Polizei erschiesst Sudanesen in einem Geflüchtetenheim in Harsefeld bei Hamburg

Stoppt Polizeigewalt„Am Sonntagabend wurde ein 40-jähriger Mann aus dem Sudan in einem Geflüchtetenheim in Harsefeld von der Polizei erschossen. (…) Im Verlaufe des Sonntags soll der Mann bereits andere bedroht haben, vor dem Einsatz am Abend sei die Polizei am Sonntag bereits zwei Mal in die Unterkunft gerufen worden. (…) Im Verlauf des Einsatzes soll der Mann die Beamten mit einem Messer angegriffen haben, daraufhin gaben diese mehrere Schüsse ab. Nach dem Einsatz erlag der Geflüchtete im Krankenhaus Stade seinen Verletzungen. (…) Im Landkreis Stade ist das bereits der zweite Vorfall innerhalb von zwei Jahren, bei dem ein Geflüchteter im Zuge eines Polizeieinsatzes ums Leben gekommen ist. Vor zwei Jahren wurde in Bützfleth ein 19-Jähriger erschossen. Diese Parallelen drängten sich auch der Staatswaltschaft nach dem Polizeieinsatz auf…“ Meldung vom 6. Oktober 2021 bei Perspektive online externer Link („Mann in Geflüchtetenunterkunft von Polizei erschossen“), siehe dazu:

  • Einsatz im Flüchtlingsheim: 13 Schüsse gegen Asylbewerber laut Generalstaatsanwaltschaft Notwehr New
    Bei einem Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft hatten vier Polizisten 13 Mal auf einen Sudanesen geschossen und ihn getötet. Der Generalstaatsanwaltschaft bestätigt jetzt die Einstellung des Verfahrens gegen die Beamten. Sie hätten in Notwehr und Nothilfe gehandelt. Rund neun Monate nach den tödlichen Schüssen auf einen Asylbewerber in Harsfeld bei Hamburg ist ein Ermittlungsverfahren gegen vier Polizeibeamte eingestellt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle bestätigte am Donnerstag eine entsprechende Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Stade externer Link. Hintergrund des Verfahrens ist ein Polizeieinsatz mit Schusswaffengebrauch in einer Flüchtlingsunterkunft am 3. Oktober des vergangenen Jahres. Bei dem Einsatz starb ein 20-jähriger Asylsuchender aus dem Sudan. Mit der Bewertung der Generalstaatsanwaltschaft in Celle, nach der die Stader Entscheidung „der Rechts- und Sachlage entspricht“, blieb die Beschwerde eines Angehörigen des jungen Mannes erfolglos.  (…) „Rechtlich sind alle Schüsse für die angegriffenen Polizeibeamten als Notwehr und für einen aus der angrenzenden Küche schießenden Polizeibeamten als sogenannte Nothilfe gerechtfertigt gewesen“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Es sei den Polizeibeamten in der konkreten Situation nicht zuzumuten gewesen, den Angriff auf eine andere Weise abzuwehren…“ Meldung vom 09.07.2022 im Migazin externer Link
  • Polizeieinsatz in Geflüchtetenunterkunft: Statt Hilfe kam der Todesschuss – Demo am 23. Oktober in Stade 
    Neun Geflüchtete teilten sich ein Haus im Landkreis Stade. Als einer in einer psychischen Notsituation ist, wird er von der Polizei erschossen. (…) „Seit das passiert ist, kann ich nachts nicht mehr in Ruhe schlafen, das kommt immer wieder hoch“, erinnert sich Tayeb Yousif*. Mehrere Jahre wohnte er mit Ibrahim zusammen. Drei Mal riefen er und seine Mitbewohner am 3. Oktober die Polizei, weil Ibrahim sie bedrohte. Beim ersten Einsatz seien die Beamt*innen nach einem Gespräch wieder gefahren. Als das zweite Mal eine Streife kam, sei Ibrahim mitgenommen worden. Ihnen sei gesagt worden, er bleibe dort über Nacht, erinnert sich Ali Hashim*, ein anderer langjähriger Mitbewohner. Ibrahim habe selbst angeboten, sich in Gewahrsam zu begeben, sagt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Stade gegenüber der taz. In Absprache mit einem Gericht habe man sich aber dagegen entschieden, ihn in eine Klinik einzuweisen. Ali Hashim kann das nicht verstehen. Er fühlt sich nicht ernst genommen: „Es war klar, dass er krank ist.“ (…) Nach dem zweiten Einsatz am 3. Oktober kam Ibrahim trotz seiner Verfassung wieder zurück, erzählt Hashim. Als ein Teil der Bewohner der Unterkunft am Abend im Erdgeschoss gesessen habe, habe Ibrahim sie wieder mit einem Messer bedroht. Sie riefen zum dritten Mal die Polizei. Ibrahim habe sich in sein Zimmer im ersten Stock zurückgezogen. Vier Polizist*innen seien gekommen. „Wir haben nur gehört, wie sie gerufen haben, er soll das Messer wegwerfen“, sagt Hashim. „Und die Schüsse. Vier Schüsse.“ Einen Mitbewohner, der ebenfalls im ersten Stock war, hätten die Beamt*innen davor angewiesen, in seinem Zimmer zu bleiben, habe dieser Hashim erzählt. Zwei Kugeln hätten ihn nur knapp verfehlt. (…) Der Fall mache deutlich, dass Polizist*innen dringend im Umgang mit psychisch erkrankten Geflüchteten geschult werden müssen, schreibt das Netzwerk für traumatisierte Geflüchtete in Niedersachsen in einer Pressemitteilung. Fachärzt*innen, im Mindesten Psycholog*innen, müssten bei entsprechenden Einsätzen hinzugezogen werden. Wichtig sei jetzt vor allem, eine gute Betreuung der Betroffenen in der Unterkunft zu gewährleisten. (…) Über die Geschehnisse sind die ehemaligen Mitbewohner Ibrahims so schockiert und wütend, dass sie am 23. Oktober in Stade um 14 Uhr vor dem Rathaus demonstrieren wollen. „Black Lives Still Matter“ steht auf einem Bild, das zur Mobilisierung versendet wird…“ Artikel von Michael Trammer vom 19.10.2021 in der taz online externer Link
  • Siehe auch den Flüchtlingsrat Niedersachsen dazu externer Link samt Pressespiegel
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=194092
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