Erschütterungen im Betrieb: Was die Coronakrise in der Arbeitswelt anrichtet

Dossier

Warnung vor Arbeitsvertragsänderung wg Corona„… Es ist nicht alles Corona, was gegenwärtig die krisenhaften Entwicklungsdynamiken im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben prägt. Die Pandemie wird genutzt, um tiefer greifende Veränderungen interessenpolitisch aus Sicht der Unternehmen zu bearbeiten. Restrukturierung von Kapitalismus und Neubearbeitung von Kräfteverhältnissen stehen auf der Tagesordnung. (…) Es werden Restrukturierungsprogramme intensiviert, die mit Umschichtungen im Personalbestand einhergehen. Fachkräfte in IT, Software, Forschung und Entwicklung, Elektroniker und Techniker werden verstärkt nachgefragt, um die Digitalisierungsprozesse in den Unternehmen voranzutreiben oder betriebliche Abläufe den politischen Anforderungen des Klimawandels anzupassen. (…) In der Coronakrise wurden sicher keine Fortschritte in Sachen Demokratisierung erreicht, aber es wurden zum Teil erfolgreiche Abwehrkämpfe zur Sicherung der Mitbestimmung als Gegenmachtressource geführt. (…) Aber unsere Befunde sind ambivalent: Digitale Kommunikation kann auch Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit ergänzen und unterstützen, und sie kann auch neue Chancen für eine aktivierende, beteiligungsorientierte Interessenpolitik ermöglichen…“ Vorabdruck in der jungen Welt vom 8. März 2021 externer Link aus „Coronakrise im Betrieb. Empirische Erfahrungen aus Industrie und Dienstleistungen“ von Richard Detje und Dieter Sauer, VSA-Verlag, Hamburg 2021. Siehe dazu:

  • Jahrbuch Gute Arbeit 2022: Arbeitspolitik nach Corona – Probleme, Konflikte, Perspektiven New
    Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Trotzdem machen es die Verhältnisse in Deutschland notwendig, jetzt schon den Blick auf die Zeit »nach Corona« zu richten – und, im Fall dieses Buches, auf die Arbeitspolitik dieser Zukunft. Von ihr werden die Konturen der Arbeitswelt nach der Krise maßgeblich bestimmt werden. Alle sozialen und politischen Akteure sind gefordert, »die ›Zeit danach‹ vorzudenken und sich politisch zu positionieren«, schreibt Mitherausgeber Hans-Jürgen Urban im ersten Beitrag dieses Buches. Und darum geht es bei allen 22 Beiträgen in diesem neuen »Jahrbuch« Gute Arbeit. Um den richtigen Weg in die Zukunft muss jetzt gestritten werden, und die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Darüber ist zu diskutieren.
    Die Koalitionen der vergangenen Jahre haben einen Berg ungelöster Probleme hinterlassen, viele haben sie erst geschaffen. (…) Die Pandemie-Krise und die Krisenpolitik blieben, so Urban, »in den Verhältnissen des Gegenwartskapitalismus befangen«. Seine Kritik: Das Krisenmanagement wurde dominiert von der Idee, die lästige Unterbrechung möglichst bald zu beenden und »zum Gewohnten«, zur alten Normalität zurückzukehren. Es war eine »Krisen-Politik ohne Pfadwechsel«. Die Arbeitgeberverbände holten alte Konzepte der Deregulierung und Flexibilisierung aus der Schublade und setzten noch eins drauf. Die Politik versprach die »Entfesselung der Wirtschaft«. Die enormen Kosten der Krise und der ökologischen Transformation sollten die Beschäftigten tragen. (…) Öffentliche Daseinsvorsorge hat sich als systemrelevant erwiesen, soll aber offenbar weiter unterbezahlt und weiter im Würgegriff der Privatisierung bleiben. Was die Gesellschaft in der Krise zusammengehalten hat, war die Arbeit. Gerade sie soll aber offenbar nicht die Anerkennung erhalten, die ihr gebührt. Für Gute Arbeit bleibt in der »neuen Normalität« nur dann Platz, wenn er erstritten wird. Eine Arbeitspolitik, die das verstanden hat, muss auf mehr Ökologie zielen, auf mehr soziale Gerechtigkeit, auf gute Arbeitsplätze und mehr humane Arbeitsgestaltung, auf mehr Demokratie in der Arbeit. Das sind die Themen der Beiträge dieses Buches. (…) Unser Fazit lautet: Die Beiträge dieses Buches zeigen es deutlich, dass zahlreiche strukturelle Probleme des neoliberal geprägten Gegenwartskapitalismus seit Langem bekannt sind, durch die Pandemie-Krise aber auf ganz neue Weise offenkundig geworden sind. Jetzt geht es darum, wie Hans-Jürgen Urban schreibt, die Weichen »in Richtung einer Ökologisierung von Produktion, Verteilung und Konsum« zu stellen, »ein neues Politikparadigma« durchzusetzen, »das den dominierenden Notfall-Pragmatismus überwindet und die Weichen in Richtung einer öko-sozialen Transformation stellt.« Ein solcher radikaler Reformismus will die notwendige »Systemtransformation nicht verabschieden, aber er kann und will nicht auf sie warten.« Die Zeit drängt. Die Debatten darüber müssen jetzt geführt werden. Dazu wollen die Beiträge dieses Buches beitragen.“ Einleitung von Nadine Müller, Klaus Pickshaus, Jürgen Reusch, Christoph Schmitz und Hans-Jürgen Urban externer Link zum Jahrbuch Gute Arbeit 2022, das Mitte Dezember 2021 ausgeliefert wird, zum Rabattpreis von 9.80 Euro bestellbar externer Link
  • DGB-Index Gute Arbeit: Unter erschwerten Bedingungen – Corona und die Arbeitswelt 
    „Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt rasch und umfassend verändert. Wie sie sich auf die Beschäftigten auswirkt hat mit der Art ihrer Tätigkeit, ihrem Arbeitsort und auch mit ihrer Qualifizierung zu tun. Der aktuelle DGB-Index Gute Arbeit zeigt: Der neue Digitalisierungsschub bedeutet sogar eine Arbeitserleichterung für einige Beschäftigte. Für die meisten bedeutet er aber zusätzliche Belastung. (…) Je nach Arbeitsort fühlen sich die Beschäftigten vor einer Ansteckung mit Corona besser oder schlechter geschützt. Ein Viertel der Beschäftigten ging im vergangenen Jahr mit dem Gefühl zur Arbeit, dort nur schlecht vor einer Infektion mit dem Virus geschützt zu sein. Wer die Möglichkeit hat von zu Hause zu arbeiten, fühlt sich deutlich sicherer. (…) Der Einsatz von digitalen Endgeräten, neuen Tools zur Zusammenarbeit oder speziellen Apps prägt das letzte Jahr. Was bei einigen Beschäftigten schon längst Alltag ist, kann in anderen Bereichen jedoch erst langsam aufgeholt werden. Insbesondere der Wechsel zur digitalen Kommunikation bedeutet vielfach eine Belastungszunahme. (…) Jede*r dritte Befragte arbeitete im ersten Halbjahr 2021 (sehr) häufig von zu Hause. Für mehr als die Hälfte war dies erst seit Pandemiebeginn der Fall. Wie gut die Arbeitssituation im Homeoffice ist, hängt auch von den räumlichen Gegebenheiten ab, der Größe der Wohnung und der Verfügbarkeit eines Arbeitszimmers. 43 Prozent der Befragten stand kein separater Raum zur Verfügung. Hier musste die Arbeit im Wohn-, Schlaf- oder Essbereich erledigt werden…“ DGB-Themenbericht vom 30. November 2021 externer Link
  • Die Maschine muss laufen – Corona und die Arbeitswelt 
    Was wir mit Blick auf das vergangene Jahr hinnehmen mussten und womit viele zu Kämpfen hatten, sind die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt. Viele Menschen, aber noch lange nicht alle arbeiten im Homeoffice oder bekommen Kurzarbeitergeld, manche haben ihren Job ganz verloren. Gleichzeitig sind viele Angestellte in sogenannten systemrelevanten Arbeitsfeldern der stetigen Gefahr der Ansteckung an ihren Arbeitsplätzen ausgesetzt und arbeiten zudem an ihrer Belastungsgrenze. Studien haben außerdem gezeigt, dass die Schere zwischen arm und reich in Deutschland größer geworden ist und dass eine Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse stattgefunden hat, denn Kitas und Schulen mussten schließen und so kehrten viele Frauen wieder zurück in die häusliche Sphäre und übernahmen Haushalt und Kinderbetreuung. Über den Wandel der Arbeitswelt in Zeiten von Corona haben wir mit der Arbeitssoziologin Nicole Mayer-Ahuja gesprochen.“ Interview vom 6. April 2021 bei Radio Corax externer Link Audio Datei
  • Siehe auch unser Dossier: Coronavirus: Was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt wissen sollten – und brauchen und (IG Metall zu) Gesundheitsschutz und Corona: „Arbeitgeber und Betriebsärzte schützen Beschäftigte zu wenig“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187531
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