Durch Agenda 2030 „nach Lust und Laune rausschmeißen“: Reiches „Rezepte aus der neoliberalen Mottenkiste“
„… „Wir sollten auch darüber reden, ob wir mit der Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag nicht die falschen Anreize setzen“, sagte sie am Montag. Gewerkschaften reagieren verärgert – und empfehlen der Ministerin, mal ein Praktikum zu machen. (…) „Konkret will ich fragen, ob wir den gleichen Kündigungsschutz brauchen für hoch bezahlte Führungskräfte oder für die Pflegekraft.“ Lockere man den Kündigungsschutz, erhöhe das die Flexibilität im Arbeitsmarkt, argumentierte sie: Ein häufiger Arbeitsplatzwechsel führe meist zu „höheren Löhnen und wirtschaftlicher Dynamik“…“ Artikel von Lisa Gilz vom 12.11.2025 in der FR online
(„Durch Agenda 2030 „nach Lust und Laune rausschmeißen“: Reiche-Ideen erntet Empörung“) und mehr darüber:
- Reiche plädiert für Kündigungsschutz-Lockerung: Expertinnen warnen vor „Hire an Fire“ – „Schürt Ängste“
„… Die Debatte um eine Lockerung des Kündigungsschutzes in Deutschland nimmt Fahrt auf. Während Wirtschaftsministerin Katherina Reiche eine Lockerung des Kündigungsschutzes fordert
, formiert sich Widerstand von Sozialverbänden und Gewerkschaften. Expertinnen warnen vor dramatischen Folgen für Millionen von Beschäftigten. (…) Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), lehnt jegliche Lockerungen kategorisch ab. Gegenüber dem Münchner Merkur von Ippen.Media erklärt sie: „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit braucht es Sicherheit im Arbeitsleben. Ein geschwächter Kündigungsschutz würde vor allem Menschen in prekären Beschäftigungen treffen und damit soziale Ungleichheit verschärfen.“ Bislang ist eine Kündigung in vielen Fällen gar nicht erlaubt
.
Lockerung des Kündigungsschutzes: Expertin warnt vor „Hire an Fire“
Die SoVD-Chefin kritisiert scharf, dass wirtschaftliche Probleme einseitig auf dem Rücken der Arbeitnehmer gelöst werden sollen: „Es kann nicht sein, dass eine stagnierende Wirtschaft auf dem Rücken der Beschäftigten angeregt werden soll. Hier sind vielmehr jene in der Pflicht, die in der Vergangenheit hohe Gewinne eingefahren haben.“
Noch deutlicher wird Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes. Sie sieht in den Lockerungsplänen einen gefährlichen Kurs, wie sie gegenüber unserer Redaktion erklärt: „Wer in der Diskussion um Fachkräftemangel einerseits und Stellenabbau andererseits ernsthaft den Kündigungsschutz lockert, der spielt mit der Angst der Beschäftigten und will im Grunde mehr ‚Hire and Fire‘.“ Die Gewerkschafterin warnt eindringlich: „Den Kündigungsschutz zu rasieren sorgt nicht für Wachstum, sondern schürt Ängste.“ (…)
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, unterstützt hingegen Reiches Forderung nach einer Lockerung des Kündigungsschutzes…“ Artikel von Carmen Mörwald und Bjarne Kommnick vom 22. November 2025 in HNA online
- Rente später, Kündigungsschutz schwächer: Kritik an Reiches „Rezepten aus der neoliberalen Mottenkiste“
„Katherina Reiche (CDU) hat ihre „Agenda 2030“ präsentiert und dabei die Lockerung des Kündigungsschutzes, den Stopp der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag sowie eine spätere Rente angeregt. Widerstand regt sich nun von Gewerkschaftsseite. Anja Piel, Vorständin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) warnte vor massiven Einschnitten in Arbeitnehmerrechte und soziale Sicherungssysteme. Die Vorschläge der Bundeswirtschaftsministerin sehen unter anderem eine spätere Rente, Lockerungen beim Kündigungsschutz und Einschränkungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vor. „Weder begeistert man mit Rezepten aus der neoliberalen Mottenkiste Wähler, noch bringen sie das Land wirtschaftspolitisch nach vorn“, erklärte Piel der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media. Sie betonte, dass die Vorschläge zur einseitigen Belastung von Beschäftigten das Vertrauen in die Politik beschädigen würden, anstatt die notwendigen Schritte für eine zukunftsfähige Wirtschaft einzuleiten. (…)
Besonders kritisch äußerte sich die Gewerkschafterin zur geplanten Lockerung des Kündigungsschutzes. Dieser „entfesselt kein Wachstum, sondern würde bloß die Rechte der Arbeitnehmer:innen massiv schwächen“, erklärte Piel. Der „Kündigungsschutz ist nämlich keine Wirtschaftsbremse, sondern Grundlage für faire Arbeitsverhältnisse und soziale Sicherheit“, betonte Piel. Sie warnte davor, dass eine Aufweichung des Kündigungsschutzes Unsicherheit statt Wachstum schaffen würde…“ Artikel von Max Schäfer vom 12.11.2025 in der FR online
Siehe auch: US-Entlassungen: Wenn Menschenverachtung zur Normalität wird – und zum Vorbild in Deutschland?