[TV] Wie Menschen abgehängt werden: Harte Arbeit – schlechter Lohn / Hart arbeiten, und dennoch Hartz IV

Niedriglohn: Habe Arbeit, brauche GeldIn Deutschland nehmen ungeschützte Beschäftigungsverhältnisse rasant zu. Millionen Menschen besitzen nur noch befristete Arbeitsverträge oder leben von Niedrigeinkommen. Viele erhalten nur Hungerlöhne, die vom Staat aufgestockt werden müssen. Unternehmen profitieren davon. Selbst Vorzeigebranchen unterlaufen gute Tariflöhne, zum Beispiel über Leiharbeit und Werkverträge. Dabei hat die Politik versprochen, den Missbrauch mit einem neuen Gesetz zu beenden. Der Film begleitet eine verzweifelte Leiharbeiterin, einen Billiglöhner in der Automobilindustrie und eine Solo-Selbständige. Sie versuchen mit ihren prekären Arbeitsverhältnissen über die Runden zu kommen. „betrifft“ analysiert eine Entwicklung, die die Gesellschaft spaltet.“ Ankündigung zum Film von Hermann Abmayr am 12.4. beim SWR nun mit dem Video externer Link und und ebenfalls am 12.4.2017 beim SWR: „Hart arbeiten, und dennoch Hartz IV“. SWR-Recherche zu Daimler-Leiharbeit von Hermann Abmayr externer Link und nun die Reaktionen auf die Beiträge:

  • Nach SWR-Doku über Daimler: Interviewter Leiharbeiter darf nicht zur Schicht bei Daimler Untertürkheim
    Der Leiharbeiter, der in einer SWR-Reportage seine Bezahlung beklagte, soll nicht mehr im Untertürkheimer Werk zur Schichtarbeit antreten. Unklar ist, ob Daimler oder das Verleihunternehmen den Ausschlag gab. Metallfacharbeiter Martin M., der seit fünf Jahren beim Daimler-Konzern im Werk Untertürkheim über ein Werkvertragsunternehmen gearbeitet hat, darf nach SWR-Informationen von Donnerstag ab sofort nicht mehr zur Nachtschicht antreten. Der Leiharbeiter hat sich in der SWR-Reportage von Hermann Abmayr über Dumpinglöhne beim Daimler-Konzern geäußert. (…) Laut M. bestellte ihn das Verleihunternehmen am Donnerstag ins Büro. Dort wurde ihm nach eigenen Angaben mit Verweis auf seinen Fernsehauftritt mitgeteilt, dass Daimler seinen Einsatz ab sofort nicht mehr wünsche. Er musste daraufhin auch seinen Betriebsausweis abgeben. Sein bestehender Vertrag läuft noch wenige Monate. Ob er verlängert wird, ist unklar. Daimler weist die Vorwürfe zurück, man wisse von nichts. Grundsätzlich sei der Konzern nicht für die Personaldisposition von Arbeitern mit Werkverträgen zuständig…“ Meldung vom 14.4.2017 beim SWR externer Link

    • Leiharbeiter darf wieder ins WerkNew
      Nach einer SWR-Doku über Arbeitsbedingungen bei Daimler bekam ein Leiharbeiter mitgeteilt, dass er nicht mehr arbeiten darf. Das löste Verwirrungen und Proteste aus – nun scheint es ein gutes Ende zu geben. (…) Am Dienstag wollte Martin M. wie vereinbart seine Arbeitsbekleidung zurückgeben und wurde dabei von einem SWR-Kamerateam und einem Daimler-Betriebsrat begleitet. Das Verleihunternehmen teilte ihm jedoch mit, dass er ab nächster Woche wieder bei Daimler eingesetzt werde und seine Arbeitskleidung behalten könne. Darüber hinaus würden ihm die ausgefallenen Arbeitstage bezahlt. Das Verleihunternehmen und Daimler bestätigten dies auf Nachfrage.“ SWR-Meldung vom 18.4.2017 externer Link
    • Siehe dazu ebd.: Skandalös: Leiharbeiter bei Daimler erhält nach SWR Reportage Arbeitsverbot. „… Daimler erklärte, die Entlassung nicht angeordnet zu haben. Welch ein Hohn, wollte doch Daimler auch gegen die letzte SWR Reportage juristisch vorgehen. Vergebens.  Wir der “ Verein der Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonfernz Sindelfingen e.V.“ protestieren aufs energischte gegen die Entlassung des Kollegen. Wir fordern die Festanstellung des Kollegen bei Daimler.  Wir fordern die Festanstellung aller Leiharbeiterkollegen bzw. Werkvertrags Kollegen.“ Leserbrief des IAC Sindelfingen, auch im Betrieb verbreitet
    • Hartz IV und Daimler – 2017 und schon 2013. Eine never ending story?
      Woran erinnert das nur? Hart arbeiten, und dennoch Hartz IV: »2016 war für Daimler das beste Jahr  der Konzerngeschichte. Dazu beigetragen haben auch viele Leih- und Werkvertragsarbeiter. Einige von ihnen, so SWR-Recherchen, verdienen so wenig, dass sie auf Hartz IV-Zuzahlungen angewiesen sind.« Das konnte man heute Abend im SWR-Fernsehen wieder einmal studieren, in der Reportage Harte Arbeit – schlechter Lohn. Nun wird der eine oder andere sagen – war da nicht mal genau die gleiche Schlagzeile und ein entsprechender Bericht (und damals unter Beteiligung meiner Wenigkeit)? Genau. Im Jahr 2013. In der ARD-Doku Hungerlohn am Fließband – Wie Tarife bei Daimler Benz ausgehebelt werden. Und dass man das kann, ist den Gerichten zu verdanken, denn Daimler hat jahrelang gegen den SWR prozessiert, um die Doku aus dem Verkehr zu ziehen. Aber trotz der vielen teuren Anwälte ist der Konzern gescheitert…“ Beitrag vom  12. April 2017 von und bei Stefan Sell externer Link
  • Gesetz zur Leiharbeit gehört nachgebessert. SWR-Dokumentation über prekäre Arbeit zeigt erschreckende Missstände auf
    Der SWR hat gestern Abend die Dokumentation „betrifft: Harte Arbeit – schlechter Lohn. Wie Menschen abgehängt werden“ ausgestrahlt. Sie zeigt erschreckende Missstände bei Leiharbeit, Werkverträgen und Soloselbstständigkeit auf. Dazu der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann: „Das Gesetz zur Regulierung der Leiharbeit ist noch nicht einmal zwei Wochen in Kraft. Doch schon jetzt steht zu befürchten, dass es für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine wesentlichen Verbesserungen bringen wird. Im Gegenteil. Es drängt sich der Verdacht auf, dass das Gesetz löchrig wie ein Schweizer Käse ist. Die Beschäftigten sind unter Umständen sogar noch weniger geschützt als zuvor. Menschen dürfen nicht wie Waren von einer miserablen Beschäftigung zur nächsten geschoben werden. Hier gehört dringend nachgebessert.“ Der DGB hatte stets kritisiert, dass die neuen Regelungen von den Arbeitgebern leicht umgangen werden können…“ PM vom 13.04.2017 von und beim DGB-Bezirk Baden-Württemberg externer Link – darin auch: „… Wie die Dokumentation ebenfalls zeigt, greifen die Regelungen zur gleichen Bezahlung nicht wirklich. Die Entgeltlücke kann bis zu einem Drittel betragen…“ – ach nee…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=114495
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