Der Roboter, die Arbeitsplätze und die Grundbedürfnisse
„Bedroht der Roboter die Arbeitsplätze? Diese uralte Frage wird derzeit von konservativen Medien und Ökonomen neu gestellt. Mit bedrohlichem Unterton verweigert man sich der Antwort, die ganz einfach „Nein“ heißt. Auf der linken Seite des politischen Spektrums konstruiert man eine Welt, wo die moderne Technik helfen soll, die „Grundbedürfnisse“ zu befriedigen – aber auch das hat mit der Realität nichts zu tun. (…) Die Hoffnung, man könne auf die eine oder andere Weise die Arbeit vom Einkommen trennen (…), ist eine wirklich dumme Idee, eine Idee, die man nur dann haben kann, wenn man rein mikroökonomisch denkt. Das Einkommen in der Gesamtwirtschaft ist ja nur entstanden, weil die Güter, deren Produktion hinter dem Einkommen steht, nachgefragt wurden. Die konnten nur nachgefragt, weil die Einkommen hoch genug waren, um die Güter und Dienstleistungen zu kaufen, die von den Arbeitern in einem unauflöslichen Zusammenhang mit Maschinen produziert wurden. Dass immer mehr und immer bessere Maschinen eingesetzt werden, die noch mehr stumpfsinnige Arbeit (wie zum Beispiel bald Lastwagenfahren) endgültig überflüssig machen, ist gut, weil es den Verkehr sicherer macht und die Möglichkeit schafft, durch das steigende Einkommen für alle, das mit der Innovation verbunden ist, die ehemaligen Lastwagenfahrer sinnvoller zu beschäftigen. Doch so weit sind wir ja gar nicht, weil die Arbeitsproduktivität derzeit, wie in der oben erwähnten Artikelserie gezeigt, fast nicht steigt. Wenn die Masse der Beschäftigten wirklich keine höheren Einkommen mehr will, kann man auch (…) in ganz kleinen Schritten und bei Wahrung der Gesamtnachfrage die Arbeitszeit verkürzen. Das ist aber keine Lösung für das Roboterproblem, sondern nur eine Hilfslösung. Lösen kann man das Roboterproblem nur durch steigende Löhne oder dadurch, dass man auf Roboter und Automation verzichtet und die stumpfsinnigsten Arbeiten noch tausend Jahre weiter verrichtet. Meine einzige Hoffnung: Dereinst werden die Roboter das Roboter-Problem intellektuell lösen, der Mensch ist offenbar unfähig dazu.“ Diskussionsbeitrag von Heiner Flassbeck vom 9. September 2016 bei Maroskop