WSI-Gleichstellungsreport 2021: Frauen tragen die Hauptlast der Krise

Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit 2016 am 14. Oktober„Haushalt, Home-Schooling oder andere familiäre Verpflichtungen: Die Hauptlast der Sorgearbeit in der Corona-Pandemie wird von Frauen geleistet. Der WSI-Gleichstellungsreport externer Link zeigt, dass die Politik dringend gefordert ist, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Corona-Krise zu sichern und auszubauen. (…) Die institutionelle Kinderbetreuung soll ausgebaut und besser ausgestattet werden. Das gewährleist auch mehr Stabilität in Krisen. Förderung betrieblicher Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Loslösen des Kurzarbeitergelds und des Arbeitslosengelds von der Steuerklasse III/V(…) Aufwertung der sozialen Dienstleistungsberufe. Langfristig Maßnahmen für mehr Gleichstellung: Reform des Ehegattensplittings(…) Eine mögliche Reform des Ehegattensplittings könnte die Abschaffung der Steuerklasse V sein, sodass Ehepaare auf die bestehende Alternative IV/IV oder das Faktorverfahren zurückgreifen. Ausbau der Partnermonate des Elterngeldes: Zur langfristigen Förderung der egalitären Aufteilung der Kinderbetreuung sollten die Partnermonate von 2 auf 4 und langfristig auf 6 Monate erhöht werden. Ausbau der 30-Stunden-Woche: Mit der Förderung der 30-Stunden-Woche könnte ein Abbau von Arbeitsplätzen verhindert und gleichzeitig die Gleichstellung zwischen Frau und Mann gefördert werden.“ DGB-Themenbeitrag vom 1. März 2021 externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Corona und Gleichstellung: Neue Studie beleuchtet Wirkung auf Gender Pay Gap, Arbeitszeiten und Aufteilung von Sorgearbeit
    „Die Corona-Krise stellt erwerbstätige Frauen und Männer zum Teil vor die gleichen Herausforderungen, teilweise sind sie aber auch unterschiedlich von den Folgen der Pandemie betroffen. Dadurch dürften sich bei der Datenlage zur Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland für das Corona-Jahr 2020 ambivalente Muster ergeben: Scheinbare kurzfristige Fortschritte beim Gender Pay Gap treffen auf möglicherweise dauerhafte Verschlechterungen der Arbeitszeit-Situation von erwerbstätigen Frauen. In einigen Familien verfestigt sich die traditionelle Verteilung der unbezahlten Kinderbetreuung, in anderen eröffnen sich aber auch neue Chancen für eine fairere Aufteilung. Das ergibt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März beleuchtet sie neueste geschlechtsspezifische Trends bei Einkommen, Erwerbsarbeitszeiten und dem Anteil an unbezahlter Sorgearbeit. So finden die WSI-Forscherinnen Dr. Yvonne Lott und Dr. Aline Zucco erste Indizien dafür, dass der Gender Pay Gap, also der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen, durch die Krise etwas kleiner geworden sein könnte. Das hat allerdings wenig mit Verbesserungen bei den Fraueneinkommen zu tun, sondern damit, dass in der ersten Welle der Pandemie mehr Männer als Frauen arbeitslos geworden sind und in Kurzarbeit arbeiten mussten, weshalb Männer-Einkommen im Mittel stärker unter Druck geraten sind. Dieser Effekt könnte sich zudem mittlerweile umkehren, zumindest war die Arbeitsmarktentwicklung für Frauen im Januar 2021 schlechter als bei Männern. Außerdem erhalten verheiratete Frauen durch das Ehegattensplitting bei Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit häufig niedrigere Sozialleistungen, was ihre Einkommen schmälert. Gleichzeitig nimmt der Rückstand von Frauen bei der durchschnittlichen Erwerbsarbeitszeit (Gender Time Gap) Pandemie-bedingt zu, auch weil vor allem Mütter ihre Arbeitszeit im Job reduzieren, um bei geschlossenen Schulen und Kitas Kinder zu betreuen. Es besteht die Gefahr, dass ein Teil dieser Arbeitszeitreduzierungen auch nach Ende der akuten Krise nicht zurückgenommen werden kann, falls Arbeitgeber an einer Aufstockung der Arbeitszeit kein Interesse haben. Die Corona-Krise offenbart neben solchen Risiken aber auch ein Potenzial für mehr Geschlechtergleichheit: Während sich bei rund 75 Prozent der Familien die (meist vorwiegend von den Frauen übernommene) Verteilung der Kinderbetreuung während des Jahres 2020 nicht veränderte und sich in manchen Familien die traditionelle Arbeitsteilung zumindest zeitweise vertiefte, haben innerhalb der letzten 12 Monate auch etliche Väter durch kürzere Arbeitszeiten oder Homeoffice mehr Zeit mit Sorgearbeit verbracht. „In der Gesamtschau spricht vieles dafür, dass sich die bereits vor der Krise existierenden Ungleichheitsstrukturen in der Krise verschärfen und damit auch langfristig zu einer wachsenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern führen könnten, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird“, fasst Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, die aktuellen Trends zusammen. Dafür macht die neue Studie Vorschläge, die von Verbesserungen bei der Kinderbetreuung über Reformen der Ehegattenbesteuerung bis zu neuen Modellen verkürzter Vollzeit reichen. Denn: „Gleichzeitig können wir durch die Erfahrungen der Krise lernen, welche Faktoren eine egalitäre Verteilung der Sorgearbeit ermöglichen: mehr Arbeit im Homeoffice und ein geringeres Arbeitszeitvolumen sind wichtige Säulen einer gerechteren Geschlechterordnung“, so Kohlrausch…“ Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 1. März 2021 externer Link  zum 28-seitigen WSI-Report Nr. 64 von Aline Zucco und Yvonne Lott externer Link : „Stand der Gleichstellung – Ein Jahr mit Corona“ vom März 2021
  • Corona festigt Patriarchat. Pandemie verstärkt bestehende Ungleichheit. Krisenentscheidungen verstetigen ungerechte Geschlechterpolitik
    Sowohl die Coronapandemie an sich als auch der politische Umgang mit dieser Krise trifft Frauen besonders hart. Das stimmt weltweit und kommt in Ländern des globalen Südens noch schwerer zum Tragen. Aber auch in einem angeblich gleichberechtigten Land wie der BRD sind die Konsequenzen der Pandemie für die Geschlechterpolitik unübersehbar. Zum einen verstärken Krisen bestehende Ungleichheiten, zum anderen leisten Frauen einen Großteil der bezahlten und unbezahlten Sorgearbeit, der in einer solchen Gesundheitskrise eine besondere Bedeutung zukommt. Frauen haben schon vor der Pandemie 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit aufgewendet als Männer. Das geht aus dem 2. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hervor, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2019 vorgestellt hat. Alleine bezogen auf die sogenannte direkte Sorgearbeit, wie Kindererziehung oder die Pflege naher Angehöriger, ist es nach Angaben des BMFSFJ sogar doppelt soviel Zeit, die Frauen investieren. Und die Werte haben sich in der Pandemie noch mehr zu Ungunsten der Frauen verschoben…“ Artikel von Claudia Wrobel in der Beilage der jW vom 24.02.2021 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187175
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