[Alemannenschule Wutöschingen] Geht Lernen auch ganz anders? Als seine Schule von der Schließung bedroht ist, probiert ein Rektor das einfach mal aus

Matthias Burchardt: Wider die neoliberale Zurichtung des Menschen„Wenn pünktliches Erscheinen ein Indikator für Lernbereitschaft ist, gehen die Schüler der Alemannenschule Wutöschingen glatt als superwillig durch. (…) Keine Klassenlehrer, keine Klassenarbeiten, kein Lehrer- und keine Klassenzimmer. Vieles, was man automatisch mit Schule verbindet, sucht man hier vergeblich (…) Die 650 Schüler und 70 Lehrer nutzen vielmehr iPads und eine digitale Lernplattform namens „DiLer“, die Lehrkräfte der Wutöschinger Schule in Eigenregie entwickelt haben, weil es keine entsprechende staatliche gab. Über DiLer kann jeder Schüler jederzeit einsehen, wo er steht, was er bereits erreicht hat und was noch vor ihm liegt. Das ist auch deswegen wichtig, weil Stoff in Wutöschingen nicht mehr in synchronem Frontalunterricht, sondern in altersübergreifenden Lerngemeinschaften vermittelt wird, und zwar in einer Geschwindigkeit, die jeder Schüler seinen Fähigkeiten entsprechend wählt. Den Erfolg prüfen die Lehrer statt in angstschweißtreibenden Klassenarbeiten durch sogenannte Gelingensnachweise, die nicht benotet, sondern lediglich als Mindest-, Fortgeschrittenen- oder Expertenstandard eingestuft werden. Bestnoten gibt es hingegen für das Wutöschinger Experiment. 2019 wurde die Dorfschule mit dem „Deutschen Schulpreis“ als eine der besten Lehranstalten hierzulande ausgezeichnet. (…) Der Ansatz: Eigeninitiative statt Fremdsteuerung. Spaß statt Stress. (…) Wenn Schule aber nicht mehr Pauken und Prüfen ist, was ist sie dann? Und wie ist es überhaupt möglich, dass eine staatliche Schule so komplett anders tickt als andere? Die Geschichte des Experiments ist ein Lehrstück über ungeahnte Freiheiten. Und darüber, dass dem Fortschritt häufig eine Krise vorausgeht…“ Bericht von Harald Willenbrock vom Januar 2020 bei brand eins externer Link

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