Weiterarbeiten, weiterleben, irgendwie. Arbeitsmigranten aus Osteuropa sind in der Coronakrise schutzlos

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im ShitstormWer krank wird, verliert oft Job und Obdach. Medizinische Versorgung gibt es kaum. Drei Tagelöhner berichten. (…) Die drei Bulgaren, die auf dem sogenannten Arbeiterstrich ihr Geld verdienen, haben durch die Corona-Pandemie gerade noch mehr Probleme als sonst: Sie haben kaum Rücklagen, kommen wegen des Lockdowns aber teils schwerer an Arbeit. Sie leben in prekären Verhältnissen, was einen schweren Verlauf der Lungenkrankheit Covid-19 zu begünstigen droht. Gleichzeitig ist ärztliche Notbetreuung für sie gerade noch rarer. Es gibt Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Menschen in Deutschland, die gerade solche Sorgen bedrücken. Scheinselbstständige, oft aus Rumänien und Bulgarien, die hierher kamen, um nach jahrzehntelanger Wirtschaftsflaute in ihren Heimatländern eine vernünftige Arbeit zu finden – und die allzu oft im deutschen Schattenarbeitsmarkt steckenblieben. Treppenhäuser putzen, Container ausladen, Fleisch zerlegen, alte Menschen pflegen: Ohne Menschen wie Angelov, Velev und Panov wären Lebensmittel und Dienstleistungen in Deutschland wohl viel teurer. Die Tagelöhner schuften bis zu zwölf Stunden pro Tag, bis zu sechs Tage die Woche, für fünf bis zehn Euro die Stunde, meistens schwarz, meist ohne gültige Verträge. Der Zoll, der gegen Schwarzarbeit vorgehen soll, ist chronisch unterbesetzt und behelligt sie selten. Die meisten bleiben dennoch in Deutschland. Unterm Strich verdienen sie oft deutlich mehr, als in einem ordnungsgemäßen Job in der Heimat. Der Preis dafür ist ein Leben fast ohne Sicherheiten. Eine ewige Suche nach der nächsten Gelegenheit. In der Coronakrise gilt das mehr denn je. Es gilt jetzt weiterzuarbeiten. Weiterzuleben. Irgendwie…“ Reportage von Stefan Schultz vom 29.03.2020 beim Spiegel online externer Link

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=168501
nach oben