Leben im Abseits. Um eine Rückkehr ins Herkunftsland zu erzwingen, wird einigen Geflüchteten die soziale Teilhabe verwehrt – mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen

18.3.2017: Bündnis »Welcome2Stay« protestiert gegen die Abschiebepraxis der EU und die Asylpakete„Nur eine „verschwindend geringe Zahl“ der Asylsuchenden verlässt bei einem negativen Bescheid Deutschland freiwillig wieder oder wird abgeschoben, stellt der Mitarbeiter einer Beratungsstelle in Sachsen fest. „Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben. Die Rückführung in der Masse wird nicht stattfinden. Wir sollten alle Kraft aufwenden, um die Integration zu fördern“, fasst der Mitarbeiter einer niedersächsischen Industrie- und Handelskammer aktuelle politische Debatten zusammen. Konservativ geführte Innenministerien und Ausländerbehörden setzen trotzdem weiter auf Exklusion, um eine erhöhte Ausreisequote zu erreichen. Abgelehnten Asylbewerbern, Menschen aus so genannten ‚sicheren Herkunftsstaaten‘ und Asylsuchenden mit vermeintlich ‚schlechter Bleibeperspektive‘, wird eine soziale Teilhabe an der Gesellschaft teilweise verwehrt, indem ihnen Arbeitsverbote erteilt werden oder die Teilnahme an Integrationskursen verweigert wird. (…) Effekt dieser Strategie war in den vergangenen Jahren kaum eine höhere Ausreisequote, sondern vor allem der Ausschluss der Betroffenen aus der Gesellschaft – mit gravierenden Folgen unter anderem für ihre psychische Gesundheit. (…) Wenn Geflüchtete die Einrichtungen verließen, seien sie in der Regel tiefgreifend „zermürbt“, wodurch ihre gesellschaftliche Integration nachhaltig gefährdet werde: „Die Ehrenamtlichen sind teilweise auch frustriert von den behördlichen Barrieren, die den Geflüchteten vor die Füße gelegt werden. Und dann kommen dazu noch frustrierte Flüchtige. Das ist keine besonders gute Voraussetzung für eine flüssige Integration.“ Infolge der mit ihrem Status verbundenen fortwährenden Ausschluss- und Diskriminierungserfahrungen, bedauert die Mitarbeiterin einer Kommune in Bayern, seien einige Geflüchtete „total gebrochen. Die sind psychisch so beeinträchtigt, dass man da einfach auch sagen muss, das Thema Arbeitsmarktintegration, das ist dann jetzt auch dauerhaft einfach abgehakt. Das ist die Folge politischer Entscheidungen.“…“ Beitrag von Doreen Bormann und Nikolai Huke vom 25. März 2020 bei ‚Der Freitag‘ online externer Link (eine gedruckte Version des Artikel ist in der Zeitschrift analyse & kritik erschienen)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=167354
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