treffen, und sie haben bereits eine erste Garantie erhalten: Auf der Sitzung des Schulrats am kommenden Mittwoch wird die Entscheidung über eine mögliche Wiederaufnahme der Diskussion über den Strategieplan des IST auf der Tagesordnung stehen, um Umweltziele wie Energieeffizienz und Kohlenstoffneutralität aufzunehmen. Diese Empfehlungen, so die Studierenden, waren bereits im Projekt „Técnico Sustentável – Ambiente Sociedade Economia“ von Lehrkräften und Forschenden formuliert worden, wurden aber in den institutionellen Verpflichtungen des IST-Strategieplans nicht berücksichtigt. Trotz der Anerkennung, dass „dies wichtige Themen sind”, gab der IST-Präsident keine Garantien für Verpflichtungen in diesem Bereich, was die Studierenden unzufrieden macht. (…) Auch an der Fakultät für Sozial- und Geisteswissenschaften (FCSH) der Neuen Universität Lissabon führen die Verhandlungen der „ocupas“ mit der Leitung zu Ergebnissen, die die Studierenden nicht zufriedenstellen. Eine der Forderungen der Gruppe ist ‘die Beendigung der Verbindungen der Nova FCSH mit der Bank Santander, die in fossile Brennstoffe investiert’, aber die Antwort von Luís Baptista, dem Präsidenten der Fakultät, war, dass diese Partnerschaft die Vergabe von Stipendien an einige Studierende ermöglicht. Die Studentin Raquel Alcobia, eine der Organisatorinnen der Besetzung, sieht eine Möglichkeit, die Prinzipien der Klimagerechtigkeit in einem Übergangskontext in die Praxis umzusetzen: Um die Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht ungeschützt zu lassen, könnte die Hochschule entweder Druck auf den Sponsor ausüben oder schon jetzt nach anderen Partnern suchen, die die Finanzierung der Stipendien ermöglichen. (…) In der Kunstschule António Arroio, wo Dutzende von Studierenden in der Eingangshalle geschlafen haben und sich weiterhin versammeln, begann der zweite Tag des Streiks (…) Am Mittwochnachmittag findet ein Treffen zwischen den Sprechern der Bewegung und den Direktoren des António Arroio und Luís de Camões Gymnasiums statt, einer weiteren Lissabonner Schule, in der Dutzende von Schüler:innen wegen des Wetters kampieren müssen…” Artikel von Aline Flor vom 9. November 2022 im Público externer Link („Estudantes continuam ocupações pelo clima e já somam pequenas vitórias”)
    • Siehe dazu auch den Artikel von Mira Sydow vom 30. September 2022 in The Nation externer Link (“Around the World, Students Are Ready to Occupy Campuses for Climate Action”): „… ‚Die internationalistische Perspektive ist einer der unverzichtbaren Bestandteile sozialer Bewegungen und der Bewegung für Klimagerechtigkeit‘, sagt Matilde Alvim, eine 20-jährige Klimaorganisatorin und Studentin in Lissabon, Portugal. Alvim setzt sich seit ihrer Schulzeit für den Klimaschutz ein, als sie an den Fridays for Future teilnahm, einem internationalen Schulstreik, der von Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde. Zum Klimaaktivismus kam sie 2018, als Hunderte von Protestierenden gegen die Öl- und Gasförderung in Portugal demonstrierten. ‚[Mein Engagement] entwickelte sich von Ölbohrungen zu einer systemischen Perspektive. Was ist Klimagerechtigkeit, und was muss sich im System ändern?‘ sagt Alvim. Portugal ist ein kleines Land, aber seine Studierenden sollten nicht unterschätzt werden, wenn es um Klimagerechtigkeit geht, erklärt sie…”
  • Die Schul- und Unibesetzungen von End Fossil: Occupy! haben in ganz Europa begonnen!
    am 7. November, haben Schulen und Unis in ganz Europa mit der Besetzung von #EndFossil JETZT begonnen! 6 Schulen in Lissabon, Göttingen, Duisburg, Köln, Leeds und Barcelona behält seine Besetzung bei. Und es kommen noch mehr…“ Thread von End Fossil: Occupy! vom 7.11.22 externer Link
  • Siehe Aktualisierungen auf deren Twitter-Account externer Link und deren dt. Homepage externer Link  
  • siehe auch die internationale Aktionsseite externer Link
  • #EndFossil
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=205914
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