[Schon wieder] Polizeigewalt in Delmenhorst: Versehentlich beim Schlagen gefilmt

Stoppt Polizeigewalt„Alle, die der Nutzung von Bodycams kritisch gegenüber stehen, hätten die Vorkommnisse der letzten Woche in Delmenhorst wohl für unwahrscheinlich gehalten: Ein Polizist hat sich – mutmaßlich aus Versehen – selbst dabei gefilmt, wie er einen alkoholisierten, suizidalen 41-Jährigen zweimal mit dem Kopf gegen die Wand der Gewahrsamszelle schlug. Einmal, als er diesen in die Zelle stieß. Ein anderes Mal, weil dieser seine Hose nicht ausziehen wollte. Dabei waren auch der Vorgesetzte und der Streifenpartner des 28-Jährigen anwesend. So schreibt es die Polizei Oldenburg in einer Pressemitteilung vom 2. Juni. Aufgefallen sei das bei einer Sichtung durch einen weiteren Beamten. Der habe den Vorfall gemeldet. Nun laufen Disziplinarverfahren gegen die Beteiligten. Der 28-Jährige, der seinen Gewaltexzess filmte, ist suspendiert. Außerdem wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Der Vorgesetzte wurde intern versetzt. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass es zu Ungereimtheiten auf dem Delmenhorster Revier kommt und der Verdacht im Raum steht, Polizeibeamte der Inspektion könnten übermäßig Gewalt anwenden…“ Artikel von Michael Trammer vom 10. Juni 2022 in der taz online externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Michael Trammer vom 10. Juni 2022 in der taz online externer Link: „… In den letzten drei Jahren wurden hier laut Pressestelle der Polizei Oldenburg bereits neun Verfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt geführt. (…) Im März vergangenen Jahres starb zudem der 19-jährige jesidische Geflüchtete Qosay Khalaf nach Polizeigewahrsam in Delmenhorst. Weil er Cannabis rauchte, wollten Beamte ihn im örtlichen Wollepark kontrollieren. Als er wegrannte, kam es zur Konfrontation. Die Polizisten setzten Pfefferspray ein. Ein Augenzeuge beschrieb der taz, dass ein Beamter auf Khalafs Oberkörper gekniet habe. Der habe sich beschwert, er bekomme keine Luft und brauche Wasser. Geholfen habe ihm niemand – auch nicht der hinzugezogene Rettungsdienst. In der Zelle soll Khalaf dann kollabiert und in ein Krankenhaus gebracht worden sein, wo er verstarb. (…) Gründe, um in Delmenhorst ordentlich zu ermitteln, gibt es eigentlich genügend: So posiert etwa ein Beamter des Reviers im Weser-Kurier mit einem extrem rechten „Punisher Skull“- Patch, das in rechten Polizeikreisen für die Unantastbarkeit der Exekutive steht. Außerdem sagte er bei einem Selbstverteidigungskurs, den er für Einsatzkräfte gab, er wolle kein Freiwild in Uniform sein. Immer wieder berichteten außerdem Anwohner*innen des Wolleparks in Delmenhorst der taz, dass es zu anlasslosen Kontrollen käme, die rassistisch motiviert seien. Sükrü C. sagte etwa der taz: „Manche Beamte reagieren anders, mit viel mehr Emotionen, mit viel mehr Hass.“ Weitere Anwohner*innen berichteten der taz, auch sie hätten Gewalterfahrungen in der Gewahrsamszelle gemacht. Belegen ließen sich solche Behauptungen bis zum 2. Juni nicht. Die Zellen sind zwar mit einer Live-Videoübertragung ausgestattet, aufgezeichnet werden dürften diese jedoch nicht, so die Staatsanwaltschaft Oldenburg auf Anfrage.“

Siehe auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=201685
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