[Buch] Die Würde des Menschen ist abschiebbar. Einblicke in Geschichte, Bedingungen und Realitäten deutscher Abschiebehaft

[Buch] Die Würde des Menschen ist abschiebbar. Einblicke in Geschichte, Bedingungen und Realitäten deutscher AbschiebehaftDieses Buch vereint politischen Bericht und Wissenschaft. Im Rahmen des politischen Aktivismus der Autor*innen gegen die Abschiebegefängnisse in Darmstadt und Büren entstanden Texte zu Haftbedingungen, Gerichtsakten, Isolationshaft und Gespräche mit Inhaftierten über ihre Ausschlusserfahrungen in Deutschland und ihren Herkunftsländern. Eingeleitet wird das Buch mit einer historischen Einordnung der Institution Abschiebehaft und dem aktuellen rechtlichen Rahmen. Somit dient es auch als eine Einführung in die Thematik Abschiebehaft. Es gibt Antworten auf die Fragen: Was ist und war Abschiebehaft? Wer ist davon betroffen? Wie verläuft der institutionelle Prozess der Abschiebehaft? Abschiebehaft ist nur als ein Teil der rassistischen politischen Ordnung zu sehen, durch die Menschen sozial ausgeschlossen werden. In der Analyse werden Theorien und Methoden der Kritischen Kriminologie, Kritischen Sozialen Arbeit, institutional ethnography, Rassismuskritik und des Postkolonialismus verwendet.“ edition assemblage zum am 29.7.2021 erscheinenden Buch von Lina Droste und Sebastian Nitschke – siehe weitere Informationen und als Vorabdruck und Leseprobe im LabourNet Germany das Inhaltsverzeichnis und das Vorwort von Frank Gockel (vom Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren) – wir danken!

  • Das Buch „Die Würde des Menschen ist abschiebbar. Einblicke in Geschichte, Bedingungen und Realitäten deutscher Abschiebehaft“:
  • Wer liest dieses Buch?
    Die Falschen.
    Nein, liebe Leser*innenschaft, Ihr gehört nicht zu den Falschen, denn ihr lest dieses Buch. Ich vermute nämlich, dass die Leser*innen dieses Buches diejenigen sind, die sich bereits auf unterschiedliche Weise mit der Grausamkeit der Abschiebemaschinerie auseinandersetzen. Einige gehen in die Gefängnisse und besuchen die Inhaftierten hinter den Mauern, andere arbeiten juristisch zu den Themen. Viele versuchen bereits im Vorfeld Menschen ohne deutschen Pass vor der unmenschlichen Abschiebepolitik zu schützen. Andere machen politischen Druck durch Vorträge, auf den Straßen oder in den Parlamenten, einige arbeiten wissenschaftlich zu dem Thema. Ein paar ganz mutige Menschen befreien Abschiebegefangene oder sprengen die Mauern der Abschiebeknäste wie in Berlin-Grünau. Ein großer Teil von Euch wird dieses Buch aber einfach nur aus Interesse lesen, weil Ihr Euch mit der Unmenschlichkeit der Abschiebemaschinerie auseinandersetzen wollt. Euch allen sei mein tiefster Dank ausgesprochen. Ihr seid die Richtigen. Und doch seid ihr nicht diejenigen, die ich mir als Leser*innenschaft für dieses Buch wünsche. Dieses Buch sollten diejenigen lesen, die konkret in ihren Positionen die Verantwortung tragen.
    Es sind die Politiker*innen, die die Gesetze in den Landesparlamenten und im Bundesparlament gemacht haben und es sind die Politiker*innen, die dazu geschwiegen haben, weil sie genau wissen, dass sie, wenn sie an die Macht kommen, nichts ändern werden. Es sind die Mitarbeitenden im Bundesamt, die in ihren Entscheidungen über die Existenzen von Menschen entscheiden und es allzu oft vorziehen oder die Konsequenz in Kauf nehmen, Leben zu zerstören. Es sind die Mitarbeitenden in den Ausländerbehörden, die mit Duldungen Menschen Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr in Angstzuständen halten, um sie in Not und Elend, Folter und Tod abzuschieben. Es sind die Richter*innen, die ohne Hinzusehen den Haftanträgen der Ausländerbehörde vertrauen und ungeprüft unterzeichnen. Es sind die Polizist*innen, die die Menschen für die Ausländerbehörden fangen und nach der Abschiebehaft mit nicht selten brutaler Gewalt in die Flugzeuge zwingen. Es sind die Mitarbeitenden in den Gefängnissen, die die Gefangenen unmenschlich behandeln und es sind die Gefängnisleitungen, die ihr bestreben darauf ausrichten, den Gefangenen in ihrer noch kurzen Zeit in Deutschland das Leben zur Hölle zur machen.
    Die zweite Gruppe, die dieses Buch lesen sollten und es nicht tun, sind die Menschen, die ohne Nachzudenken davon ausgehen, dass „die Regierung“ alles richtig mache…“ das Vorwort von Frank Gockel 
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191365
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