Skandalöses und menschenverachtendes Frontex-Kinderbuch: Oh, wie schön ist Abschiebung

Frontex-Kinderbuch „Mein Leitfaden zur Rückkehr“ (Quelle: Netzpolitik.org)Ein buntes Abenteuer und ein spannender Start in ein neues Leben. So verkauft die EU-Grenzagentur Frontex Kindern und Jugendlichen ihre Abschiebung in einer perfiden Broschüre. Wen es da nicht schüttelt vor Abscheu, der hat kein Herz. Unter dem Titel „Mein Leitfaden zur Rückkehr“ externer Link hat die EU-Grenzschutzagentur Frontex im Jahr 2023 eine Broschüre veröffentlicht, die Kinder und Jugendliche auf ihre Abschiebung vorbereiten soll. Die Publikation ist bis gestern externer Link einer großen Öffentlichkeit unbekannt geblieben. Das verwundert. Denn sie ist ein zynisches Machwerk der Menschenverachtung. In euphemistischen Worten und in vermeintlich kindgerechter Sprache verniedlicht sie das Herausreißen Minderjähriger aus ihrem Leben – in illustrierter Ratgeberform. Es ist ein Buch voller unschuldig lächelnder, tatsächlich aber eiskalter Pseudo-Menschenfreundlichkeit, in der die traumatisierende Abschiebung als Abenteuer und Chance auf einen Neuanfang verkauft wird. Abschiebung – aber voll nice, voll bunt, voll kinderfreundlich. Sogar die UN-Kinderrechtskonvention wird im Heft präsentiert. Denn Du sollst ja Deine Rechte kennen…“ Kommentar von Markus Reuter vom 13.06.2025 in Netzpolitik externer Link („Frontex-Kinderbuch: Oh, wie schön ist Abschiebung“)

  • »Leitfaden zur Rückkehr«: Frontex verteidigt umstrittene Abschiebungsbroschüre. EU-Grenzagentur will Kindern »weniger angsteinflößendes« Erlebnis bieten New
    „Frontex will mit ihrer umstrittenen Broschüre »Mein Leitfaden zur Rückkehr« Minderjährige bei Abschiebungen unterstützen. »Wir entscheiden nicht, wer zurückgeführt wird. Aber wir haben die Möglichkeit und die Verantwortung, dieses Erlebnis für ein Kind weniger angsteinflößend zu gestalten«, schreibt die EU-Grenzagentur in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linke-Abgeordneten Özlem Demirel zu der heftig kritisierten Publikation. Die 169 Seiten umfassende Broschüre richtet sich in drei Versionen an Kinder, Jugendliche sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie war vor einem Monat durch ein Posting des Hessischen Flüchtlingsrates bekannt geworden und hatte im Internet für Empörung gesorgt. Kritiker*innen werfen Frontex vor, mit kindgerechter Sprache und bunten Bildern die Zwangsmaßnahme der Abschiebung zu verharmlosen. Statt »Abschiebung« offen zu benennen, spricht die Publikation immer von »Rückführungen« und beschreibt euphemistisch, Kinder würden anschließend »im Heimatland der Familie leben«. Auf diese »große Veränderung« könnten die Kleinen »gespannt« sein. Ein Bildchen einer Person mit Handschellen wird in der Broschüre erklärt mit: »So sind er und die anderen sicher.« Von der Broschüre wurden nach Angaben von Frontex über 35 000 Exemplare in 15 Sprachen gedruckt, darunter Arabisch, Farsi, Albanisch, Kurdisch und Tamil. Die Gesamtkosten für Design, Übersetzung, Korrektur, Druck, Lagerung und Verteilung beliefen sich bislang auf rund 74 000 Euro. Der Druck erfolgte vor zwei Jahren über das Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union. Nach Angaben von Frontex wurde die Broschüre »in enger Zusammenarbeit« mit Kinderschutzexperten, Psychologen und Migrationsfachleuten entwickelt. Sie verwende bewusst »einfache Sprache und vertraute Bilder«, da Kinder in Stresssituationen darauf ansprechen würden. Dieser Ansatz sei mit Beiträgen von Kinderrechtsexperten entwickelt worden, »die verstehen, wie Kinder Traumata erleben und wie man am besten mit ihnen in Momenten des Umbruchs kommuniziert«. »Die Rechtfertigung von Frontex ist genauso ekelhaft wie ihr Abschiebe-Kinderbuch selbst«, sagt dazu die Fragestellerin Özlem Demirel zu »nd«. Es sei äußerst fraglich, welche Kinderschutzexperten sie dazu konsultiert haben will: »Denn diese sind sich gewöhnlich einig darin, dass Abschiebungen nicht mit Kinderrechten vereinbar sind«. Kindern zu sagen, dass die Gewalt und das Trauma, das ihnen zugefügt wird, ihrer Sicherheit dienen, hält die Linke-Politikerin für eine »perfide Indoktrination«…“ Artikel von Matthias Monroy vom 25. Juli 2025 in Neues Deutschland online externer Link
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